Jedoch nicht allein die Thätigkeit des Magens und der dünnen Gedärme, sondern auch die des Dickdarms wird auf mehrfache Weise abgeändert. Hierhin gehören vorzüglich die in der letzten Hälfte (und dann rein mechanisch durch den Druck des Uterus) zuweilen aber auch schon in der ersten Hälfte (wegen erhöhter Gefäßthätigkeit) sich zeigende Versto- pfung, verbunden oft noch mit Blähungsbeschwerden und kolikartigen Schmerzen; ferner die zuweilen auch, namentlich in atonischen Körpern, sich einfindende Diarrhöe, wo die Darmsekretion gleich der Absonderung im Uterus, jedoch eben darum oft zum Nachtheil der letztern erhöht wird.
§. 763.
b) Gefäßsystem. Wie überhaupt eine jede besondere organische Thätigkeit immer nur Resultat der allgemeinen Thätigkeit seyn kann, so ist auch die erhöhte Thätigkeit der Uteringefäße bedingt durch die des Gefäßsystems im Allge- meinen. Die Stimmung dieses letztern ist aber durch den neu angeregten Bildungsprozeß in mehrerer Hinsicht verän- dert: erstens die Blutmasse selbst ist wegen der später zu erwäh- nenden herabgestimmten Athmungsthätigkeit in geringerem Grade oxydirt, dagegen reicher als gewöhnlich, an plastischer Lymphe, weshalb man theils auf dem aus der Ader gelas- senen Blute schwangerer Personen gewöhnlich, wie auf dem Blute der Kranken welche an Endzündungsfiebern leiden, eine Speckhaut (Crusta inflammatoria hier auch wohl Cru- sta lactea genannt) sich bilden sieht, theils aber auch im Körper überhaupt Neigung zu ungleichmäßiger Blutverthei- lung, zu Fieberbewegungen und Congestionen bemerkt, welche letztere die Ursache vieler sich am Nervensystem aussprechen- den Zufälle örtlicher Schmerzen, der Ohnmachten, des Schwin- dels, ja der Verstimmungen des Gemüths werden.
§. 764.
Vorzüglich merkwürdig sind indeß noch die Erscheinungen, welche das Leben der venösen Gefäße zur Zeit der Schwan-
§. 762.
Jedoch nicht allein die Thaͤtigkeit des Magens und der duͤnnen Gedaͤrme, ſondern auch die des Dickdarms wird auf mehrfache Weiſe abgeaͤndert. Hierhin gehoͤren vorzuͤglich die in der letzten Haͤlfte (und dann rein mechaniſch durch den Druck des Uterus) zuweilen aber auch ſchon in der erſten Haͤlfte (wegen erhoͤhter Gefaͤßthaͤtigkeit) ſich zeigende Verſto- pfung, verbunden oft noch mit Blaͤhungsbeſchwerden und kolikartigen Schmerzen; ferner die zuweilen auch, namentlich in atoniſchen Koͤrpern, ſich einfindende Diarrhoͤe, wo die Darmſekretion gleich der Abſonderung im Uterus, jedoch eben darum oft zum Nachtheil der letztern erhoͤht wird.
§. 763.
b) Gefaͤßſyſtem. Wie uͤberhaupt eine jede beſondere organiſche Thaͤtigkeit immer nur Reſultat der allgemeinen Thaͤtigkeit ſeyn kann, ſo iſt auch die erhoͤhte Thaͤtigkeit der Uteringefaͤße bedingt durch die des Gefaͤßſyſtems im Allge- meinen. Die Stimmung dieſes letztern iſt aber durch den neu angeregten Bildungsprozeß in mehrerer Hinſicht veraͤn- dert: erſtens die Blutmaſſe ſelbſt iſt wegen der ſpaͤter zu erwaͤh- nenden herabgeſtimmten Athmungsthaͤtigkeit in geringerem Grade oxydirt, dagegen reicher als gewoͤhnlich, an plaſtiſcher Lymphe, weshalb man theils auf dem aus der Ader gelaſ- ſenen Blute ſchwangerer Perſonen gewoͤhnlich, wie auf dem Blute der Kranken welche an Endzuͤndungsfiebern leiden, eine Speckhaut (Crusta inflammatoria hier auch wohl Cru- sta lactea genannt) ſich bilden ſieht, theils aber auch im Koͤrper uͤberhaupt Neigung zu ungleichmaͤßiger Blutverthei- lung, zu Fieberbewegungen und Congeſtionen bemerkt, welche letztere die Urſache vieler ſich am Nervenſyſtem ausſprechen- den Zufaͤlle oͤrtlicher Schmerzen, der Ohnmachten, des Schwin- dels, ja der Verſtimmungen des Gemuͤths werden.
§. 764.
Vorzuͤglich merkwuͤrdig ſind indeß noch die Erſcheinungen, welche das Leben der venoͤſen Gefaͤße zur Zeit der Schwan-
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§. 762.
Jedoch nicht allein die Thaͤtigkeit des Magens und der
duͤnnen Gedaͤrme, ſondern auch die des Dickdarms wird auf
mehrfache Weiſe abgeaͤndert. Hierhin gehoͤren vorzuͤglich die
in der letzten Haͤlfte (und dann rein mechaniſch durch den
Druck des Uterus) zuweilen aber auch ſchon in der erſten
Haͤlfte (wegen erhoͤhter Gefaͤßthaͤtigkeit) ſich zeigende Verſto-
pfung, verbunden oft noch mit Blaͤhungsbeſchwerden und
kolikartigen Schmerzen; ferner die zuweilen auch, namentlich
in atoniſchen Koͤrpern, ſich einfindende Diarrhoͤe, wo die
Darmſekretion gleich der Abſonderung im Uterus, jedoch eben
darum oft zum Nachtheil der letztern erhoͤht wird.
§. 763.
b) Gefaͤßſyſtem. Wie uͤberhaupt eine jede beſondere
organiſche Thaͤtigkeit immer nur Reſultat der allgemeinen
Thaͤtigkeit ſeyn kann, ſo iſt auch die erhoͤhte Thaͤtigkeit der
Uteringefaͤße bedingt durch die des Gefaͤßſyſtems im Allge-
meinen. Die Stimmung dieſes letztern iſt aber durch den
neu angeregten Bildungsprozeß in mehrerer Hinſicht veraͤn-
dert: erſtens die Blutmaſſe ſelbſt iſt wegen der ſpaͤter zu erwaͤh-
nenden herabgeſtimmten Athmungsthaͤtigkeit in geringerem
Grade oxydirt, dagegen reicher als gewoͤhnlich, an plaſtiſcher
Lymphe, weshalb man theils auf dem aus der Ader gelaſ-
ſenen Blute ſchwangerer Perſonen gewoͤhnlich, wie auf dem
Blute der Kranken welche an Endzuͤndungsfiebern leiden,
eine Speckhaut (Crusta inflammatoria hier auch wohl Cru-
sta lactea genannt) ſich bilden ſieht, theils aber auch im
Koͤrper uͤberhaupt Neigung zu ungleichmaͤßiger Blutverthei-
lung, zu Fieberbewegungen und Congeſtionen bemerkt, welche
letztere die Urſache vieler ſich am Nervenſyſtem ausſprechen-
den Zufaͤlle oͤrtlicher Schmerzen, der Ohnmachten, des Schwin-
dels, ja der Verſtimmungen des Gemuͤths werden.
§. 764.
Vorzuͤglich merkwuͤrdig ſind indeß noch die Erſcheinungen,
welche das Leben der venoͤſen Gefaͤße zur Zeit der Schwan-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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