und den Mastdarm fortpflanzen; ferner bey beträchtlicher An- schwellung des Uterus, Hemmungen in Stuhl- und Harn- ausleerungen, nach und nach eintretende Verdauungsleiden, kachektisches Ansehen, Wasseransammlungen in der Bauch- höhle und ödematöse Geschwulst der Füße. Endlich vorzüg- lich Störungen der Geschlechtsverrichtungen, unordentliche, zu starke und häufige, oder zu schwache und seltene Menstrua- tion, Leukorrhöe, und in höherm Grade des Uebels Unfrucht- barkeit, obwohl bey kleinerm Umfange der Geschwülste Schwän- gerung sehr wohl eintreten kann, jedoch Schwangerschaften eines steatomatösen Uterus oft durch Fehlgeburten unterbrochen werden, überhaupt aber die Diagnose dann durch gleichzeitige Schwangerschaft ausnehmend erschwert wird.
§. 412.
Die geburtshülfliche Untersuchung gewährt folgende Merk- male: 1) die Brüste zeigen sich zuweilen ungleich angeschwol- len und schmerzhaft; 2) der Unterleib ist nach der Größe der Geschwülste bald mehr, bald weniger ausgedehnt, na- mentlich ist jedoch die Härte über dem Schambogen oft wie bey einer Wöchnerin am vierten oder sechsten Tage nach der Entbindung charakteristisch, und wird als Uterus, namentlich durch gleichzeitig vorgenommene innere Untersuchung, erkannt und von andern krankhaften Geschwülsten der Bauchhöhle un- terschieden. 3) Die innere Untersuchung durch die Vagina zeigt den Mutterhals und Muttermund gewöhnlich etwas ge- schwollen, übrigens aber, wenn das Aftergebilde höher sitzt, im natürlichen Zustande, allein ihrer Lage nach verändert. So fand ich sie bey steatomatösen Auswüchsen an der Rückseite des Fruchthälters hochstehend und ganz gegen den Schambo- gen gepreßt; so ist sie mitunter nach der dem Sitze der Ge- schwulst gleichnamigen Seite, zuweilen auch stark nach rück- wärts gedrängt und schwer zu erreichen. Ist jedoch die ganze Gebärmuttersubstanz degenerirt, so zeigt auch die Vaginal- portion beträchtliche Abweichungen, fühlt sich höckerig, ver- größert, verhärtet an.
und den Maſtdarm fortpflanzen; ferner bey betraͤchtlicher An- ſchwellung des Uterus, Hemmungen in Stuhl- und Harn- ausleerungen, nach und nach eintretende Verdauungsleiden, kachektiſches Anſehen, Waſſeranſammlungen in der Bauch- hoͤhle und oͤdematoͤſe Geſchwulſt der Fuͤße. Endlich vorzuͤg- lich Stoͤrungen der Geſchlechtsverrichtungen, unordentliche, zu ſtarke und haͤufige, oder zu ſchwache und ſeltene Menſtrua- tion, Leukorrhoͤe, und in hoͤherm Grade des Uebels Unfrucht- barkeit, obwohl bey kleinerm Umfange der Geſchwuͤlſte Schwaͤn- gerung ſehr wohl eintreten kann, jedoch Schwangerſchaften eines ſteatomatoͤſen Uterus oft durch Fehlgeburten unterbrochen werden, uͤberhaupt aber die Diagnoſe dann durch gleichzeitige Schwangerſchaft ausnehmend erſchwert wird.
§. 412.
