Ablagerung kohlenstoffiger Substanz unter der Haut (deshalb veränderte Hautfarbe *), Bildung von Flecken, Stärkerwer- den der Sommersproßen) so wie durch Entstehung chronischer Entzündungen in Form kleiner Exantheme (als Flechten, Blüthen, besonders an den Mundwinkeln u. s. w.) bemerk- bar wird. Ja auch den vermehrten Turgor der Haut, welchen man wohl unterscheiden muß von der ödematösen Geschwulst, hat man als Folge dieser stärkern Erregung des Hautorgans zu betrachten. Dieser Turgor nämlich beschränkt sich nicht wie das Oedem blos auf die untern Extremitäten, die Haut fühlt sich nicht wie bei jenem hart oder teigicht und kalt an, wobei der Fingerdruck als weiße Vertiefung eine Zeitlang zurück bleibt, sondern die Haut ist dabei, und zwar oft über den ganzen Körper und namentlich auch an den obern Extremitäten natürlich roth, warm und elastisch aufgetrieben, so daß Ringe und dergleichen zu enge werden, ja zuweilen die Personen sich in allen Bewegungen gehindert fühlen, sich nicht mehr selbst aus- und ankleiden können, und die größte Zeit liegend zubringen müssen.
§. 767.
Von Absonderungen zeigen sich besonders Gallen- und Harnabsonderung verändert. Erstere betreffend, so nimmt die Leber wegen der sehr veränderten Thätigkeit des Pfortadersystems vorzüglich an den Veränderungen der Schwan- gerschaft Antheil. Die Gallenabsonderung ist häufig bedeu- tend vermehrt, wodurch das oft sehr copiöse galligte Erbre- chen, die Appetitlosigkeit, galligte Durchfälle und in Rück- wirkung auf das Nervensystem, Gemüthsverstimmungen, Aerger- lichkeit, Melancholie erklärlich wird, und auch die zuweilen eintretende Gelbsucht mit abhängt. -- Fast noch mehr wir- ken aber die Veränderungen im Geschlechtssystem auf die physiologisch und anatomisch ihm noch näher verwandten
*) Gewöhnlich wird sie unrein, indeß hat man selbst Fälle beobachtet, wo in der Schwangerschaft gelbe, ja schwarzgelbe Farbe zum Vor- schein kam.
Ablagerung kohlenſtoffiger Subſtanz unter der Haut (deshalb veraͤnderte Hautfarbe *), Bildung von Flecken, Staͤrkerwer- den der Sommerſproßen) ſo wie durch Entſtehung chroniſcher Entzuͤndungen in Form kleiner Exantheme (als Flechten, Bluͤthen, beſonders an den Mundwinkeln u. ſ. w.) bemerk- bar wird. Ja auch den vermehrten Turgor der Haut, welchen man wohl unterſcheiden muß von der oͤdematoͤſen Geſchwulſt, hat man als Folge dieſer ſtaͤrkern Erregung des Hautorgans zu betrachten. Dieſer Turgor naͤmlich beſchraͤnkt ſich nicht wie das Oedem blos auf die untern Extremitaͤten, die Haut fuͤhlt ſich nicht wie bei jenem hart oder teigicht und kalt an, wobei der Fingerdruck als weiße Vertiefung eine Zeitlang zuruͤck bleibt, ſondern die Haut iſt dabei, und zwar oft uͤber den ganzen Koͤrper und namentlich auch an den obern Extremitaͤten natuͤrlich roth, warm und elaſtiſch aufgetrieben, ſo daß Ringe und dergleichen zu enge werden, ja zuweilen die Perſonen ſich in allen Bewegungen gehindert fuͤhlen, ſich nicht mehr ſelbſt aus- und ankleiden koͤnnen, und die groͤßte Zeit liegend zubringen muͤſſen.
§. 767.
