Kunsthülfe zu sprechen. Für dynamische Behandlung des Skirrhus aber (denn bey ausgebrochenem Geschwür scheint überhaupt der dynamische Weg wenigstens für die Hei- lung nicht gefunden) glauben wir folgende Indicationen auf- stellen zu müssen: erstens, die veranlassenden, noch fort- wirkenden Ursachen des Uebels aufzusuchen und zu entfer- nen: -- Hierhin gehört also die Hinwegnahme drückender Pessarien oder im Muttermunde liegender Polypen, so wie die Entfernung aller in Lebensart und Diät das Geschlechtssystem heftig anregender Momente, ferner Behandlung und Herstel- lung des unterdrückten Menstrual- oder weißen Flusses nach oben angegebenen Regeln, Berücksichtigung unterdrückter Haut- ausschläge, welche, wo sie nicht wieder herzustellen sind, durch anderweitige Absonderungen, künstliche Geschwüre, auf- gelegten Seidelbast u. s. w. zu ersetzen sind, und endlich Be- seitigung etwaiger verborgener Krankheitsstoffe, vorzüglich sy- philitischer Zustände.
§. 456.
Zweyte Indication: Die mit dem Skirrhus stets verbundene schleichende Entzündung zu mindern und ihrem Charakter gemäß zu behandeln. Man erreicht dies theils durch Berücksichtigung des Zustandes benachbarter Organe, und namentlich des Darmkanals, welcher zunächst frey von allen Obstructionen und Congestionen gehalten werden muß, zu welchem Zwecke daher blande Abführmittel aus Tamarinden, Manna, tartarisirtem Weinstein, milde Lavements u. s. w. äußerst nützlich wirken, wobey denn auch die Diät dem ent- sprechen und mehr aus gelind nährenden, leichten, kühlenden, vegetabilischen Stoffen gewählt werden muß, indem zum Ge- tränk Molken, Emulsionen u. s. w. empfohlen werden. Fer- ner wirken Mittel, welche das Gleichgewicht allgemeiner Cir- culation befördern, äußerst wohlthätig, wie das laue Bad; und eben so ist durch ableitende und den Blutandrang gegen die gereizte Stelle direkt schwächende Mittel wesentlich zu nützen, zu welchem Zwecke denn Blutigel an das Mittel- fleisch, oder an die regio hypogastrica, Fontanelle an die
Kunſthuͤlfe zu ſprechen. Fuͤr dynamiſche Behandlung des Skirrhus aber (denn bey ausgebrochenem Geſchwuͤr ſcheint uͤberhaupt der dynamiſche Weg wenigſtens fuͤr die Hei- lung nicht gefunden) glauben wir folgende Indicationen auf- ſtellen zu muͤſſen: erſtens, die veranlaſſenden, noch fort- wirkenden Urſachen des Uebels aufzuſuchen und zu entfer- nen: — Hierhin gehoͤrt alſo die Hinwegnahme druͤckender Peſſarien oder im Muttermunde liegender Polypen, ſo wie die Entfernung aller in Lebensart und Diaͤt das Geſchlechtsſyſtem heftig anregender Momente, ferner Behandlung und Herſtel- lung des unterdruͤckten Menſtrual- oder weißen Fluſſes nach oben angegebenen Regeln, Beruͤckſichtigung unterdruͤckter Haut- ausſchlaͤge, welche, wo ſie nicht wieder herzuſtellen ſind, durch anderweitige Abſonderungen, kuͤnſtliche Geſchwuͤre, auf- gelegten Seidelbaſt u. ſ. w. zu erſetzen ſind, und endlich Be- ſeitigung etwaiger verborgener Krankheitsſtoffe, vorzuͤglich ſy- philitiſcher Zuſtaͤnde.
§. 456.
