Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Localschilderungen. ganz entschlummern, wie es denn allerdings nur wenige gegeben hat,welche ganz zu bestehen aufgehört haben. Die nächste Aeußerung des wohlthätigen Einflusses des sich auch in der Gründung der gelehrten Gesellschaften aussprechenden Interesses an Naturgegenständen, wel- cher in einer entschieden ernsten Richtung von der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts an beinahe überall durchbricht, ist die sorg- fältige Schilderung der Naturverhältnisse der Heimathländer der be- treffenden Gelehrten. Hier gieng besonders England mit ausführlichen Beschreibungen voran. Den Anfang machte Gerard Boate mit seiner Naturgeschichte Irlands (1652). Wenig nur auf die belebte Natur gieng Josua Childrey, Kaplan des Herzogs von Somerset, in seiner Britannia baconica ein (1662), einem Buche, welches wegen einer der frühesten Schilderungen des Zodiakallichtes wichtig ist. Da- gegen enthält die "Tafel der Naturgegenstände Britanniens" von Dr. Christopher Merret "die auf dieser Insel gefundenen Pflan- zen, Thiere und Mineralien" (1667; 3. Auflage 1704). Der in der Geschichte der Theorie der Quellen zu nennende Robert Plot schil- dert die Naturgeschichte Oxfordshire's (1677) und Staffordshire's (1686), Charles Leigh die von Lancashire, Cheshire und dem Peak in Der- byshire (1700) und Robert Sibbald, einer der frühesten Schrift- steller über Walthiere, gibt in seiner Scotia illustrata (1684) außer geschichtlichen und archäologischen Beschreibungen auch eine eingehende floristische und faunistische Schilderung Schottlands18). In dieser Zeit entstand die erste Naturgeschichte der Schweiz von Joh. Jak. Wagner (1680)19), welche auch für längere Zeit die einzige blieb, da Scheuchzer nur die Geologie, Mineralogie und die Fossilien berücksich- 18) Ueber Frankreich sind aus dem Anfang dieser Periode außer den oben er-
wähnten Reisen J. Ray's nur die Memoires pour l'hist. natur. de la province de Languedoc. Paris, 1737, von dem als Astronom bekannten Generaladvocaten und Secretair der Akademie zu Montpellier Franc. de Plantade anzuführen, welches Buch ich indeß nicht kenne. Localſchilderungen. ganz entſchlummern, wie es denn allerdings nur wenige gegeben hat,welche ganz zu beſtehen aufgehört haben. Die nächſte Aeußerung des wohlthätigen Einfluſſes des ſich auch in der Gründung der gelehrten Geſellſchaften ausſprechenden Intereſſes an Naturgegenſtänden, wel- cher in einer entſchieden ernſten Richtung von der zweiten Hälfte des ſiebzehnten Jahrhunderts an beinahe überall durchbricht, iſt die ſorg- fältige Schilderung der Naturverhältniſſe der Heimathländer der be- treffenden Gelehrten. Hier gieng beſonders England mit ausführlichen Beſchreibungen voran. Den Anfang machte Gerard Boate mit ſeiner Naturgeſchichte Irlands (1652). Wenig nur auf die belebte Natur gieng Joſua Childrey, Kaplan des Herzogs von Somerſet, in ſeiner Britannia baconica ein (1662), einem Buche, welches wegen einer der früheſten Schilderungen des Zodiakallichtes wichtig iſt. Da- gegen enthält die „Tafel der Naturgegenſtände Britanniens“ von Dr. Chriſtopher Merret „die auf dieſer Inſel gefundenen Pflan- zen, Thiere und Mineralien“ (1667; 3. Auflage 1704). Der in der Geſchichte der Theorie der Quellen zu nennende Robert Plot ſchil- dert die Naturgeſchichte Oxfordſhire's (1677) und Staffordſhire's (1686), Charles Leigh die von Lancaſhire, Cheſhire und dem Peak in Der- byſhire (1700) und Robert Sibbald, einer der früheſten Schrift- ſteller über Walthiere, gibt in ſeiner Scotia illustrata (1684) außer geſchichtlichen und archäologiſchen Beſchreibungen auch eine eingehende floriſtiſche und fauniſtiſche Schilderung Schottlands18). In dieſer Zeit entſtand die erſte Naturgeſchichte der Schweiz von Joh. Jak. Wagner (1680)19), welche auch für längere Zeit die einzige blieb, da Scheuchzer nur die Geologie, Mineralogie und die Foſſilien berückſich- 18) Ueber Frankreich ſind aus dem Anfang dieſer Periode außer den oben er-
