Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Berücksichtigung der oben §. 799. aufgezählten Kennzeichen
der wahren Wehen zu verhüten ist), ja selbst, wenn sie sehr
heftig sind, (indem die Reitzung des Darmkanals auf den
Uterus übertragen wird), die Entstehung wahrer Wehen
veranlassen.

§. 999.

Bei der Behandlung derselben muß wieder theils auf
die Constitution der Kranken, theils auf die ursachlichen
Verhältnisse Rücksicht genommen werden. Bei vollsaftigen,
zu Anhäufung des Blutes in dem Pfortadersystem geneigten
Personen, wo Erkältungen eingewirkt haben, der Charakter
der Krankheiten überhaupt der entzündliche ist, sind allgemeine
oder örtliche Blutentziehungen, kühlende, resolvirende, abfüh-
rende Mittel (z. B. die Emulsio oleoso-salina) durchaus
nothwendig. Sind hingegen die Nerven krankhaft gereitzt
und anderweitige Ursachen, als gastrische Unreinigkeiten, Ver-
stopfung u. s. w. hinlänglich berücksichtigt und beseitigt, so
wirken laue Bäder, Umschläge, kleine Dosen narkotischer Mittel,
Lavements, nach Befinden mit einigen Tropfen Laudanum
liq. S.,
Einreibungen des flüchtigen Liniments oder einer
Opiatsalbe, Rubefacientia, und Beförderung gelinder Transspi-
ration sehr wohlthätig. Blähungsbeschwerden erfordern, wenn
sie die Koliken veranlassen, vorzügliche Vermehrung der peri-
staltischen Thätigkeit des Darmkanals durch Einreibungen,
Lavements, Infusum menthae pip. u. s. w. -- und eben
so können endlich Koliken durch Wurmreitz, Leber-, Nieren-
krankheiten u. s. w. veranlaßt, hier nicht anders, als es über-
haupt die Regeln der speciellen Therapie lehren, behandelt
werden.

2. Krankhafte Zustände im Gefäßsystem des
weiblichen Körpers während der Schwangerschaft
.
§. 1000.

Congestionen: Es ist schon bei der physiologischen
Geschichte der Schwangerschaft erwähnt worden, wie die
bedeutende Umstimmung welche das Gefäßsystem im schwan-

Beruͤckſichtigung der oben §. 799. aufgezaͤhlten Kennzeichen
der wahren Wehen zu verhuͤten iſt), ja ſelbſt, wenn ſie ſehr
heftig ſind, (indem die Reitzung des Darmkanals auf den
Uterus uͤbertragen wird), die Entſtehung wahrer Wehen
veranlaſſen.

§. 999.

Bei der Behandlung derſelben muß wieder theils auf
die Conſtitution der Kranken, theils auf die urſachlichen
Verhaͤltniſſe Ruͤckſicht genommen werden. Bei vollſaftigen,
zu Anhaͤufung des Blutes in dem Pfortaderſyſtem geneigten
Perſonen, wo Erkaͤltungen eingewirkt haben, der Charakter
der Krankheiten uͤberhaupt der entzuͤndliche iſt, ſind allgemeine
oder oͤrtliche Blutentziehungen, kuͤhlende, reſolvirende, abfuͤh-
rende Mittel (z. B. die Emulsio oleoso-salina) durchaus
nothwendig. Sind hingegen die Nerven krankhaft gereitzt
und anderweitige Urſachen, als gaſtriſche Unreinigkeiten, Ver-
ſtopfung u. ſ. w. hinlaͤnglich beruͤckſichtigt und beſeitigt, ſo
wirken laue Baͤder, Umſchlaͤge, kleine Doſen narkotiſcher Mittel,
Lavements, nach Befinden mit einigen Tropfen Laudanum
liq. S.,
Einreibungen des fluͤchtigen Liniments oder einer
Opiatſalbe, Rubefacientia, und Befoͤrderung gelinder Transſpi-
ration ſehr wohlthaͤtig. Blaͤhungsbeſchwerden erfordern, wenn
ſie die Koliken veranlaſſen, vorzuͤgliche Vermehrung der peri-
ſtaltiſchen Thaͤtigkeit des Darmkanals durch Einreibungen,
Lavements, Infusum menthae pip. u. ſ. w. — und eben
ſo koͤnnen endlich Koliken durch Wurmreitz, Leber-, Nieren-
krankheiten u. ſ. w. veranlaßt, hier nicht anders, als es uͤber-
haupt die Regeln der ſpeciellen Therapie lehren, behandelt
werden.

