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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der encyklopädischen Darstellungen.
französischen, zusammengestellt98). Die systematische Auffassung
wurde noch vielfach dadurch getrübt, daß man unter den "Fischen" nicht
bloß nach Aristoteles' Vorgang die mit diesem Namen zu bezeichnenden
Wirbelthiere, sondern im Sinne des Plinius sämmtliche Wasserthiere
verstand. Es ist oben erwähnt worden, daß Wotton in dieser Hinsicht
zuerst wieder an Aristoteles anknüpfte und dem sprachlich allgemein ge-
gebenen Namen einen bestimmten systematischen Inhalt gab. Unter
den wichtigen Monographien der vorliegenden Zeit herrscht noch all-
gemein der Gebrauch vor, Fisch und Wasserthier für gleichbedeutend zu
nehmen. Denn Belon führt unter seinen Fischen sowohl Wale als
Robben als andre, auch niedere Thiere an, welche im Wasser leben,
bezeichnet überhaupt die ganze Gruppe in der lateinischen Ausgabe als
Wasserthiere, in der französischen als Fische. Rondelet zählt die
Tintenfische, Schalthiere, Krebse u. s. w., ruhig mit als Fische auf;
und Salviani betitelt zwar sein Werk "über Wasserthiere", führt
aber z. B. die Sepie mit den Worten ein: "unser neun und funfzigster
Fisch ist die Sepia" und anderes Aehnliche. Die Werke dieser drei
Verfasser erschienen fast gleichzeitig, nur Belon's wenig früher als die
der andern. Die erste Schrift war eine kurze Schilderung einiger merk-
würdiger Fische, welche Belon noch durch Holzschnitte veranschau-
lichte. Das Ganze mit der "wahren Beschreibung des Delphin" um-
faßt nur 55 Seiten99. Es ist gewissermaßen ein Vorläufer seines
größeren Werkes und hat einen besonderen Werth nur durch die hier
zuerst gegebenen, später aber wiederholten Abbildungen einiger For-
men, wie Stör, Thunfisch, welche sich vor früheren Figuren durch
größere Treue auszeichnen. Sein ichthyographisches Hauptwerk, wel-
ches 1553 lateinisch, zwei Jahre darauf in einer französischen, im
Ganzen mehr auf eine populäre Verbreitung berechneten Bearbeitung
erschien 100), ist zwar nicht so umfänglich, wie sein Werk über die Vö-

98) P. Gyllius, De Gallicis et latinis nominibus piscium Massilien-
sium 1533
, in dessen Bearbeitung des Aelian.
99 P. Belon, L'histoire naturelle des etranges poissons marins, avec
la vraie peincture du Dauphin. Paris, 1551. 4.
100) P. Belon (Bellonius) De aquatilibus libri duo cum eiconibus ad

Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
franzöſiſchen, zuſammengeſtellt98). Die ſyſtematiſche Auffaſſung
wurde noch vielfach dadurch getrübt, daß man unter den „Fiſchen“ nicht
bloß nach Ariſtoteles' Vorgang die mit dieſem Namen zu bezeichnenden
Wirbelthiere, ſondern im Sinne des Plinius ſämmtliche Waſſerthiere
verſtand. Es iſt oben erwähnt worden, daß Wotton in dieſer Hinſicht
zuerſt wieder an Ariſtoteles anknüpfte und dem ſprachlich allgemein ge-
gebenen Namen einen beſtimmten ſyſtematiſchen Inhalt gab. Unter
den wichtigen Monographien der vorliegenden Zeit herrſcht noch all-
gemein der Gebrauch vor, Fiſch und Waſſerthier für gleichbedeutend zu
nehmen. Denn Belon führt unter ſeinen Fiſchen ſowohl Wale als
Robben als andre, auch niedere Thiere an, welche im Waſſer leben,
bezeichnet überhaupt die ganze Gruppe in der lateiniſchen Ausgabe als
Waſſerthiere, in der franzöſiſchen als Fiſche. Rondelet zählt die
Tintenfiſche, Schalthiere, Krebſe u. ſ. w., ruhig mit als Fiſche auf;
und Salviani betitelt zwar ſein Werk „über Waſſerthiere“, führt
aber z. B. die Sepie mit den Worten ein: „unſer neun und funfzigſter
Fiſch iſt die Sepia“ und anderes Aehnliche. Die Werke dieſer drei
Verfaſſer erſchienen faſt gleichzeitig, nur Belon's wenig früher als die
der andern. Die erſte Schrift war eine kurze Schilderung einiger merk-
würdiger Fiſche, welche Belon noch durch Holzſchnitte veranſchau-
lichte. Das Ganze mit der „wahren Beſchreibung des Delphin“ um-
faßt nur 55 Seiten99. Es iſt gewiſſermaßen ein Vorläufer ſeines
größeren Werkes und hat einen beſonderen Werth nur durch die hier
zuerſt gegebenen, ſpäter aber wiederholten Abbildungen einiger For-
men, wie Stör, Thunfiſch, welche ſich vor früheren Figuren durch
größere Treue auszeichnen. Sein ichthyographiſches Hauptwerk, wel-
ches 1553 lateiniſch, zwei Jahre darauf in einer franzöſiſchen, im
Ganzen mehr auf eine populäre Verbreitung berechneten Bearbeitung
erſchien 100), iſt zwar nicht ſo umfänglich, wie ſein Werk über die Vö-

