noch übrigen Gattungen Taenia, Volvox, Furia und Chaos, welche mit Hydra und Pennatula als locomotive den anderen fixirten Gattungen gegenübergestellt werden, erhalten ihre Diagnosen nach der allgemeinen Körperform; Chaos soll den Uebergang zu den Pflanzen vermitteln.
Linne's System mußte ausführlich mitgetheilt werden, da es zum erstenmal in consequenter Durchführung das ganze Thierreich mit allen Classen bis herab auf alle Arten umfaßte, welche ihm charakterisirbar erschienen. Er hat dadurch eine große Zahl thierischer Formen erst wie- dererkennbar gemacht, was für die Geschichte derselben von der größten Bedeutung ist. Ferner sind ja auch bis in die neuesten Zeiten herab alle Versuche, das System zu verbessern, wenigstens was die formelle Seite desselben betrifft, durchaus nur Aenderungen des Linne'schen gewesen. Mit der Herausgabe der zwölften Ausgabe schloß Linne's eigne Thätigkeit am System ab. Es verdient aber gleich hier die unter dem Titel einer dreizehnten Ausgabe und noch unter Linne's Namen von Joh. Friedrich Gmelin herausgegebene Bearbeitung um so mehr erwähnt zu werden, als Gmelin zwar in manchen mehr oder weniger untergeordneten Einzelnheiten Linne's Worte und Auffassung geändert hat, dabei aber doch die in den zwanzig Jahren, welche zwischen der Herausgabe der zwölften und dreizehnten Ausgabe liegen, erschienenen Bereicherungen der Zoologie so eingehend dem System zu Nutze gebracht hat, daß seine Ausgabe immer noch linne'isch aber doch im eigentlichen Sinne reformirt genannt zu werden verdient. Daß übrigens alle Aen- derungen wirkliche Verbesserungen sind, soll ebensowenig behauptet werden, wie geleugnet werden kann, daß der eigenthümliche Schmelz der Linne'schen Darstellung hin und wieder verloren gegangen ist. Es hat sich indeß aus dem Vorstehenden ergeben, daß Linne selbst in man- chen Punkten mit seinen Aenderungen entschieden keine Verbesserungen angebracht hat.52). Geht man die einzelnen Classen durch, so finden
52) Um den Umfang der betreffenden Arbeiten anschaulich zu machen, sei er- wähnt, daß das Thierreich in der zehnten Ausgabe Linne's 823, in der zwölften 1327, in der Gmelin'schen dreizehnten Ausgabe bei ziemlich gleichem Drucke 3909 Seiten stark ist.
noch übrigen Gattungen Taenia, Volvox, Furia und Chaos, welche mit Hydra und Pennatula als locomotive den anderen fixirten Gattungen gegenübergeſtellt werden, erhalten ihre Diagnoſen nach der allgemeinen Körperform; Chaos ſoll den Uebergang zu den Pflanzen vermitteln.
