Reizbarkeit, Neigung zu Krämpfen, rigiden Körperban über- haupt sich auszeichnen und hat sehr häufig eine schwere Ge- burtsarbeit, unregelmäßige Zusammenziehungen des Uterus und Unvermögen zu gehörigem Verarbeiten der Wehen zur Folge.
§. 1343.
Bei Behandlung dieser Zufälle muß, außerdem daß ört- liche Ursachen des Erbrechens z. B. eingeklemmte Brüche, falsche Lagen der Gebärmutter u. s. w. berücksichtigt und ih- rer Natur nach behandelt werden müssen, vorzüglich darauf Rücksicht genommen werden, in welchem Grade das Gefäßsy- stem dabei aufgeregt sey. Heftige Erregungen desselben, durch allgemeinen Blutreichthum, Härte und Frequenz des Pulses, Durst, stechende Schmerzen in den Präkordien angezeigt, ma- chen ein antiphlogistisches Verfahren, Ruhe, mäßige Tempera- tur, selbst allgemeine Blutentziehungen durchaus nöthig. Rei- ner krampfhafter Zustand, durch Abwesenheit obiger Zufälle so wie durch allgemeine Constitution angezeigt, fordert hingegen die Anwendung beruhigender narkotischer Mittel: allgemeine Bäder (in der frühern Periode der Geburt), Fomentationen mit ausgerungenen in den Aufguß der Flor. Chamomill., Hb. Hyoscyami, Hb. Serpilli, getauchten Flanellen, Ein- reibungen von dem Oleo Hyoscyami, Anordnung alles des- sen was zur leichtern Eröffnung des Muttermundes und Ver- minderung der Schmerzhaftigkeit der Geburt beitragen kann, ferner die Anwendung erweichender Lavements, innerlich die Anwendung einiger Tropfen der @. thebaica mit einem Eß- löffel der Mohnsamenemulsion oder des Aufgußes der Vale- riana, des Liq. C. C. u. s. w. Eben dieselbe Behandlung wird eintreten müssen, wenn nach früher indicirter antiphlo- gistischer Behandlung, unternommener Blutentziehung u. s. w., die krampfhaften Zusammenziehungen im Zwerchfell und Ma- gen fortdauern. -- Während der dritten und vierten Periode anhaltende Zufälle dieser Art, nöthigen übrigens zuletzt nicht selten, dafern die Wehen selbst dadurch gestört werden, und der Geburtsverlauf zu sehr sich verzögert, zum Eingreifen ei-
Reizbarkeit, Neigung zu Kraͤmpfen, rigiden Koͤrperban uͤber- haupt ſich auszeichnen und hat ſehr haͤufig eine ſchwere Ge- burtsarbeit, unregelmaͤßige Zuſammenziehungen des Uterus und Unvermoͤgen zu gehoͤrigem Verarbeiten der Wehen zur Folge.
§. 1343.
