eröffnen müssen. Da indeß das Aufsperren der Blätter durch Aufsperren der Griffe zu bewerkstelligen, eine etwas unbequeme und ermüdende Bewegung der Hand nöthig macht, so habe ich zu meinem Gebrauch die Griffe etwas von einander ent- fernen, und mit einer zwischen dieselben gelegten Feder verse- hen lassen, um das Oeffnen der in den Muttermund verschlos- sen eingebrachten Blätter nicht durch Oeffnen sondern durch Zusammendrücken der Griffe, (welches eine der Hand weit leichtere Bewegung ist) zu bewirken. (s. T. III. f. II.)
§. 1157.
Was die Anwendung des Instruments betrifft, so ist sie sehr einfach, man bringt, nachdem der Muttermund wenig- stens zur Aufnahme zweier Fingerspitzen, entweder durch die Wehen oder durch Manualoperation eröffnet ist, Zeige- und Mittelfinger der linken Hand, wohl mit Oehl bestrichen, in die Mutterscheide und den Muttermund, leitet auf diesen so- dann das mit der rechten Hand gefaßte, erwärmte und gleich- falls mit Oehl bestrichene Instrument, verschlossen in den Mut- termund ein, jedoch so, daß die abgerundeten Enden der Blät- ter nicht weit über den innern Muttermund hinauf ragen, und sperrt die Blätter, indem man das Instrument nun hin und her dreht, bald in der Richtung des Querdurchmes- sers, bald in der Richtung des einen oder des andern schie- fen Durchmessers, auseinander. Auf diese Weise kann man durch fortgesetzte Bewegungen, wobei jedoch die Finger der linken Hand immer leitend in der Nähe bleiben müssen (na- mentlich um das Herausgleiten des Instruments aus dem Muttermunde, oder das zu tiefe Eindringen desselben in den Muttermund zu verhüten) in ziemlich kurzer Zeit die Oeff- nung beträchtlich, jedoch immer nur unter einer gewaltsamern Reitzung desselben vergrößern. Wo daher die Eröffnung noth- wendig sehr beschleunigt werden muß, der Muttermund jedoch hartnäckigen Widerstand leistet, ist die Anwendung dieser Me- thode zu entschuldigen, ja sie wird fast unentbehrlich; nur muß auch hier eine zu starke Kraftanstrengung, um Zer-
eroͤffnen muͤſſen. Da indeß das Aufſperren der Blaͤtter durch Aufſperren der Griffe zu bewerkſtelligen, eine etwas unbequeme und ermuͤdende Bewegung der Hand noͤthig macht, ſo habe ich zu meinem Gebrauch die Griffe etwas von einander ent- fernen, und mit einer zwiſchen dieſelben gelegten Feder verſe- hen laſſen, um das Oeffnen der in den Muttermund verſchloſ- ſen eingebrachten Blaͤtter nicht durch Oeffnen ſondern durch Zuſammendruͤcken der Griffe, (welches eine der Hand weit leichtere Bewegung iſt) zu bewirken. (ſ. T. III. f. II.)
§. 1157.
Was die Anwendung des Inſtruments betrifft, ſo iſt ſie ſehr einfach, man bringt, nachdem der Muttermund wenig- ſtens zur Aufnahme zweier Fingerſpitzen, entweder durch die Wehen oder durch Manualoperation eroͤffnet iſt, Zeige- und Mittelfinger der linken Hand, wohl mit Oehl beſtrichen, in die Mutterſcheide und den Muttermund, leitet auf dieſen ſo- dann das mit der rechten Hand gefaßte, erwaͤrmte und gleich- falls mit Oehl beſtrichene Inſtrument, verſchloſſen in den Mut- termund ein, jedoch ſo, daß die abgerundeten Enden der Blaͤt- ter nicht weit uͤber den innern Muttermund hinauf ragen, und ſperrt die Blaͤtter, indem man das Inſtrument nun hin und her dreht, bald in der Richtung des Querdurchmeſ- ſers, bald in der Richtung des einen oder des andern ſchie- fen Durchmeſſers, auseinander. Auf dieſe Weiſe kann man durch fortgeſetzte Bewegungen, wobei jedoch die Finger der linken Hand immer leitend in der Naͤhe bleiben muͤſſen (na- mentlich um das Herausgleiten des Inſtruments aus dem Muttermunde, oder das zu tiefe Eindringen deſſelben in den Muttermund zu verhuͤten) in ziemlich kurzer Zeit die Oeff- nung betraͤchtlich, jedoch immer nur unter einer gewaltſamern Reitzung deſſelben vergroͤßern. Wo daher die Eroͤffnung noth- wendig ſehr beſchleunigt werden muß, der Muttermund jedoch hartnaͤckigen Widerſtand leiſtet, iſt die Anwendung dieſer Me- thode zu entſchuldigen, ja ſie wird faſt unentbehrlich; nur muß auch hier eine zu ſtarke Kraftanſtrengung, um Zer-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0327"n="303"/>
eroͤffnen muͤſſen. Da indeß das Aufſperren der Blaͤtter durch<lb/>
Aufſperren der Griffe zu bewerkſtelligen, eine etwas unbequeme<lb/>
und ermuͤdende Bewegung der Hand noͤthig macht, ſo habe<lb/>
