lich bey jungen vollsaftigen Frauen, zumal wenn diese Theile durch ausschweifende Lebensweise öfters gereizt werden, die Venen der Vagina sowohl als der Urethra leicht in einen Zu- stand bleibender Ueberfüllung, schwellen an und erregen da- durch Zufälle, welche den Hämorrhoidalbeschwerden ganz ana- log sind, wie diese sich mit Tenesmus, vermehrter Empfind- lichkeit und Schleimabgang gern verbinden, und selbst zu wuchernden Auswüchsen oder entzündlichen Zuständen Veran- lassung werden können. Erfolgt dieses mehr an der Mün- dung der Härnröhre, so bildet dies die erste, entsteht es im ganzen Verlaufe derselben, so bildet es die zweyte der von Clarke beschriebenen Krankheitsformen.
§. 616.
Die Behandlung anlangend, so muß sie theils allge- mein, theils örtlich seyn; in ersterer Hinsicht, welche na- mentlich, wo das Uebel die ganze Urethra trifft, von Wich- tigkeit ist, muß die Kranke auf eine kühlende antiphlogistische Diät und Lebensordnung gesetzt werden, gelinde Abführmittel aus den Schwefelblumen und Weinsteinrahm, der Pulpa ta- marindorum u. s. w. sind anzuwenden, und alle Reize, wo- durch die Geschlechtswerkzeuge und Harnwege aufgeregt werden könnten, sorgfältig zu vermeiden. Ist die Plethora überdies beträchtlich, die Menstruation vielleicht sparsam oder unter- drückt, so können selbst allgemeine Blutentziehungen mit Nutzen angewendet werden.
§. 617.
Was die Gefäßgeschwulst an der Mündung der Harn- röhre betrifft, so rathet Clarke vorzüglich zur Wegschaf- fung derselben entweder durch die Abbindung oder durch die Schere, welches allerdings, sobald sie eine beträchtliche Größe und Schmerzhaftigkeit erreicht hat, das zweckmäßigste bleibt, dahingegen bey einem geringern Grade des Uebels oft schon adstringirende kalte Fomentationen aus dem Aufguß von Ab-
lich bey jungen vollſaftigen Frauen, zumal wenn dieſe Theile durch ausſchweifende Lebensweiſe oͤfters gereizt werden, die Venen der Vagina ſowohl als der Urethra leicht in einen Zu- ſtand bleibender Ueberfuͤllung, ſchwellen an und erregen da- durch Zufaͤlle, welche den Haͤmorrhoidalbeſchwerden ganz ana- log ſind, wie dieſe ſich mit Tenesmus, vermehrter Empfind- lichkeit und Schleimabgang gern verbinden, und ſelbſt zu wuchernden Auswuͤchſen oder entzuͤndlichen Zuſtaͤnden Veran- laſſung werden koͤnnen. Erfolgt dieſes mehr an der Muͤn- dung der Haͤrnroͤhre, ſo bildet dies die erſte, entſteht es im ganzen Verlaufe derſelben, ſo bildet es die zweyte der von Clarke beſchriebenen Krankheitsformen.
§. 616.
Die Behandlung anlangend, ſo muß ſie theils allge- mein, theils oͤrtlich ſeyn; in erſterer Hinſicht, welche na- mentlich, wo das Uebel die ganze Urethra trifft, von Wich- tigkeit iſt, muß die Kranke auf eine kuͤhlende antiphlogiſtiſche Diaͤt und Lebensordnung geſetzt werden, gelinde Abfuͤhrmittel aus den Schwefelblumen und Weinſteinrahm, der Pulpa ta- marindorum u. ſ. w. ſind anzuwenden, und alle Reize, wo- durch die Geſchlechtswerkzeuge und Harnwege aufgeregt werden koͤnnten, ſorgfaͤltig zu vermeiden. Iſt die Plethora uͤberdies betraͤchtlich, die Menſtruation vielleicht ſparſam oder unter- druͤckt, ſo koͤnnen ſelbſt allgemeine Blutentziehungen mit Nutzen angewendet werden.
§. 617.
Was die Gefaͤßgeſchwulſt an der Muͤndung der Harn- roͤhre betrifft, ſo rathet Clarke vorzuͤglich zur Wegſchaf- fung derſelben entweder durch die Abbindung oder durch die Schere, welches allerdings, ſobald ſie eine betraͤchtliche Groͤße und Schmerzhaftigkeit erreicht hat, das zweckmaͤßigſte bleibt, dahingegen bey einem geringern Grade des Uebels oft ſchon adſtringirende kalte Fomentationen aus dem Aufguß von Ab-
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lich bey jungen vollſaftigen Frauen, zumal wenn dieſe Theile
durch ausſchweifende Lebensweiſe oͤfters gereizt werden, die
Venen der Vagina ſowohl als der Urethra leicht in einen Zu-
ſtand bleibender Ueberfuͤllung, ſchwellen an und erregen da-
durch Zufaͤlle, welche den Haͤmorrhoidalbeſchwerden ganz ana-
log ſind, wie dieſe ſich mit Tenesmus, vermehrter Empfind-
lichkeit und Schleimabgang gern verbinden, und ſelbſt zu
wuchernden Auswuͤchſen oder entzuͤndlichen Zuſtaͤnden Veran-
laſſung werden koͤnnen. Erfolgt dieſes mehr an der Muͤn-
dung der Haͤrnroͤhre, ſo bildet dies die erſte, entſteht es im
ganzen Verlaufe derſelben, ſo bildet es die zweyte der von
Clarke beſchriebenen Krankheitsformen.
§. 616.
Die Behandlung anlangend, ſo muß ſie theils allge-
mein, theils oͤrtlich ſeyn; in erſterer Hinſicht, welche na-
mentlich, wo das Uebel die ganze Urethra trifft, von Wich-
tigkeit iſt, muß die Kranke auf eine kuͤhlende antiphlogiſtiſche
Diaͤt und Lebensordnung geſetzt werden, gelinde Abfuͤhrmittel
aus den Schwefelblumen und Weinſteinrahm, der Pulpa ta-
marindorum u. ſ. w. ſind anzuwenden, und alle Reize, wo-
durch die Geſchlechtswerkzeuge und Harnwege aufgeregt werden
koͤnnten, ſorgfaͤltig zu vermeiden. Iſt die Plethora uͤberdies
betraͤchtlich, die Menſtruation vielleicht ſparſam oder unter-
druͤckt, ſo koͤnnen ſelbſt allgemeine Blutentziehungen mit Nutzen
angewendet werden.
§. 617.
Was die Gefaͤßgeſchwulſt an der Muͤndung der Harn-
roͤhre betrifft, ſo rathet Clarke vorzuͤglich zur Wegſchaf-
fung derſelben entweder durch die Abbindung oder durch die
Schere, welches allerdings, ſobald ſie eine betraͤchtliche Groͤße
und Schmerzhaftigkeit erreicht hat, das zweckmaͤßigſte bleibt,
dahingegen bey einem geringern Grade des Uebels oft ſchon
adſtringirende kalte Fomentationen aus dem Aufguß von Ab-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/468>, abgerufen am 21.11.2024.
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