Schriften auf das härteste getadelt, und dagegen folgendes Verfahren empfohlen *): Der Nabelstrang wird schon bei der ersten nach völlig erloschener Pulsation vorgenommenen Trennung nicht unterbunden, wohl aber das Ende desselben durch eine Zange gequetscht, um wie man (ganz unrichtig) vorgab, das Abbeißen des Nabelstranges bei Thieren möglichst nachzuahmen. Täglich wird sodann der Nabelstrang ausge- drückt, gereinigt, und abermals ein Stückchen desselben abgeschnitten, und das Ende wieder durch die Zange gequetscht, bis endlich der Nabelstrang gänzlich sich gelöst hat.
§. 980.
Hierbei ist nun aber folgendes zu erinnern: -- 1. Das nach der Unterbindung in den Resten der Nabelgefäße etwa noch verweilende Blut hat entweder noch mit dem übrigen Blute Gemeinschaft, oder nicht. Im erstern Falle wird ein Verderben, Faulen oder Gähren des hier stockenden Blutes durchaus nicht denkbar seyn, im zweiten Falle könnte allerdings eher eine solche Umänderung Statt finden; allein da dieses Blut von dem übrigen abgesondert ist, Lymphgefäße zur Aufsaugung nicht nachzuweisen sind, und überhaupt in kurzem die wenigen Tropfen Bluts völlig eintrocknen, so ist gewiß ein vernünftiger Grund für jene Annahme, daß in diesem Blut der Stoff zu vielen Krankheiten gegeben werde, keines- weges vorhanden.
§. 981.
2. Wenn es auch ganz richtig ist, daß beim neuge- borenen Kinde, wenn man das gänzliche Erlöschen der Pul- sation des Nabelstranges abwartet, derselbe ohne Blutung zu
*) S. darüber Dr.Ziermann. Die Naturgemäße Geburt des Menschen oder Betrachtungen über zu frühe Durchschneidung und über Unterbindung der Nabelschnur des neugebornen Kindes, als Urgrund der häufigsten und gefährlichsten Krankheiten des Menschengeschlechts. Nebst einer Vorrede vom Prof. Wolfart Berlin 1817.
Schriften auf das haͤrteſte getadelt, und dagegen folgendes Verfahren empfohlen *): Der Nabelſtrang wird ſchon bei der erſten nach voͤllig erloſchener Pulſation vorgenommenen Trennung nicht unterbunden, wohl aber das Ende deſſelben durch eine Zange gequetſcht, um wie man (ganz unrichtig) vorgab, das Abbeißen des Nabelſtranges bei Thieren moͤglichſt nachzuahmen. Taͤglich wird ſodann der Nabelſtrang ausge- druͤckt, gereinigt, und abermals ein Stuͤckchen deſſelben abgeſchnitten, und das Ende wieder durch die Zange gequetſcht, bis endlich der Nabelſtrang gaͤnzlich ſich geloͤſt hat.
§. 980.
Hierbei iſt nun aber folgendes zu erinnern: — 1. Das nach der Unterbindung in den Reſten der Nabelgefaͤße etwa noch verweilende Blut hat entweder noch mit dem uͤbrigen Blute Gemeinſchaft, oder nicht. Im erſtern Falle wird ein Verderben, Faulen oder Gaͤhren des hier ſtockenden Blutes durchaus nicht denkbar ſeyn, im zweiten Falle koͤnnte allerdings eher eine ſolche Umaͤnderung Statt finden; allein da dieſes Blut von dem uͤbrigen abgeſondert iſt, Lymphgefaͤße zur Aufſaugung nicht nachzuweiſen ſind, und uͤberhaupt in kurzem die wenigen Tropfen Bluts voͤllig eintrocknen, ſo iſt gewiß ein vernuͤnftiger Grund fuͤr jene Annahme, daß in dieſem Blut der Stoff zu vielen Krankheiten gegeben werde, keines- weges vorhanden.
§. 981.
2. Wenn es auch ganz richtig iſt, daß beim neuge- borenen Kinde, wenn man das gaͤnzliche Erloͤſchen der Pul- ſation des Nabelſtranges abwartet, derſelbe ohne Blutung zu
*) S. daruͤber Dr.Ziermann. Die Naturgemaͤße Geburt des Menſchen oder Betrachtungen uͤber zu fruͤhe Durchſchneidung und uͤber Unterbindung der Nabelſchnur des neugebornen Kindes, als Urgrund der haͤufigſten und gefaͤhrlichſten Krankheiten des Menſchengeſchlechts. Nebſt einer Vorrede vom Prof. Wolfart Berlin 1817.
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Schriften auf das haͤrteſte getadelt, und dagegen folgendes
Verfahren empfohlen *): Der Nabelſtrang wird ſchon bei
der erſten nach voͤllig erloſchener Pulſation vorgenommenen
Trennung nicht unterbunden, wohl aber das Ende deſſelben
durch eine Zange gequetſcht, um wie man (ganz unrichtig)
vorgab, das Abbeißen des Nabelſtranges bei Thieren moͤglichſt
nachzuahmen. Taͤglich wird ſodann der Nabelſtrang ausge-
druͤckt, gereinigt, und abermals ein Stuͤckchen deſſelben
abgeſchnitten, und das Ende wieder durch die Zange gequetſcht,
bis endlich der Nabelſtrang gaͤnzlich ſich geloͤſt hat.
§. 980.
Hierbei iſt nun aber folgendes zu erinnern: — 1. Das
nach der Unterbindung in den Reſten der Nabelgefaͤße etwa
noch verweilende Blut hat entweder noch mit dem uͤbrigen
Blute Gemeinſchaft, oder nicht. Im erſtern Falle wird ein
Verderben, Faulen oder Gaͤhren des hier ſtockenden Blutes
durchaus nicht denkbar ſeyn, im zweiten Falle koͤnnte allerdings
eher eine ſolche Umaͤnderung Statt finden; allein da dieſes
Blut von dem uͤbrigen abgeſondert iſt, Lymphgefaͤße zur
Aufſaugung nicht nachzuweiſen ſind, und uͤberhaupt in kurzem
die wenigen Tropfen Bluts voͤllig eintrocknen, ſo iſt gewiß
ein vernuͤnftiger Grund fuͤr jene Annahme, daß in dieſem
Blut der Stoff zu vielen Krankheiten gegeben werde, keines-
weges vorhanden.
§. 981.
2. Wenn es auch ganz richtig iſt, daß beim neuge-
borenen Kinde, wenn man das gaͤnzliche Erloͤſchen der Pul-
ſation des Nabelſtranges abwartet, derſelbe ohne Blutung zu
*) S. daruͤber Dr. Ziermann. Die Naturgemaͤße Geburt des
Menſchen oder Betrachtungen uͤber zu fruͤhe Durchſchneidung und
uͤber Unterbindung der Nabelſchnur des neugebornen Kindes, als
Urgrund der haͤufigſten und gefaͤhrlichſten Krankheiten des
Menſchengeſchlechts. Nebſt einer Vorrede vom Prof. Wolfart
Berlin 1817.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/227>, abgerufen am 26.11.2024.
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