ich zu meinem Gebrauch die Griffe etwas von einander ent-<lb/>
fernen, und mit einer zwiſchen dieſelben gelegten Feder verſe-<lb/>
hen laſſen, um das Oeffnen der in den Muttermund verſchloſ-<lb/>ſen eingebrachten Blaͤtter nicht durch Oeffnen ſondern durch<lb/><hirendition="#g">Zuſammendruͤcken der Griffe</hi>, (welches eine der Hand<lb/>
weit leichtere Bewegung iſt) zu bewirken. (ſ. <hirendition="#aq">T. III.</hi> f. <hirendition="#aq">II.</hi>)</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 1157.</head><lb/><p>Was die Anwendung des Inſtruments betrifft, ſo iſt ſie<lb/>ſehr einfach, man bringt, nachdem der Muttermund wenig-<lb/>ſtens zur Aufnahme zweier Fingerſpitzen, entweder durch die<lb/>
Wehen oder durch Manualoperation eroͤffnet iſt, Zeige- und<lb/>
Mittelfinger der linken Hand, wohl mit Oehl beſtrichen, in<lb/>
die Mutterſcheide und den Muttermund, leitet auf dieſen ſo-<lb/>
dann das mit der rechten Hand gefaßte, erwaͤrmte und gleich-<lb/>
falls mit Oehl beſtrichene Inſtrument, verſchloſſen in den Mut-<lb/>
termund ein, jedoch ſo, daß die abgerundeten Enden der Blaͤt-<lb/>
ter nicht weit uͤber den innern Muttermund hinauf ragen,<lb/>
und ſperrt die Blaͤtter, indem man das Inſtrument nun<lb/>
hin und her dreht, bald in der Richtung des Querdurchmeſ-<lb/>ſers, bald in der Richtung des einen oder des andern ſchie-<lb/>
fen Durchmeſſers, auseinander. Auf dieſe Weiſe kann man<lb/>
durch fortgeſetzte Bewegungen, wobei jedoch die Finger der<lb/>
linken Hand immer leitend in der Naͤhe bleiben muͤſſen (na-<lb/>
mentlich um das Herausgleiten des Inſtruments aus dem<lb/>
Muttermunde, oder das zu tiefe Eindringen deſſelben in den<lb/>
Muttermund zu verhuͤten) in ziemlich kurzer Zeit die Oeff-<lb/>
nung betraͤchtlich, jedoch immer nur unter einer gewaltſamern<lb/>
Reitzung deſſelben vergroͤßern. Wo daher die Eroͤffnung noth-<lb/>
wendig ſehr beſchleunigt werden muß, der Muttermund jedoch<lb/>
hartnaͤckigen Widerſtand leiſtet, iſt die Anwendung dieſer Me-<lb/>
thode zu entſchuldigen, ja ſie wird faſt unentbehrlich; nur<lb/>
muß auch hier eine zu ſtarke Kraftanſtrengung, um Zer-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[303/0327]
eroͤffnen muͤſſen. Da indeß das Aufſperren der Blaͤtter durch
Aufſperren der Griffe zu bewerkſtelligen, eine etwas unbequeme
und ermuͤdende Bewegung der Hand noͤthig macht, ſo habe
ich zu meinem Gebrauch die Griffe etwas von einander ent-
fernen, und mit einer zwiſchen dieſelben gelegten Feder verſe-
hen laſſen, um das Oeffnen der in den Muttermund verſchloſ-
ſen eingebrachten Blaͤtter nicht durch Oeffnen ſondern durch
Zuſammendruͤcken der Griffe, (welches eine der Hand
weit leichtere Bewegung iſt) zu bewirken. (ſ. T. III. f. II.)
§. 1157.
Was die Anwendung des Inſtruments betrifft, ſo iſt ſie
ſehr einfach, man bringt, nachdem der Muttermund wenig-
ſtens zur Aufnahme zweier Fingerſpitzen, entweder durch die
Wehen oder durch Manualoperation eroͤffnet iſt, Zeige- und
Mittelfinger der linken Hand, wohl mit Oehl beſtrichen, in
die Mutterſcheide und den Muttermund, leitet auf dieſen ſo-
dann das mit der rechten Hand gefaßte, erwaͤrmte und gleich-
falls mit Oehl beſtrichene Inſtrument, verſchloſſen in den Mut-
termund ein, jedoch ſo, daß die abgerundeten Enden der Blaͤt-
ter nicht weit uͤber den innern Muttermund hinauf ragen,
und ſperrt die Blaͤtter, indem man das Inſtrument nun
hin und her dreht, bald in der Richtung des Querdurchmeſ-
ſers, bald in der Richtung des einen oder des andern ſchie-
fen Durchmeſſers, auseinander. Auf dieſe Weiſe kann man
durch fortgeſetzte Bewegungen, wobei jedoch die Finger der
linken Hand immer leitend in der Naͤhe bleiben muͤſſen (na-
mentlich um das Herausgleiten des Inſtruments aus dem
Muttermunde, oder das zu tiefe Eindringen deſſelben in den
Muttermund zu verhuͤten) in ziemlich kurzer Zeit die Oeff-
nung betraͤchtlich, jedoch immer nur unter einer gewaltſamern
Reitzung deſſelben vergroͤßern. Wo daher die Eroͤffnung noth-
wendig ſehr beſchleunigt werden muß, der Muttermund jedoch
hartnaͤckigen Widerſtand leiſtet, iſt die Anwendung dieſer Me-
thode zu entſchuldigen, ja ſie wird faſt unentbehrlich; nur
muß auch hier eine zu ſtarke Kraftanſtrengung, um Zer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/327>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.