Bei Behandlung dieſer Zufaͤlle muß, außerdem daß oͤrt- liche Urſachen des Erbrechens z. B. eingeklemmte Bruͤche, falſche Lagen der Gebaͤrmutter u. ſ. w. beruͤckſichtigt und ih- rer Natur nach behandelt werden muͤſſen, vorzuͤglich darauf Ruͤckſicht genommen werden, in welchem Grade das Gefaͤßſy- ſtem dabei aufgeregt ſey. Heftige Erregungen deſſelben, durch allgemeinen Blutreichthum, Haͤrte und Frequenz des Pulſes, Durſt, ſtechende Schmerzen in den Praͤkordien angezeigt, ma- chen ein antiphlogiſtiſches Verfahren, Ruhe, maͤßige Tempera- tur, ſelbſt allgemeine Blutentziehungen durchaus noͤthig. Rei- ner krampfhafter Zuſtand, durch Abweſenheit obiger Zufaͤlle ſo wie durch allgemeine Conſtitution angezeigt, fordert hingegen die Anwendung beruhigender narkotiſcher Mittel: allgemeine Baͤder (in der fruͤhern Periode der Geburt), Fomentationen mit ausgerungenen in den Aufguß der Flor. Chamomill., Hb. Hyoscyami, Hb. Serpilli, getauchten Flanellen, Ein- reibungen von dem Oleo Hyoscyami, Anordnung alles deſ- ſen was zur leichtern Eroͤffnung des Muttermundes und Ver- minderung der Schmerzhaftigkeit der Geburt beitragen kann, ferner die Anwendung erweichender Lavements, innerlich die Anwendung einiger Tropfen der . thebaica mit einem Eß- loͤffel der Mohnſamenemulſion oder des Aufgußes der Vale- riana, des Liq. C. C. u. ſ. w. Eben dieſelbe Behandlung wird eintreten muͤſſen, wenn nach fruͤher indicirter antiphlo- giſtiſcher Behandlung, unternommener Blutentziehung u. ſ. w., die krampfhaften Zuſammenziehungen im Zwerchfell und Ma- gen fortdauern. — Waͤhrend der dritten und vierten Periode anhaltende Zufaͤlle dieſer Art, noͤthigen uͤbrigens zuletzt nicht ſelten, dafern die Wehen ſelbſt dadurch geſtoͤrt werden, und der Geburtsverlauf zu ſehr ſich verzoͤgert, zum Eingreifen ei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0440"n="414"/>
Reizbarkeit, Neigung zu Kraͤmpfen, rigiden Koͤrperban uͤber-<lb/>
haupt ſich auszeichnen und hat ſehr haͤufig eine ſchwere Ge-<lb/>
burtsarbeit, unregelmaͤßige Zuſammenziehungen des Uterus und<lb/>
Unvermoͤgen zu gehoͤrigem Verarbeiten der Wehen zur Folge.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1343.</head><lb/><p>Bei <choice><sic>Behandlnng</sic><corr>Behandlung</corr></choice> dieſer Zufaͤlle muß, außerdem daß oͤrt-<lb/>
liche Urſachen des Erbrechens z. B. eingeklemmte Bruͤche,<lb/>
falſche Lagen der Gebaͤrmutter u. ſ. w. beruͤckſichtigt und ih-<lb/>
rer Natur nach behandelt werden muͤſſen, vorzuͤglich darauf<lb/>
Ruͤckſicht genommen werden, in welchem Grade das Gefaͤßſy-<lb/>ſtem dabei aufgeregt ſey. Heftige Erregungen deſſelben, durch<lb/>
allgemeinen Blutreichthum, Haͤrte und Frequenz des Pulſes,<lb/>
Durſt, ſtechende Schmerzen in den Praͤkordien angezeigt, ma-<lb/>
chen ein antiphlogiſtiſches Verfahren, Ruhe, maͤßige Tempera-<lb/>
tur, ſelbſt allgemeine Blutentziehungen durchaus noͤthig. Rei-<lb/>
ner krampfhafter Zuſtand, durch Abweſenheit obiger Zufaͤlle ſo<lb/>
wie durch allgemeine Conſtitution angezeigt, fordert hingegen<lb/>
die Anwendung beruhigender narkotiſcher Mittel: allgemeine<lb/>
Baͤder (in der fruͤhern Periode der Geburt), Fomentationen<lb/>
mit ausgerungenen in den Aufguß der <hirendition="#aq">Flor. Chamomill.,<lb/>
