Die Prognose ist bei den leichtern, von Erschöpfung des Nervensystems abhängigen Ohnmachten nicht ungünstig, da in diesen Zuständen vollkommner Ruhe, oft die Lebenskraft recht eigentlich sich zu sammeln, und der Körper sich von neuem zu erholen scheint. Gefahrdrohend hingegen sind die von Ue- berfüllung der großen Gefäße abhängigen gelähmten Zustände des animalen Lebens, theils weil sie durch völlige Lungen- und Hirn-Lähmung den Tod der Schwangern selbst, oder doch den Tod des Kindes herbeiführen können.
§. 1036.
Da die Krankheit blos in einzelnen Anfällen erscheint, so muß die wichtigste Behandlung außer den Anfällen Statt finden und auf Verhütung derselben gerichtet seyn. Das Erste wird es demnach seyn, alle die genannten äußern Einflüße welche die Eutstehung der Anfälle begünstigen, sorg- fältig vermeiden zu laßen, und ferner die Disposition zu diesen Anfällen durch zweckdienliche Mittel zu vermindern. Schwäche und krankhaft erhöhte Sensibilität fordern demnach tonische Mittel, den Gebrauch lauwarmer stärkender Bäder, angemes- sene Bewegung in freier Luft und leichtverdauliche nahrhafte Diät, nebst dem mäßigen Genuße des Rheinweins. -- Große Vollblütigkeit macht Blutentziehungen, Abführungen, antiphlo- gistische Diät, kühles Verhalten, säuerliche Getränke u. s. w. nöthig. -- Den Druck des Uterus sucht man durch eine gute Leibbinde zu mindern, und behandelt übrigens sonstige krank- hafte Zustände der Verdauungswerkzeuge (als Verstopfungen, Blähungsbeschwerden u. s. w.) ihrer Natur gemäß.
§. 1037.
Die wirklich eingetretene Ohnmacht fordert in unbedenk- lichen Fällen blos Ruhe, Lösen aller beengenden Kleidungs- stücke, gerade mit Kopf und Brust mäßig erhöhte Lage, und Entfernung aller etwa noch einwirkender und die Ohnmacht unterhaltender Einflüße, als: starker Gerüche, heißer Zimmer-
§. 1035.
Die Prognoſe iſt bei den leichtern, von Erſchoͤpfung des Nervenſyſtems abhaͤngigen Ohnmachten nicht unguͤnſtig, da in dieſen Zuſtaͤnden vollkommner Ruhe, oft die Lebenskraft recht eigentlich ſich zu ſammeln, und der Koͤrper ſich von neuem zu erholen ſcheint. Gefahrdrohend hingegen ſind die von Ue- berfuͤllung der großen Gefaͤße abhaͤngigen gelaͤhmten Zuſtaͤnde des animalen Lebens, theils weil ſie durch voͤllige Lungen- und Hirn-Laͤhmung den Tod der Schwangern ſelbſt, oder doch den Tod des Kindes herbeifuͤhren koͤnnen.
§. 1036.
Da die Krankheit blos in einzelnen Anfaͤllen erſcheint, ſo muß die wichtigſte Behandlung außer den Anfaͤllen Statt finden und auf Verhuͤtung derſelben gerichtet ſeyn. Das Erſte wird es demnach ſeyn, alle die genannten aͤußern Einfluͤße welche die Eutſtehung der Anfaͤlle beguͤnſtigen, ſorg- faͤltig vermeiden zu laßen, und ferner die Dispoſition zu dieſen Anfaͤllen durch zweckdienliche Mittel zu vermindern. Schwaͤche und krankhaft erhoͤhte Senſibilitaͤt fordern demnach toniſche Mittel, den Gebrauch lauwarmer ſtaͤrkender Baͤder, angemeſ- ſene Bewegung in freier Luft und leichtverdauliche nahrhafte Diaͤt, nebſt dem maͤßigen Genuße des Rheinweins. — Große Vollbluͤtigkeit macht Blutentziehungen, Abfuͤhrungen, antiphlo- giſtiſche Diaͤt, kuͤhles Verhalten, ſaͤuerliche Getraͤnke u. ſ. w. noͤthig. — Den Druck des Uterus ſucht man durch eine gute Leibbinde zu mindern, und behandelt uͤbrigens ſonſtige krank- hafte Zuſtaͤnde der Verdauungswerkzeuge (als Verſtopfungen, Blaͤhungsbeſchwerden u. ſ. w.) ihrer Natur gemaͤß.
