Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Reizung der Vaginalportion wegfällt und man zugleich durch
Befeuchten des Schwammes mit einem Eichenrindendekokt
und etwas rothem Wein zur vollkommnen Heilung immerfort
beytragen kann. -- Ein solcher Schwamm muß an seinem
untern dünnern Ende mit einer Schlinge versehen seyn, theils
um ihn bequem herausnehmen zu können (welches überhaupt,
namentlich aber zur Zeit der monatlichen Reinigung öfters
geschehen muß), theils um ihn an eine Leibbinde mit zwi-
schen den Schenkeln locker durchgezogenem Bande (ohngefähr
wie der Beinriemen an einem Bruchbande) etwas befestigen zu
können, wodurch man theils das Hervordrängen des Schwam-
mes in Folge von Vaginalkrampf, oder in Folge beträchtli-
cher Erweiterung der rima genitalium bey vielleicht früher
Statt gehabten Einrissen des Mittelfleisches verhindern kann (in
welchem letztern Falle man zur Verhinderung des Hervordrängens
durch eine vor die Geburtstheile gelegte Compresse noch mehr
beytragen kann), theils auf alle Weise das Herausfallen des
Schwammes im Gehen zu verhüten ist.

§. 485.

Wo indeß der Schwamm keine hinlängliche Unterstützung
gewährt, was vorzüglich bey einem schon Jahre lang be-
stehenden sehr bedeutenden Gebärmuttervorfalle und bey sehr
weitem Becken eintreten wird, ist man genöthigt, auf festere
Unterstützungsmittel zu denken, und zu diesem Behuf dienen
dann die Mutterkränze (Pessaria), deren die Bandagen-
lehre *) eine beträchtliche Anzahl aufzählt, und von welchen
wir jetzt noch einige der empfehlenswerthesten betrachten und
ihre Anwendungsart beschreiben wollen.


*) S. J. Glob. Bernstein's systemat. Darstellung des chirurgischen
Verbandes. Jena 1798. und Ebendesselben Kupfertafeln mit Erklä-
rungen und Zusätzen z. systemat. Darst. d. chirurg. V. Querfol. m.
51 Kpf. 1802. Juville Abhandl. über die Bruchbänder u. and.
bey Gebärmuttersenkungen u. s. w. anwendbaren Verbände. A. d.
Franz. v. Schreger. Nürnb. 1800. Außerdem findet sich die
ausführlichste Betrachtung der verschiedenen Pessarien bey: Hunold

Reizung der Vaginalportion wegfaͤllt und man zugleich durch
Befeuchten des Schwammes mit einem Eichenrindendekokt
und etwas rothem Wein zur vollkommnen Heilung immerfort
beytragen kann. — Ein ſolcher Schwamm muß an ſeinem
untern duͤnnern Ende mit einer Schlinge verſehen ſeyn, theils
um ihn bequem herausnehmen zu koͤnnen (welches uͤberhaupt,
namentlich aber zur Zeit der monatlichen Reinigung oͤfters
geſchehen muß), theils um ihn an eine Leibbinde mit zwi-
ſchen den Schenkeln locker durchgezogenem Bande (ohngefaͤhr
wie der Beinriemen an einem Bruchbande) etwas befeſtigen zu
koͤnnen, wodurch man theils das Hervordraͤngen des Schwam-
mes in Folge von Vaginalkrampf, oder in Folge betraͤchtli-
cher Erweiterung der rima genitalium bey vielleicht fruͤher
Statt gehabten Einriſſen des Mittelfleiſches verhindern kann (in
welchem letztern Falle man zur Verhinderung des Hervordraͤngens
durch eine vor die Geburtstheile gelegte Compreſſe noch mehr
beytragen kann), theils auf alle Weiſe das Herausfallen des
Schwammes im Gehen zu verhuͤten iſt.

§. 485.

