derte Ernährungsweise endlich als Veranlassung zu mannig- faltigen Digestionsbeschwerden, zu erwähnen; ja selbst daß durch die erste Häutung nach der Geburt (§. 881.) die Neigung zu mehrfachen Hautkrankheiten, durch die Zartheit der Theile die Neigung zu mechanisch entstehenden Verbil- dungen (Brüchen, Verkrümmungen u. s. w.) gegeben werde, ist nicht zu übersehen. Aus allen diesen wird sich übrigens ergeben, daß sonach auch in pathologischer Hinsicht, nament- lich was die vorherrschende Neigung zu Krankheiten der re- produktiven Sphäre betrifft, das Säuglingsalter dem Fetus- zustande sehr verwandt seyn müsse, und daß selbst eben hin- sichtlich der vorwaltenden Reproduktion und Sensibilität, so wie der minder entwickelten Respiration, eine Annäherung zwi- schen der Pathogenie des Säuglings und der pathologischen Eigenthümlichkeit des gesammten weiblichen Geschlechts auf dieselbe Art sich nachweisen lasse, wie wir früher die physio- logische Verwandschaft weiblicher und kindlicher Individualität bemerken mußten (§. 17 u. f. f.)
§. 1649.
Was die Erkenntniß der Krankheiten Neugeborener be- trifft, so ist sie im Allgemeinen mit nicht geringen Schwie- rigkeiten begleitet, da namentlich über die Art der Krankheits- gefühle das Nähere mehr vermuthet als unmittelbar erfahren werden kann. Folgende Regeln können indeß zur richtigern Auffassung dieser Krankheitszustände vorzüglich leiten: -- 1) Man habe die physiologischen Eigenthümlichkeiten dieser Pe- riode stets im Auge und hüte sich, Erscheinungen welche hier- her gehören, für pathologische Zustände zu nehmen, so z. B. den schnellen Herzschlag, das sehr schnelle Athemholen, die öftern Ausleerungen, das leichte Erbrechen u. s. w. 2) Man berücksichtige vorzüglich genau die äußern Umgebungen, Nah- rungsmittel, Beschaffenheit der Eltern, insbesondere der stil- lenden Mutter oder Amme, und man wird oft über unge- wöhnliche Erscheinungen sogleich Licht erhalten. Ich erwähne nur das blutige Erbrechen und die blutigen Ausleerungen bei
derte Ernaͤhrungsweiſe endlich als Veranlaſſung zu mannig- faltigen Digeſtionsbeſchwerden, zu erwaͤhnen; ja ſelbſt daß durch die erſte Haͤutung nach der Geburt (§. 881.) die Neigung zu mehrfachen Hautkrankheiten, durch die Zartheit der Theile die Neigung zu mechaniſch entſtehenden Verbil- dungen (Bruͤchen, Verkruͤmmungen u. ſ. w.) gegeben werde, iſt nicht zu uͤberſehen. Aus allen dieſen wird ſich uͤbrigens ergeben, daß ſonach auch in pathologiſcher Hinſicht, nament- lich was die vorherrſchende Neigung zu Krankheiten der re- produktiven Sphaͤre betrifft, das Saͤuglingsalter dem Fetus- zuſtande ſehr verwandt ſeyn muͤſſe, und daß ſelbſt eben hin- ſichtlich der vorwaltenden Reproduktion und Senſibilitaͤt, ſo wie der minder entwickelten Reſpiration, eine Annaͤherung zwi- ſchen der Pathogenie des Saͤuglings und der pathologiſchen Eigenthuͤmlichkeit des geſammten weiblichen Geſchlechts auf dieſelbe Art ſich nachweiſen laſſe, wie wir fruͤher die phyſio- logiſche Verwandſchaft weiblicher und kindlicher Individualitaͤt bemerken mußten (§. 17 u. f. f.)
§. 1649.
