Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

tige Geschwulst, namentlich der Schamlippen, kann übrigens
zuweilen selbst Scarificationen zur Entleerung des Wassers
nöthig machen, so wie endlich die rosenartigen Entzündungen,
welche bei diesen Anschwellungen öfters vorkommen, vorzüglich
warme trockne Fomentationen aus Kräuterkissen oder Kräuter-
pulver auf Hanfwerg, nebst innern die Transpiration vermeh-
renden und die Ausleerungen des Darmkanals befördernden
Mitteln, indiciren.

§. 1023.

3. Krankhafte Zustände der Harnwerkzeuge.
Diese mit den Geschlechtsorganen, sowohl in anatomischer als
physiologischer Hinsicht so nahe verbundenen Organe, welche
deßhalb auch im gesunden Zustande immer einige Verände-
rungen durch die Schwangerschaft erleiden, werden zuweilen
auch in Folge dieses Zusammenhanges in wahrhafte Krank-
heitszustände versetzt, einmal indem die Harnausleerung sehr
erschwert, oder gänzlich gehindert wird (Strangurie, Dys-
urie
und Ischurie), oder indem sie der Willkühr entzogen
werden, und fortwährend Urin abgeht (Enuresis). -- Die
wesentichen Ursachen dieser verschiedenen Krankheitserscheinun-
gen sind jedoch immer dieselben, und ob dadurch Urinverhal-
tung oder unwillkührlicher Urinabgang eintrete, wird nament-
lich durch die Gegend der Harnblase welche insbesondere affi-
cirt ist, bestimmt.

§. 1024.

Diese Ursachen sind: 1) Druck des Uterus entweder
während des tiefern Standes desselben im zweiten Schwan-
gerschaftsmonat, oder durch Schieflagen desselben (wie z. B.
vorzüglich durch die Rückwärtsbeugung), oder durch die tie-
fere Senkung der Gebärmutter und des Kindes gegen das
Ende der Schwangerschaft. Wirkt dieser Druck insbesondere
auf den Blasenhals und die Urethra, so wird Harnverhaltung
davon die Folge seyn, wirkt er hingegen mehr auf den Grund

tige Geſchwulſt, namentlich der Schamlippen, kann uͤbrigens
zuweilen ſelbſt Scarificationen zur Entleerung des Waſſers
noͤthig machen, ſo wie endlich die roſenartigen Entzuͤndungen,
welche bei dieſen Anſchwellungen oͤfters vorkommen, vorzuͤglich
warme trockne Fomentationen aus Kraͤuterkiſſen oder Kraͤuter-
pulver auf Hanfwerg, nebſt innern die Transpiration vermeh-
renden und die Ausleerungen des Darmkanals befoͤrdernden
Mitteln, indiciren.

§. 1023.

3. Krankhafte Zuſtaͤnde der Harnwerkzeuge.
Dieſe mit den Geſchlechtsorganen, ſowohl in anatomiſcher als
phyſiologiſcher Hinſicht ſo nahe verbundenen Organe, welche
deßhalb auch im geſunden Zuſtande immer einige Veraͤnde-
rungen durch die Schwangerſchaft erleiden, werden zuweilen
auch in Folge dieſes Zuſammenhanges in wahrhafte Krank-
heitszuſtaͤnde verſetzt, einmal indem die Harnausleerung ſehr
erſchwert, oder gaͤnzlich gehindert wird (Strangurie, Dys-
urie
und Iſchurie), oder indem ſie der Willkuͤhr entzogen
werden, und fortwaͤhrend Urin abgeht (Enuresis). — Die
weſentichen Urſachen dieſer verſchiedenen Krankheitserſcheinun-
gen ſind jedoch immer dieſelben, und ob dadurch Urinverhal-
tung oder unwillkuͤhrlicher Urinabgang eintrete, wird nament-
lich durch die Gegend der Harnblaſe welche insbeſondere affi-
cirt iſt, beſtimmt.

§. 1024.

Dieſe Urſachen ſind: 1) Druck des Uterus entweder
waͤhrend des tiefern Standes deſſelben im zweiten Schwan-
gerſchaftsmonat, oder durch Schieflagen deſſelben (wie z. B.
vorzuͤglich durch die Ruͤckwaͤrtsbeugung), oder durch die tie-
fere Senkung der Gebaͤrmutter und des Kindes gegen das
Ende der Schwangerſchaft. Wirkt dieſer Druck insbeſondere
auf den Blaſenhals und die Urethra, ſo wird Harnverhaltung
davon die Folge ſeyn, wirkt er hingegen mehr auf den Grund

