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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846.

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auch zu denken, daß das ganze Reich des unbewußten
Lebens in uns, von dem gesammten Lebenkreise der Menschheit,
des Erdlebens, ja des Weltlebens, irgend wie afficirt wird
und afficirt werden muß, und zwar eben darum, weil es ja
entschieden als ein integrirender Theil jener Gesammtheit
erscheint, allein die Art wie dieses Unbewußte afficirt wird,
muß freilich hiebei ganz unendlich verschieden sein. Wäh¬
rend z. B. von den Bewegungen der Weltkörper außerhalb
der Erde, mit Ausnahme der Sonne und des Mondes,
so wenig in die Erfühlung unsers Innern fällt, daß wir
es mit jenem Angezogenwerden der Erde gegen den fallen¬
den Stein vergleichen dürfen, und während die entfernten
Massen der Menschheit unserer Erfühlung ganz eben so
fremd bleiben, so wirken dagegen die Veränderungen der
elektrischen und magnetischen Stimmungen unsres Planeten,
so wie die der Atmosphäre, ganz eben so tief in unser
unbewußtes Leben ein als die Umänderungen im Leben uns
so viel näher stehender Menschen. Ja in diesem Kreise sind
demnach die Wechselbeziehungen oft sogar die allerwesent¬
lichsten, und doch sind sie sämmtlich ursprünglich nur un¬
bewußt, obwohl unter gewissen Umständen sehr wohl man¬
ches aus diesem nächtlichen Reiche auch wirklich der bewu߬
ten Region sich mittheilen kann, so daß man schon von hier
aus ahnen darf, was wir späterhin näher auseinander zu
setzen haben werden, wie nämlich jenes sonderbare Fern¬
schauen, im Traum oder Wachen, von Beziehungen auf Erd¬
oder Himmelsvorgänge, oder auf Schicksale der Menschen,
jene sonderbaren Erscheinungen des magnetischen Rapports
zwischen Entfernten, und so Vieles was der gewöhnlichen
Psychologie ein unerklärliches Räthsel geblieben ist, nur
mittels dieser Betrachtungen seinen vollkommnen Aufschluß
erlangen kann. Bietet doch in dieser Beziehung schon die
Betrachtung des embryonischen Lebens im Verhältniß zum
Leben der Mutter, sehr merkwürdige Momente dar. In
dem noch verhüllten embryonischen Menschen nämlich ist das

auch zu denken, daß das ganze Reich des unbewußten
Lebens in uns, von dem geſammten Lebenkreiſe der Menſchheit,
des Erdlebens, ja des Weltlebens, irgend wie afficirt wird
und afficirt werden muß, und zwar eben darum, weil es ja
entſchieden als ein integrirender Theil jener Geſammtheit
erſcheint, allein die Art wie dieſes Unbewußte afficirt wird,
muß freilich hiebei ganz unendlich verſchieden ſein. Wäh¬
rend z. B. von den Bewegungen der Weltkörper außerhalb
der Erde, mit Ausnahme der Sonne und des Mondes,
ſo wenig in die Erfühlung unſers Innern fällt, daß wir
es mit jenem Angezogenwerden der Erde gegen den fallen¬
den Stein vergleichen dürfen, und während die entfernten
Maſſen der Menſchheit unſerer Erfühlung ganz eben ſo
fremd bleiben, ſo wirken dagegen die Veränderungen der
elektriſchen und magnetiſchen Stimmungen unſres Planeten,
ſo wie die der Atmoſphäre, ganz eben ſo tief in unſer
unbewußtes Leben ein als die Umänderungen im Leben uns
ſo viel näher ſtehender Menſchen. Ja in dieſem Kreiſe ſind
demnach die Wechſelbeziehungen oft ſogar die allerweſent¬
lichſten, und doch ſind ſie ſämmtlich urſprünglich nur un¬
bewußt, obwohl unter gewiſſen Umſtänden ſehr wohl man¬
ches aus dieſem nächtlichen Reiche auch wirklich der bewu߬
ten Region ſich mittheilen kann, ſo daß man ſchon von hier
aus ahnen darf, was wir ſpäterhin näher auseinander zu
ſetzen haben werden, wie nämlich jenes ſonderbare Fern¬
ſchauen, im Traum oder Wachen, von Beziehungen auf Erd¬
oder Himmelsvorgänge, oder auf Schickſale der Menſchen,
jene ſonderbaren Erſcheinungen des magnetiſchen Rapports
zwiſchen Entfernten, und ſo Vieles was der gewöhnlichen
Pſychologie ein unerklärliches Räthſel geblieben iſt, nur
mittels dieſer Betrachtungen ſeinen vollkommnen Aufſchluß
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[83/0099] auch zu denken, daß das ganze Reich des unbewußten Lebens in uns, von dem geſammten Lebenkreiſe der Menſchheit, des Erdlebens, ja des Weltlebens, irgend wie afficirt wird und afficirt werden muß, und zwar eben darum, weil es ja entſchieden als ein integrirender Theil jener Geſammtheit erſcheint, allein die Art wie dieſes Unbewußte afficirt wird, muß freilich hiebei ganz unendlich verſchieden ſein. Wäh¬ rend z. B. von den Bewegungen der Weltkörper außerhalb der Erde, mit Ausnahme der Sonne und des Mondes, ſo wenig in die Erfühlung unſers Innern fällt, daß wir es mit jenem Angezogenwerden der Erde gegen den fallen¬ den Stein vergleichen dürfen, und während die entfernten Maſſen der Menſchheit unſerer Erfühlung ganz eben ſo fremd bleiben, ſo wirken dagegen die Veränderungen der elektriſchen und magnetiſchen Stimmungen unſres Planeten, ſo wie die der Atmoſphäre, ganz eben ſo tief in unſer unbewußtes Leben ein als die Umänderungen im Leben uns ſo viel näher ſtehender Menſchen. Ja in dieſem Kreiſe ſind demnach die Wechſelbeziehungen oft ſogar die allerweſent¬ lichſten, und doch ſind ſie ſämmtlich urſprünglich nur un¬ bewußt, obwohl unter gewiſſen Umſtänden ſehr wohl man¬ ches aus dieſem nächtlichen Reiche auch wirklich der bewu߬ ten Region ſich mittheilen kann, ſo daß man ſchon von hier aus ahnen darf, was wir ſpäterhin näher auseinander zu ſetzen haben werden, wie nämlich jenes ſonderbare Fern¬ ſchauen, im Traum oder Wachen, von Beziehungen auf Erd¬ oder Himmelsvorgänge, oder auf Schickſale der Menſchen, jene ſonderbaren Erſcheinungen des magnetiſchen Rapports zwiſchen Entfernten, und ſo Vieles was der gewöhnlichen Pſychologie ein unerklärliches Räthſel geblieben iſt, nur mittels dieſer Betrachtungen ſeinen vollkommnen Aufſchluß erlangen kann. Bietet doch in dieſer Beziehung ſchon die Betrachtung des embryoniſchen Lebens im Verhältniß zum Leben der Mutter, ſehr merkwürdige Momente dar. In dem noch verhüllten embryoniſchen Menſchen nämlich iſt das

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/99>, abgerufen am 22.11.2024.