der Schenkel, das Anlaufen der Krampfadern, die Verstim- mungen des Gemüths u. s. w.; welche Zufälle wir sämmt- lich in den vorigen Paragraphen ausführlich durchgegangen haben, welche aber (und dieses gilt von allen unsichern Kennzeichen) um so mehr diagnostischen Werth haben, je gesünder das untersuchte Subject übrigens ist, und je weniger man folglich Ursache hat die erwähnten allgemeinen Zufälle so wie die Umänderungen der Geschlechtstheile, für Wirkungen eines krankhaften Zustandes zu halten.
§. 778.
Die Ordnung, in welcher man die geburtshülfliche Un- tersuchung zur Ausmittelung der Schwangerschaft vornimmt, ist übrigens ganz die oben (I. Thl. §. 89. u. f.) beschriebene, nur daß man hierbei besonders die weichen Theile ins Auge faßt, und zugleich auf Individualität des Körpers überhaupt sorgfältig. Rücksicht nimmt, indem man außerdem leicht zu falschen Resultaten über den Schwangerschaftszustand kommen kann; z. B. den weit geöffneten Muttermund bei einer schon mehrere male Schwangern für das Zeichen bevorstehender Ent- bindung; oder den von einer Niederkunft zurückgebliebenen star- ken Leib und kürzern Gebärmutterhals für das Zeichen vor- handener Schwangerschaft nimmt u. s. w. -- Eben so sehr hat man dagegen auf Zeichen zu achten, welche irgend ei- nem gewissen Körper im Zustande der Schwangerschaft eigen- thümlich sind, und daher weil sie bei jeder Schwangerschaft zurückkehren, für diesen Körper von bestimmter diagnostischer Bedeutung erscheinen, wenn sie gleich für andere Körper wenig oder gar keinen Werth haben können. -- So pflegt z. B. für manche Personen das Erscheinen eines gewissen Ausschlags, der Widerwille gegen gewisse Speisen, das Eintreten von öf- tern Ohnmachten u. s. w. auf das bestimmteste den Beginn der Schwangerschaft zu bezeichnen, wenn dagegen bei andern dieselben Zeichen ganz fehlen *).
*) Eine vorzügliche Schrift über die Erkennung der Schwangerschaft ist W. J. Schmitt's Sammlung zweifelhafter Schwangerschafts- fälle. Wien 1818.
der Schenkel, das Anlaufen der Krampfadern, die Verſtim- mungen des Gemuͤths u. ſ. w.; welche Zufaͤlle wir ſaͤmmt- lich in den vorigen Paragraphen ausfuͤhrlich durchgegangen haben, welche aber (und dieſes gilt von allen unſichern Kennzeichen) um ſo mehr diagnoſtiſchen Werth haben, je geſuͤnder das unterſuchte Subject uͤbrigens iſt, und je weniger man folglich Urſache hat die erwaͤhnten allgemeinen Zufaͤlle ſo wie die Umaͤnderungen der Geſchlechtstheile, fuͤr Wirkungen eines krankhaften Zuſtandes zu halten.
§. 778.
Die Ordnung, in welcher man die geburtshuͤlfliche Un- terſuchung zur Ausmittelung der Schwangerſchaft vornimmt, iſt uͤbrigens ganz die oben (I. Thl. §. 89. u. f.) beſchriebene, nur daß man hierbei beſonders die weichen Theile ins Auge faßt, und zugleich auf Individualitaͤt des Koͤrpers uͤberhaupt ſorgfaͤltig. Ruͤckſicht nimmt, indem man außerdem leicht zu falſchen Reſultaten uͤber den Schwangerſchaftszuſtand kommen kann; z. B. den weit geoͤffneten Muttermund bei einer ſchon mehrere male Schwangern fuͤr das Zeichen bevorſtehender Ent- bindung; oder den von einer Niederkunft zuruͤckgebliebenen ſtar- ken Leib und kuͤrzern Gebaͤrmutterhals fuͤr das Zeichen vor- handener Schwangerſchaft nimmt u. ſ. w. — Eben ſo ſehr hat man dagegen auf Zeichen zu achten, welche irgend ei- nem gewiſſen Koͤrper im Zuſtande der Schwangerſchaft eigen- thuͤmlich ſind, und daher weil ſie bei jeder Schwangerſchaft zuruͤckkehren, fuͤr dieſen Koͤrper von beſtimmter diagnoſtiſcher Bedeutung erſcheinen, wenn ſie gleich fuͤr andere Koͤrper wenig oder gar keinen Werth haben koͤnnen. — So pflegt z. B. fuͤr manche Perſonen das Erſcheinen eines gewiſſen Ausſchlags, der Widerwille gegen gewiſſe Speiſen, das Eintreten von oͤf- tern Ohnmachten u. ſ. w. auf das beſtimmteſte den Beginn der Schwangerſchaft zu bezeichnen, wenn dagegen bei andern dieſelben Zeichen ganz fehlen *).
