Es gehört hierhin die widernatürliche Verzögerung der zwei- ten Geburtsperiode nebst sehr verstärkter Schmerzhaftigkeit der vorbereitenden Wehen, daraus sich ergebende stärkere Erschüt- terung des mütterlichen Körpers, Gefahr stärkerer Gebärmutter- entzündung oder heftigerer krampfhafter Wehen, ja endlich selbst vermehrte Gefahr für das Kind, da dasselbe bei zeitigem Abgange des Wassers offenbar mehr leidet und leichter ab- stirbt als bei dem zur rechten Zeit erfolgenden Zerreißen der Häute.
§. 1492.
Die Behaudlung kann nur die durch zu frühen Wasserabgang wirklich entstandenen sonstigen Abnormitäten berücksichtigen. Trockenheit, angehender Entzündungs-Zustand der Genitalien, wird sonach Injektionen, Bäder u. s. w. (s. §. 1063) nöthig machen. Bei sehr langwieriger Dauer der zweiten Periode und sinkender Geburtskraft in der dritten und vierten, wird es nach frühem Wasserabgange eher nöthig werden zur künstlichen Hülfe zu schreiten; krampfhafte örtliche oder allgemeine Zufälle machen Anwendung innerlicher und äußerlicher, gleichfalls früher erwähnter antispastischer Mittel nothwendig u. s. w.
3. Widernatürliche Adhäsionen der Eihäute.
§. 1493.
Während der Schwangerschaft sind die Eihäute der gesammten innern Gebärmutterfläche locker anhängend, allein bei den beginnenden Wehen sollen sie sich ablösen, das Stellen der Blase dadurch begünstigen und selbst einigermaßen den Abgang der Nachgeburt schon mit vorbereiten. Zuweilen jedoch zeigt sich das Chorion an einzelnen Stellen verdickt, blutreicher, die Verbindung desselben mit dem Uterus inniger als gewöhnlich,
§. 1491.
Es gehoͤrt hierhin die widernatuͤrliche Verzoͤgerung der zwei- ten Geburtsperiode nebſt ſehr verſtaͤrkter Schmerzhaftigkeit der vorbereitenden Wehen, daraus ſich ergebende ſtaͤrkere Erſchuͤt- terung des muͤtterlichen Koͤrpers, Gefahr ſtaͤrkerer Gebaͤrmutter- entzuͤndung oder heftigerer krampfhafter Wehen, ja endlich ſelbſt vermehrte Gefahr fuͤr das Kind, da daſſelbe bei zeitigem Abgange des Waſſers offenbar mehr leidet und leichter ab- ſtirbt als bei dem zur rechten Zeit erfolgenden Zerreißen der Haͤute.
§. 1492.
Die Behaudlung kann nur die durch zu fruͤhen Waſſerabgang wirklich entſtandenen ſonſtigen Abnormitaͤten beruͤckſichtigen. Trockenheit, angehender Entzuͤndungs-Zuſtand der Genitalien, wird ſonach Injektionen, Baͤder u. ſ. w. (ſ. §. 1063) noͤthig machen. Bei ſehr langwieriger Dauer der zweiten Periode und ſinkender Geburtskraft in der dritten und vierten, wird es nach fruͤhem Waſſerabgange eher noͤthig werden zur kuͤnſtlichen Huͤlfe zu ſchreiten; krampfhafte oͤrtliche oder allgemeine Zufaͤlle machen Anwendung innerlicher und aͤußerlicher, gleichfalls fruͤher erwaͤhnter antiſpaſtiſcher Mittel nothwendig u. ſ. w.
3. Widernatuͤrliche Adhaͤſionen der Eihaͤute.
§. 1493.