wähnten Reiſen J. Ray's nur die Mémoires pour l'hist. natur. de la province de Languedoc. Paris, 1737, von dem als Aſtronom bekannten Generaladvocaten und Secretair der Akademie zu Montpellier Franç. de Plantade anzuführen, welches Buch ich indeß nicht kenne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0432" n="421"/><fw place="top" type="header">Localſchilderungen.</fw><lb/> ganz entſchlummern, wie es denn allerdings nur wenige gegeben hat,<lb/> welche ganz zu beſtehen aufgehört haben. Die nächſte Aeußerung des<lb/> wohlthätigen Einfluſſes des ſich auch in der Gründung der gelehrten<lb/> Geſellſchaften ausſprechenden Intereſſes an Naturgegenſtänden, wel-<lb/> cher in einer entſchieden ernſten Richtung von der zweiten Hälfte des<lb/> ſiebzehnten Jahrhunderts an beinahe überall durchbricht, iſt die ſorg-<lb/> fältige Schilderung der Naturverhältniſſe der Heimathländer der be-<lb/> treffenden Gelehrten. Hier gieng beſonders England mit ausführlichen<lb/> Beſchreibungen voran. Den Anfang machte <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/120007207">Gerard Boate</persName></hi> mit<lb/> ſeiner Naturgeſchichte Irlands (1652). Wenig nur auf die belebte<lb/> Natur gieng <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/100081185">Joſua Childrey</persName></hi>, Kaplan des Herzogs von Somerſet,<lb/> in ſeiner <hi rendition="#aq">Britannia baconica</hi> ein (1662), einem Buche, welches wegen<lb/> einer der früheſten Schilderungen des Zodiakallichtes wichtig iſt. Da-<lb/> gegen enthält die „Tafel der Naturgegenſtände Britanniens“ von<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Chriſtopher Merret</hi> „die auf dieſer Inſel gefundenen Pflan-<lb/> zen, Thiere und Mineralien“ (1667; 3. Auflage 1704). Der in der<lb/> Geſchichte der Theorie der Quellen zu nennende <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/136056067">Robert Plot</persName></hi> ſchil-<lb/> dert die Naturgeſchichte Oxfordſhire's (1677) und Staffordſhire's (1686),<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/10036750X http://viaf.org/viaf/24945528">Charles Leigh</persName></hi> die von Lancaſhire, Cheſhire und dem Peak in Der-<lb/> byſhire (1700) und <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/124573215">Robert Sibbald</persName></hi>, einer der früheſten Schrift-<lb/> ſteller über Walthiere, gibt in ſeiner <hi rendition="#aq">Scotia illustrata</hi> (1684) außer<lb/> geſchichtlichen und archäologiſchen Beſchreibungen auch eine eingehende<lb/> floriſtiſche und fauniſtiſche Schilderung Schottlands<note place="foot" n="18)">Ueber Frankreich ſind aus dem Anfang dieſer Periode außer den oben er-<lb/> wähnten Reiſen J. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118788000">Ray</persName></hi>'s nur die <hi rendition="#aq">Mémoires pour l'hist. natur. de la province<lb/> de <placeName>Languedoc</placeName>. Paris,</hi> 1737, von dem als Aſtronom bekannten Generaladvocaten<lb/> und Secretair der Akademie zu Montpellier <hi rendition="#g">Franç. de Plantade</hi> anzuführen,<lb/> welches Buch ich indeß nicht kenne.</note>. In dieſer<lb/> Zeit entſtand die erſte Naturgeſchichte der Schweiz von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/104304073">Joh. Jak.<lb/> Wagner</persName></hi> (1680)<note place="foot" n="19)"><hi rendition="#aq">Historia naturalis Helvetiae curiosa, Turici,</hi> 1680 u. öfter. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118677578">Cuvier</persName></hi><lb/> folgerte mit Unrecht aus dem Zuſatze <hi rendition="#aq">curiosa,</hi> daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/104304073">Wagner</persName> dies Buch als Mit-<lb/> glied der Leopoldina geſchrieben habe. Er wurde dies erſt 1690, nachdem von ſei-<lb/> ner Schrift bereits drei Auflagen erſchienen waren.</note>, welche auch für längere Zeit die einzige blieb, da<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118607308">Scheuchzer</persName> nur die Geologie, Mineralogie und die Foſſilien berückſich-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [421/0432]
Localſchilderungen.
