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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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welcher zugleich dem reichlicher eintretenden Schweiß voranzu-
gehen pflegt, und durchaus mit keinen sonstigen Störungen
des Wohlbefindens verbunden seyn soll. Es verdient folglich
dieser Schauer auch den Namen des Milchfiebers keines-
weges, unter welchem Begriffe man vielmehr die stärkern,
theils mit gastrischen oder entzündlichen Zuständen zusammen-
hängenden Fieberaufälle zu umfassen pflegt, welche als wahre
pathologische Zustände dem völlig normalen Verlaufe des
Wochenbettes durchaus fremd find.

§. 861.

Eine gute, dem Kinde wohlthätige Milch (welche übrigens im-
mer nur das Produkt eines völlig gesunden mütterlichen Körpers
seyn kann), hat aber folgende Kennzeichen: -- 1) Sie ist
von reiner, weißer, ein wenig ins bläuliche fallender Farbe,
und nur wenn die Brust längere Zeit gefüllt gewesen ist,
geht die tiefer in den Milchgängen zurück gebliebene, zuletzt
entleerte Milch, etwas ins gelbliche über *). 2) Sie zeigt
in ihrer Consistenz sich etwas dicklicher als Wasser, so daß
ein Tropfen auf den Daumennagel gebracht, nicht wie die-
ses schnell abläuft, jedoch auch nicht zähe sich anhängt. 3)
In reines, kaltes Wasser getröpfelt bemerkt man, daß sie
sich nicht gleichmäßig darin auflöst, sondern Fäden zieht, wo-
bei ein Theil (die fettigen Bestandtheile) mehr nach der
Oberfläche, ein anderer Theil (die käsigen Stoffe) mehr
gegen den Boden des Glases sich hinbewegen. 4) Sie hat
keinen Geruch und einen angenehmen sehr süßen Geschmack.



Hautkrampf ähnlich, welcher auch wohl mit bedingt wird vom Ab-
sondern der hinfälligen Haut im Uterus, indem dergleichen Pro-
zesse (man denke an den Frost bei eintretender Eiterung oder Gan-
grän) sehr häufig von ähnlichen Symptomen im Hautorgan beglei-
tet werden.
*) D. Schübler a. a. O. bemerkte, daß die Kuhmilch gegen Ende
jedes Melkens stets auffallend mehr Butter gab, als zu An-
fange, so auch die Morgenmilch mehr Rahm als die Abend-
milch.

welcher zugleich dem reichlicher eintretenden Schweiß voranzu-
gehen pflegt, und durchaus mit keinen ſonſtigen Stoͤrungen
des Wohlbefindens verbunden ſeyn ſoll. Es verdient folglich
dieſer Schauer auch den Namen des Milchfiebers keines-
weges, unter welchem Begriffe man vielmehr die ſtaͤrkern,
theils mit gaſtriſchen oder entzuͤndlichen Zuſtaͤnden zuſammen-
haͤngenden Fieberaufaͤlle zu umfaſſen pflegt, welche als wahre
pathologiſche Zuſtaͤnde dem voͤllig normalen Verlaufe des
Wochenbettes durchaus fremd find.

§. 861.

Eine gute, dem Kinde wohlthaͤtige Milch (welche uͤbrigens im-
mer nur das Produkt eines voͤllig geſunden muͤtterlichen Koͤrpers
ſeyn kann), hat aber folgende Kennzeichen: — 1) Sie iſt
von reiner, weißer, ein wenig ins blaͤuliche fallender Farbe,
und nur wenn die Bruſt laͤngere Zeit gefuͤllt geweſen iſt,
geht die tiefer in den Milchgaͤngen zuruͤck gebliebene, zuletzt
entleerte Milch, etwas ins gelbliche uͤber *). 2) Sie zeigt
in ihrer Conſiſtenz ſich etwas dicklicher als Waſſer, ſo daß
ein Tropfen auf den Daumennagel gebracht, nicht wie die-
ſes ſchnell ablaͤuft, jedoch auch nicht zaͤhe ſich anhaͤngt. 3)
In reines, kaltes Waſſer getroͤpfelt bemerkt man, daß ſie
ſich nicht gleichmaͤßig darin aufloͤſt, ſondern Faͤden zieht, wo-
bei ein Theil (die fettigen Beſtandtheile) mehr nach der
Oberflaͤche, ein anderer Theil (die kaͤſigen Stoffe) mehr
gegen den Boden des Glaſes ſich hinbewegen. 4) Sie hat
keinen Geruch und einen angenehmen ſehr ſuͤßen Geſchmack.



