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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Morphologie.
Resultaten. Von 1822 an war in verschiedenen einzelnen Reisen Wilh.
Pet. Eduard Rüppell
(geb. 1794) mit der Durchforschung Abyssi-
niens und Dongola's beschäftigt. Seine geographisch wichtigen Reisen
haben auch die Kenntniß der afrikanischen Thierwelt nicht unerheblich
erweitert. Gleichfalls sehr erfolgreich waren die von 1835-1840 in
Nordost-Afrika und Syrien ausgeführten Reisen Joseph Russegger's
(geb. 1802), welchen Theod. Kotschy (geb. 1813, gest. 1866) als
beschreibender Naturforscher begleitete. Eine französische Expedition nach
Abyssinien führte in den Jahren 1839-1843 Theophile Lefebvre.
Neuerdings hat auch Theodor von Heuglin (geb. 1824) verschiedenes
Neue von seiner Reise in Nordost-Afrika (1852-53) heimgebracht,
wie ja auch die mannichfachen Expeditionen in das Innere von Afrika,
welche den letzten zwanzig Jahren angehören, nicht ohne einzelne inter-
essante zoologische Ausbeute geblieben sind. -- Nachdem bereits 1836-38
Moritz Wagner (geb. 1807, Bruder des Physiologen Rudolph W.)
die Regentschaft Algier zu naturhistorischen Zwecken bereist hatte, ließ
die französische Regierung in den Jahren 1840-1843 Algerien durch
eine besondere Commission wissenschaftlich untersuchen. -- Die canari-
schen Inseln, welche bereits Alex. von Humboldt vorübergehend, später
Leopold von Buch auf ihre physikalischen und geologischen Verhältnisse
untersucht hatte, fanden von 1835-44 in Philipp Barker-Webb
und Sabin Berthelot (geb. 1794 in Marseille) naturhistorische
Beschreiber. Die Fauna Madeira's untersuchten R. T. Lowe, Osw.
Heer
, T. Vernon Wollaston u. A.

Für die Kenntniß der Tiefenverbreitung der Thiere wurden die
noch zu erwähnenden Untersuchungen von Edward Forbes im Mittel-
meere sehr wichtig. Griechenland wurde von einer unter Leitung von
Bory de St. Vincent gestellten wissenschaftlichen Commission von
Frankreich aus naturhistorisch erforscht (1829-31). Das adriatische
Meer fand in Stefano Andr. Renier (1759-1830) einen faunisti-
schen Bearbeiter. Neapel's Fauna schilderten Stefano delle Chiaje
und Oronzio Gabriele Costa (später in Verbindung mit seinem Sohne
Achille). Eine italienische Fauna bearbeitete Bonaparte. Zur nähern
Erforschung der zoologischen Verhältnisse Spaniens ist in neuerer Zeit

Periode der Morphologie.
Reſultaten. Von 1822 an war in verſchiedenen einzelnen Reiſen Wilh.
Pet. Eduard Rüppell
(geb. 1794) mit der Durchforſchung Abyſſi-
niens und Dongola's beſchäftigt. Seine geographiſch wichtigen Reiſen
haben auch die Kenntniß der afrikaniſchen Thierwelt nicht unerheblich
erweitert. Gleichfalls ſehr erfolgreich waren die von 1835-1840 in
Nordoſt-Afrika und Syrien ausgeführten Reiſen Joſeph Ruſſegger's
(geb. 1802), welchen Theod. Kotſchy (geb. 1813, geſt. 1866) als
beſchreibender Naturforſcher begleitete. Eine franzöſiſche Expedition nach
Abyſſinien führte in den Jahren 1839-1843 Théophile Lefebvre.
Neuerdings hat auch Theodor von Heuglin (geb. 1824) verſchiedenes
Neue von ſeiner Reiſe in Nordoſt-Afrika (1852-53) heimgebracht,
wie ja auch die mannichfachen Expeditionen in das Innere von Afrika,
welche den letzten zwanzig Jahren angehören, nicht ohne einzelne inter-
eſſante zoologiſche Ausbeute geblieben ſind. — Nachdem bereits 1836-38
Moritz Wagner (geb. 1807, Bruder des Phyſiologen Rudolph W.)
die Regentſchaft Algier zu naturhiſtoriſchen Zwecken bereiſt hatte, ließ
die franzöſiſche Regierung in den Jahren 1840-1843 Algerien durch
eine beſondere Commiſſion wiſſenſchaftlich unterſuchen. — Die canari-
ſchen Inſeln, welche bereits Alex. von Humboldt vorübergehend, ſpäter
Leopold von Buch auf ihre phyſikaliſchen und geologiſchen Verhältniſſe
unterſucht hatte, fanden von 1835-44 in Philipp Barker-Webb
und Sabin Berthelot (geb. 1794 in Marſeille) naturhiſtoriſche
Beſchreiber. Die Fauna Madeira's unterſuchten R. T. Lowe, Osw.
Heer
, T. Vernon Wollaſton u. A.