98) P. Gyllius, De Gallicis et latinis nominibus piscium Massilien-
sium 1533
, in deſſen Bearbeitung des Aelian.
99 P. Belon, L'histoire naturelle des étranges poissons marins, avec
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[356/0367] Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen. franzöſiſchen, zuſammengeſtellt 98). Die ſyſtematiſche Auffaſſung wurde noch vielfach dadurch getrübt, daß man unter den „Fiſchen“ nicht bloß nach Ariſtoteles' Vorgang die mit dieſem Namen zu bezeichnenden Wirbelthiere, ſondern im Sinne des Plinius ſämmtliche Waſſerthiere verſtand. Es iſt oben erwähnt worden, daß Wotton in dieſer Hinſicht zuerſt wieder an Ariſtoteles anknüpfte und dem ſprachlich allgemein ge- gebenen Namen einen beſtimmten ſyſtematiſchen Inhalt gab. Unter den wichtigen Monographien der vorliegenden Zeit herrſcht noch all- gemein der Gebrauch vor, Fiſch und Waſſerthier für gleichbedeutend zu nehmen. Denn Belon führt unter ſeinen Fiſchen ſowohl Wale als Robben als andre, auch niedere Thiere an, welche im Waſſer leben, bezeichnet überhaupt die ganze Gruppe in der lateiniſchen Ausgabe als Waſſerthiere, in der franzöſiſchen als Fiſche. Rondelet zählt die Tintenfiſche, Schalthiere, Krebſe u. ſ. w., ruhig mit als Fiſche auf; und Salviani betitelt zwar ſein Werk „über Waſſerthiere“, führt aber z. B. die Sepie mit den Worten ein: „unſer neun und funfzigſter Fiſch iſt die Sepia“ und anderes Aehnliche. Die Werke dieſer drei Verfaſſer erſchienen faſt gleichzeitig, nur Belon's wenig früher als die der andern. Die erſte Schrift war eine kurze Schilderung einiger merk- würdiger Fiſche, welche Belon noch durch Holzſchnitte veranſchau- lichte. Das Ganze mit der „wahren Beſchreibung des Delphin“ um- faßt nur 55 Seiten 99. Es iſt gewiſſermaßen ein Vorläufer ſeines größeren Werkes und hat einen beſonderen Werth nur durch die hier zuerſt gegebenen, ſpäter aber wiederholten Abbildungen einiger For- men, wie Stör, Thunfiſch, welche ſich vor früheren Figuren durch größere Treue auszeichnen. Sein ichthyographiſches Hauptwerk, wel- ches 1553 lateiniſch, zwei Jahre darauf in einer franzöſiſchen, im Ganzen mehr auf eine populäre Verbreitung berechneten Bearbeitung erſchien 100), iſt zwar nicht ſo umfänglich, wie ſein Werk über die Vö- 98) P. Gyllius, De Gallicis et latinis nominibus piscium Massilien- sium 1533, in deſſen Bearbeitung des Aelian. 99 P. Belon, L'histoire naturelle des étranges poissons marins, avec la vraie peincture du Dauphin. Paris, 1551. 4. 100) P. Belon (Bellonius) De aquatilibus libri duo cum εἰconibus ad

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/367>, abgerufen am 21.11.2024.