Die geburtshuͤlfliche Unterſuchung gewaͤhrt folgende Merk- male: 1) die Bruͤſte zeigen ſich zuweilen ungleich angeſchwol- len und ſchmerzhaft; 2) der Unterleib iſt nach der Groͤße der Geſchwuͤlſte bald mehr, bald weniger ausgedehnt, na- mentlich iſt jedoch die Haͤrte uͤber dem Schambogen oft wie bey einer Woͤchnerin am vierten oder ſechsten Tage nach der Entbindung charakteriſtiſch, und wird als Uterus, namentlich durch gleichzeitig vorgenommene innere Unterſuchung, erkannt und von andern krankhaften Geſchwuͤlſten der Bauchhoͤhle un- terſchieden. 3) Die innere Unterſuchung durch die Vagina zeigt den Mutterhals und Muttermund gewoͤhnlich etwas ge- ſchwollen, uͤbrigens aber, wenn das Aftergebilde hoͤher ſitzt, im natuͤrlichen Zuſtande, allein ihrer Lage nach veraͤndert. So fand ich ſie bey ſteatomatoͤſen Auswuͤchſen an der Ruͤckſeite des Fruchthaͤlters hochſtehend und ganz gegen den Schambo- gen gepreßt; ſo iſt ſie mitunter nach der dem Sitze der Ge- ſchwulſt gleichnamigen Seite, zuweilen auch ſtark nach ruͤck- waͤrts gedraͤngt und ſchwer zu erreichen. Iſt jedoch die ganze Gebaͤrmutterſubſtanz degenerirt, ſo zeigt auch die Vaginal- portion betraͤchtliche Abweichungen, fuͤhlt ſich hoͤckerig, ver- groͤßert, verhaͤrtet an.
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und den Maſtdarm fortpflanzen; ferner bey betraͤchtlicher An-
ſchwellung des Uterus, Hemmungen in Stuhl- und Harn-
ausleerungen, nach und nach eintretende Verdauungsleiden,
kachektiſches Anſehen, Waſſeranſammlungen in der Bauch-
hoͤhle und oͤdematoͤſe Geſchwulſt der Fuͤße. Endlich vorzuͤg-
lich Stoͤrungen der Geſchlechtsverrichtungen, unordentliche, zu
ſtarke und haͤufige, oder zu ſchwache und ſeltene Menſtrua-
tion, Leukorrhoͤe, und in hoͤherm Grade des Uebels Unfrucht-
barkeit, obwohl bey kleinerm Umfange der Geſchwuͤlſte Schwaͤn-
gerung ſehr wohl eintreten kann, jedoch Schwangerſchaften
eines ſteatomatoͤſen Uterus oft durch Fehlgeburten unterbrochen
werden, uͤberhaupt aber die Diagnoſe dann durch gleichzeitige
Schwangerſchaft ausnehmend erſchwert wird.
§. 412.
Die geburtshuͤlfliche Unterſuchung gewaͤhrt folgende Merk-
male: 1) die Bruͤſte zeigen ſich zuweilen ungleich angeſchwol-
len und ſchmerzhaft; 2) der Unterleib iſt nach der Groͤße
der Geſchwuͤlſte bald mehr, bald weniger ausgedehnt, na-
mentlich iſt jedoch die Haͤrte uͤber dem Schambogen oft wie
bey einer Woͤchnerin am vierten oder ſechsten Tage nach der
Entbindung charakteriſtiſch, und wird als Uterus, namentlich
durch gleichzeitig vorgenommene innere Unterſuchung, erkannt
und von andern krankhaften Geſchwuͤlſten der Bauchhoͤhle un-
terſchieden. 3) Die innere Unterſuchung durch die Vagina
zeigt den Mutterhals und Muttermund gewoͤhnlich etwas ge-
ſchwollen, uͤbrigens aber, wenn das Aftergebilde hoͤher ſitzt,
im natuͤrlichen Zuſtande, allein ihrer Lage nach veraͤndert. So
fand ich ſie bey ſteatomatoͤſen Auswuͤchſen an der Ruͤckſeite
des Fruchthaͤlters hochſtehend und ganz gegen den Schambo-
gen gepreßt; ſo iſt ſie mitunter nach der dem Sitze der Ge-
ſchwulſt gleichnamigen Seite, zuweilen auch ſtark nach ruͤck-
waͤrts gedraͤngt und ſchwer zu erreichen. Iſt jedoch die ganze
Gebaͤrmutterſubſtanz degenerirt, ſo zeigt auch die Vaginal-
portion betraͤchtliche Abweichungen, fuͤhlt ſich hoͤckerig, ver-
groͤßert, verhaͤrtet an.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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