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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Lorenz Hiel, Professor in Jena, wird zwar von Gesner selbst noch er-
wähnt; er scheint aber nie gedruckt worden zu sein21).

Ein großes Verdienst des Gesnerschen Werkes besteht auch in der
Einführung guter Abbildungen. Denn wenn auch mit den heutigen
verglichen die meisten seiner Figuren wohl kaum einen Vergleich weder
in Bezug auf Naturwahrheit noch auf Ausführung aushalten dürften,
so sind sie im Verhältniß zu früheren außerordentlich gut. Ueber die
Künstler, welche er zur Illustration seiner Schriften heranziehen konnte,
ist wenig zu ermitteln. Die Abbildung des Rhinoceros bezeichnet er
selbst als von Albrecht Dürer herrührend; die Vögel sind, gleichfalls
nach seiner eigenen Angabe, von Lukas Schrön gezeichnet. Außerdem
werden noch Hans Asper und Johann Thomas, Züricher Künstler,
als Zeichner angeführt. Mit dem Texte des Belon und Rondelet hat
er auch deren Figuren copirt, und überhaupt alles aufgenommen, was
er nur hat erreichen können. Vieles ist ihm dabei von seinen Freunden
zugeschickt worden, unter denen ziemlich oft Kentmann aus Meißen
erscheint. Zu den Copien gehört z. B. die Abbildung der Giraffe nach
der Reise des Georg von Breydenbach, des Sagouin, des Faulthieres,
Gürtelthieres nach den von Clusius in dessen Exotica gegebenen Abbil-
dungen. Das Llama wird, hier wohl zuerst, bildlich dargestellt nach

21) Eine oder zwei französische Uebersetzungen erwähnt Jardine. Ich habe
darüber nichts ermitteln können. Nicht ohne Interesse dürfte eine chronologische
Uebersicht der Gesnerschen Publicationen sein. Die Namen der Thierclassen be-
zeichnen die lateinische Historia Animalium und deren Theile. Es erschien: 1551
Vivipara, 1553 Icon. Quadrup., 1554 Ovipara, 1555 Aves, Icones Avium,
1556 Nomenclat. Pisc.
, 1557 Vögelbuch, 1558 Pisces, 1560 Icon. Quadrup.
und Avium, 2. ed., und Piscium, 1563 Thierbuch und Fischbuch, 1575 Fischbuch,
neue Aufl., 1582 Vögelbuch, neue Aufl., 1583 Thierbuch, neue Aufl., 1585 Aves,
n. ed., 1586 Ovipara n. ed., 1587 Serpentes
und Scorpio, 1589 Schlangen-
buch und Skorpion, 1600 Vögelbuch, neue Aufl., 1603 Vivipara, 1604 Pisces,
1606 Icon. Quadrup.
und Avium, 1613 Schlangenbuch, 1617 Ovipara und Aves,
2da ed., 1620 Quadrup. und Pisces, 2da ed. 1621 Serpent., 1662 Schlangen-
buch, 1669-70 Gesnerus redivivus. Gesner's Werke kosteten während seines Le-
bens: die sämmtlichen Historiae 71/4 Florene et paulo pluris (bazio forte) si bene
memini,
die sämmtlichen Icones einen Floren und 10 Batzen. s. Epistol. medici-
nal. C. Gesneri libri III. Tiguri 1577. fol. 149 v.

Lorenz Hiel, Profeſſor in Jena, wird zwar von Gesner ſelbſt noch er-
wähnt; er ſcheint aber nie gedruckt worden zu ſein21).

Ein großes Verdienſt des Gesnerſchen Werkes beſteht auch in der
Einführung guter Abbildungen. Denn wenn auch mit den heutigen
verglichen die meiſten ſeiner Figuren wohl kaum einen Vergleich weder
in Bezug auf Naturwahrheit noch auf Ausführung aushalten dürften,
ſo ſind ſie im Verhältniß zu früheren außerordentlich gut. Ueber die
Künſtler, welche er zur Illuſtration ſeiner Schriften heranziehen konnte,
iſt wenig zu ermitteln. Die Abbildung des Rhinoceros bezeichnet er
ſelbſt als von Albrecht Dürer herrührend; die Vögel ſind, gleichfalls
nach ſeiner eigenen Angabe, von Lukas Schrön gezeichnet. Außerdem
werden noch Hans Asper und Johann Thomas, Züricher Künſtler,
als Zeichner angeführt. Mit dem Texte des Belon und Rondelet hat
er auch deren Figuren copirt, und überhaupt alles aufgenommen, was
er nur hat erreichen können. Vieles iſt ihm dabei von ſeinen Freunden
zugeſchickt worden, unter denen ziemlich oft Kentmann aus Meißen
erſcheint. Zu den Copien gehört z. B. die Abbildung der Giraffe nach
der Reiſe des Georg von Breydenbach, des Sagouin, des Faulthieres,
Gürtelthieres nach den von Cluſius in deſſen Exotica gegebenen Abbil-
dungen. Das Llama wird, hier wohl zuerſt, bildlich dargeſtellt nach