2. Krankhafte Zuſtaͤnde im Gefaͤßſyſtem des
weiblichen Koͤrpers waͤhrend der Schwangerſchaft
.
§. 1000.

Congeſtionen: Es iſt ſchon bei der phyſiologiſchen
Geſchichte der Schwangerſchaft erwaͤhnt worden, wie die
bedeutende Umſtimmung welche das Gefaͤßſyſtem im ſchwan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0237" n="213"/>
Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung der oben §. 799. aufgeza&#x0364;hlten Kennzeichen<lb/>
der wahren Wehen zu verhu&#x0364;ten i&#x017F;t), ja &#x017F;elb&#x017F;t, wenn &#x017F;ie &#x017F;ehr<lb/>
heftig &#x017F;ind, (indem die Reitzung des Darmkanals auf den<lb/>
Uterus u&#x0364;bertragen wird), die Ent&#x017F;tehung wahrer Wehen<lb/>
veranla&#x017F;&#x017F;en.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 999.</head><lb/>
                  <p>Bei der Behandlung der&#x017F;elben muß wieder theils auf<lb/>
die Con&#x017F;titution der Kranken, theils auf die ur&#x017F;achlichen<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e Ru&#x0364;ck&#x017F;icht genommen werden. Bei voll&#x017F;aftigen,<lb/>
zu Anha&#x0364;ufung des Blutes in dem Pfortader&#x017F;y&#x017F;tem geneigten<lb/>
Per&#x017F;onen, wo Erka&#x0364;ltungen eingewirkt haben, der Charakter<lb/>
der Krankheiten u&#x0364;berhaupt der entzu&#x0364;ndliche i&#x017F;t, &#x017F;ind allgemeine<lb/>
oder o&#x0364;rtliche Blutentziehungen, ku&#x0364;hlende, re&#x017F;olvirende, abfu&#x0364;h-<lb/>
rende Mittel (z. B. die <hi rendition="#aq">Emulsio oleoso-salina</hi>) durchaus<lb/>
nothwendig. Sind hingegen die Nerven krankhaft gereitzt<lb/>
und anderweitige Ur&#x017F;achen, als ga&#x017F;tri&#x017F;che Unreinigkeiten, Ver-<lb/>
&#x017F;topfung u. &#x017F;. w. hinla&#x0364;nglich beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigt und be&#x017F;eitigt, &#x017F;o<lb/>
wirken laue Ba&#x0364;der, Um&#x017F;chla&#x0364;ge, kleine Do&#x017F;en narkoti&#x017F;cher Mittel,<lb/>
Lavements, nach Befinden mit einigen Tropfen <hi rendition="#aq">Laudanum<lb/>
liq. S.,</hi> Einreibungen des flu&#x0364;chtigen Liniments oder einer<lb/>
Opiat&#x017F;albe, <hi rendition="#aq">Rubefacientia,</hi> und Befo&#x0364;rderung gelinder Trans&#x017F;pi-<lb/>
ration &#x017F;ehr wohltha&#x0364;tig. Bla&#x0364;hungsbe&#x017F;chwerden erfordern, wenn<lb/>
&#x017F;ie die Koliken veranla&#x017F;&#x017F;en, vorzu&#x0364;gliche Vermehrung der peri-<lb/><choice><sic>&#x017F;talti&#x017F;cheu</sic><corr>&#x017F;talti&#x017F;chen</corr></choice> Tha&#x0364;tigkeit des Darmkanals durch Einreibungen,<lb/>
Lavements, <hi rendition="#aq">Infusum menthae pip.</hi> u. &#x017F;. w. &#x2014; und eben<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;nnen endlich Koliken durch Wurmreitz, Leber-, Nieren-<lb/>
krankheiten u. &#x017F;. w. veranlaßt, hier nicht anders, als es u&#x0364;ber-<lb/>
