nach (s. oben §. 863.) würde übrigens vorzüglich die Esels- milch hier zu empfehlen seyn, doch ist auch Kuhmilch mit Nutzen zu gebrauchen. Hauptregel bei dieser Ernährungs- weise ist es jedoch immer, dem Kinde, in den ersten Wochen namentlich, bloß flüßige Dinge zu geben, als für deren Assimilation die Verdauungskräfte des Neugeborenen allein ausreichen. Späterhin kann es einigemal täglich etwas auf- geweichten Zwieback und dergl. so wie auch weiterhin etwas Kalbfleischbrühe mit Gries und dergl. erhalten. Alle andere Nahrungsmittel, Kaffee, Breie u. s. w. so wie das eckel- hafte Säugen an Zulpen, sind dem Säuglingsalter durchaus unangemessen und schädlich. -- Im Allgemeinen ist endlich bei dieser Ernährung ohne Brust auch darauf zu sehen, daß die Nahrung in einer gewissen Ordnung und nie zu schnell auf einander gereicht werde, wodurch insbesondere zum Gedei- hen des Kindes beigetragen werden kann.
§. 976.
Was die Ausleerungen des Kindes betrifft so ist ihre Berücksichtigung für das Wohl des Kindes höchst wichtig. Das Kind muß nämlich öfters, täglich einigemale, Darm- ausleerungen haben, durch sie muß in den ersten 2 bis 3 Tagen das Meconium vollständig fortgeschafft werden, worauf die Stühle eine gelbe Farbe annehmen. Erfolgt dieses nun aus irgend einer Ursache nicht gehörig, so ist es allerdings nöthig die Natur durch Lavements oder durch eine leichte Abführung zu unterstützen, aber unzweckmäßig und offenbar schädlich ist es, wenn man diese Mittel, wie es sehr häufig ein verjährter Schlendrian mit sich bringt, bei einem jeden Kinde ohne Unterschied anwendet. Eben so nöthig ist es daß der Harn ordentlich ausgeleert wird, und die Menge desselben giebt zugleich gewöhnlich einen guten Maaßstab dafür ab, ob und wie viel das Kind an der Mutter getrunken habe.
§. 977.
Besondere Rücksicht endlich, macht nun in den ersten Lebenstagen der noch übrige Nabelstrangsrest nöthig, und
nach (ſ. oben §. 863.) wuͤrde uͤbrigens vorzuͤglich die Eſels- milch hier zu empfehlen ſeyn, doch iſt auch Kuhmilch mit Nutzen zu gebrauchen. Hauptregel bei dieſer Ernaͤhrungs- weiſe iſt es jedoch immer, dem Kinde, in den erſten Wochen namentlich, bloß fluͤßige Dinge zu geben, als fuͤr deren Aſſimilation die Verdauungskraͤfte des Neugeborenen allein ausreichen. Spaͤterhin kann es einigemal taͤglich etwas auf- geweichten Zwieback und dergl. ſo wie auch weiterhin etwas Kalbfleiſchbruͤhe mit Gries und dergl. erhalten. Alle andere Nahrungsmittel, Kaffee, Breie u. ſ. w. ſo wie das eckel- hafte Saͤugen an Zulpen, ſind dem Saͤuglingsalter durchaus unangemeſſen und ſchaͤdlich. — Im Allgemeinen iſt endlich bei dieſer Ernaͤhrung ohne Bruſt auch darauf zu ſehen, daß die Nahrung in einer gewiſſen Ordnung und nie zu ſchnell auf einander gereicht werde, wodurch insbeſondere zum Gedei- hen des Kindes beigetragen werden kann.
§. 976.
Was die Ausleerungen des Kindes betrifft ſo iſt ihre Beruͤckſichtigung fuͤr das Wohl des Kindes hoͤchſt wichtig. Das Kind muß naͤmlich oͤfters, taͤglich einigemale, Darm- ausleerungen haben, durch ſie muß in den erſten 2 bis 3 Tagen das Meconium vollſtaͤndig fortgeſchafft werden, worauf die Stuͤhle eine gelbe Farbe annehmen. Erfolgt dieſes nun aus irgend einer Urſache nicht gehoͤrig, ſo iſt es allerdings noͤthig die Natur durch Lavements oder durch eine leichte Abfuͤhrung zu unterſtuͤtzen, aber unzweckmaͤßig und offenbar ſchaͤdlich iſt es, wenn man dieſe Mittel, wie es ſehr haͤufig ein verjaͤhrter Schlendrian mit ſich bringt, bei einem jeden Kinde ohne Unterſchied anwendet. Eben ſo noͤthig iſt es daß der Harn ordentlich ausgeleert wird, und die Menge deſſelben giebt zugleich gewoͤhnlich einen guten Maaßſtab dafuͤr ab, ob und wie viel das Kind an der Mutter getrunken habe.
§. 977.
