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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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sagen wir, ist es vorzüglich, wo die vorsichtig unternommene
Perforation als ein wohlthätiges und vollkommen zweckmäßi-
ges Hülfsmittel erscheint, und wo es offenbar Tadel verdient,
wenn man, blos um diese Operation nicht zu machen, die
Kreisende durch hartnäckig fortgesetzte Zangenoperation, oder
durch gewaltsames Zurückdrängen des Kopfs und Wendung
auf die Füße der Gefahr heftiger Entzündungen, ja der Zer-
reissung der Gebärmutter aussetzt.

§. 1241.

Ueber den Zeitpunkt des Geburtsgeschäfts, zu wel-
chem diese Operation am zweckmäßigsten zu unternehmen sey,
läßt sich im Allgemeinen wenig bestimmen. Ist es Wasser-
ansammlung im Schädel, welche zur Perforation (Paracen-
tesis
) des Kopfs nöthigt, so ist es rathsam, die Operation
nach eröffnetem Muttermunde und abgefloßenem Fruchtwasser,
sobald man sich von der Unmöglichkeit den Kopf bei diesem
Umfange durch das Becken zu führen, überzeugt hat, nicht
allzulange zu verschieben. Ist es Engigkeit des Beckens wel-
che die Operation indicirt, so wird auch hier, sobald an dem
Tode des Kindes nicht mehr zu zweifeln, durch die bereits Statt
findende Einkeilung die Wendung auf die Füße contraindicirt,
und die Zange fruchtlos angewendet worden ist, längere Ver-
zögerung dieser Operation nur zum Nachtheil der Kreisenden
gereichen.

§. 1242.

Die Prognose richtet sich bei dieser Operation vor-
züglich nach den übrigen durch die langdauernde und schwere
Geburtsarbeit etwa bereits entwickelten krankhaften Zuständen
und nach der Engigkeit des Beckens; obwohl man, was die
Operation selbst betrifft, sicher behaupten darf, daß, dafern
sie mit aller nöthigen Umsicht, Behutsamkeit,
und Schonung der mütterlichen Theile ausgeführt
wird
, dieselbe keineswegs als eine für die Mutter an sich gefähr-

ſagen wir, iſt es vorzuͤglich, wo die vorſichtig unternommene
Perforation als ein wohlthaͤtiges und vollkommen zweckmaͤßi-
ges Huͤlfsmittel erſcheint, und wo es offenbar Tadel verdient,
wenn man, blos um dieſe Operation nicht zu machen, die
Kreiſende durch hartnaͤckig fortgeſetzte Zangenoperation, oder
durch gewaltſames Zuruͤckdraͤngen des Kopfs und Wendung
auf die Fuͤße der Gefahr heftiger Entzuͤndungen, ja der Zer-
reiſſung der Gebaͤrmutter ausſetzt.

§. 1241.

Ueber den Zeitpunkt des Geburtsgeſchaͤfts, zu wel-
chem dieſe Operation am zweckmaͤßigſten zu unternehmen ſey,
laͤßt ſich im Allgemeinen wenig beſtimmen. Iſt es Waſſer-
anſammlung im Schaͤdel, welche zur Perforation (Paracen-
tesis
) des Kopfs noͤthigt, ſo iſt es rathſam, die Operation
nach eroͤffnetem Muttermunde und abgefloßenem Fruchtwaſſer,
ſobald man ſich von der Unmoͤglichkeit den Kopf bei dieſem
Umfange durch das Becken zu fuͤhren, uͤberzeugt hat, nicht
allzulange zu verſchieben. Iſt es Engigkeit des Beckens wel-
che die Operation indicirt, ſo wird auch hier, ſobald an dem
Tode des Kindes nicht mehr zu zweifeln, durch die bereits Statt
findende Einkeilung die Wendung auf die Fuͤße contraindicirt,
und die Zange fruchtlos angewendet worden iſt, laͤngere Ver-
zoͤgerung dieſer Operation nur zum Nachtheil der Kreiſenden
gereichen.

§. 1242.

Die Prognoſe richtet ſich bei dieſer Operation vor-
zuͤglich nach den uͤbrigen durch die langdauernde und ſchwere
Geburtsarbeit etwa bereits entwickelten krankhaften Zuſtaͤnden
und nach der Engigkeit des Beckens; obwohl man, was die
Operation ſelbſt betrifft, ſicher behaupten darf, daß, dafern
ſie mit aller noͤthigen Umſicht, Behutſamkeit,
und Schonung der muͤtterlichen Theile ausgefuͤhrt
wird
, dieſelbe keineswegs als eine fuͤr die Mutter an ſich gefaͤhr-

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[357/0381] ſagen wir, iſt es vorzuͤglich, wo die vorſichtig unternommene Perforation als ein wohlthaͤtiges und vollkommen zweckmaͤßi- ges Huͤlfsmittel erſcheint, und wo es offenbar Tadel verdient, wenn man, blos um dieſe Operation nicht zu machen, die Kreiſende durch hartnaͤckig fortgeſetzte Zangenoperation, oder durch gewaltſames Zuruͤckdraͤngen des Kopfs und Wendung auf die Fuͤße der Gefahr heftiger Entzuͤndungen, ja der Zer- reiſſung der Gebaͤrmutter ausſetzt. §. 1241. Ueber den Zeitpunkt des Geburtsgeſchaͤfts, zu wel- chem dieſe Operation am zweckmaͤßigſten zu unternehmen ſey, laͤßt ſich im Allgemeinen wenig beſtimmen. Iſt es Waſſer- anſammlung im Schaͤdel, welche zur Perforation (Paracen- tesis) des Kopfs noͤthigt, ſo iſt es rathſam, die Operation nach eroͤffnetem Muttermunde und abgefloßenem Fruchtwaſſer, ſobald man ſich von der Unmoͤglichkeit den Kopf bei dieſem Umfange durch das Becken zu fuͤhren, uͤberzeugt hat, nicht allzulange zu verſchieben. Iſt es Engigkeit des Beckens wel- che die Operation indicirt, ſo wird auch hier, ſobald an dem Tode des Kindes nicht mehr zu zweifeln, durch die bereits Statt findende Einkeilung die Wendung auf die Fuͤße contraindicirt, und die Zange fruchtlos angewendet worden iſt, laͤngere Ver- zoͤgerung dieſer Operation nur zum Nachtheil der Kreiſenden gereichen. §. 1242. Die Prognoſe richtet ſich bei dieſer Operation vor- zuͤglich nach den uͤbrigen durch die langdauernde und ſchwere Geburtsarbeit etwa bereits entwickelten krankhaften Zuſtaͤnden und nach der Engigkeit des Beckens; obwohl man, was die Operation ſelbſt betrifft, ſicher behaupten darf, daß, dafern ſie mit aller noͤthigen Umſicht, Behutſamkeit, und Schonung der muͤtterlichen Theile ausgefuͤhrt wird, dieſelbe keineswegs als eine fuͤr die Mutter an ſich gefaͤhr-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/381>, abgerufen am 22.11.2024.