lich Hr. Geheimerrath v. Wenzel, *) indem er der Meynung ist, daß eine so vollkommen örtliche skirrhöse oder carcinoma- töse Metamorphose einer Uterinpartie überhaupt wohl nie vor- komme, ohne daß nicht wenigstens die benachbarten Gefäße und Nerven desselben Organs zum Theil schon mit afficirt wären, so daß, selbst wenn ja das Skirrhöse wirklich ausge- rottet worden, doch von dem Zustande der übrigen Partien wegen nicht regelmäßig zu erwartender Entzündung und Ei- terung **) keine günstige Heilung zu hoffen sey. Derselbe dringt daher, so lange überhaupt nur der Uterus der Sitz der Krankheit ist, auf die Ausrottung des ganzen Organs, und zwar zugleich mit den Muttertrompeten und Ovarien, und zwar so, daß erst ein künstlicher Vorfall des Uterus, durch Herabziehen mittelst einer Polypenzange etwa, bewerk- stelligt werde, dann aber der vorgefallene Uterus, oberhalb seines Grundes, durch eine angelegte und nach und nach zu- gezogene Ligatur so abgebunden werde, wie wir die Ausrot- tung polypöser Geschwülste vornehmen. -- Diese Operation ist indeß von H. v. Wenzel selbst noch nicht unternommen worden, und jeder, der die mit einer Abbindung so wichti- ger Theile nothwendig verknüpfte bedeutende Gefahr erwägen will, möchte wohl etwas zögern, der erste zu seyn, welcher seine Kranke einer so heroischen Behandlung unterwirft. -- Zu erinnern ist indeß noch, daß auch Hr. v. Siebold***) nach Struve bereits den Vorschlag gethan hat, den vorge- fallenen, bereits zu sehr von krankhafter Metamorphose er- griffenen Uterus entweder nach und nach aus dem Scheiden- gewölbe heraus zn präpariren und dieses zu heften, oder auch oberhalb des vorgefallenen Uterus eine Ligatur anzulegen und dann den ganzen Uterus mit dem Pott'schen Bistouri oder einem ähnlichen Instrumente abzuschneiden.
*) M. s. hierüber den ganzen XXV. Abschn. d. Werkes über d. Krank- heiten des Uterus.
**) Das. S. 150.
***) Handb. der Frauenzimmerkrankheiten. Bd. I. S. 504.
lich Hr. Geheimerrath v. Wenzel, *) indem er der Meynung iſt, daß eine ſo vollkommen oͤrtliche ſkirrhoͤſe oder carcinoma- toͤſe Metamorphoſe einer Uterinpartie uͤberhaupt wohl nie vor- komme, ohne daß nicht wenigſtens die benachbarten Gefaͤße und Nerven deſſelben Organs zum Theil ſchon mit afficirt waͤren, ſo daß, ſelbſt wenn ja das Skirrhoͤſe wirklich ausge- rottet worden, doch von dem Zuſtande der uͤbrigen Partien wegen nicht regelmaͤßig zu erwartender Entzuͤndung und Ei- terung **) keine guͤnſtige Heilung zu hoffen ſey. Derſelbe dringt daher, ſo lange uͤberhaupt nur der Uterus der Sitz der Krankheit iſt, auf die Ausrottung des ganzen Organs, und zwar zugleich mit den Muttertrompeten und Ovarien, und zwar ſo, daß erſt ein kuͤnſtlicher Vorfall des Uterus, durch Herabziehen mittelſt einer Polypenzange etwa, bewerk- ſtelligt werde, dann aber der vorgefallene Uterus, oberhalb ſeines Grundes, durch eine angelegte und nach und nach zu- gezogene Ligatur ſo abgebunden werde, wie wir die Ausrot- tung polypoͤſer Geſchwuͤlſte vornehmen. — Dieſe Operation iſt indeß von H. v. Wenzel ſelbſt noch nicht unternommen worden, und jeder, der die mit einer Abbindung ſo wichti- ger Theile nothwendig verknuͤpfte bedeutende Gefahr erwaͤgen will, moͤchte wohl etwas zoͤgern, der erſte zu ſeyn, welcher ſeine Kranke einer ſo heroiſchen Behandlung unterwirft. — Zu erinnern iſt indeß noch, daß auch Hr. v. Siebold***) nach Struve bereits den Vorſchlag gethan hat, den vorge- fallenen, bereits zu ſehr von krankhafter Metamorphoſe er- griffenen Uterus entweder nach und nach aus dem Scheiden- gewoͤlbe heraus zn praͤpariren und dieſes zu heften, oder auch oberhalb des vorgefallenen Uterus eine Ligatur anzulegen und dann den ganzen Uterus mit dem Pott’ſchen Biſtouri oder einem aͤhnlichen Inſtrumente abzuſchneiden.
*) M. ſ. hieruͤber den ganzen XXV. Abſchn. d. Werkes uͤber d. Krank- heiten des Uterus.
**) Daſ. S. 150.
***) Handb. der Frauenzimmerkrankheiten. Bd. I. S. 504.
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lich Hr. Geheimerrath v. Wenzel, *) indem er der Meynung
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komme, ohne daß nicht wenigſtens die benachbarten Gefaͤße
und Nerven deſſelben Organs zum Theil ſchon mit afficirt
waͤren, ſo daß, ſelbſt wenn ja das Skirrhoͤſe wirklich ausge-
rottet worden, doch von dem Zuſtande der uͤbrigen Partien
wegen nicht regelmaͤßig zu erwartender Entzuͤndung und Ei-
terung **) keine guͤnſtige Heilung zu hoffen ſey. Derſelbe
dringt daher, ſo lange uͤberhaupt nur der Uterus der Sitz
der Krankheit iſt, auf die Ausrottung des ganzen Organs,
und zwar zugleich mit den Muttertrompeten und Ovarien,
und zwar ſo, daß erſt ein kuͤnſtlicher Vorfall des Uterus,
durch Herabziehen mittelſt einer Polypenzange etwa, bewerk-
ſtelligt werde, dann aber der vorgefallene Uterus, oberhalb
ſeines Grundes, durch eine angelegte und nach und nach zu-
gezogene Ligatur ſo abgebunden werde, wie wir die Ausrot-
tung polypoͤſer Geſchwuͤlſte vornehmen. — Dieſe Operation
iſt indeß von H. v. Wenzel ſelbſt noch nicht unternommen
worden, und jeder, der die mit einer Abbindung ſo wichti-
ger Theile nothwendig verknuͤpfte bedeutende Gefahr erwaͤgen
will, moͤchte wohl etwas zoͤgern, der erſte zu ſeyn, welcher
ſeine Kranke einer ſo heroiſchen Behandlung unterwirft. —
Zu erinnern iſt indeß noch, daß auch Hr. v. Siebold ***)
nach Struve bereits den Vorſchlag gethan hat, den vorge-
fallenen, bereits zu ſehr von krankhafter Metamorphoſe er-
griffenen Uterus entweder nach und nach aus dem Scheiden-
gewoͤlbe heraus zn praͤpariren und dieſes zu heften, oder auch
oberhalb des vorgefallenen Uterus eine Ligatur anzulegen und
dann den ganzen Uterus mit dem Pott’ſchen Biſtouri oder
einem aͤhnlichen Inſtrumente abzuſchneiden.
*) M. ſ. hieruͤber den ganzen XXV. Abſchn. d. Werkes uͤber d. Krank-
heiten des Uterus.
**) Daſ. S. 150.
***) Handb. der Frauenzimmerkrankheiten. Bd. I. S. 504.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/380>, abgerufen am 24.11.2024.
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