fordern können, daß z. B. Neigung zur Säureerzeugung die Anwendung absorbirender und aromatisch bitterer Mittel, das Erscheinen scrofulöser Geschwüre, so wie der Hautausschläge eine vorsichtige nicht auf zu plötzliche Unterdrückung gerich- tete Behandlung nöthig mache, läßt sich so leicht aus den Regeln der allgemeinen Therapie folgern, daß ausführliche Erörterungen hierüber unnöthig scheinen.
§. 228.
Eigentlich würden nun an diesem Orte auch die übri- gen, dem weiblichen Geschlecht in der Periode der Puber- tätsentwicklung vorzüglich gefährlichen Reproduktionskrankhei- ten, namentlich die ohne Eiterung erfolgenden langsamen Auszehrungen sowohl, als die mit Eitererzeugung verbun- denen Schwindsuchten, aufzuführen seyn, indeß da diese Krankheitsformen im Wesentlichen auf gleiche Weise auch dem männlichen Geschlecht eigen sind, auch nicht zu sagen ist, daß die Behandlung derselben in dem einen Geschlechte auf irgend verschiedenen Regeln als in dem andern beruhe, so muß dem Plane dieses Werkes gemäß, ihre weitere Betrach- tung übergangen werden, und wir wenden uns daher viel- mehr zu den:
2. Verstimmungen der animalen Funktionen während der Pubertätsentwicklung.
§. 229.
Obwohl nämlich auch diese Zufälle dem weiblichen Ge- schlecht weniger ausschließend angehören, als etwa die Bleich- sucht oder die Fehler der Menstrualfunktion, so sind doch die Formen derselben zum Theil so auffallend, und oft an das Wunderbare gränzend, zum Theil werden sie auch durch das Eigenthümliche der psychischen Natur des Weibes so sehr modifizirt, daß wir die Betrachtung derselben um so weniger ausschließen dürfen, da sie zumal auch als Symp- tome anderer Krankheiten vorkommen, auf alle Weise aber dem Arzte für weibliche Krankheiten die genaue Kenntniß
fordern koͤnnen, daß z. B. Neigung zur Saͤureerzeugung die Anwendung abſorbirender und aromatiſch bitterer Mittel, das Erſcheinen ſcrofuloͤſer Geſchwuͤre, ſo wie der Hautausſchlaͤge eine vorſichtige nicht auf zu ploͤtzliche Unterdruͤckung gerich- tete Behandlung noͤthig mache, laͤßt ſich ſo leicht aus den Regeln der allgemeinen Therapie folgern, daß ausfuͤhrliche Eroͤrterungen hieruͤber unnoͤthig ſcheinen.
§. 228.
Eigentlich wuͤrden nun an dieſem Orte auch die uͤbri- gen, dem weiblichen Geſchlecht in der Periode der Puber- taͤtsentwicklung vorzuͤglich gefaͤhrlichen Reproduktionskrankhei- ten, namentlich die ohne Eiterung erfolgenden langſamen Auszehrungen ſowohl, als die mit Eitererzeugung verbun- denen Schwindſuchten, aufzufuͤhren ſeyn, indeß da dieſe Krankheitsformen im Weſentlichen auf gleiche Weiſe auch dem maͤnnlichen Geſchlecht eigen ſind, auch nicht zu ſagen iſt, daß die Behandlung derſelben in dem einen Geſchlechte auf irgend verſchiedenen Regeln als in dem andern beruhe, ſo muß dem Plane dieſes Werkes gemaͤß, ihre weitere Betrach- tung uͤbergangen werden, und wir wenden uns daher viel- mehr zu den:
2. Verſtimmungen der animalen Funktionen waͤhrend der Pubertaͤtsentwicklung.
§. 229.
Obwohl naͤmlich auch dieſe Zufaͤlle dem weiblichen Ge- ſchlecht weniger ausſchließend angehoͤren, als etwa die Bleich- ſucht oder die Fehler der Menſtrualfunktion, ſo ſind doch die Formen derſelben zum Theil ſo auffallend, und oft an das Wunderbare graͤnzend, zum Theil werden ſie auch durch das Eigenthuͤmliche der pſychiſchen Natur des Weibes ſo ſehr modifizirt, daß wir die Betrachtung derſelben um ſo weniger ausſchließen duͤrfen, da ſie zumal auch als Symp- tome anderer Krankheiten vorkommen, auf alle Weiſe aber dem Arzte fuͤr weibliche Krankheiten die genaue Kenntniß
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fordern koͤnnen, daß z. B. Neigung zur Saͤureerzeugung die
Anwendung abſorbirender und aromatiſch bitterer Mittel, das
Erſcheinen ſcrofuloͤſer Geſchwuͤre, ſo wie der Hautausſchlaͤge
eine vorſichtige nicht auf zu ploͤtzliche Unterdruͤckung gerich-
tete Behandlung noͤthig mache, laͤßt ſich ſo leicht aus den
Regeln der allgemeinen Therapie folgern, daß ausfuͤhrliche
Eroͤrterungen hieruͤber unnoͤthig ſcheinen.
§. 228.
Eigentlich wuͤrden nun an dieſem Orte auch die uͤbri-
gen, dem weiblichen Geſchlecht in der Periode der Puber-
taͤtsentwicklung vorzuͤglich gefaͤhrlichen Reproduktionskrankhei-
ten, namentlich die ohne Eiterung erfolgenden langſamen
Auszehrungen ſowohl, als die mit Eitererzeugung verbun-
denen Schwindſuchten, aufzufuͤhren ſeyn, indeß da dieſe
Krankheitsformen im Weſentlichen auf gleiche Weiſe auch dem
maͤnnlichen Geſchlecht eigen ſind, auch nicht zu ſagen iſt,
daß die Behandlung derſelben in dem einen Geſchlechte auf
irgend verſchiedenen Regeln als in dem andern beruhe, ſo
muß dem Plane dieſes Werkes gemaͤß, ihre weitere Betrach-
tung uͤbergangen werden, und wir wenden uns daher viel-
mehr zu den:
2.
Verſtimmungen der animalen Funktionen waͤhrend
der Pubertaͤtsentwicklung.
§. 229.
Obwohl naͤmlich auch dieſe Zufaͤlle dem weiblichen Ge-
ſchlecht weniger ausſchließend angehoͤren, als etwa die Bleich-
ſucht oder die Fehler der Menſtrualfunktion, ſo ſind doch die
Formen derſelben zum Theil ſo auffallend, und oft an das
Wunderbare graͤnzend, zum Theil werden ſie auch durch
das Eigenthuͤmliche der pſychiſchen Natur des Weibes ſo
ſehr modifizirt, daß wir die Betrachtung derſelben um ſo
weniger ausſchließen duͤrfen, da ſie zumal auch als Symp-
tome anderer Krankheiten vorkommen, auf alle Weiſe aber
dem Arzte fuͤr weibliche Krankheiten die genaue Kenntniß
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/192>, abgerufen am 21.11.2024.
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