Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

handlung betrifft, so muß das allgemeine auf Verminderung
aller Reitze abzweckende Verhalten, welches für die erste Pe-
riode empfohlen wurde, auch hier fortgesetzt werden, innerlich
werden nach gehöriger Berücksichtigung des Zustandes im Ge-
fäßsystem, Aufgüße der Kamillenblumen, der Valeriana, ei-
nige Tropfen Liq. C. C., Laudanum liq. S., ein Dover-
sches Pulver, gereicht. Oertlich ist theils unumgänglich noth-
wendig, alles häufigere Untersuchen und überhaupt jede Rei-
zung des Uterus zu vermeiden, vielmehr durch Injektionen,
welche man von Zeit zu Zeit, bei erhöhter Lage der Schen-
kel (um zu schnelles Wiederausfließen derselben zu verhüten)
aus der Abkochung von Farina lini, Avena excorticata, mit
Zusatz vom Oleo olivarum, Ol. Hyoscyami, 8 bis 10
Tropfen des Laud. liq. S., auch wohl aus lauwarmer Milch,
Aufgüßen der Hb. Hyoscyami, Hb. Melilot., Flor. Cha-
momill.
oder endlich aus bloßem warmen Oehl anwenden
läßt, die krampfhafte Spannung im Muttermunde zu ver-
mindern. Zu eben diesem Endzwecke wirken Fomentationen
durch einen mit antispasmodischen Kräuteraufgüßen getränkten
vor die Geburtstheile gelegten Schwamm; weniger vortheil-
haft sind die Dampfbäder (Insessus) wegen der sitzenden
Stellung; und ebendasselbe gilt von den Einreibungen in den
Muttermund wegen des mechanischen Reitzes.

§. 1375.

Durch zweckmäßige Anordnung der hiergenannten Mittel
nun, wird es bei gehöriger Berücksichtigung anderweitiger, als
Ursachen des Krampfs mitwirkender Regelwidrigkeiten des Ge-
burtsgeschäfts, z. B. der falschen Lagen des Uterus u. s. w.,
größtentheils nach und nach gelingen die Eröffnung des Mut-
termundes zur völligen Weite zu bringen, und ja sey man
mit Anwendung der künstlichen Erweiterung vorsichtig, bei ei-
nem Zustande, welcher dadurch nur allzuleicht zur Entzündung,
zu nachbleibenden Verhärtungen u. s. w. geführt wird. --
Nie wird man daher von diesem Mittel wegen dieses krampf-
haften Zustandes allein, sondern nur dann, wenn noch andere

II. Theil. 28

handlung betrifft, ſo muß das allgemeine auf Verminderung
aller Reitze abzweckende Verhalten, welches fuͤr die erſte Pe-
riode empfohlen wurde, auch hier fortgeſetzt werden, innerlich
werden nach gehoͤriger Beruͤckſichtigung des Zuſtandes im Ge-
faͤßſyſtem, Aufguͤße der Kamillenblumen, der Valeriana, ei-
nige Tropfen Liq. C. C., Laudanum liq. S., ein Dover-
ſches Pulver, gereicht. Oertlich iſt theils unumgaͤnglich noth-
wendig, alles haͤufigere Unterſuchen und uͤberhaupt jede Rei-
zung des Uterus zu vermeiden, vielmehr durch Injektionen,
welche man von Zeit zu Zeit, bei erhoͤhter Lage der Schen-
kel (um zu ſchnelles Wiederausfließen derſelben zu verhuͤten)
aus der Abkochung von Farina lini, Avena excorticata, mit
Zuſatz vom Oleo olivarum, Ol. Hyoscyami, 8 bis 10
Tropfen des Laud. liq. S., auch wohl aus lauwarmer Milch,
Aufguͤßen der Hb. Hyoscyami, Hb. Melilot., Flor. Cha-
momill.
oder endlich aus bloßem warmen Oehl anwenden
laͤßt, die krampfhafte Spannung im Muttermunde zu ver-
mindern. Zu eben dieſem Endzwecke wirken Fomentationen
durch einen mit antiſpasmodiſchen Kraͤuteraufguͤßen getraͤnkten
vor die Geburtstheile gelegten Schwamm; weniger vortheil-
haft ſind die Dampfbaͤder (Insessus) wegen der ſitzenden
Stellung; und ebendaſſelbe gilt von den Einreibungen in den
Muttermund wegen des mechaniſchen Reitzes.