Beſondere Ruͤckſicht endlich, macht nun in den erſten Lebenstagen der noch uͤbrige Nabelſtrangsreſt noͤthig, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0225"n="201"/>
nach (ſ. oben §. 863.) wuͤrde uͤbrigens vorzuͤglich die Eſels-<lb/>
milch hier zu empfehlen ſeyn, doch iſt auch Kuhmilch mit<lb/>
Nutzen zu gebrauchen. Hauptregel bei dieſer Ernaͤhrungs-<lb/>
weiſe iſt es jedoch immer, dem Kinde, in den erſten Wochen<lb/>
namentlich, bloß fluͤßige Dinge zu geben, als fuͤr deren<lb/>
Aſſimilation die Verdauungskraͤfte des Neugeborenen allein<lb/>
ausreichen. Spaͤterhin kann es einigemal taͤglich etwas auf-<lb/>
geweichten Zwieback und dergl. ſo wie auch weiterhin etwas<lb/>
Kalbfleiſchbruͤhe mit Gries und dergl. erhalten. Alle andere<lb/>
Nahrungsmittel, Kaffee, Breie u. ſ. w. ſo wie das eckel-<lb/>
hafte Saͤugen an Zulpen, ſind dem Saͤuglingsalter durchaus<lb/>
unangemeſſen und ſchaͤdlich. — Im Allgemeinen iſt endlich bei<lb/>
dieſer Ernaͤhrung ohne Bruſt auch darauf zu ſehen, daß<lb/>
die Nahrung in einer gewiſſen Ordnung und nie zu ſchnell<lb/>
auf einander gereicht werde, wodurch insbeſondere zum Gedei-<lb/>
hen des Kindes beigetragen werden kann.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 976.</head><lb/><p>Was die Ausleerungen des Kindes betrifft ſo iſt ihre<lb/>
Beruͤckſichtigung fuͤr das Wohl des Kindes hoͤchſt wichtig.<lb/>
Das Kind muß naͤmlich oͤfters, taͤglich einigemale, Darm-<lb/>
ausleerungen haben, durch ſie muß in den erſten 2 bis 3<lb/>
Tagen das <hirendition="#aq">Meconium</hi> vollſtaͤndig fortgeſchafft werden, worauf<lb/>
die Stuͤhle eine gelbe Farbe annehmen. Erfolgt dieſes nun<lb/>
aus irgend einer Urſache nicht gehoͤrig, ſo iſt es allerdings<lb/>
noͤthig die Natur durch Lavements oder durch eine leichte<lb/>
Abfuͤhrung zu unterſtuͤtzen, aber unzweckmaͤßig und offenbar<lb/>ſchaͤdlich iſt es, wenn man dieſe Mittel, wie es ſehr haͤufig<lb/>
ein verjaͤhrter Schlendrian mit ſich bringt, bei einem jeden<lb/>
Kinde ohne Unterſchied anwendet. Eben ſo noͤthig iſt es daß<lb/>
der Harn ordentlich ausgeleert wird, und die Menge deſſelben<lb/>
giebt zugleich gewoͤhnlich einen guten Maaßſtab dafuͤr ab,<lb/>
ob und wie viel das Kind an der Mutter getrunken habe.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 977.</head><lb/><p>Beſondere Ruͤckſicht endlich, macht nun in den erſten<lb/>
Lebenstagen der noch uͤbrige Nabelſtrangsreſt noͤthig, und<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[201/0225]
nach (ſ. oben §. 863.) wuͤrde uͤbrigens vorzuͤglich die Eſels-
milch hier zu empfehlen ſeyn, doch iſt auch Kuhmilch mit
Nutzen zu gebrauchen. Hauptregel bei dieſer Ernaͤhrungs-
weiſe iſt es jedoch immer, dem Kinde, in den erſten Wochen
namentlich, bloß fluͤßige Dinge zu geben, als fuͤr deren
Aſſimilation die Verdauungskraͤfte des Neugeborenen allein
ausreichen. Spaͤterhin kann es einigemal taͤglich etwas auf-
geweichten Zwieback und dergl. ſo wie auch weiterhin etwas
Kalbfleiſchbruͤhe mit Gries und dergl. erhalten. Alle andere
Nahrungsmittel, Kaffee, Breie u. ſ. w. ſo wie das eckel-
hafte Saͤugen an Zulpen, ſind dem Saͤuglingsalter durchaus
unangemeſſen und ſchaͤdlich. — Im Allgemeinen iſt endlich bei
dieſer Ernaͤhrung ohne Bruſt auch darauf zu ſehen, daß
die Nahrung in einer gewiſſen Ordnung und nie zu ſchnell
auf einander gereicht werde, wodurch insbeſondere zum Gedei-
hen des Kindes beigetragen werden kann.
§. 976.
Was die Ausleerungen des Kindes betrifft ſo iſt ihre
Beruͤckſichtigung fuͤr das Wohl des Kindes hoͤchſt wichtig.
Das Kind muß naͤmlich oͤfters, taͤglich einigemale, Darm-
ausleerungen haben, durch ſie muß in den erſten 2 bis 3
Tagen das Meconium vollſtaͤndig fortgeſchafft werden, worauf
die Stuͤhle eine gelbe Farbe annehmen. Erfolgt dieſes nun
aus irgend einer Urſache nicht gehoͤrig, ſo iſt es allerdings
noͤthig die Natur durch Lavements oder durch eine leichte
Abfuͤhrung zu unterſtuͤtzen, aber unzweckmaͤßig und offenbar
ſchaͤdlich iſt es, wenn man dieſe Mittel, wie es ſehr haͤufig
ein verjaͤhrter Schlendrian mit ſich bringt, bei einem jeden
Kinde ohne Unterſchied anwendet. Eben ſo noͤthig iſt es daß
der Harn ordentlich ausgeleert wird, und die Menge deſſelben
giebt zugleich gewoͤhnlich einen guten Maaßſtab dafuͤr ab,
ob und wie viel das Kind an der Mutter getrunken habe.
§. 977.
Beſondere Ruͤckſicht endlich, macht nun in den erſten
Lebenstagen der noch uͤbrige Nabelſtrangsreſt noͤthig, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/225>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.