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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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überzieht, und Muttermund und umgestülpte Scheide, wel-
che dann zuweilen fast das Ansehen eines männlichen Glie-
des erhalten, alsbald völlig die Farbe der innern Schenkel-
fläche annehmen. Eine Erscheinung, welche für die Bil-
dungsgeschichte der Oberhaut, von welcher späterhin die Rede
seyn wird, nicht unwichtig ist.

§. 472.

Hat ein bedeutender Vorfall der Gebärmutter längere
Zeit Statt gehabt, so ist gewöhnlich auch die Substanz des
Uterus verändert, aufgeschwollen und oft leicht blutend.
Uebrigens ist der Vorfall des Uterus entweder beweglich und
leicht zurückzubringen, oder nicht. Das Letztere tritt ge-
wöhnlich nur bey sehr veralteten Vorfällen ein, wo dann
am obern Theile des Uterus selbst mit der umgestülpten Va-
gina sich Verwachsungen zu bilden scheinen, die die Re-
position durchaus hindern.

§. 473.

Die Zufälle, welche den Gebärmuttervorfall begleiten
und ihm zum Theil als Zeichen dienen, sind Empfindungen
von Druck und Spannung in der Beckengegend, vorzüglich
bey längerem Stillstehen oder Gehen, Hinderungen in den
Ausleerungen des Mastdarms und der Harnblase, welche
letztere Ausleerung oft nur in den Frühstunden, oder wäh-
rend der Rückenlage, oder nach Aufhebung des Uterus, durch
zwey eingebrachte Finger leichter von Statten geht. Sinkt
der Uterus noch mehr herab, so nimmt das Gefühl der
Pressung noch mehr zu, obwohl der Schmerz, durch Span-
nung der dem obern Theile des Uterus angehefteten Theile
erregt, nach und nach durch größere Erschlaffung sowohl, als
durch Gewöhnung sich mindert; zugleich schwillt oft der
Uterus an, und es zeigt sich Leukorrhöe. Noch mehr wer-
den diese Zufälle gesteigert, wenn die Gebärmutter ganz aus
den Geburtstheilen hervortritt und so Harnblase, Mastdarm,
Mutterröhren und Eyerstöcke gewaltsam aus ihrer Lage bringt,
und außerdem treten denn hierbey leicht Excoriationen, Ver-

uͤberzieht, und Muttermund und umgeſtuͤlpte Scheide, wel-
che dann zuweilen faſt das Anſehen eines maͤnnlichen Glie-
des erhalten, alsbald voͤllig die Farbe der innern Schenkel-
flaͤche annehmen. Eine Erſcheinung, welche fuͤr die Bil-
dungsgeſchichte der Oberhaut, von welcher ſpaͤterhin die Rede
ſeyn wird, nicht unwichtig iſt.

§. 472.

Hat ein bedeutender Vorfall der Gebaͤrmutter laͤngere
Zeit Statt gehabt, ſo iſt gewoͤhnlich auch die Subſtanz des
Uterus veraͤndert, aufgeſchwollen und oft leicht blutend.
Uebrigens iſt der Vorfall des Uterus entweder beweglich und
leicht zuruͤckzubringen, oder nicht. Das Letztere tritt ge-
woͤhnlich nur bey ſehr veralteten Vorfaͤllen ein, wo dann
am obern Theile des Uterus ſelbſt mit der umgeſtuͤlpten Va-
gina ſich Verwachſungen zu bilden ſcheinen, die die Re-
poſition durchaus hindern.

§. 473.

Die Zufaͤlle, welche den Gebaͤrmuttervorfall begleiten
und ihm zum Theil als Zeichen dienen, ſind Empfindungen
von Druck und Spannung in der Beckengegend, vorzuͤglich
bey laͤngerem Stillſtehen oder Gehen, Hinderungen in den
Ausleerungen des Maſtdarms und der Harnblaſe, welche
letztere Ausleerung oft nur in den Fruͤhſtunden, oder waͤh-
rend der Ruͤckenlage, oder nach Aufhebung des Uterus, durch
zwey eingebrachte Finger leichter von Statten geht. Sinkt
der Uterus noch mehr herab, ſo nimmt das Gefuͤhl der
Preſſung noch mehr zu, obwohl der Schmerz, durch Span-
nung der dem obern Theile des Uterus angehefteten Theile
erregt, nach und nach durch groͤßere Erſchlaffung ſowohl, als
durch Gewoͤhnung ſich mindert; zugleich ſchwillt oft der
Uterus an, und es zeigt ſich Leukorrhoͤe. Noch mehr wer-
den dieſe Zufaͤlle geſteigert, wenn die Gebaͤrmutter ganz aus
den Geburtstheilen hervortritt und ſo Harnblaſe, Maſtdarm,
Mutterroͤhren und Eyerſtoͤcke gewaltſam aus ihrer Lage bringt,
und außerdem treten denn hierbey leicht Excoriationen, Ver-

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[365/0385] uͤberzieht, und Muttermund und umgeſtuͤlpte Scheide, wel- che dann zuweilen faſt das Anſehen eines maͤnnlichen Glie- des erhalten, alsbald voͤllig die Farbe der innern Schenkel- flaͤche annehmen. Eine Erſcheinung, welche fuͤr die Bil- dungsgeſchichte der Oberhaut, von welcher ſpaͤterhin die Rede ſeyn wird, nicht unwichtig iſt. §. 472. Hat ein bedeutender Vorfall der Gebaͤrmutter laͤngere Zeit Statt gehabt, ſo iſt gewoͤhnlich auch die Subſtanz des Uterus veraͤndert, aufgeſchwollen und oft leicht blutend. Uebrigens iſt der Vorfall des Uterus entweder beweglich und leicht zuruͤckzubringen, oder nicht. Das Letztere tritt ge- woͤhnlich nur bey ſehr veralteten Vorfaͤllen ein, wo dann am obern Theile des Uterus ſelbſt mit der umgeſtuͤlpten Va- gina ſich Verwachſungen zu bilden ſcheinen, die die Re- poſition durchaus hindern. §. 473. Die Zufaͤlle, welche den Gebaͤrmuttervorfall begleiten und ihm zum Theil als Zeichen dienen, ſind Empfindungen von Druck und Spannung in der Beckengegend, vorzuͤglich bey laͤngerem Stillſtehen oder Gehen, Hinderungen in den Ausleerungen des Maſtdarms und der Harnblaſe, welche letztere Ausleerung oft nur in den Fruͤhſtunden, oder waͤh- rend der Ruͤckenlage, oder nach Aufhebung des Uterus, durch zwey eingebrachte Finger leichter von Statten geht. Sinkt der Uterus noch mehr herab, ſo nimmt das Gefuͤhl der Preſſung noch mehr zu, obwohl der Schmerz, durch Span- nung der dem obern Theile des Uterus angehefteten Theile erregt, nach und nach durch groͤßere Erſchlaffung ſowohl, als durch Gewoͤhnung ſich mindert; zugleich ſchwillt oft der Uterus an, und es zeigt ſich Leukorrhoͤe. Noch mehr wer- den dieſe Zufaͤlle geſteigert, wenn die Gebaͤrmutter ganz aus den Geburtstheilen hervortritt und ſo Harnblaſe, Maſtdarm, Mutterroͤhren und Eyerſtoͤcke gewaltſam aus ihrer Lage bringt, und außerdem treten denn hierbey leicht Excoriationen, Ver-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/385>, abgerufen am 24.11.2024.