Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Akademie in Paris. den einzelnen dabei betheiligten Gelehrten nicht mehr überließ, die zurBeobachtung und Untersuchung nothwendigen Materialien und Hülfs- mittel ausschließlich sich allein zu beschaffen, sondern ihnen von Seiten der Regierung durch Gründung entsprechender Anstalten helfend ent- gegen kam. Eine derartige Unterstützung war in einer Zeit, wo Alles in diesen Beziehungen noch zu schaffen war, wo der Verkehr und die Verhältnisse des Austausches zwischen einzelnen Völkern wie zwischen den Welttheilen, an und für sich schon schwer, auch noch durch man- cherlei monopolisirende Bestimmungen beschränkt wurden, von um so größerem Einfluß, als dadurch nicht bloß die Sache der Wissenschaft selbst innerlich gekräftigt, sondern der ganzen Arbeitsrichtung sofort eine derartig glänzende Anerkennung gegeben wurde, daß der Vorwurf des Abstrusen und Zwecklosen, welcher solchen Arbeiten unter der großen Menge noch immer anhieng, sehr bald verstummen mußte. Auch bei Colbert's Bemühungen lagen wohl anfangs noch Gedanken an eine wirksame Förderung der Heilkunde zu Grunde; doch erhielten die Elemente, welche vereinigt, und die Ausländer, welche auf Colbert's Betrieb nach Paris gezogen wurden, wie Cassini, Roemer, Homberg u. A., sofort mit der Unabhängigkeit ihrer Thätigkeit von zufälligen äußeren Anstößen auch eine größere Selbständigkeit in der Erfassung ihrer Aufgaben. Die Mitglieder der französischen Akademie, welche hier besonders in Betracht kommen, sind Claude Perrault, Du- verney und Mery. Die von diesen dreien angestellten Untersuchun- gen, welche sehr bald zu erwähnen sein werden, gehören zu den wich- tigsten Arbeiten, welche die junge Akademie auf dem Gebiete der be- schreibenden Naturwissenschaften aufzuweisen hat; für die ersten Jahre ihres Bestehens sind es geradezu die einzigen dieser Richtung angehö- rigen Leistungen gewesen. Das Beispiel von Paris wirkte auch auf die andern Städte V. Carus, Gesch. d. Zool. 27
Akademie in Paris. den einzelnen dabei betheiligten Gelehrten nicht mehr überließ, die zurBeobachtung und Unterſuchung nothwendigen Materialien und Hülfs- mittel ausſchließlich ſich allein zu beſchaffen, ſondern ihnen von Seiten der Regierung durch Gründung entſprechender Anſtalten helfend ent- gegen kam. Eine derartige Unterſtützung war in einer Zeit, wo Alles in dieſen Beziehungen noch zu ſchaffen war, wo der Verkehr und die Verhältniſſe des Austauſches zwiſchen einzelnen Völkern wie zwiſchen den Welttheilen, an und für ſich ſchon ſchwer, auch noch durch man- cherlei monopoliſirende Beſtimmungen beſchränkt wurden, von um ſo größerem Einfluß, als dadurch nicht bloß die Sache der Wiſſenſchaft ſelbſt innerlich gekräftigt, ſondern der ganzen Arbeitsrichtung ſofort eine derartig glänzende Anerkennung gegeben wurde, daß der Vorwurf des Abſtruſen und Zweckloſen, welcher ſolchen Arbeiten unter der großen Menge noch immer anhieng, ſehr bald verſtummen mußte. Auch bei Colbert's Bemühungen lagen wohl anfangs noch Gedanken an eine wirkſame Förderung der Heilkunde zu Grunde; doch erhielten die Elemente, welche vereinigt, und die Ausländer, welche auf Colbert's Betrieb nach Paris gezogen wurden, wie Caſſini, Roemer, Homberg u. A., ſofort mit der Unabhängigkeit ihrer Thätigkeit von zufälligen äußeren Anſtößen auch eine größere Selbſtändigkeit in der Erfaſſung ihrer Aufgaben. Die Mitglieder der franzöſiſchen Akademie, welche hier beſonders in Betracht kommen, ſind Claude Perrault, Du- verney und Mery. Die von dieſen dreien angeſtellten Unterſuchun- gen, welche ſehr bald zu erwähnen ſein werden, gehören zu den wich- tigſten Arbeiten, welche die junge Akademie auf dem Gebiete der be- ſchreibenden Naturwiſſenſchaften aufzuweiſen hat; für die erſten Jahre ihres Beſtehens ſind es geradezu die einzigen dieſer Richtung angehö- rigen Leiſtungen geweſen. Das Beiſpiel von Paris wirkte auch auf die andern Städte V. Carus, Geſch. d. Zool. 27
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Akademie in Paris.
den einzelnen dabei betheiligten Gelehrten nicht mehr überließ, die zur
Beobachtung und Unterſuchung nothwendigen Materialien und Hülfs-
mittel ausſchließlich ſich allein zu beſchaffen, ſondern ihnen von Seiten
der Regierung durch Gründung entſprechender Anſtalten helfend ent-
gegen kam. Eine derartige Unterſtützung war in einer Zeit, wo Alles
in dieſen Beziehungen noch zu ſchaffen war, wo der Verkehr und die
Verhältniſſe des Austauſches zwiſchen einzelnen Völkern wie zwiſchen
den Welttheilen, an und für ſich ſchon ſchwer, auch noch durch man-
cherlei monopoliſirende Beſtimmungen beſchränkt wurden, von um ſo
größerem Einfluß, als dadurch nicht bloß die Sache der Wiſſenſchaft
ſelbſt innerlich gekräftigt, ſondern der ganzen Arbeitsrichtung ſofort
eine derartig glänzende Anerkennung gegeben wurde, daß der Vorwurf
des Abſtruſen und Zweckloſen, welcher ſolchen Arbeiten unter der
großen Menge noch immer anhieng, ſehr bald verſtummen mußte.
Auch bei Colbert's Bemühungen lagen wohl anfangs noch Gedanken
an eine wirkſame Förderung der Heilkunde zu Grunde; doch erhielten
die Elemente, welche vereinigt, und die Ausländer, welche auf Colbert's
Betrieb nach Paris gezogen wurden, wie Caſſini, Roemer, Homberg
u. A., ſofort mit der Unabhängigkeit ihrer Thätigkeit von zufälligen
äußeren Anſtößen auch eine größere Selbſtändigkeit in der Erfaſſung
ihrer Aufgaben. Die Mitglieder der franzöſiſchen Akademie, welche
hier beſonders in Betracht kommen, ſind Claude Perrault, Du-
verney und Mery. Die von dieſen dreien angeſtellten Unterſuchun-
gen, welche ſehr bald zu erwähnen ſein werden, gehören zu den wich-
tigſten Arbeiten, welche die junge Akademie auf dem Gebiete der be-
ſchreibenden Naturwiſſenſchaften aufzuweiſen hat; für die erſten Jahre
ihres Beſtehens ſind es geradezu die einzigen dieſer Richtung angehö-
rigen Leiſtungen geweſen.
Das Beiſpiel von Paris wirkte auch auf die andern Städte
Frankreichs. Mit mehr oder weniger weit geſteckten Zielen wurden
ſchon im erſten Jahrhundert nach Gründung der Pariſer Akademie an
verſchiedenen Orten ähnliche Einrichtungen geſchaffen, welche freilich,
jetzt nur zum Theil noch beſtehend, ſchon dadurch ſich in auffallendem
Nachtheile gegen die der Hauptſtadt befanden, daß ihnen jener glän-
V. Carus, Geſch. d. Zool. 27
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