21) Eine oder zwei franzöſiſche Ueberſetzungen erwähnt Jardine. Ich habe
darüber nichts ermitteln können. Nicht ohne Intereſſe dürfte eine chronologiſche
Ueberſicht der Gesnerſchen Publicationen ſein. Die Namen der Thierclaſſen be-
zeichnen die lateiniſche Historia Animalium und deren Theile. Es erſchien: 1551
Vivipara, 1553 Icon. Quadrup., 1554 Ovipara, 1555 Aves, Icones Avium,
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und Avium, 1613 Schlangenbuch, 1617 Ovipara und Aves,
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buch, 1669-70 Gesnerus redivivus. Gesner's Werke koſteten während ſeines Le-
bens: die ſämmtlichen Historiae 7¼ Florene et paulo pluris (bazio forte) ſi bene
memini,
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[287/0298] Conrad Gesner. Lorenz Hiel, Profeſſor in Jena, wird zwar von Gesner ſelbſt noch er- wähnt; er ſcheint aber nie gedruckt worden zu ſein 21). Ein großes Verdienſt des Gesnerſchen Werkes beſteht auch in der Einführung guter Abbildungen. Denn wenn auch mit den heutigen verglichen die meiſten ſeiner Figuren wohl kaum einen Vergleich weder in Bezug auf Naturwahrheit noch auf Ausführung aushalten dürften, ſo ſind ſie im Verhältniß zu früheren außerordentlich gut. Ueber die Künſtler, welche er zur Illuſtration ſeiner Schriften heranziehen konnte, iſt wenig zu ermitteln. Die Abbildung des Rhinoceros bezeichnet er ſelbſt als von Albrecht Dürer herrührend; die Vögel ſind, gleichfalls nach ſeiner eigenen Angabe, von Lukas Schrön gezeichnet. Außerdem werden noch Hans Asper und Johann Thomas, Züricher Künſtler, als Zeichner angeführt. Mit dem Texte des Belon und Rondelet hat er auch deren Figuren copirt, und überhaupt alles aufgenommen, was er nur hat erreichen können. Vieles iſt ihm dabei von ſeinen Freunden zugeſchickt worden, unter denen ziemlich oft Kentmann aus Meißen erſcheint. Zu den Copien gehört z. B. die Abbildung der Giraffe nach der Reiſe des Georg von Breydenbach, des Sagouin, des Faulthieres, Gürtelthieres nach den von Cluſius in deſſen Exotica gegebenen Abbil- dungen. Das Llama wird, hier wohl zuerſt, bildlich dargeſtellt nach 21) Eine oder zwei franzöſiſche Ueberſetzungen erwähnt Jardine. Ich habe darüber nichts ermitteln können. Nicht ohne Intereſſe dürfte eine chronologiſche Ueberſicht der Gesnerſchen Publicationen ſein. Die Namen der Thierclaſſen be- zeichnen die lateiniſche Historia Animalium und deren Theile. Es erſchien: 1551 Vivipara, 1553 Icon. Quadrup., 1554 Ovipara, 1555 Aves, Icones Avium, 1556 Nomenclat. Pisc., 1557 Vögelbuch, 1558 Pisces, 1560 Icon. Quadrup. und Avium, 2. ed., und Piscium, 1563 Thierbuch und Fiſchbuch, 1575 Fiſchbuch, neue Aufl., 1582 Vögelbuch, neue Aufl., 1583 Thierbuch, neue Aufl., 1585 Aves, n. ed., 1586 Ovipara n. ed., 1587 Serpentes und Scorpio, 1589 Schlangen- buch und Skorpion, 1600 Vögelbuch, neue Aufl., 1603 Vivipara, 1604 Pisces, 1606 Icon. Quadrup. und Avium, 1613 Schlangenbuch, 1617 Ovipara und Aves, 2da ed., 1620 Quadrup. und Pisces, 2da ed. 1621 Serpent., 1662 Schlangen- buch, 1669-70 Gesnerus redivivus. Gesner's Werke koſteten während ſeines Le- bens: die ſämmtlichen Historiae 7¼ Florene et paulo pluris (bazio forte) ſi bene memini, die ſämmtlichen Icones einen Floren und 10 Batzen. ſ. Epistol. medici- nal. C. Gesneri libri III. Tiguri 1577. fol. 149 v.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/298>, abgerufen am 16.06.2024.