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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Fortschritte der Systematik und der Kenntniß einzelner Classen.
Stockholm) eine reiche Sammlung umfassender Beobachtungen. Weni-
ger ausgedehnt, aber die behandelten Thiere eingehend untersuchend sind
die einzeln erschienenen, aber später gesammelten Untersuchungen des
oben genannten J. Chr. Schäffer. Sein in den 1780 erschie-
nenen Elementen niedergelegtes System gründet sich auf die Flügel und
die Zahl der Tarsenglieder. Rösel beabsichtigte nicht, ein neues Sy-
stem aufzustellen; in der seinen Beobachtungen vorausgeschickten Ueber-
sicht findet sich daher nur ein Gerüst, nach welchem er die Insecten
behandelt und worin er besonders den Wohnort und die Verwandlungen
berücksichtigt. Dagegen stellte De Geer ein neues System auf,
welches
sich indessen nur durch andere Anordnung der einzelnen Gruppen und
dadurch von dem Linne's unterscheidet, daß die Hemipteren des
letzteren
in mehrere, aber nicht naturgemäße Ordnungen aufgelöst sind. Auch
Et. L. Geoffroy71)
gab in der Beschreibung der Insecten der Um-
gegend von Paris eine sich zwar im Wesentlichen an Linne anschließende
Classification; doch wird in ihr zum erstenmale die Zahl der Fußglieder
als Gruppenmerkmal benutzt. Einen großen Umschwung in der Syste-
matik der Gliederthiere brachte Joh. Chrstn. Fabricius hervor (geb.
1745 in Tondern, gest. 1808 als Professor in Kiel). Es war zwar schon
vor ihm der Bildung der Mundtheile Aufmerksamkeit geschenkt worden,
indeß nur nebenbei mit der allgemeinen Angabe, ob dieselben Kau- oder
Saugwerkzeuge seien. Fabricius untersuchte dieselben genauer und legte
sie seiner Eintheilung als Hauptmerkmal zu Grunde. Die sämmtlichen
Arthropoden zerfallen danach in zwei Hauptgruppen, in solche mit
kauenden und solche mit saugenden Mundtheilen. Zu den ersten brachte
Fabricius alle kauenden Insecten und als gleichwerthige Ordnungen die
Spinnen, Skorpione und Krebse, während unter den Saugenden nur
Insecten sich finden. Konnte Fabricius durch Zugrundelegung eines
einzelnen, wenn auch noch so wichtigen Gebildes auch zu keiner natur-
gemäßen Vereinigung verwandter Gruppen gelangen, so gewann doch
durch seine sorgfältigen Untersuchungen einzelner Formen die Charakte-

71) Et. Louis Geoffroy
war der Sohn des Chemikers Et. Francois und
Neffe des Botanikers Claude Joseph Geoffroy, geb. 1725, gest. 1810.

Fortſchritte der Syſtematik und der Kenntniß einzelner Claſſen.
Stockholm) eine reiche Sammlung umfaſſender Beobachtungen. Weni-
ger ausgedehnt, aber die behandelten Thiere eingehend unterſuchend ſind
die einzeln erſchienenen, aber ſpäter geſammelten Unterſuchungen des
oben genannten J. Chr. Schäffer. Sein in den 1780 erſchie-
nenen Elementen niedergelegtes Syſtem gründet ſich auf die Flügel und
die Zahl der Tarſenglieder. Röſel beabſichtigte nicht, ein neues Sy-
ſtem aufzuſtellen; in der ſeinen Beobachtungen vorausgeſchickten Ueber-
ſicht findet ſich daher nur ein Gerüſt, nach welchem er die Inſecten
behandelt und worin er beſonders den Wohnort und die Verwandlungen
berückſichtigt. Dagegen ſtellte De Geer ein neues Syſtem auf,
welches
ſich indeſſen nur durch andere Anordnung der einzelnen Gruppen und
dadurch von dem Linné's unterſcheidet, daß die Hemipteren des
letzteren
in mehrere, aber nicht naturgemäße Ordnungen aufgelöſt ſind. Auch
Ét. L. Geoffroy71)
gab in der Beſchreibung der Inſecten der Um-
gegend von Paris eine ſich zwar im Weſentlichen an Linné anſchließende
Claſſification; doch wird in ihr zum erſtenmale die Zahl der Fußglieder
als Gruppenmerkmal benutzt. Einen großen Umſchwung in der Syſte-
matik der Gliederthiere brachte Joh. Chrſtn. Fabricius hervor (geb.
1745 in Tondern, geſt. 1808 als Profeſſor in Kiel). Es war zwar ſchon
vor ihm der Bildung der Mundtheile Aufmerkſamkeit geſchenkt worden,
indeß nur nebenbei mit der allgemeinen Angabe, ob dieſelben Kau- oder
Saugwerkzeuge ſeien. Fabricius unterſuchte dieſelben genauer und legte
ſie ſeiner Eintheilung als Hauptmerkmal zu Grunde. Die ſämmtlichen
Arthropoden zerfallen danach in zwei Hauptgruppen, in ſolche mit
kauenden und ſolche mit ſaugenden Mundtheilen. Zu den erſten brachte
Fabricius alle kauenden Inſecten und als gleichwerthige Ordnungen die
Spinnen, Skorpione und Krebſe, während unter den Saugenden nur
Inſecten ſich finden. Konnte Fabricius durch Zugrundelegung eines
einzelnen, wenn auch noch ſo wichtigen Gebildes auch zu keiner natur-
gemäßen Vereinigung verwandter Gruppen gelangen, ſo gewann doch
durch ſeine ſorgfältigen Unterſuchungen einzelner Formen die Charakte-

