Naturhistoriker des Jahrhunderts rühmt, trotzdem er in manchen Punkten von ihm abweicht, für einen besseren Systematiker hält.
Auf Klein war übrigens das Linne'sche System und die Verän- derungen, welche Linne selbst an demselben vorgenommen hatte, nicht ohne Einfluß geblieben, wenn er sich gleich nur mit Widerstreben dazu entschloß, einer Verwandtschaft zu Liebe das künstliche Gefüge seines Systems einigermaßen zu lockern. In der 1751 erschienenen, lateinisch geschriebenen Eintheilung und kurzen Geschichte der Vierfüßer, deren eine Uebersetzung eben erwähnt wurde und welche eine Beschreibung aller ihm bekannten oder von Autoren hinreichend kenntlich geschilderten Arten enthält, theilt er die Vierfüßer, hierbei fast ganz Ray folgend, in Hufthiere und Zehenthiere. Bei den Ersteren, seiner ersten "Ord- nung", bestimmt die Zahl der Hufe die Bildung der Familie. Es gibt ein-, zwei-, drei-, vier- und fünfhufige (die drei letzteren sind Nas- horn, Nilpferd und Elefant). Daß dabei das Schwein als Zweihufer neben den Wiederkäuern40) erscheint, ist zufällig und kann natürlich nicht Klein als eine besondere Einsicht in die eigentlichen natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse des Schweines angerechnet werden. Die Zehenthiere scheiden sich in die zweite Ordnung, die Behaarten, wobei er jedoch die Einschränkung hinzufügt, daß sie auch eine lederartige oder schildförmige Bedeckung haben können, und in die dritte Ordnung der nicht Behaarten. Erstere sind stets lebendiggebärend, letztere sind nie behaart, haben aber entweder eine nackte oder beschuppte Haut und sind entweder eierlegend oder lebendiggebärend. Die Gruppe wird also lediglich durch ein negatives Merkmal gekennzeichnet. Die erste Gruppe bilden natürlich die Säugethiere, welche gleichfalls nach der Zahl der Zehen (wobei die vorderen Füße vorzüglich berücksichtigt werden) in zweizehige (Kamel!, wie bei Ray, und Silen, d. h. ein Faulthier), dreizehige, (Ai und Ameisenfresser), vierzehige (Gürtelthiere, Meer- schweinchen und ein nordamerikanisches Stachelschwein), fünfzehige (Nager, Carnivoren und Affen) und endlich in solche getheilt werden,
40) Daß er nicht eine Gruppe unter dem Namen Wiederkäuer aufstellt, lag darin, daß nach ihm außer dem Kamel auch der Hase wiederkäut. Er bildet sogar einen gehörnten Hasen ab.
Periode der Syſtematik.
Naturhiſtoriker des Jahrhunderts rühmt, trotzdem er in manchen Punkten von ihm abweicht, für einen beſſeren Syſtematiker hält.
Auf Klein war übrigens das Linné'ſche Syſtem und die Verän- derungen, welche Linné ſelbſt an demſelben vorgenommen hatte, nicht ohne Einfluß geblieben, wenn er ſich gleich nur mit Widerſtreben dazu entſchloß, einer Verwandtſchaft zu Liebe das künſtliche Gefüge ſeines Syſtems einigermaßen zu lockern. In der 1751 erſchienenen, lateiniſch geſchriebenen Eintheilung und kurzen Geſchichte der Vierfüßer, deren eine Ueberſetzung eben erwähnt wurde und welche eine Beſchreibung aller ihm bekannten oder von Autoren hinreichend kenntlich geſchilderten Arten enthält, theilt er die Vierfüßer, hierbei faſt ganz Ray folgend, in Hufthiere und Zehenthiere. Bei den Erſteren, ſeiner erſten „Ord- nung“, beſtimmt die Zahl der Hufe die Bildung der Familie. Es gibt ein-, zwei-, drei-, vier- und fünfhufige (die drei letzteren ſind Nas- horn, Nilpferd und Elefant). Daß dabei das Schwein als Zweihufer neben den Wiederkäuern40) erſcheint, iſt zufällig und kann natürlich nicht Klein als eine beſondere Einſicht in die eigentlichen natürlichen Verwandtſchaftsverhältniſſe des Schweines angerechnet werden. Die