Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

meistens stirbt das Kind in kurzer Zeit. -- Ueber die nächste
Ursache hat man verschiedene Meinungen: man hat die Krank-
heit bald als einen Ausgang rosenartiger Entzündung, bald
als Krampf, bald als syphilitisch betrachtet; ich habe sie hin-
gegen früher schon *) vielmehr als Folge eines Gesunkenseyns
der Lebensthätigkeit im Allgemeinen und im Hautsystem ins-
besondre dargestellt, und sie dem Marasmus senilis oder dem
sogenannten Absterben der Finger verglichen; -- eine Mei-
nung in welcher mich noch die seitdem oft gemachte Beob-
achtung bestärkt hat, daß bei frühzeitig geborenen, atrophisch
sterbenden Kindern, fast stets diese holzartige Festigkeit der
Hautfläche, verbunden mit einem Sinken der Temperatur,
mehrere Tage vor dem Tode bemerkbar wurde, wenn auch
nicht in so hohem Grade als bei der ausgebildeten Krankheit.
Gelegenheitsursachen sind vorzüglich schlechte Pflege, Erkäl-
tung, und besonders die zu frühe Geburt. -- Wegen der
erstern Schädlichkeiten hat man sie immer vorzüglich in Fin-
delhäusern beobachtet. -- Die Prognose ist äußerst ungünstig.
-- Rücksichtlich der Behandlung hat man von den die
Funktion der Haut kräftiger hervorrufenden Mitteln, als aro-
matischen Bädern, flüchtig reitzenden Einreibungen und besonders
Vesikatorien den meisten Erfolg gesehen; innerlich würden
Liq. Mindereri, Liq. C. C., Spiritus nitri dulc., Vin.
antim.
und ähnliche Mittel vorzüglich empfohlen werden
müssen.

c. Unterleibskrankheiten.
Koliken, Indigestionen, Obstruktionen, Durchfall.
§. 1698.

Die veränderte Ernährungsweise des Kindes und die
Reizbarkeit des Darmkanals disponiren Neugeborene vorzüg-

*) Hufeland's Journ. f. pr. Heilkunde 1816. Febr.

meiſtens ſtirbt das Kind in kurzer Zeit. — Ueber die naͤchſte
Urſache hat man verſchiedene Meinungen: man hat die Krank-
heit bald als einen Ausgang roſenartiger Entzuͤndung, bald
als Krampf, bald als ſyphilitiſch betrachtet; ich habe ſie hin-
gegen fruͤher ſchon *) vielmehr als Folge eines Geſunkenſeyns
der Lebensthaͤtigkeit im Allgemeinen und im Hautſyſtem ins-
beſondre dargeſtellt, und ſie dem Marasmus senilis oder dem
ſogenannten Abſterben der Finger verglichen; — eine Mei-
nung in welcher mich noch die ſeitdem oft gemachte Beob-
achtung beſtaͤrkt hat, daß bei fruͤhzeitig geborenen, atrophiſch
ſterbenden Kindern, faſt ſtets dieſe holzartige Feſtigkeit der
Hautflaͤche, verbunden mit einem Sinken der Temperatur,
mehrere Tage vor dem Tode bemerkbar wurde, wenn auch
nicht in ſo hohem Grade als bei der ausgebildeten Krankheit.
Gelegenheitsurſachen ſind vorzuͤglich ſchlechte Pflege, Erkaͤl-
tung, und beſonders die zu fruͤhe Geburt. — Wegen der
erſtern Schaͤdlichkeiten hat man ſie immer vorzuͤglich in Fin-
delhaͤuſern beobachtet. — Die Prognoſe iſt aͤußerſt unguͤnſtig.
— Ruͤckſichtlich der Behandlung hat man von den die
Funktion der Haut kraͤftiger hervorrufenden Mitteln, als aro-
matiſchen Baͤdern, fluͤchtig reitzenden Einreibungen und beſonders
Veſikatorien den meiſten Erfolg geſehen; innerlich wuͤrden
Liq. Mindereri, Liq. C. C., Spiritus nitri dulc., Vin.
antim.
und aͤhnliche Mittel vorzuͤglich empfohlen werden
muͤſſen.

c. Unterleibskrankheiten.
Koliken, Indigeſtionen, Obſtruktionen, Durchfall.
§. 1698.

Die veraͤnderte Ernaͤhrungsweiſe des Kindes und die
Reizbarkeit des Darmkanals disponiren Neugeborene vorzuͤg-

