vielfachen Unterleibs- und allgemeinen Leiden führen müssen, und indem die Heilkraft der Natur hierbey fast unvermögend erscheint, würde die Prognose sehr ungünstig gestellt werden müssen, ließe nicht das Uebel eine leichte und sichere Heilung zu. Angehend 2) den Verlauf des Krankheitszustandes bey der durch gesunkene Reproduktion verzögerten Menstrualfunk- tion, so ist derselbe schon §. 155. u. 156. erörtert worden und wir fügen hinsichtlich der Prognose nur bey, daß die- selbe abzuwägen sey theils nach dem Grade, der Dauer, so wie der leichtern oder schwerern Heilbarkeit der die Störun- gen herbeyführenden Krankheiten (wobey denn in der Regel acute Krankheiten eine bessere Prognose als chronische zulas- sen), theils nach der eigenthümlichen Constitution der Kranken, theils nach den äußern Verhältnissen, in wiefern sie überhaupt der Heilung günstig sind oder nicht, und in wiefern sie, wenn in ihnen der Grund der Verzögerung selbst liegt, gehoben werden können.
§. 160.
Die krankhaften Zufälle ferner, welche von der 3ten Ursache herbeygeführt werden, sind gewöhnlich besonders lang- wierig, ihr Verlauf jedoch nach stärkerm oder schwächerm Körperbau, günstigern oder ungünstigern äußern Verhältnissen verschieden; nie kann jedoch hier die Prognose sehr vortheil- haft gestellt werden, indem die Hauptursache, d. i. der un- weibliche allgemeine Habitus, nicht zu beseitigen ist, viel- mehr gewöhnlich, auch nachdem die Menstruation endlich er- schienen ist, einen unregelmäßigen und unvollkommenen Gang derselben (wovon noch unten) zu veranlassen pflegt. -- End- lich die 4te Ursache betreffend, so sind zwar die Zufälle, welche hier eintreten, oft sehr stürmisch, allein theils ist da- bey die Natur selbst weit mehr als bey andern hülfreich, theils gelingt es der Kunst hier weit leichter und sicherer Abhülfe zu schaffen, und die Prognose wird daher im Gan- zen vortheilhafter gestellt werden können.
schwärzliche, sonst aber unverdorbene Blutmasse bey der Operation ausfließt. Lavagna hält auch von dieser Erscheinung den Mangel des Faserstoffes für die Ursache. S. Meckels Archiv. IV. S. 152.
vielfachen Unterleibs- und allgemeinen Leiden fuͤhren muͤſſen, und indem die Heilkraft der Natur hierbey faſt unvermoͤgend erſcheint, wuͤrde die Prognoſe ſehr unguͤnſtig geſtellt werden muͤſſen, ließe nicht das Uebel eine leichte und ſichere Heilung zu. Angehend 2) den Verlauf des Krankheitszuſtandes bey der durch geſunkene Reproduktion verzoͤgerten Menſtrualfunk- tion, ſo iſt derſelbe ſchon §. 155. u. 156. eroͤrtert worden und wir fuͤgen hinſichtlich der Prognoſe nur bey, daß die- ſelbe abzuwaͤgen ſey theils nach dem Grade, der Dauer, ſo wie der leichtern oder ſchwerern Heilbarkeit der die Stoͤrun- gen herbeyfuͤhrenden Krankheiten (wobey denn in der Regel acute Krankheiten eine beſſere Prognoſe als chroniſche zulaſ- ſen), theils nach der eigenthuͤmlichen Conſtitution der Kranken, theils nach den aͤußern Verhaͤltniſſen, in wiefern ſie uͤberhaupt der Heilung guͤnſtig ſind oder nicht, und in wiefern ſie, wenn in ihnen der Grund der Verzoͤgerung ſelbſt liegt, gehoben werden koͤnnen.
§. 160.