71) Ét. Louis Geoffroy
war der Sohn des Chemikers Ét. François und
Neffe des Botanikers Claude Joſeph Geoffroy, geb. 1725, geſt. 1810.
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[559/0570] Fortſchritte der Syſtematik und der Kenntniß einzelner Claſſen. Stockholm) eine reiche Sammlung umfaſſender Beobachtungen. Weni- ger ausgedehnt, aber die behandelten Thiere eingehend unterſuchend ſind die einzeln erſchienenen, aber ſpäter geſammelten Unterſuchungen des oben genannten J. Chr. Schäffer. Sein in den 1780 erſchie- nenen Elementen niedergelegtes Syſtem gründet ſich auf die Flügel und die Zahl der Tarſenglieder. Röſel beabſichtigte nicht, ein neues Sy- ſtem aufzuſtellen; in der ſeinen Beobachtungen vorausgeſchickten Ueber- ſicht findet ſich daher nur ein Gerüſt, nach welchem er die Inſecten behandelt und worin er beſonders den Wohnort und die Verwandlungen berückſichtigt. Dagegen ſtellte De Geer ein neues Syſtem auf, welches ſich indeſſen nur durch andere Anordnung der einzelnen Gruppen und dadurch von dem Linné's unterſcheidet, daß die Hemipteren des letzteren in mehrere, aber nicht naturgemäße Ordnungen aufgelöſt ſind. Auch Ét. L. Geoffroy 71) gab in der Beſchreibung der Inſecten der Um- gegend von Paris eine ſich zwar im Weſentlichen an Linné anſchließende Claſſification; doch wird in ihr zum erſtenmale die Zahl der Fußglieder als Gruppenmerkmal benutzt. Einen großen Umſchwung in der Syſte- matik der Gliederthiere brachte Joh. Chrſtn. Fabricius hervor (geb. 1745 in Tondern, geſt. 1808 als Profeſſor in Kiel). Es war zwar ſchon vor ihm der Bildung der Mundtheile Aufmerkſamkeit geſchenkt worden, indeß nur nebenbei mit der allgemeinen Angabe, ob dieſelben Kau- oder Saugwerkzeuge ſeien. Fabricius unterſuchte dieſelben genauer und legte ſie ſeiner Eintheilung als Hauptmerkmal zu Grunde. Die ſämmtlichen Arthropoden zerfallen danach in zwei Hauptgruppen, in ſolche mit kauenden und ſolche mit ſaugenden Mundtheilen. Zu den erſten brachte Fabricius alle kauenden Inſecten und als gleichwerthige Ordnungen die Spinnen, Skorpione und Krebſe, während unter den Saugenden nur Inſecten ſich finden. Konnte Fabricius durch Zugrundelegung eines einzelnen, wenn auch noch ſo wichtigen Gebildes auch zu keiner natur- gemäßen Vereinigung verwandter Gruppen gelangen, ſo gewann doch durch ſeine ſorgfältigen Unterſuchungen einzelner Formen die Charakte- 71) Ét. Louis Geoffroy war der Sohn des Chemikers Ét. François und Neffe des Botanikers Claude Joſeph Geoffroy, geb. 1725, geſt. 1810.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/570>, abgerufen am 22.11.2024.