Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

besten anzuordnen auf einem gewöhnlichen, nicht zu niedri-
gen, an die Wand gerückten Bette, in welchem eine Matraze,
ein Strohsack oder ein Sophakissen, so auf den Bettrand ge-
legt, und mit Unterlagen hinlänglich bedeckt wird, um für die
Kreuzgegend eine sichere und vollkommen wagerecht liegende
Unterstützung zu gewähren. Ferner wird durch schief gelegte
Sophakissen oder einen verkehrt ins Bett gelegten, mit der
Rückenlehne vorwärts gerichteten Stuhl, eine sichere, mit
Kopfkissen belegte Rückenlehne gebildet; vor das Bett aber
werden zu beiden Seiten zwei Stühle für die zur Unter-
stützung der Schenkel nöthigen Gehülfen, und mitten vor das
Bett wird ein Gefäß, zum Auffangen abfließender Feuchtig-
keiten, gesetzt. Die Kreisende wird nur leicht bekleidet auf
dieses Bett gebracht, hier mit einer wollenen Decke bedeckt,
ihre Schenkel in mäßig weiter Entfernung von den Gehülfen
fixirt, die Hände finden an den Lehnen der Stühle Unter-
stützung, und der Oberkörper wird nöthigenfalls durch eine
auf dem Bette stehende oder knieende Gehülfin gehalten. --
Ein ähnliches Lager läßt sich übrigens im Nothfalle auch auf
einem feststehenden nicht zu hohen Tische bereiten, so wie denn
auch ein guter Geburtsstuhl oder eins der oben erwähnten
künstlichen Geburtsbetten hierzu benutzt werden kann.

§. 1151.

Die Wahl der Hände zu dieser Operation ist gleichgül-
tig, nur wenn der Muttermund mehr nach links gewendet
ist, wählt man lieber die rechte, wenn er mehr rechts gewen-
det ist, lieber die linke Hand. Der Geburtshelfer selbst läßt
sich entweder mit einem Kniee auf ein vor das Querlager ge-
legtes Kissen nieder, oder setzt sich auf einen niedrigen Ses-
sel vor die Kreisende, legt vorsichtig, ohne bei der Kreisenden
damit zu viel Aufsehen zu erregen, das Oberkleid ab, ent-
blößt den Vorderarm, faltet die langgestreckten, weder mit
Ringen noch sonstigen Rauhigkeiten versehenen Finger genau
und conisch aneinander, (in welcher Haltung der Hand man
durch öftere Uebung, Einführen derselben in trockene Becken

beſten anzuordnen auf einem gewoͤhnlichen, nicht zu niedri-
gen, an die Wand geruͤckten Bette, in welchem eine Matraze,
ein Strohſack oder ein Sophakiſſen, ſo auf den Bettrand ge-
legt, und mit Unterlagen hinlaͤnglich bedeckt wird, um fuͤr die
Kreuzgegend eine ſichere und vollkommen wagerecht liegende
Unterſtuͤtzung zu gewaͤhren. Ferner wird durch ſchief gelegte
Sophakiſſen oder einen verkehrt ins Bett gelegten, mit der
Ruͤckenlehne vorwaͤrts gerichteten Stuhl, eine ſichere, mit
Kopfkiſſen belegte Ruͤckenlehne gebildet; vor das Bett aber
werden zu beiden Seiten zwei Stuͤhle fuͤr die zur Unter-
ſtuͤtzung der Schenkel noͤthigen Gehuͤlfen, und mitten vor das
Bett wird ein Gefaͤß, zum Auffangen abfließender Feuchtig-
keiten, geſetzt. Die Kreiſende wird nur leicht bekleidet auf
dieſes Bett gebracht, hier mit einer wollenen Decke bedeckt,
ihre Schenkel in maͤßig weiter Entfernung von den Gehuͤlfen
fixirt, die Haͤnde finden an den Lehnen der Stuͤhle Unter-
ſtuͤtzung, und der Oberkoͤrper wird noͤthigenfalls durch eine
auf dem Bette ſtehende oder knieende Gehuͤlfin gehalten. —
Ein aͤhnliches Lager laͤßt ſich uͤbrigens im Nothfalle auch auf
einem feſtſtehenden nicht zu hohen Tiſche bereiten, ſo wie denn
auch ein guter Geburtsſtuhl oder eins der oben erwaͤhnten
kuͤnſtlichen Geburtsbetten hierzu benutzt werden kann.

