Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Akademien. Society verhältnißmäßig wenig. Bemerkenswerth ist der BerichtMoray's über Entenmuscheln, worin er zwar angibt, in den Mu- scheln selbst völlig fertig gebildete kleine Vögel gesehen zu haben, indeß zusetzt, daß weder er selbst noch Jemand seiner Bekanntschaft jemals diese Vögel lebendig gesehen habe. Goddard zergliederte ein Chamä- leon (Bericht darüber 1683); Boyle stellte Versuche über Respira- tion an (1670) u. s. f. Die Gesellschaft beschränkte sich aber nicht bloß auf das, was man in London und England etwa erfahren könne (trotzdem sie Aufgaben stellte auch über vaterländische Naturgeschichte, z. B. über die Vipern), sondern gab Reisenden und auswärtigen Ver- tretern Englands Instructionen, was Alles zu beobachten und zu sam- meln sei. Außerdem hatte die Gesellschaft ausdrücklich die Erlaubniß des Königs erhalten, mit allen auswärtigen Gelehrten und andern Personen, durch welche die Zwecke der Gesellschaft etwa gefördert wer- den könnten, in Correspondenz zu treten. Die umfangreiche Benutzung dieser Erlaubniß brachte zwar Oldenburg einmal in den Verdacht, staatsgefährliche Dinge zu treiben; er wurde sogar verhaftet und in den Tower gebracht, indeß nach wenig Tagen wieder entlassen. Doch hatte dieser schriftliche Verkehr die Folge, daß die Royal Society sehr bald allgemein bekannt und ihrer löblichen Bestrebungen wegen aner- kannt, gepriesen und auch wiederum unterstützt wurde. Leeuwen- hoek schickte ihr seine sämmtlichen Beobachtungen in Briefform und selbst seine Mikroskope. Es wurden ihr Schriften gewidmet und zum Drucke eingesandt; und es ist nicht eines der geringsten Verdienste der Gesellschaft, daß sie z. B. die ihr überschickte Abhandlung Malpighi's über den Seidenschmetterling drucken und mit Kupfern ausstatten ließ. Die letzte der drei großen Akademien, deren Gründung um die Akademien. Society verhältnißmäßig wenig. Bemerkenswerth iſt der BerichtMoray's über Entenmuſcheln, worin er zwar angibt, in den Mu- ſcheln ſelbſt völlig fertig gebildete kleine Vögel geſehen zu haben, indeß zuſetzt, daß weder er ſelbſt noch Jemand ſeiner Bekanntſchaft jemals dieſe Vögel lebendig geſehen habe. Goddard zergliederte ein Chamä- leon (Bericht darüber 1683); Boyle ſtellte Verſuche über Reſpira- tion an (1670) u. ſ. f. Die Geſellſchaft beſchränkte ſich aber nicht bloß auf das, was man in London und England etwa erfahren könne (trotzdem ſie Aufgaben ſtellte auch über vaterländiſche Naturgeſchichte, z. B. über die Vipern), ſondern gab Reiſenden und auswärtigen Ver- tretern Englands Inſtructionen, was Alles zu beobachten und zu ſam- meln ſei. Außerdem hatte die Geſellſchaft ausdrücklich die Erlaubniß des Königs erhalten, mit allen auswärtigen Gelehrten und andern Perſonen, durch welche die Zwecke der Geſellſchaft etwa gefördert wer- den könnten, in Correſpondenz zu treten. Die umfangreiche Benutzung dieſer Erlaubniß brachte zwar Oldenburg einmal in den Verdacht, ſtaatsgefährliche Dinge zu treiben; er wurde ſogar verhaftet und in den Tower gebracht, indeß nach wenig Tagen wieder entlaſſen. Doch hatte dieſer ſchriftliche Verkehr die Folge, daß die Royal Society ſehr bald allgemein bekannt und ihrer löblichen Beſtrebungen wegen aner- kannt, geprieſen und auch wiederum unterſtützt wurde. Leeuwen- hoek ſchickte ihr ſeine ſämmtlichen Beobachtungen in Briefform und ſelbſt ſeine Mikroſkope. Es wurden ihr Schriften gewidmet und zum Drucke eingeſandt; und es iſt nicht eines der geringſten Verdienſte der Geſellſchaft, daß ſie z. B. die ihr überſchickte Abhandlung Malpighi's über den Seidenſchmetterling drucken und mit Kupfern ausſtatten ließ. Die letzte der drei großen Akademien, deren Gründung um die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0426" n="415"/><fw place="top" type="header">Akademien.</fw><lb/> Society verhältnißmäßig wenig. Bemerkenswerth iſt der Bericht<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/136766315">Moray</persName></hi>'s über Entenmuſcheln, worin er zwar angibt, in den Mu-<lb/> ſcheln ſelbſt völlig fertig gebildete kleine Vögel geſehen zu haben, indeß<lb/> zuſetzt, daß weder er ſelbſt noch Jemand ſeiner Bekanntſchaft jemals<lb/> dieſe Vögel lebendig geſehen habe. