Wochenbetts, wo darüber, daß vor Kurzem eine Geburt Statt gehabt habe, mit hinlänglicher Bestimmtheit entschie- den werden kann. Auch späterhin nämlich lassen sich wohl Zeichen auffinden, aus denen zu erkennen ist, daß überhaupt eine Geburt Statt gehabt habe (sobald es nämlich die Ge- burt eines ausgetragenen Kindes war, denn ein Abor- tus hinterläßt oft sehr wenige oder gar keine kenntlichen Zeichen), aber nicht vor wie langer Zeit sie erfolgt sey. -- Besonders aber können mehrere Krankheiten den Zustand der Geschlechtstheile so weit verändern, daß sie denen einer Wöchnerin äußerst ähnlich werden; dahin ge- hören langwierige Leukorrhöe, Polypen, syphilitische Zu- stände, selbst Carcinoma u. s. w. --
Wir theilen übrigens die hierher gehörigen Zeichen in die, welche durch äußere, und die, welche durch innere Un- tersuchung erhalten werden.
§. 873.
Aeußere Zeichen. 1) Brüste, welche aufgetriebene Milchadern oder Milchknoten zeigen, beim Drucke Milch durch die Warzen entleeren, oder auch, nach etwa bereits ver- schwundener Milch sich sehr schlaff anfühlen. 2) Der Un- terleib ist durch Querfalten, oft auch durch braune Flecken, kleine Narben hezeichnet, ist schlaff, und läßt beim Tieferein- greifen den Fundus uteri hinter dem Schambogen wahrneh- men. 3) Die äußern Schamtheile sind in den ersten Tagen der Geburt zuweilen noch aufgeschwollen, späterhin findet man sie erschlafft, die Schamlippen sind einwärts mehr braun gefärbt, und mit annoch roth gefärbtem oder weißlichtem Schleim überzogen, das Frenulum vulvae nebst dem obern Theile des Dammes sind sehr ausgedehnt oder zeigen sogar Einrisse.
§. 874.
Innere Zeichen. 1) Die Mutterscheide ist schlaff, fühlt sich (sobald die Person nur nicht etwa anhaltend im Bette gelegen hat) auffallend kühler an, als z. B. bei Schwangern, ihre Querfalten sind fast sämmtlich verstrichen,
Wochenbetts, wo daruͤber, daß vor Kurzem eine Geburt Statt gehabt habe, mit hinlaͤnglicher Beſtimmtheit entſchie- den werden kann. Auch ſpaͤterhin naͤmlich laſſen ſich wohl Zeichen auffinden, aus denen zu erkennen iſt, daß uͤberhaupt eine Geburt Statt gehabt habe (ſobald es naͤmlich die Ge- burt eines ausgetragenen Kindes war, denn ein Abor- tus hinterlaͤßt oft ſehr wenige oder gar keine kenntlichen Zeichen), aber nicht vor wie langer Zeit ſie erfolgt ſey. — Beſonders aber koͤnnen mehrere Krankheiten den Zuſtand der Geſchlechtstheile ſo weit veraͤndern, daß ſie denen einer Woͤchnerin aͤußerſt aͤhnlich werden; dahin ge- hoͤren langwierige Leukorrhoͤe, Polypen, ſyphilitiſche Zu- ſtaͤnde, ſelbſt Carcinoma u. ſ. w. —
Wir theilen uͤbrigens die hierher gehoͤrigen Zeichen in die, welche durch aͤußere, und die, welche durch innere Un- terſuchung erhalten werden.
§. 873.
Aeußere Zeichen. 1) Bruͤſte, welche aufgetriebene Milchadern oder Milchknoten zeigen, beim Drucke Milch durch die Warzen entleeren, oder auch, nach etwa bereits ver- ſchwundener Milch ſich ſehr ſchlaff anfuͤhlen. 2) Der Un- terleib iſt durch Querfalten, oft auch durch braune Flecken, kleine Narben hezeichnet, iſt ſchlaff, und laͤßt beim Tieferein- greifen den Fundus uteri hinter dem Schambogen wahrneh- men. 3) Die aͤußern Schamtheile ſind in den erſten Tagen der Geburt zuweilen noch aufgeſchwollen, ſpaͤterhin findet man ſie erſchlafft, die Schamlippen ſind einwaͤrts mehr braun gefaͤrbt, und mit annoch roth gefaͤrbtem oder weißlichtem Schleim uͤberzogen, das Frenulum vulvae nebſt dem obern Theile des Dammes ſind ſehr ausgedehnt oder zeigen ſogar Einriſſe.
§. 874.
Innere Zeichen. 1) Die Mutterſcheide iſt ſchlaff, fuͤhlt ſich (ſobald die Perſon nur nicht etwa anhaltend im Bette gelegen hat) auffallend kuͤhler an, als z. B. bei Schwangern, ihre Querfalten ſind faſt ſaͤmmtlich verſtrichen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0166"n="142"/>
Wochenbetts, wo daruͤber, daß vor Kurzem eine Geburt<lb/>
Statt gehabt habe, mit hinlaͤnglicher Beſtimmtheit entſchie-<lb/>
den werden kann. Auch ſpaͤterhin naͤmlich laſſen ſich wohl<lb/>
Zeichen auffinden, aus denen zu erkennen iſt, daß uͤberhaupt<lb/>
eine Geburt Statt gehabt habe (ſobald es naͤmlich die Ge-<lb/>
burt eines ausgetragenen Kindes war, <hirendition="#g">denn ein Abor-<lb/>
tus hinterlaͤßt oft ſehr wenige oder gar keine<lb/>
kenntlichen Zeichen</hi>), aber nicht vor wie langer Zeit ſie<lb/>
erfolgt ſey. — Beſonders aber koͤnnen mehrere Krankheiten<lb/>
den Zuſtand der Geſchlechtstheile ſo weit veraͤndern, daß ſie<lb/>
denen einer Woͤchnerin aͤußerſt aͤhnlich werden; dahin ge-<lb/>
hoͤren langwierige Leukorrhoͤe, Polypen, ſyphilitiſche Zu-<lb/>ſtaͤnde, ſelbſt Carcinoma u. ſ. w. —</p><lb/><p>Wir theilen uͤbrigens die hierher gehoͤrigen <hirendition="#g">Zeichen</hi> in<lb/>
die, welche durch aͤußere, und die, welche durch innere Un-<lb/>
terſuchung erhalten werden.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 873.</head><lb/><p><hirendition="#g">Aeußere Zeichen</hi>. 1) Bruͤſte, welche aufgetriebene<lb/>
Milchadern oder Milchknoten zeigen, beim Drucke Milch durch<lb/>
die Warzen entleeren, oder auch, nach etwa bereits ver-<lb/>ſchwundener Milch ſich ſehr ſchlaff anfuͤhlen. 2) Der Un-<lb/>
terleib iſt durch Querfalten, oft auch durch braune Flecken,<lb/>
kleine Narben hezeichnet, iſt ſchlaff, und laͤßt beim Tieferein-<lb/>
greifen den <hirendition="#aq">Fundus uteri</hi> hinter dem Schambogen wahrneh-<lb/>
men. 3) Die aͤußern Schamtheile ſind in den erſten Tagen<lb/>
der Geburt zuweilen noch aufgeſchwollen, ſpaͤterhin findet<lb/>
man ſie erſchlafft, die Schamlippen ſind einwaͤrts mehr braun<lb/>
gefaͤrbt, und mit annoch roth gefaͤrbtem oder weißlichtem<lb/>
Schleim uͤberzogen, das <hirendition="#aq">Frenulum vulvae</hi> nebſt dem obern<lb/>
Theile des Dammes ſind ſehr ausgedehnt oder zeigen ſogar<lb/>
Einriſſe.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 874.</head><lb/><p><hirendition="#g">Innere Zeichen</hi>. 1) Die Mutterſcheide iſt ſchlaff,<lb/>
fuͤhlt ſich (ſobald die Perſon nur nicht etwa anhaltend im<lb/>
Bette gelegen hat) auffallend kuͤhler an, als z. B. bei<lb/>
Schwangern, ihre Querfalten ſind faſt ſaͤmmtlich verſtrichen,<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[142/0166]
Wochenbetts, wo daruͤber, daß vor Kurzem eine Geburt
Statt gehabt habe, mit hinlaͤnglicher Beſtimmtheit entſchie-
den werden kann. Auch ſpaͤterhin naͤmlich laſſen ſich wohl
Zeichen auffinden, aus denen zu erkennen iſt, daß uͤberhaupt
eine Geburt Statt gehabt habe (ſobald es naͤmlich die Ge-
burt eines ausgetragenen Kindes war, denn ein Abor-
tus hinterlaͤßt oft ſehr wenige oder gar keine
kenntlichen Zeichen), aber nicht vor wie langer Zeit ſie
erfolgt ſey. — Beſonders aber koͤnnen mehrere Krankheiten
den Zuſtand der Geſchlechtstheile ſo weit veraͤndern, daß ſie
denen einer Woͤchnerin aͤußerſt aͤhnlich werden; dahin ge-
hoͤren langwierige Leukorrhoͤe, Polypen, ſyphilitiſche Zu-
ſtaͤnde, ſelbſt Carcinoma u. ſ. w. —
Wir theilen uͤbrigens die hierher gehoͤrigen Zeichen in
die, welche durch aͤußere, und die, welche durch innere Un-
terſuchung erhalten werden.
§. 873.
Aeußere Zeichen. 1) Bruͤſte, welche aufgetriebene
Milchadern oder Milchknoten zeigen, beim Drucke Milch durch
die Warzen entleeren, oder auch, nach etwa bereits ver-
ſchwundener Milch ſich ſehr ſchlaff anfuͤhlen. 2) Der Un-
terleib iſt durch Querfalten, oft auch durch braune Flecken,
kleine Narben hezeichnet, iſt ſchlaff, und laͤßt beim Tieferein-
greifen den Fundus uteri hinter dem Schambogen wahrneh-
men. 3) Die aͤußern Schamtheile ſind in den erſten Tagen
der Geburt zuweilen noch aufgeſchwollen, ſpaͤterhin findet
man ſie erſchlafft, die Schamlippen ſind einwaͤrts mehr braun
gefaͤrbt, und mit annoch roth gefaͤrbtem oder weißlichtem
Schleim uͤberzogen, das Frenulum vulvae nebſt dem obern
Theile des Dammes ſind ſehr ausgedehnt oder zeigen ſogar
Einriſſe.
§. 874.
Innere Zeichen. 1) Die Mutterſcheide iſt ſchlaff,
fuͤhlt ſich (ſobald die Perſon nur nicht etwa anhaltend im
Bette gelegen hat) auffallend kuͤhler an, als z. B. bei
Schwangern, ihre Querfalten ſind faſt ſaͤmmtlich verſtrichen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/166>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.