Waͤhrend der Schwangerſchaft ſind die Eihaͤute der geſammten innern Gebaͤrmutterflaͤche locker anhaͤngend, allein bei den beginnenden Wehen ſollen ſie ſich abloͤſen, das Stellen der Blaſe dadurch beguͤnſtigen und ſelbſt einigermaßen den Abgang der Nachgeburt ſchon mit vorbereiten. Zuweilen jedoch zeigt ſich das Chorion an einzelnen Stellen verdickt, blutreicher, die Verbindung deſſelben mit dem Uterus inniger als gewoͤhnlich,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><pbfacs="#f0527"n="501"/><divn="9"><head>§. 1491.</head><lb/><p>Es gehoͤrt hierhin die widernatuͤrliche Verzoͤgerung der zwei-<lb/>
ten Geburtsperiode nebſt ſehr verſtaͤrkter Schmerzhaftigkeit der<lb/>
vorbereitenden Wehen, daraus ſich ergebende ſtaͤrkere Erſchuͤt-<lb/>
terung des muͤtterlichen Koͤrpers, Gefahr ſtaͤrkerer Gebaͤrmutter-<lb/>
entzuͤndung oder heftigerer krampfhafter Wehen, ja endlich<lb/>ſelbſt vermehrte Gefahr fuͤr das Kind, da daſſelbe bei zeitigem<lb/>
Abgange des Waſſers offenbar mehr leidet und leichter ab-<lb/>ſtirbt als bei dem zur rechten Zeit erfolgenden Zerreißen der<lb/>
Haͤute.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1492.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Behaudlung</hi> kann nur die durch zu fruͤhen<lb/>
Waſſerabgang wirklich entſtandenen ſonſtigen Abnormitaͤten<lb/>
beruͤckſichtigen. Trockenheit, angehender Entzuͤndungs-Zuſtand<lb/>
der Genitalien, wird ſonach Injektionen, Baͤder u. ſ. w.<lb/>
(ſ. §. 1063) noͤthig machen. Bei ſehr langwieriger Dauer<lb/>
der zweiten Periode und ſinkender Geburtskraft in der dritten<lb/>
und vierten, wird es nach fruͤhem Waſſerabgange eher noͤthig<lb/>
werden zur kuͤnſtlichen Huͤlfe zu ſchreiten; krampfhafte oͤrtliche<lb/>
oder allgemeine Zufaͤlle machen Anwendung innerlicher und<lb/>
aͤußerlicher, gleichfalls fruͤher erwaͤhnter antiſpaſtiſcher Mittel<lb/>
nothwendig u. ſ. w.</p></div></div><lb/><divn="8"><head>3.<lb/><hirendition="#g">Widernatuͤrliche Adhaͤſionen der Eihaͤute</hi>.</head><lb/><divn="9"><head>§. 1493.</head><lb/><p>Waͤhrend der Schwangerſchaft ſind die Eihaͤute der<lb/>
geſammten innern Gebaͤrmutterflaͤche locker anhaͤngend, allein bei<lb/>
den beginnenden Wehen ſollen ſie ſich abloͤſen, das Stellen der<lb/>
Blaſe dadurch beguͤnſtigen und ſelbſt einigermaßen den Abgang<lb/>
der Nachgeburt ſchon mit vorbereiten. Zuweilen jedoch zeigt<lb/>ſich das Chorion an einzelnen Stellen verdickt, blutreicher,<lb/>
die Verbindung deſſelben mit dem Uterus inniger als gewoͤhnlich,<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[501/0527]
§. 1491.
Es gehoͤrt hierhin die widernatuͤrliche Verzoͤgerung der zwei-
ten Geburtsperiode nebſt ſehr verſtaͤrkter Schmerzhaftigkeit der
vorbereitenden Wehen, daraus ſich ergebende ſtaͤrkere Erſchuͤt-
terung des muͤtterlichen Koͤrpers, Gefahr ſtaͤrkerer Gebaͤrmutter-
entzuͤndung oder heftigerer krampfhafter Wehen, ja endlich
ſelbſt vermehrte Gefahr fuͤr das Kind, da daſſelbe bei zeitigem
Abgange des Waſſers offenbar mehr leidet und leichter ab-
ſtirbt als bei dem zur rechten Zeit erfolgenden Zerreißen der
Haͤute.
§. 1492.
Die Behaudlung kann nur die durch zu fruͤhen
Waſſerabgang wirklich entſtandenen ſonſtigen Abnormitaͤten
beruͤckſichtigen. Trockenheit, angehender Entzuͤndungs-Zuſtand
der Genitalien, wird ſonach Injektionen, Baͤder u. ſ. w.
(ſ. §. 1063) noͤthig machen. Bei ſehr langwieriger Dauer
der zweiten Periode und ſinkender Geburtskraft in der dritten
und vierten, wird es nach fruͤhem Waſſerabgange eher noͤthig
werden zur kuͤnſtlichen Huͤlfe zu ſchreiten; krampfhafte oͤrtliche
oder allgemeine Zufaͤlle machen Anwendung innerlicher und
aͤußerlicher, gleichfalls fruͤher erwaͤhnter antiſpaſtiſcher Mittel
nothwendig u. ſ. w.
3.
Widernatuͤrliche Adhaͤſionen der Eihaͤute.
§. 1493.
Waͤhrend der Schwangerſchaft ſind die Eihaͤute der
geſammten innern Gebaͤrmutterflaͤche locker anhaͤngend, allein bei
den beginnenden Wehen ſollen ſie ſich abloͤſen, das Stellen der
Blaſe dadurch beguͤnſtigen und ſelbſt einigermaßen den Abgang
der Nachgeburt ſchon mit vorbereiten. Zuweilen jedoch zeigt
ſich das Chorion an einzelnen Stellen verdickt, blutreicher,
die Verbindung deſſelben mit dem Uterus inniger als gewoͤhnlich,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/527>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.