Was die Erkenntniß der Krankheiten Neugeborener be- trifft, ſo iſt ſie im Allgemeinen mit nicht geringen Schwie- rigkeiten begleitet, da namentlich uͤber die Art der Krankheits- gefuͤhle das Naͤhere mehr vermuthet als unmittelbar erfahren werden kann. Folgende Regeln koͤnnen indeß zur richtigern Auffaſſung dieſer Krankheitszuſtaͤnde vorzuͤglich leiten: — 1) Man habe die phyſiologiſchen Eigenthuͤmlichkeiten dieſer Pe- riode ſtets im Auge und huͤte ſich, Erſcheinungen welche hier- her gehoͤren, fuͤr pathologiſche Zuſtaͤnde zu nehmen, ſo z. B. den ſchnellen Herzſchlag, das ſehr ſchnelle Athemholen, die oͤftern Ausleerungen, das leichte Erbrechen u. ſ. w. 2) Man beruͤckſichtige vorzuͤglich genau die aͤußern Umgebungen, Nah- rungsmittel, Beſchaffenheit der Eltern, insbeſondere der ſtil- lenden Mutter oder Amme, und man wird oft uͤber unge- woͤhnliche Erſcheinungen ſogleich Licht erhalten. Ich erwaͤhne nur das blutige Erbrechen und die blutigen Ausleerungen bei
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derte Ernaͤhrungsweiſe endlich als Veranlaſſung zu mannig-
faltigen Digeſtionsbeſchwerden, zu erwaͤhnen; ja ſelbſt daß
durch die erſte Haͤutung nach der Geburt (§. 881.) die
Neigung zu mehrfachen Hautkrankheiten, durch die Zartheit
der Theile die Neigung zu mechaniſch entſtehenden Verbil-
dungen (Bruͤchen, Verkruͤmmungen u. ſ. w.) gegeben werde,
iſt nicht zu uͤberſehen. Aus allen dieſen wird ſich uͤbrigens
ergeben, daß ſonach auch in pathologiſcher Hinſicht, nament-
lich was die vorherrſchende Neigung zu Krankheiten der re-
produktiven Sphaͤre betrifft, das Saͤuglingsalter dem Fetus-
zuſtande ſehr verwandt ſeyn muͤſſe, und daß ſelbſt eben hin-
ſichtlich der vorwaltenden Reproduktion und Senſibilitaͤt, ſo
wie der minder entwickelten Reſpiration, eine Annaͤherung zwi-
ſchen der Pathogenie des Saͤuglings und der pathologiſchen
Eigenthuͤmlichkeit des geſammten weiblichen Geſchlechts auf
dieſelbe Art ſich nachweiſen laſſe, wie wir fruͤher die phyſio-
logiſche Verwandſchaft weiblicher und kindlicher Individualitaͤt
bemerken mußten (§. 17 u. f. f.)
§. 1649.
Was die Erkenntniß der Krankheiten Neugeborener be-
trifft, ſo iſt ſie im Allgemeinen mit nicht geringen Schwie-
rigkeiten begleitet, da namentlich uͤber die Art der Krankheits-
gefuͤhle das Naͤhere mehr vermuthet als unmittelbar erfahren
werden kann. Folgende Regeln koͤnnen indeß zur richtigern
Auffaſſung dieſer Krankheitszuſtaͤnde vorzuͤglich leiten: — 1)
Man habe die phyſiologiſchen Eigenthuͤmlichkeiten dieſer Pe-
riode ſtets im Auge und huͤte ſich, Erſcheinungen welche hier-
her gehoͤren, fuͤr pathologiſche Zuſtaͤnde zu nehmen, ſo z. B.
den ſchnellen Herzſchlag, das ſehr ſchnelle Athemholen, die
oͤftern Ausleerungen, das leichte Erbrechen u. ſ. w. 2) Man
beruͤckſichtige vorzuͤglich genau die aͤußern Umgebungen, Nah-
rungsmittel, Beſchaffenheit der Eltern, insbeſondere der ſtil-
lenden Mutter oder Amme, und man wird oft uͤber unge-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/624>, abgerufen am 22.11.2024.
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