Hülfe zu rufen. -- Immer aber wird hier das Abwägen des Punktes bis zu welchem mit Anwendung dieser Mittel vorgeschritten werden kann, ohne der Gefahr einer Steigerung des örtlichen Leidens sich auszusetzen, das Talent des Arztes zu individualisiren in vorzüglichen Anspruch nehmen. Eben so lassen sich auch über die Behandlung der hierbei möglichen Complicationen durchaus nicht allgemeine Gesetze aufstellen, da die Fälle welche in dieser Hinsicht vorkommen können, ins Unendliche gehen, und jeder gewöhnlich eine eigen- thümliche Modification nöthig macht, welche aufzufinden jedoch, wenn man die allgemeinen Heilregeln scharf aufgefaßt hat, nicht allzuschwer seyn wird.
§. 1640.
Wir haben übrigens bei obiger Schilderung der für das zweite Stadium passenden Behandlung wiederum vorzüglich die Ausschwitzungen auf dem Peritonäum (als den häufigsten Fall) im Auge gehabt, und was nun noch die Einleitung der Behandlung in Fällen wo der Heerd der Krankheit in andern Organen sich gebildet hatte, anbetrifft, so sind auch für diese nur dieselben Behandlungsregeln, welche in den vo- rigen §§. aufgestellt wurden, mit wenigen durch die Natur des ergriffenen Organs diktirten Veränderungen zu befolgen. -- So z. B. die Exsudationen auf den Hirnhäuten betreffend, so kann oft nur noch kurze Zeit nach Eintritt derselben, die Kranke durch Anwendung der kräftigsten ableitenden Mittel, die starken Gaben des Calomels, der Vesikatorien im Nacken, der Eisumschläge über den beschorenen Kopf, des Aufgießens von Naphtha auf denselben, des Moschus, Kamphers u. s. w. gerettet werden. Rückbleibende melancholische Zustände, Läh- mungen, Sinnenfehler u. s. w. müßen dann ihrer besondern Natur nach behandelt werden. Eben so machen Ausschwitzungen in der Brusthöhle die diuretische Methode, das Anwenden der Vesikatorien, und bei Uebergängen in chronische Zustände der Wasseranhäufung oder Eiterung, die Behandlung des Hydro- thorax oder der Schwindsucht nothwendig. Sind dagegen
Huͤlfe zu rufen. — Immer aber wird hier das Abwaͤgen des Punktes bis zu welchem mit Anwendung dieſer Mittel vorgeſchritten werden kann, ohne der Gefahr einer Steigerung des oͤrtlichen Leidens ſich auszuſetzen, das Talent des Arztes zu individualiſiren in vorzuͤglichen Anſpruch nehmen. Eben ſo laſſen ſich auch uͤber die Behandlung der hierbei moͤglichen Complicationen durchaus nicht allgemeine Geſetze aufſtellen, da die Faͤlle welche in dieſer Hinſicht vorkommen koͤnnen, ins Unendliche gehen, und jeder gewoͤhnlich eine eigen- thuͤmliche Modification noͤthig macht, welche aufzufinden jedoch, wenn man die allgemeinen Heilregeln ſcharf aufgefaßt hat, nicht allzuſchwer ſeyn wird.
§. 1640.
Wir haben uͤbrigens bei obiger Schilderung der fuͤr das zweite Stadium paſſenden Behandlung wiederum vorzuͤglich die Ausſchwitzungen auf dem Peritonaͤum (als den haͤufigſten Fall) im Auge gehabt, und was nun noch die Einleitung der Behandlung in Faͤllen wo der Heerd der Krankheit in andern Organen ſich gebildet hatte, anbetrifft, ſo ſind auch fuͤr dieſe nur dieſelben Behandlungsregeln, welche in den vo- rigen §§. aufgeſtellt wurden, mit wenigen durch die Natur des ergriffenen Organs diktirten Veraͤnderungen zu befolgen. — So z. B. die Exſudationen auf den Hirnhaͤuten betreffend, ſo kann oft nur noch kurze Zeit nach Eintritt derſelben, die Kranke durch Anwendung der kraͤftigſten ableitenden Mittel, die ſtarken Gaben des Calomels, der Veſikatorien im Nacken, der Eisumſchlaͤge uͤber den beſchorenen Kopf, des Aufgießens von Naphtha auf denſelben, des Moschus, Kamphers u. ſ. w. gerettet werden. Ruͤckbleibende melancholiſche Zuſtaͤnde, Laͤh- mungen, Sinnenfehler u. ſ. w. muͤßen dann ihrer beſondern Natur nach behandelt werden. Eben ſo machen Ausſchwitzungen in der Bruſthoͤhle die diuretiſche Methode, das Anwenden der Veſikatorien, und bei Uebergaͤngen in chroniſche Zuſtaͤnde der Waſſeranhaͤufung oder Eiterung, die Behandlung des Hydro- thorax oder der Schwindſucht nothwendig. Sind dagegen
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Huͤlfe zu rufen. — Immer aber wird hier das Abwaͤgen
des Punktes bis zu welchem mit Anwendung dieſer Mittel
vorgeſchritten werden kann, ohne der Gefahr einer Steigerung
des oͤrtlichen Leidens ſich auszuſetzen, das Talent des Arztes
zu individualiſiren in vorzuͤglichen Anſpruch nehmen.
Eben ſo laſſen ſich auch uͤber die Behandlung der hierbei
moͤglichen Complicationen durchaus nicht allgemeine Geſetze
aufſtellen, da die Faͤlle welche in dieſer Hinſicht vorkommen
koͤnnen, ins Unendliche gehen, und jeder gewoͤhnlich eine eigen-
thuͤmliche Modification noͤthig macht, welche aufzufinden jedoch,
wenn man die allgemeinen Heilregeln ſcharf aufgefaßt hat,
nicht allzuſchwer ſeyn wird.
§. 1640.
Wir haben uͤbrigens bei obiger Schilderung der fuͤr das
zweite Stadium paſſenden Behandlung wiederum vorzuͤglich
die Ausſchwitzungen auf dem Peritonaͤum (als den haͤufigſten
Fall) im Auge gehabt, und was nun noch die Einleitung
der Behandlung in Faͤllen wo der Heerd der Krankheit in
andern Organen ſich gebildet hatte, anbetrifft, ſo ſind auch
fuͤr dieſe nur dieſelben Behandlungsregeln, welche in den vo-
rigen §§. aufgeſtellt wurden, mit wenigen durch die Natur
des ergriffenen Organs diktirten Veraͤnderungen zu befolgen. —
So z. B. die Exſudationen auf den Hirnhaͤuten betreffend,
ſo kann oft nur noch kurze Zeit nach Eintritt derſelben, die
Kranke durch Anwendung der kraͤftigſten ableitenden Mittel,
die ſtarken Gaben des Calomels, der Veſikatorien im Nacken,
der Eisumſchlaͤge uͤber den beſchorenen Kopf, des Aufgießens
von Naphtha auf denſelben, des Moschus, Kamphers u. ſ. w.
gerettet werden. Ruͤckbleibende melancholiſche Zuſtaͤnde, Laͤh-
mungen, Sinnenfehler u. ſ. w. muͤßen dann ihrer beſondern
Natur nach behandelt werden. Eben ſo machen Ausſchwitzungen
in der Bruſthoͤhle die diuretiſche Methode, das Anwenden der
Veſikatorien, und bei Uebergaͤngen in chroniſche Zuſtaͤnde der
Waſſeranhaͤufung oder Eiterung, die Behandlung des Hydro-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/617>, abgerufen am 22.11.2024.
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