*) Eine vorzuͤgliche Schrift uͤber die Erkennung der Schwangerſchaft iſt W. J. Schmitt’s Sammlung zweifelhafter Schwangerſchafts- faͤlle. Wien 1818.
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[83/0105]
der Schenkel, das Anlaufen der Krampfadern, die Verſtim-
mungen des Gemuͤths u. ſ. w.; welche Zufaͤlle wir ſaͤmmt-
lich in den vorigen Paragraphen ausfuͤhrlich durchgegangen
haben, welche aber (und dieſes gilt von allen unſichern
Kennzeichen) um ſo mehr diagnoſtiſchen Werth haben, je
geſuͤnder das unterſuchte Subject uͤbrigens iſt, und je
weniger man folglich Urſache hat die erwaͤhnten allgemeinen
Zufaͤlle ſo wie die Umaͤnderungen der Geſchlechtstheile, fuͤr
Wirkungen eines krankhaften Zuſtandes zu halten.
§. 778.
Die Ordnung, in welcher man die geburtshuͤlfliche Un-
terſuchung zur Ausmittelung der Schwangerſchaft vornimmt,
iſt uͤbrigens ganz die oben (I. Thl. §. 89. u. f.) beſchriebene,
nur daß man hierbei beſonders die weichen Theile ins Auge
faßt, und zugleich auf Individualitaͤt des Koͤrpers uͤberhaupt
ſorgfaͤltig. Ruͤckſicht nimmt, indem man außerdem leicht zu
falſchen Reſultaten uͤber den Schwangerſchaftszuſtand kommen
kann; z. B. den weit geoͤffneten Muttermund bei einer ſchon
mehrere male Schwangern fuͤr das Zeichen bevorſtehender Ent-
bindung; oder den von einer Niederkunft zuruͤckgebliebenen ſtar-
ken Leib und kuͤrzern Gebaͤrmutterhals fuͤr das Zeichen vor-
handener Schwangerſchaft nimmt u. ſ. w. — Eben ſo ſehr
hat man dagegen auf Zeichen zu achten, welche irgend ei-
nem gewiſſen Koͤrper im Zuſtande der Schwangerſchaft eigen-
thuͤmlich ſind, und daher weil ſie bei jeder Schwangerſchaft
zuruͤckkehren, fuͤr dieſen Koͤrper von beſtimmter diagnoſtiſcher
Bedeutung erſcheinen, wenn ſie gleich fuͤr andere Koͤrper wenig
oder gar keinen Werth haben koͤnnen. — So pflegt z. B. fuͤr
manche Perſonen das Erſcheinen eines gewiſſen Ausſchlags,
der Widerwille gegen gewiſſe Speiſen, das Eintreten von oͤf-
tern Ohnmachten u. ſ. w. auf das beſtimmteſte den Beginn
der Schwangerſchaft zu bezeichnen, wenn dagegen bei andern
dieſelben Zeichen ganz fehlen *).
*) Eine vorzuͤgliche Schrift uͤber die Erkennung der Schwangerſchaft
iſt W. J. Schmitt’s Sammlung zweifelhafter Schwangerſchafts-
faͤlle. Wien 1818.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/105>, abgerufen am 24.11.2024.
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