Zehenthiere ſcheiden ſich in die zweite Ordnung, die Behaarten, wobei er jedoch die Einſchränkung hinzufügt, daß ſie auch eine lederartige oder ſchildförmige Bedeckung haben können, und in die dritte Ordnung der nicht Behaarten. Erſtere ſind ſtets lebendiggebärend, letztere ſind nie behaart, haben aber entweder eine nackte oder beſchuppte Haut und ſind entweder eierlegend oder lebendiggebärend. Die Gruppe wird alſo lediglich durch ein negatives Merkmal gekennzeichnet. Die erſte Gruppe bilden natürlich die Säugethiere, welche gleichfalls nach der Zahl der Zehen (wobei die vorderen Füße vorzüglich berückſichtigt werden) in zweizehige (Kamel!, wie bei Ray, und Silen, d. h. ein Faulthier), dreizehige, (Ai und Ameiſenfreſſer), vierzehige (Gürtelthiere, Meer- ſchweinchen und ein nordamerikaniſches Stachelſchwein), fünfzehige (Nager, Carnivoren und Affen) und endlich in ſolche getheilt werden,
40) Daß er nicht eine Gruppe unter dem Namen Wiederkäuer aufſtellt, lag darin, daß nach ihm außer dem Kamel auch der Haſe wiederkäut. Er bildet ſogar einen gehörnten Haſen ab.
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Periode der Syſtematik.
Naturhiſtoriker des Jahrhunderts rühmt, trotzdem er in manchen
Punkten von ihm abweicht, für einen beſſeren Syſtematiker hält.
Auf Klein war übrigens das Linné'ſche Syſtem und die Verän-
derungen, welche Linné ſelbſt an demſelben vorgenommen hatte, nicht
ohne Einfluß geblieben, wenn er ſich gleich nur mit Widerſtreben dazu
entſchloß, einer Verwandtſchaft zu Liebe das künſtliche Gefüge ſeines
Syſtems einigermaßen zu lockern. In der 1751 erſchienenen, lateiniſch
geſchriebenen Eintheilung und kurzen Geſchichte der Vierfüßer, deren
eine Ueberſetzung eben erwähnt wurde und welche eine Beſchreibung aller
ihm bekannten oder von Autoren hinreichend kenntlich geſchilderten Arten
enthält, theilt er die Vierfüßer, hierbei faſt ganz Ray folgend, in
Hufthiere und Zehenthiere. Bei den Erſteren, ſeiner erſten „Ord-
nung“, beſtimmt die Zahl der Hufe die Bildung der Familie. Es gibt
ein-, zwei-, drei-, vier- und fünfhufige (die drei letzteren ſind Nas-
horn, Nilpferd und Elefant). Daß dabei das Schwein als Zweihufer
neben den Wiederkäuern 40) erſcheint, iſt zufällig und kann natürlich
nicht Klein als eine beſondere Einſicht in die eigentlichen natürlichen
Verwandtſchaftsverhältniſſe des Schweines angerechnet werden. Die
Zehenthiere ſcheiden ſich in die zweite Ordnung, die Behaarten, wobei
er jedoch die Einſchränkung hinzufügt, daß ſie auch eine lederartige oder
ſchildförmige Bedeckung haben können, und in die dritte Ordnung der
nicht Behaarten. Erſtere ſind ſtets lebendiggebärend, letztere ſind nie
behaart, haben aber entweder eine nackte oder beſchuppte Haut und ſind
entweder eierlegend oder lebendiggebärend. Die Gruppe wird alſo
lediglich durch ein negatives Merkmal gekennzeichnet. Die erſte Gruppe
bilden natürlich die Säugethiere, welche gleichfalls nach der Zahl der
Zehen (wobei die vorderen Füße vorzüglich berückſichtigt werden) in
zweizehige (Kamel!, wie bei Ray, und Silen, d. h. ein Faulthier),
dreizehige, (Ai und Ameiſenfreſſer), vierzehige (Gürtelthiere, Meer-
ſchweinchen und ein nordamerikaniſches Stachelſchwein), fünfzehige
(Nager, Carnivoren und Affen) und endlich in ſolche getheilt werden,
40) Daß er nicht eine Gruppe unter dem Namen Wiederkäuer aufſtellt, lag
darin, daß nach ihm außer dem Kamel auch der Haſe wiederkäut. Er bildet ſogar
einen gehörnten Haſen ab.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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