sind indeß während der Geburtsarbeit die Veranlaßungen noch häufiger als während der Schwangerschaft; die Geburtsschmer- zen nämlich werden das Nervensystem heftig erschüttern und von dieser Seite den Ausbruch des Uebels begünstigen können, dahingegen die Erhitzung des Körpers, zugleich aber der bei vor sich gehender Verkleinerung des Uterus erfolgende Rück- tritt eines beträchtlichen Antheils der gesammten Blutmasse in das allgemeine Gefäßsystem aus den Venenzellen des Uterus *), von der andern Seite dasselbe hervorzurufen im Stande sind.
§. 1338.
Die Prognose muß für die unter der Geburt, einem an sich so kritischen Zeitpunkte, ausbrechenden Zuckungen noch ungünstiger, als für die während der Schwangerschaft sich zei- genden ausfallen; und zwar theils für das Kind, theils für die Mutter. Das erstere stirbt dabei leicht ab, die letztere wird da- bei zu dem für die Geburt nöthigen Verhalten unfähig ge- macht, und ist daher der Gefahr der Blutungen u. s. w., noch außer den den Convulsionen an sich eigenen Gefahren unterworfen. Die übrigen oben (§. 1047.) angegebenen Mo- dificationen der Prognose gelten auch hier; auch bei der Ge- burt sind die habituellen Convulsionen demnach weniger ge- fährlich, **) ja ich habe öfters bei Gebärenden welche sonst öfters an Epilepsie litten, diese Anfälle gerade unter der Ge- burt gar nicht eintreten sehen. Günstiger ist es ferner wenn die Zuckungen überhaupt mehr von heftiger Nervenreitzung ab- hängig sind, wenn die Ursache derselben in Schmerzhaftigkeit
*) Ich habe hierauf, in wiefern es, besonders nach dem erfolgten Ab- gange der Placenta, Zuckungen veranlassen kann, aufmerksam ge- macht in Hufel. Journal f. pr. Heilk. 1816. Decbr.
**) Hiervon machen nur Fälle Ausnahme, wo bedeutende organische Fehler, namentlich in den Gefäßen die Ursache der Anfälle waren; so verlor ich einst eine schon früher mit Epilepsie behaftete Krei- sende bei einem Anfalle dieser Art, und die Sektion zeigte Berstung eines aufgeschwollenen krankhaften Plexus choroideus im Gehirn.
ſind indeß waͤhrend der Geburtsarbeit die Veranlaßungen noch haͤufiger als waͤhrend der Schwangerſchaft; die Geburtsſchmer- zen naͤmlich werden das Nervenſyſtem heftig erſchuͤttern und von dieſer Seite den Ausbruch des Uebels beguͤnſtigen koͤnnen, dahingegen die Erhitzung des Koͤrpers, zugleich aber der bei vor ſich gehender Verkleinerung des Uterus erfolgende Ruͤck- tritt eines betraͤchtlichen Antheils der geſammten Blutmaſſe in das allgemeine Gefaͤßſyſtem aus den Venenzellen des Uterus *), von der andern Seite daſſelbe hervorzurufen im Stande ſind.
§. 1338.
Die Prognoſe muß fuͤr die unter der Geburt, einem an ſich ſo kritiſchen Zeitpunkte, ausbrechenden Zuckungen noch unguͤnſtiger, als fuͤr die waͤhrend der Schwangerſchaft ſich zei- genden ausfallen; und zwar theils fuͤr das Kind, theils fuͤr die Mutter. Das erſtere ſtirbt dabei leicht ab, die letztere wird da- bei zu dem fuͤr die Geburt noͤthigen Verhalten unfaͤhig ge- macht, und iſt daher der Gefahr der Blutungen u. ſ. w., noch außer den den Convulſionen an ſich eigenen Gefahren unterworfen. Die uͤbrigen oben (§. 1047.) angegebenen Mo- dificationen der Prognoſe gelten auch hier; auch bei der Ge- burt ſind die habituellen Convulſionen demnach weniger ge- faͤhrlich, **) ja ich habe oͤfters bei Gebaͤrenden welche ſonſt oͤfters an Epilepſie litten, dieſe Anfaͤlle gerade unter der Ge- burt gar nicht eintreten ſehen. Guͤnſtiger iſt es ferner wenn die Zuckungen uͤberhaupt mehr von heftiger Nervenreitzung ab- haͤngig ſind, wenn die Urſache derſelben in Schmerzhaftigkeit
*) Ich habe hierauf, in wiefern es, beſonders nach dem erfolgten Ab- gange der Placenta, Zuckungen veranlaſſen kann, aufmerkſam ge- macht in Hufel. Journal f. pr. Heilk. 1816. Decbr.