Linné's Syſtem mußte ausführlich mitgetheilt werden, da es zum erſtenmal in conſequenter Durchführung das ganze Thierreich mit allen Claſſen bis herab auf alle Arten umfaßte, welche ihm charakteriſirbar erſchienen. Er hat dadurch eine große Zahl thieriſcher Formen erſt wie- dererkennbar gemacht, was für die Geſchichte derſelben von der größten Bedeutung iſt. Ferner ſind ja auch bis in die neueſten Zeiten herab alle Verſuche, das Syſtem zu verbeſſern, wenigſtens was die formelle Seite deſſelben betrifft, durchaus nur Aenderungen des Linné'ſchen geweſen. Mit der Herausgabe der zwölften Ausgabe ſchloß Linné's eigne Thätigkeit am Syſtem ab. Es verdient aber gleich hier die unter dem Titel einer dreizehnten Ausgabe und noch unter Linné's Namen von Joh. Friedrich Gmelin herausgegebene Bearbeitung um ſo mehr erwähnt zu werden, als Gmelin zwar in manchen mehr oder weniger untergeordneten Einzelnheiten Linné's Worte und Auffaſſung geändert hat, dabei aber doch die in den zwanzig Jahren, welche zwiſchen der Herausgabe der zwölften und dreizehnten Ausgabe liegen, erſchienenen Bereicherungen der Zoologie ſo eingehend dem Syſtem zu Nutze gebracht hat, daß ſeine Ausgabe immer noch linné'iſch aber doch im eigentlichen Sinne reformirt genannt zu werden verdient. Daß übrigens alle Aen- derungen wirkliche Verbeſſerungen ſind, ſoll ebenſowenig behauptet werden, wie geleugnet werden kann, daß der eigenthümliche Schmelz der Linné'ſchen Darſtellung hin und wieder verloren gegangen iſt. Es hat ſich indeß aus dem Vorſtehenden ergeben, daß Linné ſelbſt in man- chen Punkten mit ſeinen Aenderungen entſchieden keine Verbeſſerungen angebracht hat.52). Geht man die einzelnen Claſſen durch, ſo finden
52) Um den Umfang der betreffenden Arbeiten anſchaulich zu machen, ſei er- wähnt, daß das Thierreich in der zehnten Ausgabe Linné's 823, in der zwölften 1327, in der Gmelin'ſchen dreizehnten Ausgabe bei ziemlich gleichem Drucke 3909 Seiten ſtark iſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0528"n="517"/><fwplace="top"type="header"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Carl von Linné</persName>.</fw><lb/>
noch übrigen Gattungen <hirendition="#aq">Taenia, Volvox, Furia</hi> und <hirendition="#aq">Chaos,</hi> welche<lb/>
mit <hirendition="#aq">Hydra</hi> und <hirendition="#aq">Pennatula</hi> als locomotive den anderen fixirten Gattungen<lb/>
gegenübergeſtellt werden, erhalten ihre Diagnoſen nach der allgemeinen<lb/>
Körperform; <hirendition="#aq">Chaos</hi>ſoll den Uebergang zu den Pflanzen vermitteln.</p><lb/><p><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'s Syſtem mußte ausführlich mitgetheilt werden, da es zum<lb/>
erſtenmal in conſequenter Durchführung das ganze Thierreich mit allen<lb/>
Claſſen bis herab auf alle Arten umfaßte, welche ihm charakteriſirbar<lb/>
erſchienen. Er hat dadurch eine große Zahl thieriſcher Formen erſt wie-<lb/>
dererkennbar gemacht, was für die Geſchichte derſelben von der größten<lb/>
Bedeutung iſt. Ferner ſind ja auch bis in die neueſten Zeiten herab alle<lb/>
Verſuche, das Syſtem zu verbeſſern, wenigſtens was die formelle<lb/>
Seite deſſelben betrifft, durchaus nur Aenderungen des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'ſchen<lb/>
geweſen. Mit der Herausgabe der zwölften Ausgabe ſchloß <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'s<lb/>
eigne Thätigkeit am Syſtem ab. Es verdient aber gleich hier die unter dem<lb/>
Titel einer dreizehnten Ausgabe und noch unter <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'s Namen von<lb/><hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/116684674">Joh. Friedrich Gmelin</persName></hi> herausgegebene Bearbeitung um ſo mehr<lb/>
erwähnt zu werden, als <persNameref="http://d-nb.info/gnd/116684674">Gmelin</persName> zwar in manchen mehr oder weniger<lb/>
untergeordneten Einzelnheiten <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'s Worte und Auffaſſung geändert<lb/>
hat, dabei aber doch die in den zwanzig Jahren, welche zwiſchen der<lb/>
Herausgabe der zwölften und dreizehnten Ausgabe liegen, erſchienenen<lb/>
Bereicherungen der Zoologie ſo eingehend dem Syſtem zu Nutze gebracht<lb/>
hat, daß ſeine Ausgabe immer noch <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">linné</persName>'iſch aber doch im eigentlichen<lb/>
Sinne reformirt genannt zu werden verdient. Daß übrigens alle Aen-<lb/>
derungen wirkliche Verbeſſerungen ſind, ſoll ebenſowenig behauptet<lb/>
werden, wie geleugnet werden kann, daß der eigenthümliche Schmelz<lb/>
der <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'ſchen Darſtellung hin und wieder verloren gegangen iſt. Es<lb/>
hat ſich indeß aus dem Vorſtehenden ergeben, daß <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>ſelbſt in man-<lb/>
chen Punkten mit ſeinen Aenderungen entſchieden keine Verbeſſerungen<lb/>
angebracht hat.<noteplace="foot"n="52)">Um den Umfang der betreffenden Arbeiten anſchaulich zu machen, ſei er-<lb/>
wähnt, daß das Thierreich in der zehnten Ausgabe <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118573349">Linné</persName>'s 823, in der zwölften<lb/>
1327, in der <persNameref="http://d-nb.info/gnd/116684674">Gmelin</persName>'ſchen dreizehnten Ausgabe bei ziemlich gleichem Drucke 3909<lb/>
Seiten ſtark iſt.</note>. Geht man die einzelnen Claſſen durch, ſo finden<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[517/0528]
Carl von Linné.