§. 1375.

Durch zweckmaͤßige Anordnung der hiergenannten Mittel
nun, wird es bei gehoͤriger Beruͤckſichtigung anderweitiger, als
Urſachen des Krampfs mitwirkender Regelwidrigkeiten des Ge-
burtsgeſchaͤfts, z. B. der falſchen Lagen des Uterus u. ſ. w.,
groͤßtentheils nach und nach gelingen die Eroͤffnung des Mut-
termundes zur voͤlligen Weite zu bringen, und ja ſey man
mit Anwendung der kuͤnſtlichen Erweiterung vorſichtig, bei ei-
nem Zuſtande, welcher dadurch nur allzuleicht zur Entzuͤndung,
zu nachbleibenden Verhaͤrtungen u. ſ. w. gefuͤhrt wird. —
Nie wird man daher von dieſem Mittel wegen dieſes krampf-
haften Zuſtandes allein, ſondern nur dann, wenn noch andere

II. Theil. 28
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0459" n="433"/>
handlung betrifft, &#x017F;o muß das allgemeine auf Verminderung<lb/>
aller Reitze abzweckende Verhalten, welches fu&#x0364;r die er&#x017F;te Pe-<lb/>
riode empfohlen wurde, auch hier fortge&#x017F;etzt werden, innerlich<lb/>
werden nach geho&#x0364;riger Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung des Zu&#x017F;tandes im Ge-<lb/>
fa&#x0364;ß&#x017F;y&#x017F;tem, Aufgu&#x0364;ße der Kamillenblumen, der Valeriana, ei-<lb/>
nige Tropfen <hi rendition="#aq">Liq. C. C., Laudanum liq. S.,</hi> ein <hi rendition="#g">Dover</hi>-<lb/>
&#x017F;ches Pulver, gereicht. Oertlich i&#x017F;t theils unumga&#x0364;nglich noth-<lb/>
wendig, alles ha&#x0364;ufigere Unter&#x017F;uchen und u&#x0364;berhaupt jede Rei-<lb/>
zung des Uterus zu vermeiden, vielmehr durch Injektionen,<lb/>
welche man von Zeit zu Zeit, bei erho&#x0364;hter Lage der Schen-<lb/>
kel (um zu &#x017F;chnelles Wiederausfließen der&#x017F;elben zu verhu&#x0364;ten)<lb/>
aus der Abkochung von <hi rendition="#aq">Farina lini, Avena excorticata,</hi> mit<lb/>
Zu&#x017F;atz vom <hi rendition="#aq">Oleo olivarum, Ol. Hyoscyami,</hi> 8 bis 10<lb/>
Tropfen des <hi rendition="#aq">Laud. liq. S.,</hi> auch wohl aus lauwarmer Milch,<lb/>
Aufgu&#x0364;ßen der <hi rendition="#aq">Hb. Hyoscyami, Hb. Melilot., Flor. Cha-<lb/>
momill.</hi> oder endlich aus bloßem warmen Oehl anwenden<lb/>
la&#x0364;ßt, die krampfhafte Spannung im Muttermunde zu ver-<lb/>
mindern. Zu eben die&#x017F;em Endzwecke wirken Fomentationen<lb/>
durch einen mit anti&#x017F;pasmodi&#x017F;chen Kra&#x0364;uteraufgu&#x0364;ßen getra&#x0364;nkten<lb/>
vor die Geburtstheile gelegten Schwamm; weniger vortheil-<lb/>
haft &#x017F;ind die Dampfba&#x0364;der (<hi rendition="#aq">Insessus</hi>) wegen der &#x017F;itzenden<lb/>
Stellung; und ebenda&#x017F;&#x017F;elbe gilt von den Einreibungen in den<lb/>
Muttermund wegen des mechani&#x017F;chen Reitzes.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1375.</head><lb/>
                          <p>Durch zweckma&#x0364;ßige Anordnung der hiergenannten Mittel<lb/>
nun, wird es bei geho&#x0364;riger Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung anderweitiger, als<lb/>
Ur&#x017F;achen des Krampfs mitwirkender Regelwidrigkeiten des Ge-<lb/>