haupt die Regeln der &#x017F;peciellen Therapie lehren, behandelt<lb/>
werden.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>2. <hi rendition="#g">Krankhafte Zu&#x017F;ta&#x0364;nde im Gefa&#x0364;ß&#x017F;y&#x017F;tem des<lb/>
weiblichen Ko&#x0364;rpers wa&#x0364;hrend der Schwanger&#x017F;chaft</hi>.</head><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1000.</head><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Conge&#x017F;tionen:</hi> Es i&#x017F;t &#x017F;chon bei der phy&#x017F;iologi&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;chichte der Schwanger&#x017F;chaft erwa&#x0364;hnt worden, wie die<lb/>
bedeutende Um&#x017F;timmung welche das Gefa&#x0364;ß&#x017F;y&#x017F;tem im &#x017F;chwan-<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0237] Beruͤckſichtigung der oben §. 799. aufgezaͤhlten Kennzeichen der wahren Wehen zu verhuͤten iſt), ja ſelbſt, wenn ſie ſehr heftig ſind, (indem die Reitzung des Darmkanals auf den Uterus uͤbertragen wird), die Entſtehung wahrer Wehen veranlaſſen. §. 999. Bei der Behandlung derſelben muß wieder theils auf die Conſtitution der Kranken, theils auf die urſachlichen Verhaͤltniſſe Ruͤckſicht genommen werden. Bei vollſaftigen, zu Anhaͤufung des Blutes in dem Pfortaderſyſtem geneigten Perſonen, wo Erkaͤltungen eingewirkt haben, der Charakter der Krankheiten uͤberhaupt der entzuͤndliche iſt, ſind allgemeine oder oͤrtliche Blutentziehungen, kuͤhlende, reſolvirende, abfuͤh- rende Mittel (z. B. die Emulsio oleoso-salina) durchaus nothwendig. Sind hingegen die Nerven krankhaft gereitzt und anderweitige Urſachen, als gaſtriſche Unreinigkeiten, Ver- ſtopfung u. ſ. w. hinlaͤnglich beruͤckſichtigt und beſeitigt, ſo wirken laue Baͤder, Umſchlaͤge, kleine Doſen narkotiſcher Mittel, Lavements, nach Befinden mit einigen Tropfen Laudanum liq. S., Einreibungen des fluͤchtigen Liniments oder einer Opiatſalbe, Rubefacientia, und Befoͤrderung gelinder Transſpi- ration ſehr wohlthaͤtig. Blaͤhungsbeſchwerden erfordern, wenn ſie die Koliken veranlaſſen, vorzuͤgliche Vermehrung der peri- ſtaltiſchen Thaͤtigkeit des Darmkanals durch Einreibungen, Lavements, Infusum menthae pip. u. ſ. w. — und eben ſo koͤnnen endlich Koliken durch Wurmreitz, Leber-, Nieren- krankheiten u. ſ. w. veranlaßt, hier nicht anders, als es uͤber- haupt die Regeln der ſpeciellen Therapie lehren, behandelt werden. 2. Krankhafte Zuſtaͤnde im Gefaͤßſyſtem des weiblichen Koͤrpers waͤhrend der Schwangerſchaft. §. 1000. Congeſtionen: Es iſt ſchon bei der phyſiologiſchen Geſchichte der Schwangerſchaft erwaͤhnt worden, wie die bedeutende Umſtimmung welche das Gefaͤßſyſtem im ſchwan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/237
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/237>, abgerufen am 25.11.2024.