Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

doch deshalb dieses Unternehmen nicht überhaupt als früher
gänzlich unversucht betrachtet werden dürfe, indem vielmehr
gerade die ältesten Schriften über diese Gegenstände keine
Trennung zwischen Geburtshülfe und Frauenkrankheitslehre an-
erkannten, wovon theils die dem Hippokrates zugeschrie-
benen Bücher, theils Moschions, theils des Octavii Ho-
ratiani Gynäcia,
theils des Albertus magnus, und Ande-
rer Schriften Zeugniß geben, welche man der Mehrzahl nach
in einzelnen Sammlungen *) abgedruckt finden kann. --
Doch ist es ja wohl das Schicksal der meisten Wissenschaften,
daß zwar schon der erste Blick in ihr Feld den Gesammtkreis
derselben ahnen läßt, späterhin aber die größere Ausbildung
einzelner Zweige mannigfaltige Spaltungen nöthig macht, bis
denn endlich die Vereinigung der getrennten Theile zu einem
Ganzen unumgänglich nothwendig wird.



*) Eine solche Sammlung wurde z. B. von Conrad Gesner be-
gonnen, von Casp. Wolf weiter geführt, von Casp. Bauhin u.
später von Israel Spach erneut und zwar unter dem Titel:
Gynaeciorum sive de mulierum tum communibus, tum gravida-
rum parientium, et puerperarum affectibus et morbis, Libri
Graecorum, Arabum, Latinorum veterum et recentium quotquot
extant etc. Argentin. 1597. Fol.

doch deshalb dieſes Unternehmen nicht uͤberhaupt als fruͤher
gaͤnzlich unverſucht betrachtet werden duͤrfe, indem vielmehr
gerade die aͤlteſten Schriften uͤber dieſe Gegenſtaͤnde keine
Trennung zwiſchen Geburtshuͤlfe und Frauenkrankheitslehre an-
erkannten, wovon theils die dem Hippokrates zugeſchrie-
benen Buͤcher, theils Moſchions, theils des Octavii Ho-
ratiani Gynäcia,
theils des Albertus magnus, und Ande-
rer Schriften Zeugniß geben, welche man der Mehrzahl nach
in einzelnen Sammlungen *) abgedruckt finden kann. —
Doch iſt es ja wohl das Schickſal der meiſten Wiſſenſchaften,
daß zwar ſchon der erſte Blick in ihr Feld den Geſammtkreis
derſelben ahnen laͤßt, ſpaͤterhin aber die groͤßere Ausbildung
einzelner Zweige mannigfaltige Spaltungen noͤthig macht, bis
denn endlich die Vereinigung der getrennten Theile zu einem
Ganzen unumgaͤnglich nothwendig wird.



*) Eine ſolche Sammlung wurde z. B. von Conrad Gesner be-
gonnen, von Caſp. Wolf weiter gefuͤhrt, von Caſp. Bauhin u.
ſpaͤter von Iſrael Spach erneut und zwar unter dem Titel:
Gynaeciorum sive de mulierum tum communibus, tum gravida-
rum parientium, et puerperarum affectibus et morbis, Libri
Graecorum, Arabum, Latinorum veterum et recentium quotquot
extant etc. Argentin. 1597. Fol.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0034" n="14"/>
doch deshalb die&#x017F;es Unternehmen nicht u&#x0364;berhaupt als fru&#x0364;her<lb/>
ga&#x0364;nzlich unver&#x017F;ucht betrachtet werden du&#x0364;rfe, indem vielmehr<lb/>
gerade die a&#x0364;lte&#x017F;ten Schriften u&#x0364;ber die&#x017F;e Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde keine<lb/>
Trennung zwi&#x017F;chen Geburtshu&#x0364;lfe und Frauenkrankheitslehre an-<lb/>
erkannten, wovon theils die dem <hi rendition="#g">Hippokrates</hi> zuge&#x017F;chrie-<lb/>
benen Bu&#x0364;cher, theils <hi rendition="#g">Mo&#x017F;chions</hi>, theils des <hi rendition="#aq">Octavii Ho-<lb/>
ratiani Gynäcia,</hi> theils des <hi rendition="#aq">Albertus magnus,</hi> und Ande-<lb/>
rer Schriften Zeugniß geben, welche man der Mehrzahl nach<lb/>
in einzelnen Sammlungen <note place="foot" n="*)">Eine &#x017F;olche Sammlung wurde z. B. von <hi rendition="#g">Conrad Gesner</hi> be-<lb/>
gonnen, von <hi rendition="#g">Ca&#x017F;p. Wolf</hi> weiter gefu&#x0364;hrt, von <hi rendition="#g">Ca&#x017F;p. Bauhin</hi> u.<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;ter von <hi rendition="#g">I&#x017F;rael Spach</hi> erneut und zwar unter dem Titel:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Gynaeciorum sive de mulierum tum communibus, tum gravida-<lb/>
rum parientium, et puerperarum affectibus et morbis, Libri<lb/>
Graecorum, Arabum, Latinorum veterum et recentium quotquot<lb/>
extant etc. Argentin. 1597. Fol.</hi></hi></note> abgedruckt finden kann. &#x2014;<lb/>
Doch i&#x017F;t es ja wohl das Schick&#x017F;al der mei&#x017F;ten Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften,<lb/>
daß zwar &#x017F;chon der er&#x017F;te Blick in ihr Feld den Ge&#x017F;ammtkreis<lb/>
der&#x017F;elben ahnen la&#x0364;ßt, &#x017F;pa&#x0364;terhin aber die gro&#x0364;ßere Ausbildung<lb/>
einzelner Zweige mannigfaltige Spaltungen no&#x0364;thig macht, bis<lb/>
denn endlich die Vereinigung der getrennten Theile zu einem<lb/>
Ganzen unumga&#x0364;nglich nothwendig wird.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0034] doch deshalb dieſes Unternehmen nicht uͤberhaupt als fruͤher gaͤnzlich unverſucht betrachtet werden duͤrfe, indem vielmehr gerade die aͤlteſten Schriften uͤber dieſe Gegenſtaͤnde keine Trennung zwiſchen Geburtshuͤlfe und Frauenkrankheitslehre an- erkannten, wovon theils die dem Hippokrates zugeſchrie- benen Buͤcher, theils Moſchions, theils des Octavii Ho- ratiani Gynäcia, theils des Albertus magnus, und Ande- rer Schriften Zeugniß geben, welche man der Mehrzahl nach in einzelnen Sammlungen *) abgedruckt finden kann. — Doch iſt es ja wohl das Schickſal der meiſten Wiſſenſchaften, daß zwar ſchon der erſte Blick in ihr Feld den Geſammtkreis derſelben ahnen laͤßt, ſpaͤterhin aber die groͤßere Ausbildung einzelner Zweige mannigfaltige Spaltungen noͤthig macht, bis denn endlich die Vereinigung der getrennten Theile zu einem Ganzen unumgaͤnglich nothwendig wird. *) Eine ſolche Sammlung wurde z. B. von Conrad Gesner be- gonnen, von Caſp. Wolf weiter gefuͤhrt, von Caſp. Bauhin u. ſpaͤter von Iſrael Spach erneut und zwar unter dem Titel: Gynaeciorum sive de mulierum tum communibus, tum gravida- rum parientium, et puerperarum affectibus et morbis, Libri Graecorum, Arabum, Latinorum veterum et recentium quotquot extant etc. Argentin. 1597. Fol.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/34
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/34>, abgerufen am 21.11.2024.