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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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kenne, weil er die Ursachen der Schmerzen und sonstigen Be-
schwerden außerdem leicht in den Geschlechtsorganen selbst
suchen und dadurch von Ergreifung eines allein zweckmäßigen
Heilverfahrens abgehalten werden könnte.*)

§. 620.

Als Zeichen des Blasensteins sind vorzüglich die mannich
faltigen schmerzhaften Empfindungen in der Blasengegend zu
betrachten, welche in hohem Grade zunehmen, wenn die
Kranke sich viel bewegt oder längere Zeit steht. Vorzüglich
nach der Entleerung der Blase vom Urin bleiben krankhafte
Empfindungen zurück, ja der Abfluß des Urins selbst wird
oft plötzlich (indem sich der Stein vorlegt) unterbrochen,
und nur, nachdem die Kranke die horizontale Lage angenom-
men hat, wird der Abgang wieder frey. Zugleich bewirkt
der Reiz des Steins consensuelle Erregungen benachbarter Or-
gane, Jucken der äußern Geschlechtstheile, Pressen, Drang
zum Stuhlgange, ja wirkliche Zufälle einer Blasenentzündung
(vorzüglich wenn der Stein sehr uneben ist), oder Schleim-
flüsse aus der Mutterscheide und Harnröhre. Der Urin selbst
ist meistens trübe, mit vielem Schleim, oft mit Eiter oder
Blut vermischt, und setzt gewöhnlich (welches eins der wich-
tigsten Kennzeichen abgiebt) bey ruhigem Stehen Sand ab.


*) So suchte vor einigen Jahren eine Frau, angeblich wegen eines
Gebärmuttervorfalls (gegen welchen sie sich schon einige Pessarien
anderwärts ohne Erleichterung hatte legen lassen) bey mir Hulfe.
Da wirklich, wahrscheinlich in Folge öftern schmerzhaften Pressens
beym Uriniren, der Uterus etwas vorgefallen war, sollte ein elasti-
sches Pessarium eingelegt werden, allein die Schmerzen wurden als-
bald heftiger. Ich entfernte das Pessarium, beobachtete den Harn,
fand ihn mit Gries vermischt, und entdeckte nun beym Sondiren
einen beträchtlichen Stein als die Ursache ihres Leidens, welcher so-
dann durch den Schnitt glücklich entfernt wurde.

kenne, weil er die Urſachen der Schmerzen und ſonſtigen Be-
ſchwerden außerdem leicht in den Geſchlechtsorganen ſelbſt
ſuchen und dadurch von Ergreifung eines allein zweckmaͤßigen
Heilverfahrens abgehalten werden koͤnnte.*)

§. 620.

Als Zeichen des Blaſenſteins ſind vorzuͤglich die mannich
faltigen ſchmerzhaften Empfindungen in der Blaſengegend zu
betrachten, welche in hohem Grade zunehmen, wenn die
Kranke ſich viel bewegt oder laͤngere Zeit ſteht. Vorzuͤglich
nach der Entleerung der Blaſe vom Urin bleiben krankhafte
Empfindungen zuruͤck, ja der Abfluß des Urins ſelbſt wird
oft ploͤtzlich (indem ſich der Stein vorlegt) unterbrochen,
und nur, nachdem die Kranke die horizontale Lage angenom-
men hat, wird der Abgang wieder frey. Zugleich bewirkt
der Reiz des Steins conſenſuelle Erregungen benachbarter Or-
gane, Jucken der aͤußern Geſchlechtstheile, Preſſen, Drang
zum Stuhlgange, ja wirkliche Zufaͤlle einer Blaſenentzuͤndung
(vorzuͤglich wenn der Stein ſehr uneben iſt), oder Schleim-
fluͤſſe aus der Mutterſcheide und Harnroͤhre. Der Urin ſelbſt
iſt meiſtens truͤbe, mit vielem Schleim, oft mit Eiter oder
Blut vermiſcht, und ſetzt gewoͤhnlich (welches eins der wich-
tigſten Kennzeichen abgiebt) bey ruhigem Stehen Sand ab.


*) So ſuchte vor einigen Jahren eine Frau, angeblich wegen eines
Gebaͤrmuttervorfalls (gegen welchen ſie ſich ſchon einige Peſſarien
anderwaͤrts ohne Erleichterung hatte legen laſſen) bey mir Hulfe.
Da wirklich, wahrſcheinlich in Folge oͤftern ſchmerzhaften Preſſens
beym Uriniren, der Uterus etwas vorgefallen war, ſollte ein elaſti-
ſches Peſſarium eingelegt werden, allein die Schmerzen wurden als-
bald heftiger. Ich entfernte das Peſſarium, beobachtete den Harn,
fand ihn mit Gries vermiſcht, und entdeckte nun beym Sondiren
einen betraͤchtlichen Stein als die Urſache ihres Leidens, welcher ſo-
dann durch den Schnitt gluͤcklich entfernt wurde.
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[450/0470] kenne, weil er die Urſachen der Schmerzen und ſonſtigen Be- ſchwerden außerdem leicht in den Geſchlechtsorganen ſelbſt ſuchen und dadurch von Ergreifung eines allein zweckmaͤßigen Heilverfahrens abgehalten werden koͤnnte. *) §. 620. Als Zeichen des Blaſenſteins ſind vorzuͤglich die mannich faltigen ſchmerzhaften Empfindungen in der Blaſengegend zu betrachten, welche in hohem Grade zunehmen, wenn die Kranke ſich viel bewegt oder laͤngere Zeit ſteht. Vorzuͤglich nach der Entleerung der Blaſe vom Urin bleiben krankhafte Empfindungen zuruͤck, ja der Abfluß des Urins ſelbſt wird oft ploͤtzlich (indem ſich der Stein vorlegt) unterbrochen, und nur, nachdem die Kranke die horizontale Lage angenom- men hat, wird der Abgang wieder frey. Zugleich bewirkt der Reiz des Steins conſenſuelle Erregungen benachbarter Or- gane, Jucken der aͤußern Geſchlechtstheile, Preſſen, Drang zum Stuhlgange, ja wirkliche Zufaͤlle einer Blaſenentzuͤndung (vorzuͤglich wenn der Stein ſehr uneben iſt), oder Schleim- fluͤſſe aus der Mutterſcheide und Harnroͤhre. Der Urin ſelbſt iſt meiſtens truͤbe, mit vielem Schleim, oft mit Eiter oder Blut vermiſcht, und ſetzt gewoͤhnlich (welches eins der wich- tigſten Kennzeichen abgiebt) bey ruhigem Stehen Sand ab. *) So ſuchte vor einigen Jahren eine Frau, angeblich wegen eines Gebaͤrmuttervorfalls (gegen welchen ſie ſich ſchon einige Peſſarien anderwaͤrts ohne Erleichterung hatte legen laſſen) bey mir Hulfe. Da wirklich, wahrſcheinlich in Folge oͤftern ſchmerzhaften Preſſens beym Uriniren, der Uterus etwas vorgefallen war, ſollte ein elaſti- ſches Peſſarium eingelegt werden, allein die Schmerzen wurden als- bald heftiger. Ich entfernte das Peſſarium, beobachtete den Harn, fand ihn mit Gries vermiſcht, und entdeckte nun beym Sondiren einen betraͤchtlichen Stein als die Urſache ihres Leidens, welcher ſo- dann durch den Schnitt gluͤcklich entfernt wurde.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/470>, abgerufen am 21.11.2024.