Hb. Hyoscyami, Hb. Serpilli,</hi> getauchten Flanellen, Ein-<lb/>
reibungen von dem <hirendition="#aq">Oleo Hyoscyami,</hi> Anordnung alles deſ-<lb/>ſen was zur leichtern Eroͤffnung des Muttermundes und Ver-<lb/>
minderung der Schmerzhaftigkeit der Geburt beitragen kann,<lb/>
ferner die Anwendung erweichender Lavements, innerlich die<lb/>
Anwendung einiger Tropfen der <hirendition="#aq">. thebaica</hi> mit einem Eß-<lb/>
loͤffel der Mohnſamenemulſion oder des Aufgußes der <hirendition="#aq">Vale-<lb/>
riana,</hi> des <hirendition="#aq">Liq. C. C.</hi> u. ſ. w. Eben dieſelbe Behandlung<lb/>
wird eintreten muͤſſen, wenn nach fruͤher indicirter antiphlo-<lb/>
giſtiſcher Behandlung, unternommener Blutentziehung u. ſ. w.,<lb/>
die krampfhaften Zuſammenziehungen im Zwerchfell und Ma-<lb/>
gen fortdauern. — Waͤhrend der dritten und vierten Periode<lb/>
anhaltende Zufaͤlle dieſer Art, noͤthigen uͤbrigens zuletzt nicht<lb/>ſelten, dafern die Wehen ſelbſt dadurch geſtoͤrt werden, und<lb/>
der Geburtsverlauf zu ſehr ſich verzoͤgert, zum Eingreifen ei-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[414/0440]
Reizbarkeit, Neigung zu Kraͤmpfen, rigiden Koͤrperban uͤber-
haupt ſich auszeichnen und hat ſehr haͤufig eine ſchwere Ge-
burtsarbeit, unregelmaͤßige Zuſammenziehungen des Uterus und
Unvermoͤgen zu gehoͤrigem Verarbeiten der Wehen zur Folge.
§. 1343.
Bei Behandlung dieſer Zufaͤlle muß, außerdem daß oͤrt-
liche Urſachen des Erbrechens z. B. eingeklemmte Bruͤche,
falſche Lagen der Gebaͤrmutter u. ſ. w. beruͤckſichtigt und ih-
rer Natur nach behandelt werden muͤſſen, vorzuͤglich darauf
Ruͤckſicht genommen werden, in welchem Grade das Gefaͤßſy-
ſtem dabei aufgeregt ſey. Heftige Erregungen deſſelben, durch
allgemeinen Blutreichthum, Haͤrte und Frequenz des Pulſes,
Durſt, ſtechende Schmerzen in den Praͤkordien angezeigt, ma-
chen ein antiphlogiſtiſches Verfahren, Ruhe, maͤßige Tempera-
tur, ſelbſt allgemeine Blutentziehungen durchaus noͤthig. Rei-
ner krampfhafter Zuſtand, durch Abweſenheit obiger Zufaͤlle ſo
wie durch allgemeine Conſtitution angezeigt, fordert hingegen
die Anwendung beruhigender narkotiſcher Mittel: allgemeine
Baͤder (in der fruͤhern Periode der Geburt), Fomentationen
mit ausgerungenen in den Aufguß der Flor. Chamomill.,
Hb. Hyoscyami, Hb. Serpilli, getauchten Flanellen, Ein-
reibungen von dem Oleo Hyoscyami, Anordnung alles deſ-
ſen was zur leichtern Eroͤffnung des Muttermundes und Ver-
minderung der Schmerzhaftigkeit der Geburt beitragen kann,
ferner die Anwendung erweichender Lavements, innerlich die
Anwendung einiger Tropfen der . thebaica mit einem Eß-
loͤffel der Mohnſamenemulſion oder des Aufgußes der Vale-
riana, des Liq. C. C. u. ſ. w. Eben dieſelbe Behandlung
wird eintreten muͤſſen, wenn nach fruͤher indicirter antiphlo-
giſtiſcher Behandlung, unternommener Blutentziehung u. ſ. w.,
die krampfhaften Zuſammenziehungen im Zwerchfell und Ma-
gen fortdauern. — Waͤhrend der dritten und vierten Periode
anhaltende Zufaͤlle dieſer Art, noͤthigen uͤbrigens zuletzt nicht
ſelten, dafern die Wehen ſelbſt dadurch geſtoͤrt werden, und
der Geburtsverlauf zu ſehr ſich verzoͤgert, zum Eingreifen ei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/440>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.