ziemlich häufige Erscheinung, und, an und für sich, fast nie mit sonstigen gefährlichen Zufällen verbunden, weßhalb denn auch ausser fleißig fort gesetzten nicht zu warmen Bädern, sorg- fältiger Unterhaltung eines regelmäßigen Ganges der Unter- leibsfunktionen und Vermeidung von Erkältungen, eine be- sondere Behandlung nicht weiter nöthig wird. Ist das Friesel vorüber, so sind gewöhnlich einige stärkende Bäder mit dem Infus. serpilli, Flor. Chamom., Hb. Menth. crisp. u. s. w. sehr wohlthätig. -- Kein anderes Verfahren wird nöthig, wenn sich hie und da einzelne größere Blasen (Schälblasen, Pemphygus neonatorum) zeigen; allein wo diese Blasen in größerer Menge vorhanden sind, wohl schon von dem Kinde mit zur Welt gebracht werden, da liegen ge- wöhnlich fehlerhafte Zustände im Allgemeinbefinden, scrofulöse, arthritische, syphilitische Schärfen zum Grunde, ja ich habe sie nicht selten als Zeichen völliger Colliquation und cariöser Zustände darunter liegender Knochen bemerkt, in welchen Fäl- len dann natürlich die ärztliche Behandlung blos gegen jene primären Krankheiten gerichtet seyn muß. Dasselbe gilt von anderen zuweilen sich entwickelnden Geschwüren, Furunkeln u. s. w.
Anmerkung. Daß die Geneigtheit zu diesen und ähn- lichen Krankheiten vorzüglich durch den beim neugebo- renen Kinde vor sich gehenden Abschuppungsprozeß der Oberhaut gegeben sey, ist früher schon erwähnt worden.
2. Gelbsucht(Icterus neonatorum).
§. 1692.
Auch zu dieser Krankheit ist dem Kinde durch die Zart- heit des Hautorgans und das Uebergewicht der Leber über die andern Unterleibseingeweide, so wie durch das kohlenstoff- reichere Blut und die schwächere Respiration eine große Dis- position angeboren, und die meisten schädlichen Einflüsse wel- che auf ein neugeborenes Kind wirken, bringen, oft in Ver- bindung mit andern Krankheiten, vorzüglich die Gelbsucht
ziemlich haͤufige Erſcheinung, und, an und fuͤr ſich, faſt nie mit ſonſtigen gefaͤhrlichen Zufaͤllen verbunden, weßhalb denn auch auſſer fleißig fort geſetzten nicht zu warmen Baͤdern, ſorg- faͤltiger Unterhaltung eines regelmaͤßigen Ganges der Unter- leibsfunktionen und Vermeidung von Erkaͤltungen, eine be- ſondere Behandlung nicht weiter noͤthig wird. Iſt das Frieſel voruͤber, ſo ſind gewoͤhnlich einige ſtaͤrkende Baͤder mit dem Infus. serpilli, Flor. Chamom., Hb. Menth. crisp. u. ſ. w. ſehr wohlthaͤtig. — Kein anderes Verfahren wird noͤthig, wenn ſich hie und da einzelne groͤßere Blaſen (Schaͤlblaſen, Pemphygus neonatorum) zeigen; allein wo dieſe Blaſen in groͤßerer Menge vorhanden ſind, wohl ſchon von dem Kinde mit zur Welt gebracht werden, da liegen ge- woͤhnlich fehlerhafte Zuſtaͤnde im Allgemeinbefinden, ſcrofuloͤſe, arthritiſche, ſyphilitiſche Schaͤrfen zum Grunde, ja ich habe ſie nicht ſelten als Zeichen voͤlliger Colliquation und carioͤſer Zuſtaͤnde darunter liegender Knochen bemerkt, in welchen Faͤl- len dann natuͤrlich die aͤrztliche Behandlung blos gegen jene primaͤren Krankheiten gerichtet ſeyn muß. Daſſelbe gilt von anderen zuweilen ſich entwickelnden Geſchwuͤren, Furunkeln u. ſ. w.
Anmerkung. Daß die Geneigtheit zu dieſen und aͤhn- lichen Krankheiten vorzuͤglich durch den beim neugebo- renen Kinde vor ſich gehenden Abſchuppungsprozeß der Oberhaut gegeben ſey, iſt fruͤher ſchon erwaͤhnt worden.
2. Gelbſucht(Icterus neonatorum).
§. 1692.