**) Hiervon machen nur Faͤlle Ausnahme, wo bedeutende organiſche Fehler, namentlich in den Gefaͤßen die Urſache der Anfaͤlle waren; ſo verlor ich einſt eine ſchon fruͤher mit Epilepſie behaftete Krei- ſende bei einem Anfalle dieſer Art, und die Sektion zeigte Berſtung eines aufgeſchwollenen krankhaften Plexus choroideus im Gehirn.
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ſind indeß waͤhrend der Geburtsarbeit die Veranlaßungen noch
haͤufiger als waͤhrend der Schwangerſchaft; die Geburtsſchmer-
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von dieſer Seite den Ausbruch des Uebels beguͤnſtigen koͤnnen,
dahingegen die Erhitzung des Koͤrpers, zugleich aber der bei
vor ſich gehender Verkleinerung des Uterus erfolgende Ruͤck-
tritt eines betraͤchtlichen Antheils der geſammten Blutmaſſe in
das allgemeine Gefaͤßſyſtem aus den Venenzellen des Uterus *),
von der andern Seite daſſelbe hervorzurufen im Stande ſind.
§. 1338.
Die Prognoſe muß fuͤr die unter der Geburt, einem
an ſich ſo kritiſchen Zeitpunkte, ausbrechenden Zuckungen noch
unguͤnſtiger, als fuͤr die waͤhrend der Schwangerſchaft ſich zei-
genden ausfallen; und zwar theils fuͤr das Kind, theils fuͤr die
Mutter. Das erſtere ſtirbt dabei leicht ab, die letztere wird da-
bei zu dem fuͤr die Geburt noͤthigen Verhalten unfaͤhig ge-
macht, und iſt daher der Gefahr der Blutungen u. ſ. w.,
noch außer den den Convulſionen an ſich eigenen Gefahren
unterworfen. Die uͤbrigen oben (§. 1047.) angegebenen Mo-
dificationen der Prognoſe gelten auch hier; auch bei der Ge-
burt ſind die habituellen Convulſionen demnach weniger ge-
faͤhrlich, **) ja ich habe oͤfters bei Gebaͤrenden welche ſonſt
oͤfters an Epilepſie litten, dieſe Anfaͤlle gerade unter der Ge-
burt gar nicht eintreten ſehen. Guͤnſtiger iſt es ferner wenn
die Zuckungen uͤberhaupt mehr von heftiger Nervenreitzung ab-
haͤngig ſind, wenn die Urſache derſelben in Schmerzhaftigkeit
*) Ich habe hierauf, in wiefern es, beſonders nach dem erfolgten Ab-
gange der Placenta, Zuckungen veranlaſſen kann, aufmerkſam ge-
macht in Hufel. Journal f. pr. Heilk. 1816. Decbr.
**) Hiervon machen nur Faͤlle Ausnahme, wo bedeutende organiſche
Fehler, namentlich in den Gefaͤßen die Urſache der Anfaͤlle waren;
ſo verlor ich einſt eine ſchon fruͤher mit Epilepſie behaftete Krei-
ſende bei einem Anfalle dieſer Art, und die Sektion zeigte Berſtung
eines aufgeſchwollenen krankhaften Plexus choroideus im Gehirn.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/437>, abgerufen am 22.11.2024.
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