werden. Was nämlich die Entzündungen betrifft, so fin- den sich davon bei Neugebornen oft die deutlichsten Beweise, sowohl auf der Oberfläche des Körpers in Form verschiedener Exantheme, unter welchen vorzüglich ein blasiges Exanthem (eine Art Pemphygus) nicht selten ist, als auch in innern Organen; wie ich denn namentlich auf dem Peritonaeo mehrerer Wassersüchtig gebornen Kinder, deutlich entzündete Stellen, einmal sogar mit Ausscheidung plastischer Lymphe und Verwachsung gefunden, und eben so auch mehreremal Theile des Knochensystems entzündet, ja hie und da selbst mit Ue- bergängen in Caries, beobachtet habe. Uebrigens ist wohl nicht zu leugnen, daß die Entzündung in der Periode des Fetuslebens stets eine größere Neigung zum Uebergange in Degeneration habe, als nach der Geburt (vergl. I. Thl. §. 328.), wie das wohl überhaupt bei einer gesteigerten repro- duktiven Thätigkeit nothwendig der Fall ist, weßhalb denn sogar bei Erwachsenen, Entzündungen solcher Organe in de- nen das reproduktive Leben beträchtlich überwiegt (z. B. der Unterleibseingeweide), weit leichter als Entzündungen anderer Organe in Degeneration übergehen.
§. 1132.
Ist nun aber Vorhandenseyn von Entzündung im Fetus unter geeigneten Verhältnißen unläugbar, so muß wohl auch die Möglichkeit fieberhafter Zustände in dieser Lebensperiode zugegeben werden; wozu noch kommt, daß Beispiele von wahr- hafter Uebertragung fieberhafter Krankheiten (z. B. der Pok- ken) auf das Kind im Uterus vom mütterlichen Körper aus, nicht mangeln. Fortgesetzte Beobachtungen in diesem fast noch ganz unbearbeiteten Felde, werden hierüber noch weitere Be- stätigungen sicher herbeiführen.
§. 1133.
Außer den Entzündungs- und Fieberhaften Zuständen werden übrigens die verschiedenen Folgen derselben, als Ei- terungen, Verwachsungen, Verdickungen und Ver-
werden. Was naͤmlich die Entzuͤndungen betrifft, ſo fin- den ſich davon bei Neugebornen oft die deutlichſten Beweiſe, ſowohl auf der Oberflaͤche des Koͤrpers in Form verſchiedener Exantheme, unter welchen vorzuͤglich ein blaſiges Exanthem (eine Art Pemphygus) nicht ſelten iſt, als auch in innern Organen; wie ich denn namentlich auf dem Peritonaeo mehrerer Waſſerſuͤchtig gebornen Kinder, deutlich entzuͤndete Stellen, einmal ſogar mit Ausſcheidung plaſtiſcher Lymphe und Verwachſung gefunden, und eben ſo auch mehreremal Theile des Knochenſyſtems entzuͤndet, ja hie und da ſelbſt mit Ue- bergaͤngen in Caries, beobachtet habe. Uebrigens iſt wohl nicht zu leugnen, daß die Entzuͤndung in der Periode des Fetuslebens ſtets eine groͤßere Neigung zum Uebergange in Degeneration habe, als nach der Geburt (vergl. I. Thl. §. 328.), wie das wohl uͤberhaupt bei einer geſteigerten repro- duktiven Thaͤtigkeit nothwendig der Fall iſt, weßhalb denn ſogar bei Erwachſenen, Entzuͤndungen ſolcher Organe in de- nen das reproduktive Leben betraͤchtlich uͤberwiegt (z. B. der Unterleibseingeweide), weit leichter als Entzuͤndungen anderer Organe in Degeneration uͤbergehen.
§. 1132.
Iſt nun aber Vorhandenſeyn von Entzuͤndung im Fetus unter geeigneten Verhaͤltnißen unlaͤugbar, ſo muß wohl auch die Moͤglichkeit fieberhafter Zuſtaͤnde in dieſer Lebensperiode zugegeben werden; wozu noch kommt, daß Beiſpiele von wahr- hafter Uebertragung fieberhafter Krankheiten (z. B. der Pok- ken) auf das Kind im Uterus vom muͤtterlichen Koͤrper aus, nicht mangeln. Fortgeſetzte Beobachtungen in dieſem faſt noch ganz unbearbeiteten Felde, werden hieruͤber noch weitere Be- ſtaͤtigungen ſicher herbeifuͤhren.
§. 1133.
Außer den Entzuͤndungs- und Fieberhaften Zuſtaͤnden werden uͤbrigens die verſchiedenen Folgen derſelben, als Ei- terungen, Verwachſungen, Verdickungen und Ver-
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werden. Was naͤmlich die Entzuͤndungen betrifft, ſo fin-
den ſich davon bei Neugebornen oft die deutlichſten Beweiſe,
ſowohl auf der Oberflaͤche des Koͤrpers in Form verſchiedener
Exantheme, unter welchen vorzuͤglich ein blaſiges Exanthem
(eine Art Pemphygus) nicht ſelten iſt, als auch in innern
Organen; wie ich denn namentlich auf dem Peritonaeo
mehrerer Waſſerſuͤchtig gebornen Kinder, deutlich entzuͤndete
Stellen, einmal ſogar mit Ausſcheidung plaſtiſcher Lymphe und
Verwachſung gefunden, und eben ſo auch mehreremal Theile
des Knochenſyſtems entzuͤndet, ja hie und da ſelbſt mit Ue-
bergaͤngen in Caries, beobachtet habe. Uebrigens iſt wohl
nicht zu leugnen, daß die Entzuͤndung in der Periode des
Fetuslebens ſtets eine groͤßere Neigung zum Uebergange in
Degeneration habe, als nach der Geburt (vergl. I. Thl. §.
328.), wie das wohl uͤberhaupt bei einer geſteigerten repro-
duktiven Thaͤtigkeit nothwendig der Fall iſt, weßhalb denn
ſogar bei Erwachſenen, Entzuͤndungen ſolcher Organe in de-
nen das reproduktive Leben betraͤchtlich uͤberwiegt (z. B. der
Unterleibseingeweide), weit leichter als Entzuͤndungen anderer
Organe in Degeneration uͤbergehen.
§. 1132.
Iſt nun aber Vorhandenſeyn von Entzuͤndung im Fetus
unter geeigneten Verhaͤltnißen unlaͤugbar, ſo muß wohl auch
die Moͤglichkeit fieberhafter Zuſtaͤnde in dieſer Lebensperiode
zugegeben werden; wozu noch kommt, daß Beiſpiele von wahr-
hafter Uebertragung fieberhafter Krankheiten (z. B. der Pok-
ken) auf das Kind im Uterus vom muͤtterlichen Koͤrper aus,
nicht mangeln. Fortgeſetzte Beobachtungen in dieſem faſt noch
ganz unbearbeiteten Felde, werden hieruͤber noch weitere Be-
ſtaͤtigungen ſicher herbeifuͤhren.
§. 1133.
Außer den Entzuͤndungs- und Fieberhaften Zuſtaͤnden
werden uͤbrigens die verſchiedenen Folgen derſelben, als Ei-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/311>, abgerufen am 25.11.2024.
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