*) Hufeland’s Journ. f. pr. Heilkunde 1816. Febr.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <p><pb facs="#f0656" n="630"/>
mei&#x017F;tens &#x017F;tirbt das Kind in kurzer Zeit. &#x2014; Ueber die na&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Ur&#x017F;ache hat man ver&#x017F;chiedene Meinungen: man hat die Krank-<lb/>
heit bald als einen Ausgang ro&#x017F;enartiger Entzu&#x0364;ndung, bald<lb/>
als Krampf, bald als &#x017F;yphiliti&#x017F;ch betrachtet; ich habe &#x017F;ie hin-<lb/>
gegen fru&#x0364;her &#x017F;chon <note place="foot" n="*)">Hufeland&#x2019;s Journ. f. pr. Heilkunde 1816. Febr.</note> vielmehr als Folge eines Ge&#x017F;unken&#x017F;eyns<lb/>
der Lebenstha&#x0364;tigkeit im Allgemeinen und im Haut&#x017F;y&#x017F;tem ins-<lb/>
be&#x017F;ondre darge&#x017F;tellt, und &#x017F;ie dem <hi rendition="#aq">Marasmus senilis</hi> oder dem<lb/>
&#x017F;ogenannten Ab&#x017F;terben der Finger verglichen; &#x2014; eine Mei-<lb/>
nung in welcher mich noch die &#x017F;eitdem oft gemachte Beob-<lb/>
achtung be&#x017F;ta&#x0364;rkt hat, daß bei fru&#x0364;hzeitig geborenen, atrophi&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;terbenden Kindern, fa&#x017F;t &#x017F;tets die&#x017F;e holzartige Fe&#x017F;tigkeit der<lb/>
Hautfla&#x0364;che, verbunden mit einem Sinken der Temperatur,<lb/>
mehrere Tage vor dem Tode bemerkbar wurde, wenn auch<lb/>
nicht in &#x017F;o hohem Grade als bei der ausgebildeten Krankheit.<lb/>
Gelegenheitsur&#x017F;achen &#x017F;ind vorzu&#x0364;glich &#x017F;chlechte Pflege, Erka&#x0364;l-<lb/>
tung, und be&#x017F;onders die zu fru&#x0364;he Geburt. &#x2014; Wegen der<lb/>
er&#x017F;tern Scha&#x0364;dlichkeiten hat man &#x017F;ie immer vorzu&#x0364;glich in Fin-<lb/>
delha&#x0364;u&#x017F;ern beobachtet. &#x2014; Die Progno&#x017F;e i&#x017F;t a&#x0364;ußer&#x017F;t ungu&#x0364;n&#x017F;tig.<lb/>
&#x2014; Ru&#x0364;ck&#x017F;ichtlich der Behandlung hat man von den die<lb/>
Funktion der Haut kra&#x0364;ftiger hervorrufenden Mitteln, als aro-<lb/>
mati&#x017F;chen Ba&#x0364;dern, flu&#x0364;chtig reitzenden Einreibungen und be&#x017F;onders<lb/>
Ve&#x017F;ikatorien den mei&#x017F;ten Erfolg ge&#x017F;ehen; innerlich wu&#x0364;rden<lb/><hi rendition="#aq">Liq. Mindereri, Liq. C. C., Spiritus nitri dulc., Vin.<lb/>
antim.</hi> und a&#x0364;hnliche Mittel vorzu&#x0364;glich empfohlen werden<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
                          </div>
                        </div>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head><hi rendition="#aq">c.</hi> Unterleibskrankheiten.</head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head><hi rendition="#g">Koliken, Indige&#x017F;tionen, Ob&#x017F;truktionen, Durchfall</hi>.</head><lb/>
                          <div n="11">
                            <head>§. 1698.</head><lb/>
                            <p>Die vera&#x0364;nderte Erna&#x0364;hrungswei&#x017F;e des Kindes und die<lb/>
Reizbarkeit des Darmkanals disponiren Neugeborene vorzu&#x0364;g-<lb/></p>
                          </div>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[630/0656] meiſtens ſtirbt das Kind in kurzer Zeit. — Ueber die naͤchſte Urſache hat man verſchiedene Meinungen: man hat die Krank- heit bald als einen Ausgang roſenartiger Entzuͤndung, bald als Krampf, bald als ſyphilitiſch betrachtet; ich habe ſie hin- gegen fruͤher ſchon *) vielmehr als Folge eines Geſunkenſeyns der Lebensthaͤtigkeit im Allgemeinen und im Hautſyſtem ins- beſondre dargeſtellt, und ſie dem Marasmus senilis oder dem ſogenannten Abſterben der Finger verglichen; — eine Mei- nung in welcher mich noch die ſeitdem oft gemachte Beob- achtung beſtaͤrkt hat, daß bei fruͤhzeitig geborenen, atrophiſch ſterbenden Kindern, faſt ſtets dieſe holzartige Feſtigkeit der Hautflaͤche, verbunden mit einem Sinken der Temperatur, mehrere Tage vor dem Tode bemerkbar wurde, wenn auch nicht in ſo hohem Grade als bei der ausgebildeten Krankheit. Gelegenheitsurſachen ſind vorzuͤglich ſchlechte Pflege, Erkaͤl- tung, und beſonders die zu fruͤhe Geburt. — Wegen der erſtern Schaͤdlichkeiten hat man ſie immer vorzuͤglich in Fin- delhaͤuſern beobachtet. — Die Prognoſe iſt aͤußerſt unguͤnſtig. — Ruͤckſichtlich der Behandlung hat man von den die Funktion der Haut kraͤftiger hervorrufenden Mitteln, als aro- matiſchen Baͤdern, fluͤchtig reitzenden Einreibungen und beſonders Veſikatorien den meiſten Erfolg geſehen; innerlich wuͤrden Liq. Mindereri, Liq. C. C., Spiritus nitri dulc., Vin. antim. und aͤhnliche Mittel vorzuͤglich empfohlen werden muͤſſen. c. Unterleibskrankheiten. Koliken, Indigeſtionen, Obſtruktionen, Durchfall. §. 1698. Die veraͤnderte Ernaͤhrungsweiſe des Kindes und die Reizbarkeit des Darmkanals disponiren Neugeborene vorzuͤg- *) Hufeland’s Journ. f. pr. Heilkunde 1816. Febr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/656
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/656>, abgerufen am 27.11.2024.