Von Abſonderungen zeigen ſich beſonders Gallen- und Harnabſonderung veraͤndert. Erſtere betreffend, ſo nimmt die Leber wegen der ſehr veraͤnderten Thaͤtigkeit des Pfortaderſyſtems vorzuͤglich an den Veraͤnderungen der Schwan- gerſchaft Antheil. Die Gallenabſonderung iſt haͤufig bedeu- tend vermehrt, wodurch das oft ſehr copioͤſe galligte Erbre- chen, die Appetitloſigkeit, galligte Durchfaͤlle und in Ruͤck- wirkung auf das Nervenſyſtem, Gemuͤthsverſtimmungen, Aerger- lichkeit, Melancholie erklaͤrlich wird, und auch die zuweilen eintretende Gelbſucht mit abhaͤngt. — Faſt noch mehr wir- ken aber die Veraͤnderungen im Geſchlechtsſyſtem auf die phyſiologiſch und anatomiſch ihm noch naͤher verwandten
*) Gewoͤhnlich wird ſie unrein, indeß hat man ſelbſt Faͤlle beobachtet, wo in der Schwangerſchaft gelbe, ja ſchwarzgelbe Farbe zum Vor- ſchein kam.
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Ablagerung kohlenſtoffiger Subſtanz unter der Haut (deshalb
veraͤnderte Hautfarbe *), Bildung von Flecken, Staͤrkerwer-
den der Sommerſproßen) ſo wie durch Entſtehung chroniſcher
Entzuͤndungen in Form kleiner Exantheme (als Flechten,
Bluͤthen, beſonders an den Mundwinkeln u. ſ. w.) bemerk-
bar wird. Ja auch den vermehrten Turgor der Haut,
welchen man wohl unterſcheiden muß von der oͤdematoͤſen
Geſchwulſt, hat man als Folge dieſer ſtaͤrkern Erregung des
Hautorgans zu betrachten. Dieſer Turgor naͤmlich beſchraͤnkt
ſich nicht wie das Oedem blos auf die untern Extremitaͤten,
die Haut fuͤhlt ſich nicht wie bei jenem hart oder teigicht
und kalt an, wobei der Fingerdruck als weiße Vertiefung
eine Zeitlang zuruͤck bleibt, ſondern die Haut iſt dabei, und
zwar oft uͤber den ganzen Koͤrper und namentlich auch an
den obern Extremitaͤten natuͤrlich roth, warm und elaſtiſch
aufgetrieben, ſo daß Ringe und dergleichen zu enge werden,
ja zuweilen die Perſonen ſich in allen Bewegungen gehindert
fuͤhlen, ſich nicht mehr ſelbſt aus- und ankleiden koͤnnen,
und die groͤßte Zeit liegend zubringen muͤſſen.
§. 767.
Von Abſonderungen zeigen ſich beſonders Gallen-
und Harnabſonderung veraͤndert. Erſtere betreffend, ſo
nimmt die Leber wegen der ſehr veraͤnderten Thaͤtigkeit des
Pfortaderſyſtems vorzuͤglich an den Veraͤnderungen der Schwan-
gerſchaft Antheil. Die Gallenabſonderung iſt haͤufig bedeu-
tend vermehrt, wodurch das oft ſehr copioͤſe galligte Erbre-
chen, die Appetitloſigkeit, galligte Durchfaͤlle und in Ruͤck-
wirkung auf das Nervenſyſtem, Gemuͤthsverſtimmungen, Aerger-
lichkeit, Melancholie erklaͤrlich wird, und auch die zuweilen
eintretende Gelbſucht mit abhaͤngt. — Faſt noch mehr wir-
ken aber die Veraͤnderungen im Geſchlechtsſyſtem auf die
phyſiologiſch und anatomiſch ihm noch naͤher verwandten
*) Gewoͤhnlich wird ſie unrein, indeß hat man ſelbſt Faͤlle beobachtet,
wo in der Schwangerſchaft gelbe, ja ſchwarzgelbe Farbe zum Vor-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/98>, abgerufen am 21.11.2024.
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