dauer der Menstruation unmöglich geworden ist; auch hier muß dann Diät, Lebensweise und selbst ärztliche Behandlung auf ähnliche Weise geordnet werden, wie es bey Gelegenheit der durch männlichen Habitus verzögerten Menstrualfunktion, sobald plethorischer Zustand sich zeigt, erwähnt wurde (§. 167.).
B.Unvollkommne Menstrualfunktion.
§. 170.
Ein Zustand, welcher viel Verwandtes mit der zuvor betrachteten verzögerten Entwicklung der Menstrualfunktion hat, ihr öfters nachfolgt, und auf sehr verschiedene Weise sich äußerlich zu erkennen giebt. Wir definiren denselben im Allgemeinen so, daß alle Verhältnisse dieser Funktion darun- ter begriffen werden, bey welchen sie, obwohl wirklich in Thätigkeit getreten, doch sowohl ihrer Periodicität, Quan- tität und Qualität, als ihrer sie begleitenden Vorboten und Quellen nach, zum Nachtheile des allgemeinen Be- findens, unter das Maaß zurückgesetzt erscheint, welches wir oben (§. 119. u. f.) als die allgemeine Norm festgesetzt hatten. -- Je nachdem nun übrigens diese Unvollkommenheit in einer oder der andern Hinsicht sich offenbart, kann man sodann Veranlassung nehmen, mehrere Unterarten zu unter- scheiden, wohin denn rücksichtlich der Periodicität die zu sel- tene oder unordentliche, rücksichtlich der Quantität die zu ge- ringe, rücksichtlich der Qualität die mißfarbige, rücksicht- lich der begleitenden Moliminum die schmerzhafte, und rück- sichtlich der Quellen die aus andern Organen fließende Men- struation gehören; Trennungen, welche jedoch als symptoma- tisch weniger Gewicht haben und im Einzelnen selbst für die Behandlung nur wenige Modifikationen erfordern, sobald das Wesentliche der unvollkommenen Menstrualfunktion, seinen ursächlichen Verhältnissen, seinen Aeußerungen und seiner Hei- lung nach zur deutlichen Anschauung gebracht ist, wovon wir daher zunächst im Allgemeinen handeln.
dauer der Menſtruation unmoͤglich geworden iſt; auch hier muß dann Diaͤt, Lebensweiſe und ſelbſt aͤrztliche Behandlung auf aͤhnliche Weiſe geordnet werden, wie es bey Gelegenheit der durch maͤnnlichen Habitus verzoͤgerten Menſtrualfunktion, ſobald plethoriſcher Zuſtand ſich zeigt, erwaͤhnt wurde (§. 167.).
B.Unvollkommne Menſtrualfunktion.
§. 170.
Ein Zuſtand, welcher viel Verwandtes mit der zuvor betrachteten verzoͤgerten Entwicklung der Menſtrualfunktion hat, ihr oͤfters nachfolgt, und auf ſehr verſchiedene Weiſe ſich aͤußerlich zu erkennen giebt. Wir definiren denſelben im Allgemeinen ſo, daß alle Verhaͤltniſſe dieſer Funktion darun- ter begriffen werden, bey welchen ſie, obwohl wirklich in Thaͤtigkeit getreten, doch ſowohl ihrer Periodicitaͤt, Quan- titaͤt und Qualitaͤt, als ihrer ſie begleitenden Vorboten und Quellen nach, zum Nachtheile des allgemeinen Be- findens, unter das Maaß zuruͤckgeſetzt erſcheint, welches wir oben (§. 119. u. f.) als die allgemeine Norm feſtgeſetzt hatten. — Je nachdem nun uͤbrigens dieſe Unvollkommenheit in einer oder der andern Hinſicht ſich offenbart, kann man ſodann Veranlaſſung nehmen, mehrere Unterarten zu unter- ſcheiden, wohin denn ruͤckſichtlich der Periodicitaͤt die zu ſel- tene oder unordentliche, ruͤckſichtlich der Quantitaͤt die zu ge- ringe, ruͤckſichtlich der Qualitaͤt die mißfarbige, ruͤckſicht- lich der begleitenden Moliminum die ſchmerzhafte, und ruͤck- ſichtlich der Quellen die aus andern Organen fließende Men- ſtruation gehoͤren; Trennungen, welche jedoch als ſymptoma- tiſch weniger Gewicht haben und im Einzelnen ſelbſt fuͤr die Behandlung nur wenige Modifikationen erfordern, ſobald das Weſentliche der unvollkommenen Menſtrualfunktion, ſeinen urſaͤchlichen Verhaͤltniſſen, ſeinen Aeußerungen und ſeiner Hei- lung nach zur deutlichen Anſchauung gebracht iſt, wovon wir daher zunaͤchſt im Allgemeinen handeln.
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dauer der Menſtruation unmoͤglich geworden iſt; auch hier
muß dann Diaͤt, Lebensweiſe und ſelbſt aͤrztliche Behandlung
auf aͤhnliche Weiſe geordnet werden, wie es bey Gelegenheit
der durch maͤnnlichen Habitus verzoͤgerten Menſtrualfunktion,
ſobald plethoriſcher Zuſtand ſich zeigt, erwaͤhnt wurde (§. 167.).
B. Unvollkommne Menſtrualfunktion.
§. 170.
Ein Zuſtand, welcher viel Verwandtes mit der zuvor
betrachteten verzoͤgerten Entwicklung der Menſtrualfunktion
hat, ihr oͤfters nachfolgt, und auf ſehr verſchiedene Weiſe
ſich aͤußerlich zu erkennen giebt. Wir definiren denſelben im
Allgemeinen ſo, daß alle Verhaͤltniſſe dieſer Funktion darun-
ter begriffen werden, bey welchen ſie, obwohl wirklich in
Thaͤtigkeit getreten, doch ſowohl ihrer Periodicitaͤt, Quan-
titaͤt und Qualitaͤt, als ihrer ſie begleitenden Vorboten und
Quellen nach, zum Nachtheile des allgemeinen Be-
findens, unter das Maaß zuruͤckgeſetzt erſcheint, welches
wir oben (§. 119. u. f.) als die allgemeine Norm feſtgeſetzt
hatten. — Je nachdem nun uͤbrigens dieſe Unvollkommenheit
in einer oder der andern Hinſicht ſich offenbart, kann man
ſodann Veranlaſſung nehmen, mehrere Unterarten zu unter-
ſcheiden, wohin denn ruͤckſichtlich der Periodicitaͤt die zu ſel-
tene oder unordentliche, ruͤckſichtlich der Quantitaͤt die zu ge-
ringe, ruͤckſichtlich der Qualitaͤt die mißfarbige, ruͤckſicht-
lich der begleitenden Moliminum die ſchmerzhafte, und ruͤck-
ſichtlich der Quellen die aus andern Organen fließende Men-
ſtruation gehoͤren; Trennungen, welche jedoch als ſymptoma-
tiſch weniger Gewicht haben und im Einzelnen ſelbſt fuͤr die
Behandlung nur wenige Modifikationen erfordern, ſobald das
Weſentliche der unvollkommenen Menſtrualfunktion, ſeinen
urſaͤchlichen Verhaͤltniſſen, ſeinen Aeußerungen und ſeiner Hei-
lung nach zur deutlichen Anſchauung gebracht iſt, wovon
wir daher zunaͤchſt im Allgemeinen handeln.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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