§. 1151.

Die Wahl der Haͤnde zu dieſer Operation iſt gleichguͤl-
tig, nur wenn der Muttermund mehr nach links gewendet
iſt, waͤhlt man lieber die rechte, wenn er mehr rechts gewen-
det iſt, lieber die linke Hand. Der Geburtshelfer ſelbſt laͤßt
ſich entweder mit einem Kniee auf ein vor das Querlager ge-
legtes Kiſſen nieder, oder ſetzt ſich auf einen niedrigen Seſ-
ſel vor die Kreiſende, legt vorſichtig, ohne bei der Kreiſenden
damit zu viel Aufſehen zu erregen, das Oberkleid ab, ent-
bloͤßt den Vorderarm, faltet die langgeſtreckten, weder mit
Ringen noch ſonſtigen Rauhigkeiten verſehenen Finger genau
und coniſch aneinander, (in welcher Haltung der Hand man
durch oͤftere Uebung, Einfuͤhren derſelben in trockene Becken

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0323" n="299"/>
be&#x017F;ten anzuordnen auf einem gewo&#x0364;hnlichen, nicht zu niedri-<lb/>
gen, an die Wand geru&#x0364;ckten Bette, in welchem eine Matraze,<lb/>
ein Stroh&#x017F;ack oder ein Sophaki&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o auf den Bettrand ge-<lb/>
legt, und mit Unterlagen hinla&#x0364;nglich bedeckt wird, um fu&#x0364;r die<lb/>
Kreuzgegend eine &#x017F;ichere und vollkommen wagerecht liegende<lb/>
Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung zu gewa&#x0364;hren. Ferner wird durch &#x017F;chief gelegte<lb/>
Sophaki&#x017F;&#x017F;en oder einen verkehrt ins Bett gelegten, mit der<lb/>
Ru&#x0364;ckenlehne vorwa&#x0364;rts gerichteten Stuhl, eine &#x017F;ichere, mit<lb/>
Kopfki&#x017F;&#x017F;en belegte Ru&#x0364;ckenlehne gebildet; vor das Bett aber<lb/>
werden zu beiden Seiten zwei Stu&#x0364;hle fu&#x0364;r die zur Unter-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;tzung der Schenkel no&#x0364;thigen Gehu&#x0364;lfen, und mitten vor das<lb/>
Bett wird ein Gefa&#x0364;ß, zum Auffangen abfließender Feuchtig-<lb/>
keiten, ge&#x017F;etzt. Die Krei&#x017F;ende wird nur leicht bekleidet auf<lb/>
die&#x017F;es Bett gebracht, hier mit einer wollenen Decke bedeckt,<lb/>
ihre Schenkel in ma&#x0364;ßig weiter Entfernung von den Gehu&#x0364;lfen<lb/>
fixirt, die Ha&#x0364;nde finden an den Lehnen der Stu&#x0364;hle Unter-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;tzung, und der Oberko&#x0364;rper wird no&#x0364;thigenfalls durch eine<lb/>
auf dem Bette &#x017F;tehende oder knieende Gehu&#x0364;lfin gehalten. &#x2014;<lb/>
Ein a&#x0364;hnliches Lager la&#x0364;ßt &#x017F;ich u&#x0364;brigens im Nothfalle auch auf<lb/>
einem fe&#x017F;t&#x017F;tehenden nicht zu hohen Ti&#x017F;che bereiten, &#x017F;o wie denn<lb/>
auch ein <hi rendition="#g">guter</hi> Geburts&#x017F;tuhl oder eins der oben erwa&#x0364;hnten<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Geburtsbetten hierzu benutzt werden kann.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 1151.</head><lb/>
                    <p>Die Wahl der Ha&#x0364;nde zu die&#x017F;er Operation i&#x017F;t gleichgu&#x0364;l-<lb/>
tig, nur wenn der Muttermund mehr nach links gewendet<lb/>
i&#x017F;t, wa&#x0364;hlt man lieber die rechte, wenn er mehr rechts gewen-<lb/>