Wo indeß der Schwamm keine hinlaͤngliche Unterſtuͤtzung
gewaͤhrt, was vorzuͤglich bey einem ſchon Jahre lang be-
ſtehenden ſehr bedeutenden Gebaͤrmuttervorfalle und bey ſehr
weitem Becken eintreten wird, iſt man genoͤthigt, auf feſtere
Unterſtuͤtzungsmittel zu denken, und zu dieſem Behuf dienen
dann die Mutterkraͤnze (Pessaria), deren die Bandagen-
lehre *) eine betraͤchtliche Anzahl aufzaͤhlt, und von welchen
wir jetzt noch einige der empfehlenswertheſten betrachten und
ihre Anwendungsart beſchreiben wollen.


*) S. J. Glob. Bernſtein’s ſyſtemat. Darſtellung des chirurgiſchen
Verbandes. Jena 1798. und Ebendeſſelben Kupfertafeln mit Erklaͤ-
rungen und Zuſaͤtzen z. ſyſtemat. Darſt. d. chirurg. V. Querfol. m.
51 Kpf. 1802. Juville Abhandl. uͤber die Bruchbaͤnder u. and.
bey Gebaͤrmutterſenkungen u. ſ. w. anwendbaren Verbaͤnde. A. d.
Franz. v. Schreger. Nuͤrnb. 1800. Außerdem findet ſich die
ausfuͤhrlichſte Betrachtung der verſchiedenen Peſſarien bey: Hunold
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0392" n="372"/>
Reizung der Vaginalportion wegfa&#x0364;llt und man zugleich durch<lb/>
Befeuchten des Schwammes mit einem Eichenrindendekokt<lb/>
und etwas rothem Wein zur vollkommnen Heilung immerfort<lb/>
beytragen kann. &#x2014; Ein &#x017F;olcher Schwamm muß an &#x017F;einem<lb/>
untern du&#x0364;nnern Ende mit einer Schlinge ver&#x017F;ehen &#x017F;eyn, theils<lb/>
um ihn bequem herausnehmen zu ko&#x0364;nnen (welches u&#x0364;berhaupt,<lb/>
namentlich aber zur Zeit der monatlichen Reinigung o&#x0364;fters<lb/>
ge&#x017F;chehen muß), theils um ihn an eine Leibbinde mit zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Schenkeln locker durchgezogenem Bande (ohngefa&#x0364;hr<lb/>
wie der Beinriemen an einem Bruchbande) etwas befe&#x017F;tigen zu<lb/>
ko&#x0364;nnen, wodurch man theils das Hervordra&#x0364;ngen des Schwam-<lb/>
mes in Folge von Vaginalkrampf, oder in Folge betra&#x0364;chtli-<lb/>
cher Erweiterung der <hi rendition="#aq">rima genitalium</hi> bey vielleicht fru&#x0364;her<lb/>
Statt gehabten Einri&#x017F;&#x017F;en des Mittelflei&#x017F;ches verhindern kann (in<lb/>
welchem letztern Falle man zur Verhinderung des Hervordra&#x0364;ngens<lb/>
durch eine vor die Geburtstheile gelegte Compre&#x017F;&#x017F;e noch mehr<lb/>
beytragen kann), theils auf alle Wei&#x017F;e das Herausfallen des<lb/>
Schwammes im Gehen zu verhu&#x0364;ten i&#x017F;t.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 485.</head><lb/>
                          <p>Wo indeß der Schwamm keine hinla&#x0364;ngliche Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung<lb/>
gewa&#x0364;hrt, was vorzu&#x0364;glich bey einem &#x017F;chon Jahre lang be-<lb/>
&#x017F;tehenden &#x017F;ehr bedeutenden Geba&#x0364;rmuttervorfalle und bey &#x017F;ehr<lb/>
weitem Becken eintreten wird, i&#x017F;t man geno&#x0364;thigt, auf fe&#x017F;tere<lb/>
Unter&#x017F;tu&#x0364;tzungsmittel zu denken, und zu die&#x017F;em Behuf dienen<lb/>
dann die <hi rendition="#g">Mutterkra&#x0364;nze</hi> (<hi rendition="#aq">Pessaria</hi>), deren die Bandagen-<lb/>
lehre <note xml:id="note-0392" next="#note-0393" place="foot" n="*)">S. J. Glob. <hi rendition="#g">Bern&#x017F;tein</hi>&#x2019;s &#x017F;y&#x017F;temat. Dar&#x017F;tellung des chirurgi&#x017F;chen<lb/>