Auch zu dieſer Krankheit iſt dem Kinde durch die Zart- heit des Hautorgans und das Uebergewicht der Leber uͤber die andern Unterleibseingeweide, ſo wie durch das kohlenſtoff- reichere Blut und die ſchwaͤchere Reſpiration eine große Dis- poſition angeboren, und die meiſten ſchaͤdlichen Einfluͤſſe wel- che auf ein neugeborenes Kind wirken, bringen, oft in Ver- bindung mit andern Krankheiten, vorzuͤglich die Gelbſucht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><divn="11"><p><pbfacs="#f0652"n="626"/>
ziemlich haͤufige Erſcheinung, und, an und fuͤr ſich, faſt nie<lb/>
mit ſonſtigen gefaͤhrlichen Zufaͤllen verbunden, weßhalb denn<lb/>
auch auſſer fleißig fort geſetzten nicht zu warmen Baͤdern, ſorg-<lb/>
faͤltiger Unterhaltung eines regelmaͤßigen Ganges der Unter-<lb/>
leibsfunktionen und Vermeidung von Erkaͤltungen, eine be-<lb/>ſondere Behandlung nicht weiter noͤthig wird. Iſt das<lb/>
Frieſel voruͤber, ſo ſind gewoͤhnlich einige ſtaͤrkende Baͤder<lb/>
mit dem <hirendition="#aq">Infus. serpilli, Flor. Chamom., Hb. Menth.<lb/>
crisp.</hi> u. ſ. w. ſehr wohlthaͤtig. — Kein anderes Verfahren<lb/>
wird noͤthig, wenn ſich hie und da einzelne groͤßere Blaſen<lb/>
(Schaͤlblaſen, <hirendition="#aq">Pemphygus neonatorum)</hi> zeigen; allein wo<lb/>
dieſe Blaſen in groͤßerer Menge vorhanden ſind, wohl ſchon<lb/>
von dem Kinde mit zur Welt gebracht werden, da liegen ge-<lb/>
woͤhnlich fehlerhafte Zuſtaͤnde im Allgemeinbefinden, ſcrofuloͤſe,<lb/>
arthritiſche, ſyphilitiſche Schaͤrfen zum Grunde, ja ich habe<lb/>ſie nicht ſelten als Zeichen voͤlliger Colliquation und carioͤſer<lb/>
Zuſtaͤnde darunter liegender Knochen bemerkt, in welchen Faͤl-<lb/>
len dann natuͤrlich die aͤrztliche Behandlung blos gegen jene<lb/>
primaͤren Krankheiten gerichtet ſeyn muß. Daſſelbe gilt von<lb/>
anderen zuweilen ſich entwickelnden Geſchwuͤren, Furunkeln<lb/>
u. ſ. w.</p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#g">Anmerkung</hi>. Daß die Geneigtheit zu dieſen und aͤhn-<lb/>
lichen Krankheiten vorzuͤglich durch den beim neugebo-<lb/>
renen Kinde vor ſich gehenden Abſchuppungsprozeß der<lb/>
Oberhaut gegeben ſey, iſt fruͤher ſchon erwaͤhnt worden.</hi></p></div></div><lb/><divn="10"><head>2. <hirendition="#g">Gelbſucht</hi><hirendition="#aq">(Icterus neonatorum).</hi></head><lb/><divn="11"><head>§. 1692.</head><lb/><p>Auch zu dieſer Krankheit iſt dem Kinde durch die Zart-<lb/>
heit des Hautorgans und das Uebergewicht der Leber uͤber<lb/>
die andern Unterleibseingeweide, ſo wie durch das kohlenſtoff-<lb/>
reichere Blut und die ſchwaͤchere Reſpiration eine große Dis-<lb/>
poſition angeboren, und die meiſten ſchaͤdlichen Einfluͤſſe wel-<lb/>
che auf ein neugeborenes Kind wirken, bringen, oft in Ver-<lb/>
bindung mit andern Krankheiten, vorzuͤglich die Gelbſucht<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[626/0652]
ziemlich haͤufige Erſcheinung, und, an und fuͤr ſich, faſt nie
mit ſonſtigen gefaͤhrlichen Zufaͤllen verbunden, weßhalb denn
auch auſſer fleißig fort geſetzten nicht zu warmen Baͤdern, ſorg-
faͤltiger Unterhaltung eines regelmaͤßigen Ganges der Unter-
leibsfunktionen und Vermeidung von Erkaͤltungen, eine be-
ſondere Behandlung nicht weiter noͤthig wird. Iſt das
Frieſel voruͤber, ſo ſind gewoͤhnlich einige ſtaͤrkende Baͤder
mit dem Infus. serpilli, Flor. Chamom., Hb. Menth.
crisp. u. ſ. w. ſehr wohlthaͤtig. — Kein anderes Verfahren
wird noͤthig, wenn ſich hie und da einzelne groͤßere Blaſen
(Schaͤlblaſen, Pemphygus neonatorum) zeigen; allein wo
dieſe Blaſen in groͤßerer Menge vorhanden ſind, wohl ſchon
von dem Kinde mit zur Welt gebracht werden, da liegen ge-
woͤhnlich fehlerhafte Zuſtaͤnde im Allgemeinbefinden, ſcrofuloͤſe,
arthritiſche, ſyphilitiſche Schaͤrfen zum Grunde, ja ich habe
ſie nicht ſelten als Zeichen voͤlliger Colliquation und carioͤſer
Zuſtaͤnde darunter liegender Knochen bemerkt, in welchen Faͤl-
len dann natuͤrlich die aͤrztliche Behandlung blos gegen jene
primaͤren Krankheiten gerichtet ſeyn muß. Daſſelbe gilt von
anderen zuweilen ſich entwickelnden Geſchwuͤren, Furunkeln
u. ſ. w.
Anmerkung. Daß die Geneigtheit zu dieſen und aͤhn-
lichen Krankheiten vorzuͤglich durch den beim neugebo-
renen Kinde vor ſich gehenden Abſchuppungsprozeß der
Oberhaut gegeben ſey, iſt fruͤher ſchon erwaͤhnt worden.
2. Gelbſucht (Icterus neonatorum).
§. 1692.
Auch zu dieſer Krankheit iſt dem Kinde durch die Zart-
heit des Hautorgans und das Uebergewicht der Leber uͤber
die andern Unterleibseingeweide, ſo wie durch das kohlenſtoff-
reichere Blut und die ſchwaͤchere Reſpiration eine große Dis-
poſition angeboren, und die meiſten ſchaͤdlichen Einfluͤſſe wel-
che auf ein neugeborenes Kind wirken, bringen, oft in Ver-
bindung mit andern Krankheiten, vorzuͤglich die Gelbſucht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/652>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.