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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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§. 1551.

Was die Behandlung betrifft, so ist auch hier die strengste
Reinlichkeit das erste Erforderniß zur Heilung, da ja eben
das stäte Verunreinigen der Wunde durch den Lochienfluß ein
Haupthinderniß der Heilung abgiebt. Es muß daher nach
jedem Auswaschen mit einem weichen Schwamme, die hintere
Commissur der rima genitalium durch trockne Charpie aus-
getupft und die Heilung durch Wiederaneinanderlegen der
Wundränder befördert werden. Ist nun der Einriß nicht be-
trächtlich, so reicht gewöhnlich dieses Verfahren, nebst einer
anhaltenden Seitenlage, wobei die Knie dicht aneinander ge-
halten und deßhalb mit einem Tuche locker umschlungen wer-
den müssen, vollkommen hin, um die Heilung zu bewerkstelli-
gen, und es kann sich bei lange genug beobachteter Ruhe
selbst das frenulum labiorum vollständig wieder erzeugen *).
Da übrigens bei Zerreißungen des Mittelfleisches sich immer
auch Entzündung, Schmerz und Geschwulst einfindet, so sind
außer den genannten Maaßregeln noch erweichende, zerthei-
lende Fomentationen sehr nützlich, bei welchen in den ersten
Tagen alle Zusätze von spirituösen Mitteln zu vermeiden sind.

§. 1552.

Stärkere Einriße bis in oder bis dicht an den Af-
ter, können auf zweierlei Weise behandelt werden, entweder
nämlich durch die blutige Nath, oder ohne dieselbe. Was die
erstere Methode betrifft, so kann sie für die ersten Tage des
Wochenbettes, wo sie allein wegen der Frischheit der Wunde
zur schnellen Vereinigung allenfalls führen könnte, durchaus
nicht empfohlen werden, da das Einstechen der Nadeln in
die ohne dieß schon gereitzten Partien, die Entzündung ver-
mehren und Fieberbewegungen nothwendig veranlassen müßte,
überdieß aber fast nie die unmittelbare Vereinigung der ge-
trennten Theile bewirken kann, weil dieselbe durch das Ein-

*) Walther
§. 1551.

Was die Behandlung betrifft, ſo iſt auch hier die ſtrengſte
Reinlichkeit das erſte Erforderniß zur Heilung, da ja eben
das ſtaͤte Verunreinigen der Wunde durch den Lochienfluß ein
Haupthinderniß der Heilung abgiebt. Es muß daher nach
jedem Auswaſchen mit einem weichen Schwamme, die hintere
Commissur der rima genitalium durch trockne Charpie aus-
getupft und die Heilung durch Wiederaneinanderlegen der
Wundraͤnder befoͤrdert werden. Iſt nun der Einriß nicht be-
traͤchtlich, ſo reicht gewoͤhnlich dieſes Verfahren, nebſt einer
anhaltenden Seitenlage, wobei die Knie dicht aneinander ge-
halten und deßhalb mit einem Tuche locker umſchlungen wer-
den muͤſſen, vollkommen hin, um die Heilung zu bewerkſtelli-
gen, und es kann ſich bei lange genug beobachteter Ruhe
ſelbſt das frenulum labiorum vollſtaͤndig wieder erzeugen *).
Da uͤbrigens bei Zerreißungen des Mittelfleiſches ſich immer
auch Entzuͤndung, Schmerz und Geſchwulſt einfindet, ſo ſind
außer den genannten Maaßregeln noch erweichende, zerthei-
lende Fomentationen ſehr nuͤtzlich, bei welchen in den erſten
Tagen alle Zuſaͤtze von ſpirituoͤſen Mitteln zu vermeiden ſind.

§. 1552.

Staͤrkere Einriße bis in oder bis dicht an den Af-
ter, koͤnnen auf zweierlei Weiſe behandelt werden, entweder
naͤmlich durch die blutige Nath, oder ohne dieſelbe. Was die
erſtere Methode betrifft, ſo kann ſie fuͤr die erſten Tage des
Wochenbettes, wo ſie allein wegen der Friſchheit der Wunde
zur ſchnellen Vereinigung allenfalls fuͤhren koͤnnte, durchaus
nicht empfohlen werden, da das Einſtechen der Nadeln in
die ohne dieß ſchon gereitzten Partien, die Entzuͤndung ver-
mehren und Fieberbewegungen nothwendig veranlaſſen muͤßte,
uͤberdieß aber faſt nie die unmittelbare Vereinigung der ge-
trennten Theile bewirken kann, weil dieſelbe durch das Ein-

*) Walther
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[537/0563] §. 1551. Was die Behandlung betrifft, ſo iſt auch hier die ſtrengſte Reinlichkeit das erſte Erforderniß zur Heilung, da ja eben das ſtaͤte Verunreinigen der Wunde durch den Lochienfluß ein Haupthinderniß der Heilung abgiebt. Es muß daher nach jedem Auswaſchen mit einem weichen Schwamme, die hintere Commissur der rima genitalium durch trockne Charpie aus- getupft und die Heilung durch Wiederaneinanderlegen der Wundraͤnder befoͤrdert werden. Iſt nun der Einriß nicht be- traͤchtlich, ſo reicht gewoͤhnlich dieſes Verfahren, nebſt einer anhaltenden Seitenlage, wobei die Knie dicht aneinander ge- halten und deßhalb mit einem Tuche locker umſchlungen wer- den muͤſſen, vollkommen hin, um die Heilung zu bewerkſtelli- gen, und es kann ſich bei lange genug beobachteter Ruhe ſelbſt das frenulum labiorum vollſtaͤndig wieder erzeugen *). Da uͤbrigens bei Zerreißungen des Mittelfleiſches ſich immer auch Entzuͤndung, Schmerz und Geſchwulſt einfindet, ſo ſind außer den genannten Maaßregeln noch erweichende, zerthei- lende Fomentationen ſehr nuͤtzlich, bei welchen in den erſten Tagen alle Zuſaͤtze von ſpirituoͤſen Mitteln zu vermeiden ſind. §. 1552. Staͤrkere Einriße bis in oder bis dicht an den Af- ter, koͤnnen auf zweierlei Weiſe behandelt werden, entweder naͤmlich durch die blutige Nath, oder ohne dieſelbe. Was die erſtere Methode betrifft, ſo kann ſie fuͤr die erſten Tage des Wochenbettes, wo ſie allein wegen der Friſchheit der Wunde zur ſchnellen Vereinigung allenfalls fuͤhren koͤnnte, durchaus nicht empfohlen werden, da das Einſtechen der Nadeln in die ohne dieß ſchon gereitzten Partien, die Entzuͤndung ver- mehren und Fieberbewegungen nothwendig veranlaſſen muͤßte, uͤberdieß aber faſt nie die unmittelbare Vereinigung der ge- trennten Theile bewirken kann, weil dieſelbe durch das Ein- *) Walther

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/563>, abgerufen am 22.11.2024.