Hautkrampf aͤhnlich, welcher auch wohl mit bedingt wird vom Ab-
ſondern der hinfaͤlligen Haut im Uterus, indem dergleichen Pro-
zeſſe (man denke an den Froſt bei eintretender Eiterung oder Gan-
graͤn) ſehr haͤufig von aͤhnlichen Symptomen im Hautorgan beglei-
tet werden.
*) D. Schuͤbler a. a. O. bemerkte, daß die Kuhmilch gegen Ende
jedes Melkens ſtets auffallend mehr Butter gab, als zu An-
fange, ſo auch die Morgenmilch mehr Rahm als die Abend-
milch.
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[135/0159] welcher zugleich dem reichlicher eintretenden Schweiß voranzu- gehen pflegt, und durchaus mit keinen ſonſtigen Stoͤrungen des Wohlbefindens verbunden ſeyn ſoll. Es verdient folglich dieſer Schauer auch den Namen des Milchfiebers keines- weges, unter welchem Begriffe man vielmehr die ſtaͤrkern, theils mit gaſtriſchen oder entzuͤndlichen Zuſtaͤnden zuſammen- haͤngenden Fieberaufaͤlle zu umfaſſen pflegt, welche als wahre pathologiſche Zuſtaͤnde dem voͤllig normalen Verlaufe des Wochenbettes durchaus fremd find. §. 861. Eine gute, dem Kinde wohlthaͤtige Milch (welche uͤbrigens im- mer nur das Produkt eines voͤllig geſunden muͤtterlichen Koͤrpers ſeyn kann), hat aber folgende Kennzeichen: — 1) Sie iſt von reiner, weißer, ein wenig ins blaͤuliche fallender Farbe, und nur wenn die Bruſt laͤngere Zeit gefuͤllt geweſen iſt, geht die tiefer in den Milchgaͤngen zuruͤck gebliebene, zuletzt entleerte Milch, etwas ins gelbliche uͤber *). 2) Sie zeigt in ihrer Conſiſtenz ſich etwas dicklicher als Waſſer, ſo daß ein Tropfen auf den Daumennagel gebracht, nicht wie die- ſes ſchnell ablaͤuft, jedoch auch nicht zaͤhe ſich anhaͤngt. 3) In reines, kaltes Waſſer getroͤpfelt bemerkt man, daß ſie ſich nicht gleichmaͤßig darin aufloͤſt, ſondern Faͤden zieht, wo- bei ein Theil (die fettigen Beſtandtheile) mehr nach der Oberflaͤche, ein anderer Theil (die kaͤſigen Stoffe) mehr gegen den Boden des Glaſes ſich hinbewegen. 4) Sie hat keinen Geruch und einen angenehmen ſehr ſuͤßen Geſchmack. **) *) D. Schuͤbler a. a. O. bemerkte, daß die Kuhmilch gegen Ende jedes Melkens ſtets auffallend mehr Butter gab, als zu An- fange, ſo auch die Morgenmilch mehr Rahm als die Abend- milch. **) Hautkrampf aͤhnlich, welcher auch wohl mit bedingt wird vom Ab- ſondern der hinfaͤlligen Haut im Uterus, indem dergleichen Pro- zeſſe (man denke an den Froſt bei eintretender Eiterung oder Gan- graͤn) ſehr haͤufig von aͤhnlichen Symptomen im Hautorgan beglei- tet werden.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/159>, abgerufen am 21.11.2024.