Die krankhaften Zufaͤlle ferner, welche von der 3ten Urſache herbeygefuͤhrt werden, ſind gewoͤhnlich beſonders lang- wierig, ihr Verlauf jedoch nach ſtaͤrkerm oder ſchwaͤcherm Koͤrperbau, guͤnſtigern oder unguͤnſtigern aͤußern Verhaͤltniſſen verſchieden; nie kann jedoch hier die Prognoſe ſehr vortheil- haft geſtellt werden, indem die Haupturſache, d. i. der un- weibliche allgemeine Habitus, nicht zu beſeitigen iſt, viel- mehr gewoͤhnlich, auch nachdem die Menſtruation endlich er- ſchienen iſt, einen unregelmaͤßigen und unvollkommenen Gang derſelben (wovon noch unten) zu veranlaſſen pflegt. — End- lich die 4te Urſache betreffend, ſo ſind zwar die Zufaͤlle, welche hier eintreten, oft ſehr ſtuͤrmiſch, allein theils iſt da- bey die Natur ſelbſt weit mehr als bey andern huͤlfreich, theils gelingt es der Kunſt hier weit leichter und ſicherer Abhuͤlfe zu ſchaffen, und die Prognoſe wird daher im Gan- zen vortheilhafter geſtellt werden koͤnnen.
ſchwaͤrzliche, ſonſt aber unverdorbene Blutmaſſe bey der Operation ausfließt. Lavagna haͤlt auch von dieſer Erſcheinung den Mangel des Faſerſtoffes fuͤr die Urſache. S. Meckels Archiv. IV. S. 152.
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vielfachen Unterleibs- und allgemeinen Leiden fuͤhren muͤſſen,
und indem die Heilkraft der Natur hierbey faſt unvermoͤgend
erſcheint, wuͤrde die Prognoſe ſehr unguͤnſtig geſtellt werden
muͤſſen, ließe nicht das Uebel eine leichte und ſichere Heilung
zu. Angehend 2) den Verlauf des Krankheitszuſtandes bey
der durch geſunkene Reproduktion verzoͤgerten Menſtrualfunk-
tion, ſo iſt derſelbe ſchon §. 155. u. 156. eroͤrtert worden
und wir fuͤgen hinſichtlich der Prognoſe nur bey, daß die-
ſelbe abzuwaͤgen ſey theils nach dem Grade, der Dauer, ſo
wie der leichtern oder ſchwerern Heilbarkeit der die Stoͤrun-
gen herbeyfuͤhrenden Krankheiten (wobey denn in der Regel
acute Krankheiten eine beſſere Prognoſe als chroniſche zulaſ-
ſen), theils nach der eigenthuͤmlichen Conſtitution der Kranken,
theils nach den aͤußern Verhaͤltniſſen, in wiefern ſie uͤberhaupt der
Heilung guͤnſtig ſind oder nicht, und in wiefern ſie, wenn in ihnen
der Grund der Verzoͤgerung ſelbſt liegt, gehoben werden koͤnnen.
§. 160.
Die krankhaften Zufaͤlle ferner, welche von der 3ten
Urſache herbeygefuͤhrt werden, ſind gewoͤhnlich beſonders lang-
wierig, ihr Verlauf jedoch nach ſtaͤrkerm oder ſchwaͤcherm
Koͤrperbau, guͤnſtigern oder unguͤnſtigern aͤußern Verhaͤltniſſen
verſchieden; nie kann jedoch hier die Prognoſe ſehr vortheil-
haft geſtellt werden, indem die Haupturſache, d. i. der un-
weibliche allgemeine Habitus, nicht zu beſeitigen iſt, viel-
mehr gewoͤhnlich, auch nachdem die Menſtruation endlich er-
ſchienen iſt, einen unregelmaͤßigen und unvollkommenen Gang
derſelben (wovon noch unten) zu veranlaſſen pflegt. — End-
lich die 4te Urſache betreffend, ſo ſind zwar die Zufaͤlle,
welche hier eintreten, oft ſehr ſtuͤrmiſch, allein theils iſt da-
bey die Natur ſelbſt weit mehr als bey andern huͤlfreich,
theils gelingt es der Kunſt hier weit leichter und ſicherer
Abhuͤlfe zu ſchaffen, und die Prognoſe wird daher im Gan-
zen vortheilhafter geſtellt werden koͤnnen.
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*) ſchwaͤrzliche, ſonſt aber unverdorbene Blutmaſſe bey der Operation
ausfließt. Lavagna haͤlt auch von dieſer Erſcheinung den Mangel
des Faſerſtoffes fuͤr die Urſache. S. Meckels Archiv. IV. S. 152.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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