noch übrigen Gattungen Taenia, Volvox, Furia und Chaos, welche
mit Hydra und Pennatula als locomotive den anderen fixirten Gattungen
gegenübergeſtellt werden, erhalten ihre Diagnoſen nach der allgemeinen
Körperform; Chaos ſoll den Uebergang zu den Pflanzen vermitteln.
Linné's Syſtem mußte ausführlich mitgetheilt werden, da es zum
erſtenmal in conſequenter Durchführung das ganze Thierreich mit allen
Claſſen bis herab auf alle Arten umfaßte, welche ihm charakteriſirbar
erſchienen. Er hat dadurch eine große Zahl thieriſcher Formen erſt wie-
dererkennbar gemacht, was für die Geſchichte derſelben von der größten
Bedeutung iſt. Ferner ſind ja auch bis in die neueſten Zeiten herab alle
Verſuche, das Syſtem zu verbeſſern, wenigſtens was die formelle
Seite deſſelben betrifft, durchaus nur Aenderungen des Linné'ſchen
geweſen. Mit der Herausgabe der zwölften Ausgabe ſchloß Linné's
eigne Thätigkeit am Syſtem ab. Es verdient aber gleich hier die unter dem
Titel einer dreizehnten Ausgabe und noch unter Linné's Namen von
Joh. Friedrich Gmelin herausgegebene Bearbeitung um ſo mehr
erwähnt zu werden, als Gmelin zwar in manchen mehr oder weniger
untergeordneten Einzelnheiten Linné's Worte und Auffaſſung geändert
hat, dabei aber doch die in den zwanzig Jahren, welche zwiſchen der
Herausgabe der zwölften und dreizehnten Ausgabe liegen, erſchienenen
Bereicherungen der Zoologie ſo eingehend dem Syſtem zu Nutze gebracht
hat, daß ſeine Ausgabe immer noch linné'iſch aber doch im eigentlichen
Sinne reformirt genannt zu werden verdient. Daß übrigens alle Aen-
derungen wirkliche Verbeſſerungen ſind, ſoll ebenſowenig behauptet
werden, wie geleugnet werden kann, daß der eigenthümliche Schmelz
der Linné'ſchen Darſtellung hin und wieder verloren gegangen iſt. Es
hat ſich indeß aus dem Vorſtehenden ergeben, daß Linné ſelbſt in man-
chen Punkten mit ſeinen Aenderungen entſchieden keine Verbeſſerungen
angebracht hat. 52). Geht man die einzelnen Claſſen durch, ſo finden
52) Um den Umfang der betreffenden Arbeiten anſchaulich zu machen, ſei er-
wähnt, daß das Thierreich in der zehnten Ausgabe Linné's 823, in der zwölften
1327, in der Gmelin'ſchen dreizehnten Ausgabe bei ziemlich gleichem Drucke 3909
Seiten ſtark iſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/528>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.