Als innere Mittel werden mit besonderm Nutzen die von Clarus empfohlnen Verbindungen des Calomels mit dem Opium oder den Zinkblumen und dem Castoreum, abwechselnd mit Mohnsamenemulsionen, mit etwas Nitrum gegeben wer- den, jedoch so, daß hierbey noch besondre Rücksicht auf die speciellen Veranlassungen der Krankheit genommen wird, folg- lich bey unterdrückten Hautausschlägen und nach heftigen Er- kältungen besonders auf Herstellung der Hautfunction gewirkt werde durch Anwendung des Fliederblumenaufgusses mit dem Liquor Mindereri, oder der Antimonialien, wie des Vin. emet. -- daß die unterdrückte Menstruation nach oben auf- gestellten Regeln wieder in Fluß gebracht werde u. s. w. -- Im weitern Verlauf der Krankheit und namentlich wenn sie sich mehr der chronischen Form nähert, werden ferner allge- meine laue Bäder, Einreibungen der Quecksilbersalbe mit dem flüchtigen Liniment, und wo sie völlig übergeht in die Form der Nymphomanie, die oben dargelegte Behandlung dieser Krankheit angezeigt seyn.
§. 539.
Geht die Entzündung in Eiterung über, welches sich ankündigen wird durch Frost, durch klopfenden Schmerz, durch Beschwerden bey der Bewegung des Schenkels der leidenden Seite, lentescirendes Fieber, eiterartigen Bodensatz im Urin, Vergrößerung der äußerlich fühlbaren Geschwulst, so kann die Behandlung fernerhin allein es sich zum Zweck machen, eine vortheilhafte Entleerung des gebildeten Abscesses zu begünsti- gen. Zu diesem Endzweck enthalte man sich der Anwendung aller stärker eingreifenden, den Darmkanal oder Gefäß- und Nervensystem gewaltsam afficirender Mittel, als wodurch ein solcher Prozeß, der allein Werk der Natur seyn kann, nur gestört werden müßte, setze dagegen den Gebrauch der lauen Bäder, der Fomentationen oder Cataplasmen des Unterleibes, der lindernden eröffnenden Klystiere fort, und beobachte genau, nach welchem Theile hin die Entleerung des Abscesses beab-
§. 538.
Als innere Mittel werden mit beſonderm Nutzen die von Clarus empfohlnen Verbindungen des Calomels mit dem Opium oder den Zinkblumen und dem Caſtoreum, abwechſelnd mit Mohnſamenemulſionen, mit etwas Nitrum gegeben wer- den, jedoch ſo, daß hierbey noch beſondre Ruͤckſicht auf die ſpeciellen Veranlaſſungen der Krankheit genommen wird, folg- lich bey unterdruͤckten Hautausſchlaͤgen und nach heftigen Er- kaͤltungen beſonders auf Herſtellung der Hautfunction gewirkt werde durch Anwendung des Fliederblumenaufguſſes mit dem Liquor Mindereri, oder der Antimonialien, wie des Vin. emet. — daß die unterdruͤckte Menſtruation nach oben auf- geſtellten Regeln wieder in Fluß gebracht werde u. ſ. w. — Im weitern Verlauf der Krankheit und namentlich wenn ſie ſich mehr der chroniſchen Form naͤhert, werden ferner allge- meine laue Baͤder, Einreibungen der Queckſilberſalbe mit dem fluͤchtigen Liniment, und wo ſie voͤllig uͤbergeht in die Form der Nymphomanie, die oben dargelegte Behandlung dieſer Krankheit angezeigt ſeyn.
§. 539.
Geht die Entzuͤndung in Eiterung uͤber, welches ſich ankuͤndigen wird durch Froſt, durch klopfenden Schmerz, durch Beſchwerden bey der Bewegung des Schenkels der leidenden Seite, lenteſcirendes Fieber, eiterartigen Bodenſatz im Urin, Vergroͤßerung der aͤußerlich fuͤhlbaren Geſchwulſt, ſo kann die Behandlung fernerhin allein es ſich zum Zweck machen, eine vortheilhafte Entleerung des gebildeten Abſceſſes zu beguͤnſti- gen. Zu dieſem Endzweck enthalte man ſich der Anwendung aller ſtaͤrker eingreifenden, den Darmkanal oder Gefaͤß- und Nervenſyſtem gewaltſam afficirender Mittel, als wodurch ein ſolcher Prozeß, der allein Werk der Natur ſeyn kann, nur geſtoͤrt werden muͤßte, ſetze dagegen den Gebrauch der lauen Baͤder, der Fomentationen oder Cataplasmen des Unterleibes, der lindernden eroͤffnenden Klyſtiere fort, und beobachte genau, nach welchem Theile hin die Entleerung des Abſceſſes beab-
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§. 538.
Als innere Mittel werden mit beſonderm Nutzen die von
Clarus empfohlnen Verbindungen des Calomels mit dem
Opium oder den Zinkblumen und dem Caſtoreum, abwechſelnd
mit Mohnſamenemulſionen, mit etwas Nitrum gegeben wer-
den, jedoch ſo, daß hierbey noch beſondre Ruͤckſicht auf die
ſpeciellen Veranlaſſungen der Krankheit genommen wird, folg-
lich bey unterdruͤckten Hautausſchlaͤgen und nach heftigen Er-
kaͤltungen beſonders auf Herſtellung der Hautfunction gewirkt
werde durch Anwendung des Fliederblumenaufguſſes mit dem
Liquor Mindereri, oder der Antimonialien, wie des Vin.
emet. — daß die unterdruͤckte Menſtruation nach oben auf-
geſtellten Regeln wieder in Fluß gebracht werde u. ſ. w. —
Im weitern Verlauf der Krankheit und namentlich wenn ſie
ſich mehr der chroniſchen Form naͤhert, werden ferner allge-
meine laue Baͤder, Einreibungen der Queckſilberſalbe mit dem
fluͤchtigen Liniment, und wo ſie voͤllig uͤbergeht in die Form
der Nymphomanie, die oben dargelegte Behandlung dieſer
Krankheit angezeigt ſeyn.
§. 539.
Geht die Entzuͤndung in Eiterung uͤber, welches ſich
ankuͤndigen wird durch Froſt, durch klopfenden Schmerz, durch
Beſchwerden bey der Bewegung des Schenkels der leidenden
Seite, lenteſcirendes Fieber, eiterartigen Bodenſatz im Urin,
Vergroͤßerung der aͤußerlich fuͤhlbaren Geſchwulſt, ſo kann die
Behandlung fernerhin allein es ſich zum Zweck machen, eine
vortheilhafte Entleerung des gebildeten Abſceſſes zu beguͤnſti-
gen. Zu dieſem Endzweck enthalte man ſich der Anwendung
aller ſtaͤrker eingreifenden, den Darmkanal oder Gefaͤß- und
Nervenſyſtem gewaltſam afficirender Mittel, als wodurch ein
ſolcher Prozeß, der allein Werk der Natur ſeyn kann, nur
geſtoͤrt werden muͤßte, ſetze dagegen den Gebrauch der lauen
Baͤder, der Fomentationen oder Cataplasmen des Unterleibes,
der lindernden eroͤffnenden Klyſtiere fort, und beobachte genau,
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/424>, abgerufen am 24.11.2024.
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