Zweyte Indication: Die mit dem Skirrhus ſtets verbundene ſchleichende Entzuͤndung zu mindern und ihrem Charakter gemaͤß zu behandeln. Man erreicht dies theils durch Beruͤckſichtigung des Zuſtandes benachbarter Organe, und namentlich des Darmkanals, welcher zunaͤchſt frey von allen Obſtructionen und Congeſtionen gehalten werden muß, zu welchem Zwecke daher blande Abfuͤhrmittel aus Tamarinden, Manna, tartariſirtem Weinſtein, milde Lavements u. ſ. w. aͤußerſt nuͤtzlich wirken, wobey denn auch die Diaͤt dem ent- ſprechen und mehr aus gelind naͤhrenden, leichten, kuͤhlenden, vegetabiliſchen Stoffen gewaͤhlt werden muß, indem zum Ge- traͤnk Molken, Emulſionen u. ſ. w. empfohlen werden. Fer- ner wirken Mittel, welche das Gleichgewicht allgemeiner Cir- culation befoͤrdern, aͤußerſt wohlthaͤtig, wie das laue Bad; und eben ſo iſt durch ableitende und den Blutandrang gegen die gereizte Stelle direkt ſchwaͤchende Mittel weſentlich zu nuͤtzen, zu welchem Zwecke denn Blutigel an das Mittel- fleiſch, oder an die regio hypogastrica, Fontanelle an die
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Kunſthuͤlfe zu ſprechen. Fuͤr dynamiſche Behandlung
des Skirrhus aber (denn bey ausgebrochenem Geſchwuͤr
ſcheint uͤberhaupt der dynamiſche Weg wenigſtens fuͤr die Hei-
lung nicht gefunden) glauben wir folgende Indicationen auf-
ſtellen zu muͤſſen: erſtens, die veranlaſſenden, noch fort-
wirkenden Urſachen des Uebels aufzuſuchen und zu entfer-
nen: — Hierhin gehoͤrt alſo die Hinwegnahme druͤckender
Peſſarien oder im Muttermunde liegender Polypen, ſo wie die
Entfernung aller in Lebensart und Diaͤt das Geſchlechtsſyſtem
heftig anregender Momente, ferner Behandlung und Herſtel-
lung des unterdruͤckten Menſtrual- oder weißen Fluſſes nach
oben angegebenen Regeln, Beruͤckſichtigung unterdruͤckter Haut-
ausſchlaͤge, welche, wo ſie nicht wieder herzuſtellen ſind,
durch anderweitige Abſonderungen, kuͤnſtliche Geſchwuͤre, auf-
gelegten Seidelbaſt u. ſ. w. zu erſetzen ſind, und endlich Be-
ſeitigung etwaiger verborgener Krankheitsſtoffe, vorzuͤglich ſy-
philitiſcher Zuſtaͤnde.
§. 456.
Zweyte Indication: Die mit dem Skirrhus ſtets
verbundene ſchleichende Entzuͤndung zu mindern und ihrem
Charakter gemaͤß zu behandeln. Man erreicht dies theils
durch Beruͤckſichtigung des Zuſtandes benachbarter Organe, und
namentlich des Darmkanals, welcher zunaͤchſt frey von allen
Obſtructionen und Congeſtionen gehalten werden muß, zu
welchem Zwecke daher blande Abfuͤhrmittel aus Tamarinden,
Manna, tartariſirtem Weinſtein, milde Lavements u. ſ. w.
aͤußerſt nuͤtzlich wirken, wobey denn auch die Diaͤt dem ent-
ſprechen und mehr aus gelind naͤhrenden, leichten, kuͤhlenden,
vegetabiliſchen Stoffen gewaͤhlt werden muß, indem zum Ge-
traͤnk Molken, Emulſionen u. ſ. w. empfohlen werden. Fer-
ner wirken Mittel, welche das Gleichgewicht allgemeiner Cir-
culation befoͤrdern, aͤußerſt wohlthaͤtig, wie das laue Bad;
und eben ſo iſt durch ableitende und den Blutandrang gegen
die gereizte Stelle direkt ſchwaͤchende Mittel weſentlich zu
nuͤtzen, zu welchem Zwecke denn Blutigel an das Mittel-
fleiſch, oder an die regio hypogastrica, Fontanelle an die
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/370>, abgerufen am 24.11.2024.
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