§. 1037.
Die wirklich eingetretene Ohnmacht fordert in unbedenk- lichen Faͤllen blos Ruhe, Loͤſen aller beengenden Kleidungs- ſtuͤcke, gerade mit Kopf und Bruſt maͤßig erhoͤhte Lage, und Entfernung aller etwa noch einwirkender und die Ohnmacht unterhaltender Einfluͤße, als: ſtarker Geruͤche, heißer Zimmer-
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§. 1035.
Die Prognoſe iſt bei den leichtern, von Erſchoͤpfung des
Nervenſyſtems abhaͤngigen Ohnmachten nicht unguͤnſtig, da in
dieſen Zuſtaͤnden vollkommner Ruhe, oft die Lebenskraft recht
eigentlich ſich zu ſammeln, und der Koͤrper ſich von neuem
zu erholen ſcheint. Gefahrdrohend hingegen ſind die von Ue-
berfuͤllung der großen Gefaͤße abhaͤngigen gelaͤhmten Zuſtaͤnde
des animalen Lebens, theils weil ſie durch voͤllige Lungen- und
Hirn-Laͤhmung den Tod der Schwangern ſelbſt, oder doch
den Tod des Kindes herbeifuͤhren koͤnnen.
§. 1036.
Da die Krankheit blos in einzelnen Anfaͤllen erſcheint,
ſo muß die wichtigſte Behandlung außer den Anfaͤllen
Statt finden und auf Verhuͤtung derſelben gerichtet ſeyn.
Das Erſte wird es demnach ſeyn, alle die genannten aͤußern
Einfluͤße welche die Eutſtehung der Anfaͤlle beguͤnſtigen, ſorg-
faͤltig vermeiden zu laßen, und ferner die Dispoſition zu dieſen
Anfaͤllen durch zweckdienliche Mittel zu vermindern. Schwaͤche
und krankhaft erhoͤhte Senſibilitaͤt fordern demnach toniſche
Mittel, den Gebrauch lauwarmer ſtaͤrkender Baͤder, angemeſ-
ſene Bewegung in freier Luft und leichtverdauliche nahrhafte
Diaͤt, nebſt dem maͤßigen Genuße des Rheinweins. — Große
Vollbluͤtigkeit macht Blutentziehungen, Abfuͤhrungen, antiphlo-
giſtiſche Diaͤt, kuͤhles Verhalten, ſaͤuerliche Getraͤnke u. ſ. w.
noͤthig. — Den Druck des Uterus ſucht man durch eine gute
Leibbinde zu mindern, und behandelt uͤbrigens ſonſtige krank-
hafte Zuſtaͤnde der Verdauungswerkzeuge (als Verſtopfungen,
Blaͤhungsbeſchwerden u. ſ. w.) ihrer Natur gemaͤß.
§. 1037.
Die wirklich eingetretene Ohnmacht fordert in unbedenk-
lichen Faͤllen blos Ruhe, Loͤſen aller beengenden Kleidungs-
ſtuͤcke, gerade mit Kopf und Bruſt maͤßig erhoͤhte Lage, und
Entfernung aller etwa noch einwirkender und die Ohnmacht
unterhaltender Einfluͤße, als: ſtarker Geruͤche, heißer Zimmer-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/257>, abgerufen am 24.11.2024.
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