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/132246368">Goddard</persName></hi> zergliederte ein Chamä-<lb/> leon (Bericht darüber 1683); <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118659642">Boyle</persName></hi> ſtellte Verſuche über Reſpira-<lb/> tion an (1670) u. ſ. f. Die Geſellſchaft beſchränkte ſich aber nicht<lb/> bloß auf das, was man in London und England etwa erfahren könne<lb/> (trotzdem ſie Aufgaben ſtellte auch über vaterländiſche Naturgeſchichte,<lb/> z. B. über die Vipern), ſondern gab Reiſenden und auswärtigen Ver-<lb/> tretern Englands Inſtructionen, was Alles zu beobachten und zu ſam-<lb/> meln ſei. Außerdem hatte die Geſellſchaft ausdrücklich die Erlaubniß<lb/> des Königs erhalten, mit allen auswärtigen Gelehrten und andern<lb/> Perſonen, durch welche die Zwecke der Geſellſchaft etwa gefördert wer-<lb/> den könnten, in Correſpondenz zu treten. Die umfangreiche Benutzung<lb/> dieſer Erlaubniß brachte zwar <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119115719">Oldenburg</persName> einmal in den Verdacht,<lb/> ſtaatsgefährliche Dinge zu treiben; er wurde ſogar verhaftet und in<lb/> den Tower gebracht, indeß nach wenig Tagen wieder entlaſſen. Doch<lb/> hatte dieſer ſchriftliche Verkehr die Folge, daß die Royal Society ſehr<lb/> bald allgemein bekannt und ihrer löblichen Beſtrebungen wegen aner-<lb/> kannt, geprieſen und auch wiederum unterſtützt wurde. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119188279">Leeuwen-<lb/> hoek</persName></hi> ſchickte ihr ſeine ſämmtlichen Beobachtungen in Briefform und<lb/> ſelbſt ſeine Mikroſkope. Es wurden ihr Schriften gewidmet und zum<lb/> Drucke eingeſandt; und es iſt nicht eines der geringſten Verdienſte der<lb/> Geſellſchaft, daß ſie z. B. die ihr überſchickte Abhandlung <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119403099">Malpighi</persName>'s<lb/> über den Seidenſchmetterling drucken und mit Kupfern ausſtatten ließ.</p><lb/> <p>Die letzte der drei großen Akademien, deren Gründung um die<lb/> Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts erfolgte, war die franzöſiſche <hi rendition="#aq">Aca-<lb/> démie des Sciences</hi> in Paris. Auch für ſie laſſen ſich vorbereitende<lb/> Schritte weiter zurück verfolgen. Nachdem im Jahre 1633 durch Ri-<lb/> chelieu die <hi rendition="#aq">Académie française</hi> zur Pflege der franzöſiſchen Sprache<lb/> und Litteratur, 1648 die Akademie der Malerei und Sculptur (ſpäter<lb/> „der ſchönen Künſte“) geſtiftet worden waren, hatte man auch in Paris<lb/> die Vortheile perſönlicher Vereinigungen erkannt und es fiengen auch<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [415/0426]
Akademien.
Society verhältnißmäßig wenig. Bemerkenswerth iſt der Bericht
Moray's über Entenmuſcheln, worin er zwar angibt, in den Mu-
ſcheln ſelbſt völlig fertig gebildete kleine Vögel geſehen zu haben, indeß
zuſetzt, daß weder er ſelbſt noch Jemand ſeiner Bekanntſchaft jemals
dieſe Vögel lebendig geſehen habe. Goddard zergliederte ein Chamä-
leon (Bericht darüber 1683); Boyle ſtellte Verſuche über Reſpira-
tion an (1670) u. ſ. f. Die Geſellſchaft beſchränkte ſich aber nicht
bloß auf das, was man in London und England etwa erfahren könne
(trotzdem ſie Aufgaben ſtellte auch über vaterländiſche Naturgeſchichte,
z. B. über die Vipern), ſondern gab Reiſenden und auswärtigen Ver-
tretern Englands Inſtructionen, was Alles zu beobachten und zu ſam-
meln ſei. Außerdem hatte die Geſellſchaft ausdrücklich die Erlaubniß
des Königs erhalten, mit allen auswärtigen Gelehrten und andern
Perſonen, durch welche die Zwecke der Geſellſchaft etwa gefördert wer-
den könnten, in Correſpondenz zu treten. Die umfangreiche Benutzung
dieſer Erlaubniß brachte zwar Oldenburg einmal in den Verdacht,
ſtaatsgefährliche Dinge zu treiben; er wurde ſogar verhaftet und in
den Tower gebracht, indeß nach wenig Tagen wieder entlaſſen. Doch
hatte dieſer ſchriftliche Verkehr die Folge, daß die Royal Society ſehr
bald allgemein bekannt und ihrer löblichen Beſtrebungen wegen aner-
kannt, geprieſen und auch wiederum unterſtützt wurde. Leeuwen-
hoek ſchickte ihr ſeine ſämmtlichen Beobachtungen in Briefform und
ſelbſt ſeine Mikroſkope. Es wurden ihr Schriften gewidmet und zum
Drucke eingeſandt; und es iſt nicht eines der geringſten Verdienſte der
Geſellſchaft, daß ſie z. B. die ihr überſchickte Abhandlung Malpighi's
über den Seidenſchmetterling drucken und mit Kupfern ausſtatten ließ.
Die letzte der drei großen Akademien, deren Gründung um die
Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts erfolgte, war die franzöſiſche Aca-
démie des Sciences in Paris. Auch für ſie laſſen ſich vorbereitende
Schritte weiter zurück verfolgen. Nachdem im Jahre 1633 durch Ri-
chelieu die Académie française zur Pflege der franzöſiſchen Sprache
und Litteratur, 1648 die Akademie der Malerei und Sculptur (ſpäter
„der ſchönen Künſte“) geſtiftet worden waren, hatte man auch in Paris
die Vortheile perſönlicher Vereinigungen erkannt und es fiengen auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |