Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Erweiterung der speciellen Thierkenntniß. ducte mitbrachten, sondern Aerzte und Missionare, was natürlich denCharakter der Sammlungen bestimmte. Columbus selbst hatte einige Thierfelle nach Europa gebracht und erhielt von der Königin Isabella den Auftrag, besonders Vögel zu sammeln. Den spätern Sammlern war es günstig, daß es zur Zeit der Eroberung Mexiko's in keinem Theile von Europa Menagerien und botanische (medicinische) Gärten gab, die man mit denen von Huaxtepec, Chapoltepec u. a. O. hätte vergleichen können. Wie nun die Reisen znnächst der Entdeckung eines westlichen Weges nach Indien galten, so wird auch in den Schilderungen häufig das neue "westliche" Indien mit dem alten, nun Ost-Indien genannten zusammengebracht. Man findet daher Thiere aus beiden Hemisphären sehr oft kurz nach einander aufgezählt, bis erst später aus- führlichere Werke sich strenger an die Vorkommnisse der einzelnen Län- der halten. Eines der frühesten auch mit Abbildungen versehene Sam- melwerk über fremdländische Naturproducte ist das bereits erwähnte des Carl Clusius aus Arras (geb. 1526, gestorben 1609), Exoti- corum libri X. Der vielseitig unterrichtete und sein durchgebildete Verfasser, dessen Leistungen als Naturhistoriker indessen mehr der Bo- tanik zu Gute kamen, hat hier zum Theil nach eignen Sammlungen (so in den ersten sechs Büchern des Werkes), zum Theil in Auszügen oder in Uebersetzungen nach andern Autoren, und zwar östliche wie westliche Thiere beschrieben und abgebildet. Die Beschreibungen erheben sich allerdings nicht über den in jener Zeit überhaupt herrschenden Ton; nicht uninteressant sind dagegen die Abbildungen, welche er sowohl den eignen Abschnitten, wie z. B. auch der Schrift des oben genannten Nicolas Monardes beifügt. Letztere war schon vorher von Clusius in lateinischer Uebersetzung besonders herausgegeben worden, wurde aber in die Exotica abgekürzt wieder mit aufgenommen. Es erscheinen unter Andern bei Clusius in Abbildungen: von Säugethieren Pteropus, Dasypus, Bradypus (kaum wieder zu erkennen), Manatus, von Vö- geln der Kolibri (Tominejus), Casuar, der Dodo, Mormon und Apte- nodytes, von Fischen Pristis, Chimaera, Diodon u. a., endlich auch Limulus. In Bezug auf Classification folgt Clusius den herrschenden Ansichten, ohne irgendwo eine Aenderung zu wagen. Ausschließlich 21 *
Erweiterung der ſpeciellen Thierkenntniß. ducte mitbrachten, ſondern Aerzte und Miſſionare, was natürlich denCharakter der Sammlungen beſtimmte. Columbus ſelbſt hatte einige Thierfelle nach Europa gebracht und erhielt von der Königin Iſabella den Auftrag, beſonders Vögel zu ſammeln. Den ſpätern Sammlern war es günſtig, daß es zur Zeit der Eroberung Mexiko's in keinem Theile von Europa Menagerien und botaniſche (mediciniſche) Gärten gab, die man mit denen von Huaxtepec, Chapoltepec u. a. O. hätte vergleichen können. Wie nun die Reiſen znnächſt der Entdeckung eines weſtlichen Weges nach Indien galten, ſo wird auch in den Schilderungen häufig das neue „weſtliche“ Indien mit dem alten, nun Oſt-Indien genannten zuſammengebracht. Man findet daher Thiere aus beiden Hemiſphären ſehr oft kurz nach einander aufgezählt, bis erſt ſpäter aus- führlichere Werke ſich ſtrenger an die Vorkommniſſe der einzelnen Län- der halten. Eines der früheſten auch mit Abbildungen verſehene Sam- melwerk über fremdländiſche Naturproducte iſt das bereits erwähnte des Carl Cluſius aus Arras (geb. 1526, geſtorben 1609), Exoti- corum libri X. Der vielſeitig unterrichtete und ſein durchgebildete