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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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sind sehr sauber gezeichnet und bieten im Ganzen einen entschiedenen
Fortschritt dar. Doch sind freilich noch nicht alle Thiere nach diesen
Abbildungen sicher wiederzuerkennen und zu bestimmen, da eben gar
manches Einzelne für ganz unwichtig galt, was später von der größten
Bedeutung für die Unterscheidung verwandter Formen geworden ist.

Geht man auf Einzelnes näher ein, so erscheint zuerst die Anord-
nung der Fische insofern logischer als bei Aldrovandi, als hier der
Aufenthaltsort consequent nur in Bezug auf die Wasserart zur Einthei-
lung benutzt wird. Jonston gibt daher nur drei Classen: Seefische,
Fische, welche sowohl im Meere als in Flüssen leben, und Süßwasser-
fische. Die beiden Aldrovandi'schen Classen der um Felsen und am
Strande lebenden Fische werden hier nur zu Unterordnungen. Den
drei Classen fügt Jonston noch eine vierte mit ausländischen Fischen zu,
welche vorzüglich die brasilianischen Arten aus Marcgrav's Werk ent-
hält. Er betrachtet sie aber nicht als selbständige Classe, sondern sagt
ausdrücklich, daß sich diese Fische wohl in die andern Classen hätten
einordnen lassen, wenn ihm das Marcgrav'sche Werk rechtzeitig bekannt
geworden wäre. Die Vertheilung der einzelnen Arten in die Classen,
Titel und Kapitel ist durchaus nicht immer naturgemäß. So bringt er
unter den Seefischen (mit drei Titeln: pelagische, Felsen- und Strand-
fische), und zwar unter den pelagischen, die Haie zu den glatten, die
Rochen zu den platten und vereinigt mit letztern auch Lophius, wäh-
rend er den Sägefisch (mit einer fabelhaften Abbildung) zu den Wal-
thieren bringt. Letztere trennt er zwar scharf von den Fischen, er ver-
einigt aber auch die Robben und das Walroß mit ihnen. Die blut-
losen Wasserthiere
vertheilt er wie Aldrovandi in die vier Wot-
ton
'schen Classen der Weichthiere (Cephalopoden), Kruster, Schalthiere
und Zoophyten. Auf den zugehörigen Tafeln finden sich dieselben Fi-
guren, zum Theil verkleinert, zusammengestellt, welche bei Gesner,
Aldrovandi, Rondelet vorkommen. Auch bei der Classification der
Vögel macht sich etwas mehr Consequenz bemerkbar, da Jonston die
Ernährung, Schwimm- und Spaltfüßigkeit strenger hervorhebt; freilich
ohne dadurch an der Zusammenstellung der Gruppen wesentlich zu än-
dern. Er beginnt mit den Fleischfressern, läßt dann die Pflanzenfresser,

ſind ſehr ſauber gezeichnet und bieten im Ganzen einen entſchiedenen
Fortſchritt dar. Doch ſind freilich noch nicht alle Thiere nach dieſen
Abbildungen ſicher wiederzuerkennen und zu beſtimmen, da eben gar
manches Einzelne für ganz unwichtig galt, was ſpäter von der größten
Bedeutung für die Unterſcheidung verwandter Formen geworden iſt.

