geschwächten Constitution, kann unmöglich eine gutartige seyn, sie wird im Gegentheil der faulichten Auflösung nahe kommen; daher denn das Eigenthümliche der abgesonderten Krebsjauche, welche, wenn auch durch Aliberts*) Inoculationsversuche völlig dargethan seyn sollte, daß sie für den gesunden Körper keine Ansteckungskraft besitzt, und wir auch, wie bereits H. Wenzel**) bemerkt hat, an keine wirklich chemisch auflö- sende und corrodirende Eigenschaft derselben zu glauben Ur- sache haben, doch gewiß für die benachbarten Flächen des kranken Theils selbst, d. i. für die Wände des Geschwürs als Reiz wirkt, wodurch die Entzündung immer mehr unter- halten, die skirrhöse Verhärtung immer weiter ausgebreitet, und, in Folge derselben, die Zerstörung und Auflösung immer weiter fortgepflanzt wird, wobey denn nicht selten ganze Par- tien des Uterus, auch ohne vorher wahrhaft aufgelöst zu seyn, sich absondern und im eigentlichen Sinne abfaulen.
§. 452.
Wenn nun sonach das Wesentliche dieser Krankheit nicht sowohl in einem Moment allein, als vielmehr in dem Zu- sammentreffen mehrerer verschiedenartiger all- gemeiner und besonderer auf einem Punkte, zu beruhen scheint (woraus sich denn auch die Antworten auf mehrere der genannten Fragen §. 448. ergeben), so blei- ben hiernächst noch die einzeln entfernter und veranlas- send wirkenden Ursachen etwas näher zu erwägen übrig. -- Zustände, welche namentlich zur Entstehung der skirrhösen Verhärtung und des Krebsgeschwürs beytragen, sind aber theils allgemeine skrophulöse Constitution, deprimi- rende Gemüthszustände, Unordnungen im Pfortadersystem, sy- philitische Ansteckung, hysterische Zustände, ganz unbefriedig-
*) Salzburg. med. chirurg. Zeit. 1809. Februar.
**) S. dessen Werk über die Krankheiten d. Uterus (S. 119.) und über die Induration und das Geschwür in indurirten Theilen. Mainz 1815. 8.
geſchwaͤchten Conſtitution, kann unmoͤglich eine gutartige ſeyn, ſie wird im Gegentheil der faulichten Aufloͤſung nahe kommen; daher denn das Eigenthuͤmliche der abgeſonderten Krebsjauche, welche, wenn auch durch Aliberts*) Inoculationsverſuche voͤllig dargethan ſeyn ſollte, daß ſie fuͤr den geſunden Koͤrper keine Anſteckungskraft beſitzt, und wir auch, wie bereits H. Wenzel**) bemerkt hat, an keine wirklich chemiſch aufloͤ- ſende und corrodirende Eigenſchaft derſelben zu glauben Ur- ſache haben, doch gewiß fuͤr die benachbarten Flaͤchen des kranken Theils ſelbſt, d. i. fuͤr die Waͤnde des Geſchwuͤrs als Reiz wirkt, wodurch die Entzuͤndung immer mehr unter- halten, die ſkirrhoͤſe Verhaͤrtung immer weiter ausgebreitet, und, in Folge derſelben, die Zerſtoͤrung und Aufloͤſung immer weiter fortgepflanzt wird, wobey denn nicht ſelten ganze Par- tien des Uterus, auch ohne vorher wahrhaft aufgeloͤſt zu ſeyn, ſich abſondern und im eigentlichen Sinne abfaulen.
§. 452.
Wenn nun ſonach das Weſentliche dieſer Krankheit nicht ſowohl in einem Moment allein, als vielmehr in dem Zu- ſammentreffen mehrerer verſchiedenartiger all- gemeiner und beſonderer auf einem Punkte, zu beruhen ſcheint (woraus ſich denn auch die Antworten auf mehrere der genannten Fragen §. 448. ergeben), ſo blei- ben hiernaͤchſt noch die einzeln entfernter und veranlaſ- ſend wirkenden Urſachen etwas naͤher zu erwaͤgen uͤbrig. — Zuſtaͤnde, welche namentlich zur Entſtehung der ſkirrhoͤſen Verhaͤrtung und des Krebsgeſchwuͤrs beytragen, ſind aber theils allgemeine ſkrophuloͤſe Conſtitution, deprimi- rende Gemuͤthszuſtaͤnde, Unordnungen im Pfortaderſyſtem, ſy- philitiſche Anſteckung, hyſteriſche Zuſtaͤnde, ganz unbefriedig-
*) Salzburg. med. chirurg. Zeit. 1809. Februar.