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0250" n="226"/>
tige Ge&#x017F;chwul&#x017F;t, namentlich der Schamlippen, kann u&#x0364;brigens<lb/>
zuweilen &#x017F;elb&#x017F;t Scarificationen zur Entleerung des Wa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
no&#x0364;thig machen, &#x017F;o wie endlich die ro&#x017F;enartigen Entzu&#x0364;ndungen,<lb/>
welche bei die&#x017F;en An&#x017F;chwellungen o&#x0364;fters vorkommen, vorzu&#x0364;glich<lb/>
warme trockne Fomentationen aus Kra&#x0364;uterki&#x017F;&#x017F;en oder Kra&#x0364;uter-<lb/>
pulver auf Hanfwerg, neb&#x017F;t innern die Transpiration vermeh-<lb/>
renden und die Ausleerungen des Darmkanals befo&#x0364;rdernden<lb/>
Mitteln, indiciren.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1023.</head><lb/>
                  <p>3. <hi rendition="#g">Krankhafte Zu&#x017F;ta&#x0364;nde der Harnwerkzeuge</hi>.<lb/>
Die&#x017F;e mit den Ge&#x017F;chlechtsorganen, &#x017F;owohl in anatomi&#x017F;cher als<lb/>
phy&#x017F;iologi&#x017F;cher Hin&#x017F;icht &#x017F;o nahe verbundenen Organe, welche<lb/>
deßhalb auch im ge&#x017F;unden Zu&#x017F;tande immer einige Vera&#x0364;nde-<lb/>
rungen durch die Schwanger&#x017F;chaft erleiden, werden zuweilen<lb/>
auch in Folge die&#x017F;es Zu&#x017F;ammenhanges in wahrhafte Krank-<lb/>
heitszu&#x017F;ta&#x0364;nde ver&#x017F;etzt, einmal indem die Harnausleerung &#x017F;ehr<lb/>
er&#x017F;chwert, oder ga&#x0364;nzlich gehindert wird (<hi rendition="#g">Strangurie, Dys-<lb/>
urie</hi> und <hi rendition="#g">I&#x017F;churie</hi>), oder indem &#x017F;ie der Willku&#x0364;hr entzogen<lb/>
werden, und fortwa&#x0364;hrend Urin abgeht <hi rendition="#aq">(Enuresis).</hi> &#x2014; Die<lb/>
we&#x017F;entichen Ur&#x017F;achen die&#x017F;er ver&#x017F;chiedenen Krankheitser&#x017F;cheinun-<lb/>
gen &#x017F;ind jedoch immer die&#x017F;elben, und ob dadurch Urinverhal-<lb/>
tung oder unwillku&#x0364;hrlicher Urinabgang eintrete, wird nament-<lb/>
lich durch die Gegend der Harnbla&#x017F;e welche insbe&#x017F;ondere affi-<lb/>
cirt i&#x017F;t, be&#x017F;timmt.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 1024.</head><lb/>
                  <p>Die&#x017F;e Ur&#x017F;achen &#x017F;ind: 1) Druck des Uterus entweder<lb/>
wa&#x0364;hrend des tiefern Standes de&#x017F;&#x017F;elben im zweiten Schwan-<lb/>
ger&#x017F;chaftsmonat, oder durch Schieflagen de&#x017F;&#x017F;elben (wie z. B.<lb/>
vorzu&#x0364;glich durch die Ru&#x0364;ckwa&#x0364;rtsbeugung), oder durch die tie-<lb/>
fere Senkung der Geba&#x0364;rmutter und des Kindes gegen das<lb/>
Ende der Schwanger&#x017F;chaft. Wirkt die&#x017F;er Druck insbe&#x017F;ondere<lb/>
auf den Bla&#x017F;enhals und die Urethra, &#x017F;o wird Harnverhaltung<lb/>
davon die Folge &#x017F;eyn, wirkt er hingegen mehr auf den Grund<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0250] tige Geſchwulſt, namentlich der Schamlippen, kann uͤbrigens zuweilen ſelbſt Scarificationen zur Entleerung des Waſſers noͤthig machen, ſo wie endlich die roſenartigen Entzuͤndungen, welche bei dieſen Anſchwellungen oͤfters vorkommen, vorzuͤglich warme trockne Fomentationen aus Kraͤuterkiſſen oder Kraͤuter- pulver auf Hanfwerg, nebſt innern die Transpiration vermeh- renden und die Ausleerungen des Darmkanals befoͤrdernden Mitteln, indiciren. §. 1023. 3. Krankhafte Zuſtaͤnde der Harnwerkzeuge. Dieſe mit den Geſchlechtsorganen, ſowohl in anatomiſcher als phyſiologiſcher Hinſicht ſo nahe verbundenen Organe, welche deßhalb auch im geſunden Zuſtande immer einige Veraͤnde- rungen durch die Schwangerſchaft erleiden, werden zuweilen auch in Folge dieſes Zuſammenhanges in wahrhafte Krank- heitszuſtaͤnde verſetzt, einmal indem die Harnausleerung ſehr erſchwert, oder gaͤnzlich gehindert wird (Strangurie, Dys- urie und Iſchurie), oder indem ſie der Willkuͤhr entzogen werden, und fortwaͤhrend Urin abgeht (Enuresis). — Die weſentichen Urſachen dieſer verſchiedenen Krankheitserſcheinun- gen ſind jedoch immer dieſelben, und ob dadurch Urinverhal- tung oder unwillkuͤhrlicher Urinabgang eintrete, wird nament- lich durch die Gegend der Harnblaſe welche insbeſondere affi- cirt iſt, beſtimmt. §. 1024. Dieſe Urſachen ſind: 1) Druck des Uterus entweder waͤhrend des tiefern Standes deſſelben im zweiten Schwan- gerſchaftsmonat, oder durch Schieflagen deſſelben (wie z. B. vorzuͤglich durch die Ruͤckwaͤrtsbeugung), oder durch die tie- fere Senkung der Gebaͤrmutter und des Kindes gegen das Ende der Schwangerſchaft. Wirkt dieſer Druck insbeſondere auf den Blaſenhals und die Urethra, ſo wird Harnverhaltung davon die Folge ſeyn, wirkt er hingegen mehr auf den Grund

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/250
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/250>, abgerufen am 24.11.2024.