det i&#x017F;t, lieber die linke Hand. Der Geburtshelfer &#x017F;elb&#x017F;t la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich entweder mit einem Kniee auf ein vor das Querlager ge-<lb/>
legtes Ki&#x017F;&#x017F;en nieder, oder &#x017F;etzt &#x017F;ich auf einen niedrigen Se&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el vor die Krei&#x017F;ende, legt vor&#x017F;ichtig, ohne bei der Krei&#x017F;enden<lb/>
damit zu viel Auf&#x017F;ehen zu erregen, das Oberkleid ab, ent-<lb/>
blo&#x0364;ßt den Vorderarm, faltet die langge&#x017F;treckten, weder mit<lb/>
Ringen noch &#x017F;on&#x017F;tigen Rauhigkeiten ver&#x017F;ehenen Finger genau<lb/>
und coni&#x017F;ch aneinander, (in welcher Haltung der Hand man<lb/>
durch o&#x0364;ftere Uebung, Einfu&#x0364;hren der&#x017F;elben in trockene Becken<lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0323] beſten anzuordnen auf einem gewoͤhnlichen, nicht zu niedri- gen, an die Wand geruͤckten Bette, in welchem eine Matraze, ein Strohſack oder ein Sophakiſſen, ſo auf den Bettrand ge- legt, und mit Unterlagen hinlaͤnglich bedeckt wird, um fuͤr die Kreuzgegend eine ſichere und vollkommen wagerecht liegende Unterſtuͤtzung zu gewaͤhren. Ferner wird durch ſchief gelegte Sophakiſſen oder einen verkehrt ins Bett gelegten, mit der Ruͤckenlehne vorwaͤrts gerichteten Stuhl, eine ſichere, mit Kopfkiſſen belegte Ruͤckenlehne gebildet; vor das Bett aber werden zu beiden Seiten zwei Stuͤhle fuͤr die zur Unter- ſtuͤtzung der Schenkel noͤthigen Gehuͤlfen, und mitten vor das Bett wird ein Gefaͤß, zum Auffangen abfließender Feuchtig- keiten, geſetzt. Die Kreiſende wird nur leicht bekleidet auf dieſes Bett gebracht, hier mit einer wollenen Decke bedeckt, ihre Schenkel in maͤßig weiter Entfernung von den Gehuͤlfen fixirt, die Haͤnde finden an den Lehnen der Stuͤhle Unter- ſtuͤtzung, und der Oberkoͤrper wird noͤthigenfalls durch eine auf dem Bette ſtehende oder knieende Gehuͤlfin gehalten. — Ein aͤhnliches Lager laͤßt ſich uͤbrigens im Nothfalle auch auf einem feſtſtehenden nicht zu hohen Tiſche bereiten, ſo wie denn auch ein guter Geburtsſtuhl oder eins der oben erwaͤhnten kuͤnſtlichen Geburtsbetten hierzu benutzt werden kann. §. 1151. Die Wahl der Haͤnde zu dieſer Operation iſt gleichguͤl- tig, nur wenn der Muttermund mehr nach links gewendet iſt, waͤhlt man lieber die rechte, wenn er mehr rechts gewen- det iſt, lieber die linke Hand. Der Geburtshelfer ſelbſt laͤßt ſich entweder mit einem Kniee auf ein vor das Querlager ge- legtes Kiſſen nieder, oder ſetzt ſich auf einen niedrigen Seſ- ſel vor die Kreiſende, legt vorſichtig, ohne bei der Kreiſenden damit zu viel Aufſehen zu erregen, das Oberkleid ab, ent- bloͤßt den Vorderarm, faltet die langgeſtreckten, weder mit Ringen noch ſonſtigen Rauhigkeiten verſehenen Finger genau und coniſch aneinander, (in welcher Haltung der Hand man durch oͤftere Uebung, Einfuͤhren derſelben in trockene Becken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/323
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/323>, abgerufen am 25.11.2024.