**) S. deſſen Werk uͤber die Krankheiten d. Uterus (S. 119.) und uͤber die Induration und das Geſchwuͤr in indurirten Theilen. Mainz 1815. 8.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0367"n="347"/>
geſchwaͤchten Conſtitution, kann unmoͤglich eine gutartige ſeyn,<lb/>ſie wird im Gegentheil der faulichten Aufloͤſung nahe kommen;<lb/>
daher denn das Eigenthuͤmliche der abgeſonderten Krebsjauche,<lb/>
welche, wenn auch durch <hirendition="#g">Aliberts</hi><noteplace="foot"n="*)">Salzburg. med. chirurg. Zeit. 1809. Februar.</note> Inoculationsverſuche<lb/>
voͤllig dargethan ſeyn ſollte, daß ſie fuͤr den geſunden Koͤrper<lb/>
keine Anſteckungskraft beſitzt, und wir auch, wie bereits H.<lb/><hirendition="#g">Wenzel</hi><noteplace="foot"n="**)">S. deſſen Werk uͤber die Krankheiten d. Uterus (S. 119.) und<lb/>
uͤber die Induration und das Geſchwuͤr in indurirten Theilen. Mainz<lb/>
1815. 8.</note> bemerkt hat, an keine wirklich chemiſch aufloͤ-<lb/>ſende und corrodirende Eigenſchaft derſelben zu glauben Ur-<lb/>ſache haben, doch gewiß fuͤr die benachbarten Flaͤchen des<lb/>
kranken Theils ſelbſt, d. i. fuͤr die Waͤnde des Geſchwuͤrs<lb/>
als Reiz wirkt, wodurch die Entzuͤndung immer mehr unter-<lb/>
halten, die ſkirrhoͤſe Verhaͤrtung immer weiter ausgebreitet,<lb/>
und, in Folge derſelben, die Zerſtoͤrung und Aufloͤſung immer<lb/>
weiter fortgepflanzt wird, wobey denn nicht ſelten ganze Par-<lb/>
tien des Uterus, auch ohne vorher wahrhaft aufgeloͤſt zu<lb/>ſeyn, ſich abſondern und im eigentlichen Sinne abfaulen.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 452.</head><lb/><p>Wenn nun ſonach das Weſentliche dieſer Krankheit nicht<lb/>ſowohl in einem Moment allein, als vielmehr <hirendition="#g">in dem Zu-<lb/>ſammentreffen mehrerer verſchiedenartiger all-<lb/>
gemeiner und beſonderer auf einem Punkte</hi>, zu<lb/>
beruhen ſcheint (woraus ſich denn auch die Antworten auf<lb/>
mehrere der genannten Fragen §. 448. ergeben), ſo blei-<lb/>
ben hiernaͤchſt noch die einzeln <hirendition="#g">entfernter</hi> und <hirendition="#g">veranlaſ-<lb/>ſend wirkenden Urſachen</hi> etwas naͤher zu erwaͤgen<lb/>
uͤbrig. — Zuſtaͤnde, welche namentlich zur Entſtehung der<lb/>ſkirrhoͤſen Verhaͤrtung und des Krebsgeſchwuͤrs beytragen,<lb/>ſind aber theils allgemeine ſkrophuloͤſe Conſtitution, deprimi-<lb/>
rende Gemuͤthszuſtaͤnde, Unordnungen im Pfortaderſyſtem, ſy-<lb/>
philitiſche Anſteckung, hyſteriſche Zuſtaͤnde, ganz unbefriedig-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[347/0367]
geſchwaͤchten Conſtitution, kann unmoͤglich eine gutartige ſeyn,
ſie wird im Gegentheil der faulichten Aufloͤſung nahe kommen;
daher denn das Eigenthuͤmliche der abgeſonderten Krebsjauche,
welche, wenn auch durch Aliberts *) Inoculationsverſuche
voͤllig dargethan ſeyn ſollte, daß ſie fuͤr den geſunden Koͤrper
keine Anſteckungskraft beſitzt, und wir auch, wie bereits H.
Wenzel **) bemerkt hat, an keine wirklich chemiſch aufloͤ-
ſende und corrodirende Eigenſchaft derſelben zu glauben Ur-
ſache haben, doch gewiß fuͤr die benachbarten Flaͤchen des
kranken Theils ſelbſt, d. i. fuͤr die Waͤnde des Geſchwuͤrs
als Reiz wirkt, wodurch die Entzuͤndung immer mehr unter-
halten, die ſkirrhoͤſe Verhaͤrtung immer weiter ausgebreitet,
und, in Folge derſelben, die Zerſtoͤrung und Aufloͤſung immer
weiter fortgepflanzt wird, wobey denn nicht ſelten ganze Par-
tien des Uterus, auch ohne vorher wahrhaft aufgeloͤſt zu
ſeyn, ſich abſondern und im eigentlichen Sinne abfaulen.
§. 452.
Wenn nun ſonach das Weſentliche dieſer Krankheit nicht
ſowohl in einem Moment allein, als vielmehr in dem Zu-
ſammentreffen mehrerer verſchiedenartiger all-
gemeiner und beſonderer auf einem Punkte, zu
beruhen ſcheint (woraus ſich denn auch die Antworten auf
mehrere der genannten Fragen §. 448. ergeben), ſo blei-
ben hiernaͤchſt noch die einzeln entfernter und veranlaſ-
ſend wirkenden Urſachen etwas naͤher zu erwaͤgen
uͤbrig. — Zuſtaͤnde, welche namentlich zur Entſtehung der
ſkirrhoͤſen Verhaͤrtung und des Krebsgeſchwuͤrs beytragen,
ſind aber theils allgemeine ſkrophuloͤſe Conſtitution, deprimi-
rende Gemuͤthszuſtaͤnde, Unordnungen im Pfortaderſyſtem, ſy-
philitiſche Anſteckung, hyſteriſche Zuſtaͤnde, ganz unbefriedig-
*) Salzburg. med. chirurg. Zeit. 1809. Februar.
**) S. deſſen Werk uͤber die Krankheiten d. Uterus (S. 119.) und
uͤber die Induration und das Geſchwuͤr in indurirten Theilen. Mainz
1815. 8.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/367>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.