ganz entſchlummern, wie es denn allerdings nur wenige gegeben hat,
welche ganz zu beſtehen aufgehört haben. Die nächſte Aeußerung des
wohlthätigen Einfluſſes des ſich auch in der Gründung der gelehrten
Geſellſchaften ausſprechenden Intereſſes an Naturgegenſtänden, wel-
cher in einer entſchieden ernſten Richtung von der zweiten Hälfte des
ſiebzehnten Jahrhunderts an beinahe überall durchbricht, iſt die ſorg-
fältige Schilderung der Naturverhältniſſe der Heimathländer der be-
treffenden Gelehrten. Hier gieng beſonders England mit ausführlichen
Beſchreibungen voran. Den Anfang machte Gerard Boate mit
ſeiner Naturgeſchichte Irlands (1652). Wenig nur auf die belebte
Natur gieng Joſua Childrey, Kaplan des Herzogs von Somerſet,
in ſeiner Britannia baconica ein (1662), einem Buche, welches wegen
einer der früheſten Schilderungen des Zodiakallichtes wichtig iſt. Da-
gegen enthält die „Tafel der Naturgegenſtände Britanniens“ von
Dr. Chriſtopher Merret „die auf dieſer Inſel gefundenen Pflan-
zen, Thiere und Mineralien“ (1667; 3. Auflage 1704). Der in der
Geſchichte der Theorie der Quellen zu nennende Robert Plot ſchil-
dert die Naturgeſchichte Oxfordſhire's (1677) und Staffordſhire's (1686),
Charles Leigh die von Lancaſhire, Cheſhire und dem Peak in Der-
byſhire (1700) und Robert Sibbald, einer der früheſten Schrift-
ſteller über Walthiere, gibt in ſeiner Scotia illustrata (1684) außer
geſchichtlichen und archäologiſchen Beſchreibungen auch eine eingehende
floriſtiſche und fauniſtiſche Schilderung Schottlands 18). In dieſer
Zeit entſtand die erſte Naturgeſchichte der Schweiz von Joh. Jak.
Wagner (1680) 19), welche auch für längere Zeit die einzige blieb, da
Scheuchzer nur die Geologie, Mineralogie und die Foſſilien berückſich-
18) Ueber Frankreich ſind aus dem Anfang dieſer Periode außer den oben er-
wähnten Reiſen J. Ray's nur die Mémoires pour l'hist. natur. de la province
de Languedoc. Paris, 1737, von dem als Aſtronom bekannten Generaladvocaten
und Secretair der Akademie zu Montpellier Franç. de Plantade anzuführen,
welches Buch ich indeß nicht kenne.
19) Historia naturalis Helvetiae curiosa, Turici, 1680 u. öfter. Cuvier
folgerte mit Unrecht aus dem Zuſatze curiosa, daß Wagner dies Buch als Mit-
glied der Leopoldina geſchrieben habe. Er wurde dies erſt 1690, nachdem von ſei-
ner Schrift bereits drei Auflagen erſchienen waren.
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