Verfaſſer, deſſen Leiſtungen als Naturhiſtoriker indeſſen mehr der Bo- tanik zu Gute kamen, hat hier zum Theil nach eignen Sammlungen (ſo in den erſten ſechs Büchern des Werkes), zum Theil in Auszügen oder in Ueberſetzungen nach andern Autoren, und zwar öſtliche wie weſtliche Thiere beſchrieben und abgebildet. Die Beſchreibungen erheben ſich allerdings nicht über den in jener Zeit überhaupt herrſchenden Ton; nicht unintereſſant ſind dagegen die Abbildungen, welche er ſowohl den eignen Abſchnitten, wie z. B. auch der Schrift des oben genannten Nicolas Monardes beifügt. Letztere war ſchon vorher von Cluſius in lateiniſcher Ueberſetzung beſonders herausgegeben worden, wurde aber in die Exotica abgekürzt wieder mit aufgenommen. Es erſcheinen unter Andern bei Cluſius in Abbildungen: von Säugethieren Pteropus, Dasypus, Bradypus (kaum wieder zu erkennen), Manatus, von Vö- geln der Kolibri (Tominejus), Caſuar, der Dodo, Mormon und Apte- nodytes, von Fiſchen Pristis, Chimaera, Diodon u. a., endlich auch Limulus. In Bezug auf Claſſification folgt Cluſius den herrſchenden Anſichten, ohne irgendwo eine Aenderung zu wagen. Ausſchließlich 21 *
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Erweiterung der ſpeciellen Thierkenntniß.
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Charakter der Sammlungen beſtimmte. Columbus ſelbſt hatte einige
Thierfelle nach Europa gebracht und erhielt von der Königin Iſabella
den Auftrag, beſonders Vögel zu ſammeln. Den ſpätern Sammlern
war es günſtig, daß es zur Zeit der Eroberung Mexiko's in keinem
Theile von Europa Menagerien und botaniſche (mediciniſche) Gärten
gab, die man mit denen von Huaxtepec, Chapoltepec u. a. O. hätte
vergleichen können. Wie nun die Reiſen znnächſt der Entdeckung eines
weſtlichen Weges nach Indien galten, ſo wird auch in den Schilderungen
häufig das neue „weſtliche“ Indien mit dem alten, nun Oſt-Indien
genannten zuſammengebracht. Man findet daher Thiere aus beiden
Hemiſphären ſehr oft kurz nach einander aufgezählt, bis erſt ſpäter aus-
führlichere Werke ſich ſtrenger an die Vorkommniſſe der einzelnen Län-
der halten. Eines der früheſten auch mit Abbildungen verſehene Sam-
melwerk über fremdländiſche Naturproducte iſt das bereits erwähnte
des Carl Cluſius aus Arras (geb. 1526, geſtorben 1609), Exoti-
corum libri X. Der vielſeitig unterrichtete und ſein durchgebildete
Verfaſſer, deſſen Leiſtungen als Naturhiſtoriker indeſſen mehr der Bo-
tanik zu Gute kamen, hat hier zum Theil nach eignen Sammlungen (ſo
in den erſten ſechs Büchern des Werkes), zum Theil in Auszügen oder
in Ueberſetzungen nach andern Autoren, und zwar öſtliche wie weſtliche
Thiere beſchrieben und abgebildet. Die Beſchreibungen erheben ſich
allerdings nicht über den in jener Zeit überhaupt herrſchenden Ton;
nicht unintereſſant ſind dagegen die Abbildungen, welche er ſowohl den
eignen Abſchnitten, wie z. B. auch der Schrift des oben genannten
Nicolas Monardes beifügt. Letztere war ſchon vorher von Cluſius in
lateiniſcher Ueberſetzung beſonders herausgegeben worden, wurde aber
in die Exotica abgekürzt wieder mit aufgenommen. Es erſcheinen unter
Andern bei Cluſius in Abbildungen: von Säugethieren Pteropus,
Dasypus, Bradypus (kaum wieder zu erkennen), Manatus, von Vö-
geln der Kolibri (Tominejus), Caſuar, der Dodo, Mormon und
Apte-
nodytes, von Fiſchen Pristis, Chimaera, Diodon u. a., endlich auch
Limulus. In Bezug auf Claſſification folgt Cluſius den herrſchenden
Anſichten, ohne irgendwo eine Aenderung zu wagen. Ausſchließlich
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