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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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oder durch häufigen Geschlechtsreiz erschlafft ist, da öffnet
sich auch bei Erstgebärenden der Muttermund etwas zeitiger.
Am zeitigsten, und oft schon im achten Monate erfolgt je-
doch diese Eröffnung bei Mehrgebärenden und zwar ebenfalls
der aus den Einrissen resultirenden größern Schlaffheit der
Muttermundslippen wegen.

§. 753.

Endlich 3) die Lage des schwangern Uterus be-
treffend, so ist sie nach den verschiedenen Schwangerschafts-
monaten verschieden. Im ersten Monate bleibt der Uterus
ziemlich in seiner gewohnten Lage, schwellt aber durch sein
Anwachsen die Gegend über dem Schambogen etwas auf.
Im zweiten Monate hingegen sinkt der schwangere Ute-
rus bei vermehrter Schwere etwas tiefer ins kleine Becken
herab. Die Vaginalportion ist immer leicht und tief zu
fühlen, und äußerlich bemerkt man, daß der Leib sich in der
regio hypogastrica etwas abflacht. -- Vom dritten Mo-
nate
an, wird nun das allmählige Hervorheben des Uterus
aus der Beckenhöhle bemerkt, der sich vergrößernde Uterus
findet hier nicht mehr Raum, und sein Grund tritt über
den Schambogen ins große Becken herauf. In den folgen-
den Monaten hebt er sich immer mehr, treibt die Unterleibs-
bedeckungen auf, kommt gegen den sechsten Monat in die
Nabelgegend und treibt im siebenten den sonst nach innen
gezogenen Nabel, als eine vorragende Erhabenheit nach außen,
und erreicht so im neunten Monate mit seinem Grunde
die Gegend der Herzgrube, wodurch das Athemholen, ver-
möge des gehinderten Herabsteigens des Zwerchfells beengt
wird, und bei zunehmendem Gewicht der Bauchgegend der
Körper oberwärts mehr zurückgebogen getragen werden muß,
um das Gleichgewicht zu erhalten. Im zehnten Monat
endlich bemerkt man, daß der schwangere Uterus sich wieder
etwas herabsenkt und zwar sowohl wegen vermehrter Schwere
tiefer ins Becken herabsteigend, als mit dem Grunde sich
mehr vorwärts über neigend, wobei das Athemholen wieder
etwas freier wird, und der vorliegende Kindestheil, nament-

oder durch haͤufigen Geſchlechtsreiz erſchlafft iſt, da oͤffnet
ſich auch bei Erſtgebaͤrenden der Muttermund etwas zeitiger.
Am zeitigſten, und oft ſchon im achten Monate erfolgt je-
doch dieſe Eroͤffnung bei Mehrgebaͤrenden und zwar ebenfalls
der aus den Einriſſen reſultirenden groͤßern Schlaffheit der
Muttermundslippen wegen.

§. 753.

Endlich 3) die Lage des ſchwangern Uterus be-
treffend, ſo iſt ſie nach den verſchiedenen Schwangerſchafts-
monaten verſchieden. Im erſten Monate bleibt der Uterus
ziemlich in ſeiner gewohnten Lage, ſchwellt aber durch ſein
Anwachſen die Gegend uͤber dem Schambogen etwas auf.
Im zweiten Monate hingegen ſinkt der ſchwangere Ute-
rus bei vermehrter Schwere etwas tiefer ins kleine Becken
herab. Die Vaginalportion iſt immer leicht und tief zu
fuͤhlen, und aͤußerlich bemerkt man, daß der Leib ſich in der
regio hypogastrica etwas abflacht. — Vom dritten Mo-
nate
an, wird nun das allmaͤhlige Hervorheben des Uterus
aus der Beckenhoͤhle bemerkt, der ſich vergroͤßernde Uterus
findet hier nicht mehr Raum, und ſein Grund tritt uͤber
den Schambogen ins große Becken herauf. In den folgen-
den Monaten hebt er ſich immer mehr, treibt die Unterleibs-
bedeckungen auf, kommt gegen den ſechſten Monat in die
Nabelgegend und treibt im ſiebenten den ſonſt nach innen
gezogenen Nabel, als eine vorragende Erhabenheit nach außen,
und erreicht ſo im neunten Monate mit ſeinem Grunde
die Gegend der Herzgrube, wodurch das Athemholen, ver-
moͤge des gehinderten Herabſteigens des Zwerchfells beengt
wird, und bei zunehmendem Gewicht der Bauchgegend der
Koͤrper oberwaͤrts mehr zuruͤckgebogen getragen werden muß,
um das Gleichgewicht zu erhalten. Im zehnten Monat
endlich bemerkt man, daß der ſchwangere Uterus ſich wieder
etwas herabſenkt und zwar ſowohl wegen vermehrter Schwere
tiefer ins Becken herabſteigend, als mit dem Grunde ſich
mehr vorwaͤrts uͤber neigend, wobei das Athemholen wieder
etwas freier wird, und der vorliegende Kindestheil, nament-

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[69/0091] oder durch haͤufigen Geſchlechtsreiz erſchlafft iſt, da oͤffnet ſich auch bei Erſtgebaͤrenden der Muttermund etwas zeitiger. Am zeitigſten, und oft ſchon im achten Monate erfolgt je- doch dieſe Eroͤffnung bei Mehrgebaͤrenden und zwar ebenfalls der aus den Einriſſen reſultirenden groͤßern Schlaffheit der Muttermundslippen wegen. §. 753. Endlich 3) die Lage des ſchwangern Uterus be- treffend, ſo iſt ſie nach den verſchiedenen Schwangerſchafts- monaten verſchieden. Im erſten Monate bleibt der Uterus ziemlich in ſeiner gewohnten Lage, ſchwellt aber durch ſein Anwachſen die Gegend uͤber dem Schambogen etwas auf. Im zweiten Monate hingegen ſinkt der ſchwangere Ute- rus bei vermehrter Schwere etwas tiefer ins kleine Becken herab. Die Vaginalportion iſt immer leicht und tief zu fuͤhlen, und aͤußerlich bemerkt man, daß der Leib ſich in der regio hypogastrica etwas abflacht. — Vom dritten Mo- nate an, wird nun das allmaͤhlige Hervorheben des Uterus aus der Beckenhoͤhle bemerkt, der ſich vergroͤßernde Uterus findet hier nicht mehr Raum, und ſein Grund tritt uͤber den Schambogen ins große Becken herauf. In den folgen- den Monaten hebt er ſich immer mehr, treibt die Unterleibs- bedeckungen auf, kommt gegen den ſechſten Monat in die Nabelgegend und treibt im ſiebenten den ſonſt nach innen gezogenen Nabel, als eine vorragende Erhabenheit nach außen, und erreicht ſo im neunten Monate mit ſeinem Grunde die Gegend der Herzgrube, wodurch das Athemholen, ver- moͤge des gehinderten Herabſteigens des Zwerchfells beengt wird, und bei zunehmendem Gewicht der Bauchgegend der Koͤrper oberwaͤrts mehr zuruͤckgebogen getragen werden muß, um das Gleichgewicht zu erhalten. Im zehnten Monat endlich bemerkt man, daß der ſchwangere Uterus ſich wieder etwas herabſenkt und zwar ſowohl wegen vermehrter Schwere tiefer ins Becken herabſteigend, als mit dem Grunde ſich mehr vorwaͤrts uͤber neigend, wobei das Athemholen wieder etwas freier wird, und der vorliegende Kindestheil, nament-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/91>, abgerufen am 16.05.2024.