Geht man auf Einzelnes näher ein, ſo erſcheint zuerſt die Anord-
nung der Fiſche inſofern logiſcher als bei Aldrovandi, als hier der
Aufenthaltsort conſequent nur in Bezug auf die Waſſerart zur Einthei-
lung benutzt wird. Jonſton gibt daher nur drei Claſſen: Seefiſche,
Fiſche, welche ſowohl im Meere als in Flüſſen leben, und Süßwaſſer-
fiſche. Die beiden Aldrovandi'ſchen Claſſen der um Felſen und am
Strande lebenden Fiſche werden hier nur zu Unterordnungen. Den
drei Claſſen fügt Jonſton noch eine vierte mit ausländiſchen Fiſchen zu,
welche vorzüglich die braſilianiſchen Arten aus Marcgrav's Werk ent-
hält. Er betrachtet ſie aber nicht als ſelbſtändige Claſſe, ſondern ſagt
ausdrücklich, daß ſich dieſe Fiſche wohl in die andern Claſſen hätten
einordnen laſſen, wenn ihm das Marcgrav'ſche Werk rechtzeitig bekannt
geworden wäre. Die Vertheilung der einzelnen Arten in die Claſſen,
Titel und Kapitel iſt durchaus nicht immer naturgemäß. So bringt er
unter den Seefiſchen (mit drei Titeln: pelagiſche, Felſen- und Strand-
fiſche), und zwar unter den pelagiſchen, die Haie zu den glatten, die
Rochen zu den platten und vereinigt mit letztern auch Lophius, wäh-
rend er den Sägefiſch (mit einer fabelhaften Abbildung) zu den Wal-
thieren bringt. Letztere trennt er zwar ſcharf von den Fiſchen, er ver-
einigt aber auch die Robben und das Walroß mit ihnen. Die blut-
loſen Waſſerthiere
vertheilt er wie Aldrovandi in die vier Wot-
ton
'ſchen Claſſen der Weichthiere (Cephalopoden), Kruſter, Schalthiere
und Zoophyten. Auf den zugehörigen Tafeln finden ſich dieſelben Fi-
guren, zum Theil verkleinert, zuſammengeſtellt, welche bei Gesner,
Aldrovandi, Rondelet vorkommen. Auch bei der Claſſification der
Vögel macht ſich etwas mehr Conſequenz bemerkbar, da Jonſton die
Ernährung, Schwimm- und Spaltfüßigkeit ſtrenger hervorhebt; freilich
ohne dadurch an der Zuſammenſtellung der Gruppen weſentlich zu än-
dern. Er beginnt mit den Fleiſchfreſſern, läßt dann die Pflanzenfreſſer,

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[301/0312] Johannes Jonſtonus. ſind ſehr ſauber gezeichnet und bieten im Ganzen einen entſchiedenen Fortſchritt dar. Doch ſind freilich noch nicht alle Thiere nach dieſen Abbildungen ſicher wiederzuerkennen und zu beſtimmen, da eben gar manches Einzelne für ganz unwichtig galt, was ſpäter von der größten Bedeutung für die Unterſcheidung verwandter Formen geworden iſt. Geht man auf Einzelnes näher ein, ſo erſcheint zuerſt die Anord- nung der Fiſche inſofern logiſcher als bei Aldrovandi, als hier der Aufenthaltsort conſequent nur in Bezug auf die Waſſerart zur Einthei- lung benutzt wird. Jonſton gibt daher nur drei Claſſen: Seefiſche, Fiſche, welche ſowohl im Meere als in Flüſſen leben, und Süßwaſſer- fiſche. Die beiden Aldrovandi'ſchen Claſſen der um Felſen und am Strande lebenden Fiſche werden hier nur zu Unterordnungen. Den drei Claſſen fügt Jonſton noch eine vierte mit ausländiſchen Fiſchen zu, welche vorzüglich die braſilianiſchen Arten aus Marcgrav's Werk ent- hält. Er betrachtet ſie aber nicht als ſelbſtändige Claſſe, ſondern ſagt ausdrücklich, daß ſich dieſe Fiſche wohl in die andern Claſſen hätten einordnen laſſen, wenn ihm das Marcgrav'ſche Werk rechtzeitig bekannt geworden wäre. Die Vertheilung der einzelnen Arten in die Claſſen, Titel und Kapitel iſt durchaus nicht immer naturgemäß. So bringt er unter den Seefiſchen (mit drei Titeln: pelagiſche, Felſen- und Strand- fiſche), und zwar unter den pelagiſchen, die Haie zu den glatten, die Rochen zu den platten und vereinigt mit letztern auch Lophius, wäh- rend er den Sägefiſch (mit einer fabelhaften Abbildung) zu den Wal- thieren bringt. Letztere trennt er zwar ſcharf von den Fiſchen, er ver- einigt aber auch die Robben und das Walroß mit ihnen. Die blut- loſen Waſſerthiere vertheilt er wie Aldrovandi in die vier Wot- ton'ſchen Claſſen der Weichthiere (Cephalopoden), Kruſter, Schalthiere und Zoophyten. Auf den zugehörigen Tafeln finden ſich dieſelben Fi- guren, zum Theil verkleinert, zuſammengeſtellt, welche bei Gesner, Aldrovandi, Rondelet vorkommen. Auch bei der Claſſification der Vögel macht ſich etwas mehr Conſequenz bemerkbar, da Jonſton die Ernährung, Schwimm- und Spaltfüßigkeit ſtrenger hervorhebt; freilich ohne dadurch an der Zuſammenſtellung der Gruppen weſentlich zu än- dern. Er beginnt mit den Fleiſchfreſſern, läßt dann die Pflanzenfreſſer,

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/312>, abgerufen am 01.06.2024.