burtsge&#x017F;cha&#x0364;fts, z. B. der fal&#x017F;chen Lagen des Uterus u. &#x017F;. w.,<lb/>
gro&#x0364;ßtentheils nach und nach gelingen die Ero&#x0364;ffnung des Mut-<lb/>
termundes zur vo&#x0364;lligen Weite zu bringen, und ja &#x017F;ey man<lb/>
mit Anwendung der ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Erweiterung vor&#x017F;ichtig, bei ei-<lb/>
nem Zu&#x017F;tande, welcher dadurch nur allzuleicht zur Entzu&#x0364;ndung,<lb/>
zu nachbleibenden Verha&#x0364;rtungen u. &#x017F;. w. gefu&#x0364;hrt wird. &#x2014;<lb/>
Nie wird man daher von die&#x017F;em Mittel wegen die&#x017F;es krampf-<lb/>
haften Zu&#x017F;tandes allein, &#x017F;ondern nur dann, wenn noch andere<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. 28</fw><lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433/0459] handlung betrifft, ſo muß das allgemeine auf Verminderung aller Reitze abzweckende Verhalten, welches fuͤr die erſte Pe- riode empfohlen wurde, auch hier fortgeſetzt werden, innerlich werden nach gehoͤriger Beruͤckſichtigung des Zuſtandes im Ge- faͤßſyſtem, Aufguͤße der Kamillenblumen, der Valeriana, ei- nige Tropfen Liq. C. C., Laudanum liq. S., ein Dover- ſches Pulver, gereicht. Oertlich iſt theils unumgaͤnglich noth- wendig, alles haͤufigere Unterſuchen und uͤberhaupt jede Rei- zung des Uterus zu vermeiden, vielmehr durch Injektionen, welche man von Zeit zu Zeit, bei erhoͤhter Lage der Schen- kel (um zu ſchnelles Wiederausfließen derſelben zu verhuͤten) aus der Abkochung von Farina lini, Avena excorticata, mit Zuſatz vom Oleo olivarum, Ol. Hyoscyami, 8 bis 10 Tropfen des Laud. liq. S., auch wohl aus lauwarmer Milch, Aufguͤßen der Hb. Hyoscyami, Hb. Melilot., Flor. Cha- momill. oder endlich aus bloßem warmen Oehl anwenden laͤßt, die krampfhafte Spannung im Muttermunde zu ver- mindern. Zu eben dieſem Endzwecke wirken Fomentationen durch einen mit antiſpasmodiſchen Kraͤuteraufguͤßen getraͤnkten vor die Geburtstheile gelegten Schwamm; weniger vortheil- haft ſind die Dampfbaͤder (Insessus) wegen der ſitzenden Stellung; und ebendaſſelbe gilt von den Einreibungen in den Muttermund wegen des mechaniſchen Reitzes. §. 1375. Durch zweckmaͤßige Anordnung der hiergenannten Mittel nun, wird es bei gehoͤriger Beruͤckſichtigung anderweitiger, als Urſachen des Krampfs mitwirkender Regelwidrigkeiten des Ge- burtsgeſchaͤfts, z. B. der falſchen Lagen des Uterus u. ſ. w., groͤßtentheils nach und nach gelingen die Eroͤffnung des Mut- termundes zur voͤlligen Weite zu bringen, und ja ſey man mit Anwendung der kuͤnſtlichen Erweiterung vorſichtig, bei ei- nem Zuſtande, welcher dadurch nur allzuleicht zur Entzuͤndung, zu nachbleibenden Verhaͤrtungen u. ſ. w. gefuͤhrt wird. — Nie wird man daher von dieſem Mittel wegen dieſes krampf- haften Zuſtandes allein, ſondern nur dann, wenn noch andere II. Theil. 28

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/459
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/459>, abgerufen am 22.11.2024.