Verbandes. Jena 1798. und Ebende&#x017F;&#x017F;elben Kupfertafeln mit Erkla&#x0364;-<lb/>
rungen und Zu&#x017F;a&#x0364;tzen z. &#x017F;y&#x017F;temat. Dar&#x017F;t. d. chirurg. V. Querfol. m.<lb/>
51 Kpf. 1802. <hi rendition="#g">Juville</hi> Abhandl. u&#x0364;ber die Bruchba&#x0364;nder u. and.<lb/>
bey Geba&#x0364;rmutter&#x017F;enkungen u. &#x017F;. w. anwendbaren Verba&#x0364;nde. A. d.<lb/>
Franz. v. <hi rendition="#g">Schreger</hi>. Nu&#x0364;rnb. 1800. Außerdem findet &#x017F;ich die<lb/>
ausfu&#x0364;hrlich&#x017F;te Betrachtung der ver&#x017F;chiedenen Pe&#x017F;&#x017F;arien bey: <hi rendition="#aq">Hunold</hi></note> eine betra&#x0364;chtliche Anzahl aufza&#x0364;hlt, und von welchen<lb/>
wir jetzt noch einige der empfehlenswerthe&#x017F;ten betrachten und<lb/>
ihre Anwendungsart be&#x017F;chreiben wollen.</p>
                        </div><lb/>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0392] Reizung der Vaginalportion wegfaͤllt und man zugleich durch Befeuchten des Schwammes mit einem Eichenrindendekokt und etwas rothem Wein zur vollkommnen Heilung immerfort beytragen kann. — Ein ſolcher Schwamm muß an ſeinem untern duͤnnern Ende mit einer Schlinge verſehen ſeyn, theils um ihn bequem herausnehmen zu koͤnnen (welches uͤberhaupt, namentlich aber zur Zeit der monatlichen Reinigung oͤfters geſchehen muß), theils um ihn an eine Leibbinde mit zwi- ſchen den Schenkeln locker durchgezogenem Bande (ohngefaͤhr wie der Beinriemen an einem Bruchbande) etwas befeſtigen zu koͤnnen, wodurch man theils das Hervordraͤngen des Schwam- mes in Folge von Vaginalkrampf, oder in Folge betraͤchtli- cher Erweiterung der rima genitalium bey vielleicht fruͤher Statt gehabten Einriſſen des Mittelfleiſches verhindern kann (in welchem letztern Falle man zur Verhinderung des Hervordraͤngens durch eine vor die Geburtstheile gelegte Compreſſe noch mehr beytragen kann), theils auf alle Weiſe das Herausfallen des Schwammes im Gehen zu verhuͤten iſt. §. 485. Wo indeß der Schwamm keine hinlaͤngliche Unterſtuͤtzung gewaͤhrt, was vorzuͤglich bey einem ſchon Jahre lang be- ſtehenden ſehr bedeutenden Gebaͤrmuttervorfalle und bey ſehr weitem Becken eintreten wird, iſt man genoͤthigt, auf feſtere Unterſtuͤtzungsmittel zu denken, und zu dieſem Behuf dienen dann die Mutterkraͤnze (Pessaria), deren die Bandagen- lehre *) eine betraͤchtliche Anzahl aufzaͤhlt, und von welchen wir jetzt noch einige der empfehlenswertheſten betrachten und ihre Anwendungsart beſchreiben wollen. *) S. J. Glob. Bernſtein’s ſyſtemat. Darſtellung des chirurgiſchen Verbandes. Jena 1798. und Ebendeſſelben Kupfertafeln mit Erklaͤ- rungen und Zuſaͤtzen z. ſyſtemat. Darſt. d. chirurg. V. Querfol. m. 51 Kpf. 1802. Juville Abhandl. uͤber die Bruchbaͤnder u. and. bey Gebaͤrmutterſenkungen u. ſ. w. anwendbaren Verbaͤnde. A. d. Franz. v. Schreger. Nuͤrnb. 1800. Außerdem findet ſich die ausfuͤhrlichſte Betrachtung der verſchiedenen Peſſarien bey: Hunold

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/392
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/392>, abgerufen am 24.11.2024.