den Mastdarm entdeckt man auch den Gebärmutterkörper auf- getrieben und verhärtet, ja zuweilen selbst die Wände des Rectums angegriffen; wie denn die Zerstörungen dieser Krank- heit sich nicht nur auf die Muttertrompeten, Ovarien und Mutterscheide, sondern auf die ganzen Beckeneingeweide fort- setzen können.
§. 445.
Wenn nun auch aus den angegebenen Zeichen sich er- giebt, daß das völlig entwickelte Uebel nicht leicht zu ver- kennen sey, und im letzten Grade schwer eine Verwechselung mit andern gedacht werden könne, so ist dagegen eine solche Verwechselung in frühern Perioden um so leichter möglich, und zwar zunächst mit gutartigen Verhärtungen, welche öf- ters, wie auch H. Wenzel*) bemerkte, nach lang dauern- den Unterdrückungen der Monatsreinigung in Folge anderwei- tiger Krankheiten eintreten und wobey der Muttermund un- gewöhnlich hart, aufgeschwollen, mitunter wohl auch ungleich und empfindlich gefühlt wird, welches indeß dann gewöhnlich rein von Stockungen und Venenerweiterungen in der Substanz des Uterus abhängig ist und sich daher bey wieder eintreten- der Menstruation wieder verliert. Aehnliche Aufschwellungen bleiben, wie ich ebenfalls mehrmals bemerkte und auch von H. v. Siebold**), einstimmend mit H. Osiander, an- geführt wird, öfters nach schweren natürlichen oder künstli- chen Geburten zurück, sind wohl mit wahren Hämorrhoidal- zufällen verknüpft, und zertheilen sich demohnerachtet unter zweckmäßiger Leitung oft vollkommen, ohne alle Neigung zum Uebergange in offenes Krebsgeschwür. -- Die Beachtung der Entstehungsweise, die bessere allgemeine Constitution, das weniger lebhafte Umsichgreifen des Uebels, die mindere Schmerz- haftigkeit lassen indeß den Unterschied bald erkennen.
*) Krankh iten des Uterus. S. 117.
**) Handbuch der Frauenzimmerkrankheiten. Thl. I. S. 488.
den Maſtdarm entdeckt man auch den Gebaͤrmutterkoͤrper auf- getrieben und verhaͤrtet, ja zuweilen ſelbſt die Waͤnde des Rectums angegriffen; wie denn die Zerſtoͤrungen dieſer Krank- heit ſich nicht nur auf die Muttertrompeten, Ovarien und Mutterſcheide, ſondern auf die ganzen Beckeneingeweide fort- ſetzen koͤnnen.
§. 445.
Wenn nun auch aus den angegebenen Zeichen ſich er- giebt, daß das voͤllig entwickelte Uebel nicht leicht zu ver- kennen ſey, und im letzten Grade ſchwer eine Verwechſelung mit andern gedacht werden koͤnne, ſo iſt dagegen eine ſolche Verwechſelung in fruͤhern Perioden um ſo leichter moͤglich, und zwar zunaͤchſt mit gutartigen Verhaͤrtungen, welche oͤf- ters, wie auch H. Wenzel*) bemerkte, nach lang dauern- den Unterdruͤckungen der Monatsreinigung in Folge anderwei- tiger Krankheiten eintreten und wobey der Muttermund un- gewoͤhnlich hart, aufgeſchwollen, mitunter wohl auch ungleich und empfindlich gefuͤhlt wird, welches indeß dann gewoͤhnlich rein von Stockungen und Venenerweiterungen in der Subſtanz des Uterus abhaͤngig iſt und ſich daher bey wieder eintreten- der Menſtruation wieder verliert. Aehnliche Aufſchwellungen bleiben, wie ich ebenfalls mehrmals bemerkte und auch von H. v. Siebold**), einſtimmend mit H. Oſiander, an- gefuͤhrt wird, oͤfters nach ſchweren natuͤrlichen oder kuͤnſtli- chen Geburten zuruͤck, ſind wohl mit wahren Haͤmorrhoidal- zufaͤllen verknuͤpft, und zertheilen ſich demohnerachtet unter zweckmaͤßiger Leitung oft vollkommen, ohne alle Neigung zum Uebergange in offenes Krebsgeſchwuͤr. — Die Beachtung der Entſtehungsweiſe, die beſſere allgemeine Conſtitution, das weniger lebhafte Umſichgreifen des Uebels, die mindere Schmerz- haftigkeit laſſen indeß den Unterſchied bald erkennen.
*) Krankh iten des Uterus. S. 117.
**) Handbuch der Frauenzimmerkrankheiten. Thl. I. S. 488.
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den Maſtdarm entdeckt man auch den Gebaͤrmutterkoͤrper auf-
getrieben und verhaͤrtet, ja zuweilen ſelbſt die Waͤnde des
Rectums angegriffen; wie denn die Zerſtoͤrungen dieſer Krank-
heit ſich nicht nur auf die Muttertrompeten, Ovarien und
Mutterſcheide, ſondern auf die ganzen Beckeneingeweide fort-
ſetzen koͤnnen.
§. 445.
Wenn nun auch aus den angegebenen Zeichen ſich er-
giebt, daß das voͤllig entwickelte Uebel nicht leicht zu ver-
kennen ſey, und im letzten Grade ſchwer eine Verwechſelung
mit andern gedacht werden koͤnne, ſo iſt dagegen eine ſolche
Verwechſelung in fruͤhern Perioden um ſo leichter moͤglich,
und zwar zunaͤchſt mit gutartigen Verhaͤrtungen, welche oͤf-
ters, wie auch H. Wenzel *) bemerkte, nach lang dauern-
den Unterdruͤckungen der Monatsreinigung in Folge anderwei-
tiger Krankheiten eintreten und wobey der Muttermund un-
gewoͤhnlich hart, aufgeſchwollen, mitunter wohl auch ungleich
und empfindlich gefuͤhlt wird, welches indeß dann gewoͤhnlich
rein von Stockungen und Venenerweiterungen in der Subſtanz
des Uterus abhaͤngig iſt und ſich daher bey wieder eintreten-
der Menſtruation wieder verliert. Aehnliche Aufſchwellungen
bleiben, wie ich ebenfalls mehrmals bemerkte und auch von
H. v. Siebold **), einſtimmend mit H. Oſiander, an-
gefuͤhrt wird, oͤfters nach ſchweren natuͤrlichen oder kuͤnſtli-
chen Geburten zuruͤck, ſind wohl mit wahren Haͤmorrhoidal-
zufaͤllen verknuͤpft, und zertheilen ſich demohnerachtet unter
zweckmaͤßiger Leitung oft vollkommen, ohne alle Neigung zum
Uebergange in offenes Krebsgeſchwuͤr. — Die Beachtung der
Entſtehungsweiſe, die beſſere allgemeine Conſtitution, das
weniger lebhafte Umſichgreifen des Uebels, die mindere Schmerz-
haftigkeit laſſen indeß den Unterſchied bald erkennen.
*) Krankh iten des Uterus. S. 117.
**) Handbuch der Frauenzimmerkrankheiten. Thl. I. S. 488.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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