Für die Kenntniß der Tiefenverbreitung der Thiere wurden die
noch zu erwähnenden Unterſuchungen von Edward Forbes im Mittel-
meere ſehr wichtig. Griechenland wurde von einer unter Leitung von
Bory de St. Vincent geſtellten wiſſenſchaftlichen Commiſſion von
Frankreich aus naturhiſtoriſch erforſcht (1829-31). Das adriatiſche
Meer fand in Stefano Andr. Renier (1759-1830) einen fauniſti-
ſchen Bearbeiter. Neapel's Fauna ſchilderten Stefano delle Chiaje
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Erforſchung der zoologiſchen Verhältniſſe Spaniens iſt in neuerer Zeit

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[662/0673] Periode der Morphologie. Reſultaten. Von 1822 an war in verſchiedenen einzelnen Reiſen Wilh. Pet. Eduard Rüppell (geb. 1794) mit der Durchforſchung Abyſſi- niens und Dongola's beſchäftigt. Seine geographiſch wichtigen Reiſen haben auch die Kenntniß der afrikaniſchen Thierwelt nicht unerheblich erweitert. Gleichfalls ſehr erfolgreich waren die von 1835-1840 in Nordoſt-Afrika und Syrien ausgeführten Reiſen Joſeph Ruſſegger's (geb. 1802), welchen Theod. Kotſchy (geb. 1813, geſt. 1866) als beſchreibender Naturforſcher begleitete. Eine franzöſiſche Expedition nach Abyſſinien führte in den Jahren 1839-1843 Théophile Lefebvre. Neuerdings hat auch Theodor von Heuglin (geb. 1824) verſchiedenes Neue von ſeiner Reiſe in Nordoſt-Afrika (1852-53) heimgebracht, wie ja auch die mannichfachen Expeditionen in das Innere von Afrika, welche den letzten zwanzig Jahren angehören, nicht ohne einzelne inter- eſſante zoologiſche Ausbeute geblieben ſind. — Nachdem bereits 1836-38 Moritz Wagner (geb. 1807, Bruder des Phyſiologen Rudolph W.) die Regentſchaft Algier zu naturhiſtoriſchen Zwecken bereiſt hatte, ließ die franzöſiſche Regierung in den Jahren 1840-1843 Algerien durch eine beſondere Commiſſion wiſſenſchaftlich unterſuchen. — Die canari- ſchen Inſeln, welche bereits Alex. von Humboldt vorübergehend, ſpäter Leopold von Buch auf ihre phyſikaliſchen und geologiſchen Verhältniſſe unterſucht hatte, fanden von 1835-44 in Philipp Barker-Webb und Sabin Berthelot (geb. 1794 in Marſeille) naturhiſtoriſche Beſchreiber. Die Fauna Madeira's unterſuchten R. T. Lowe, Osw. Heer, T. Vernon Wollaſton u. A. Für die Kenntniß der Tiefenverbreitung der Thiere wurden die noch zu erwähnenden Unterſuchungen von Edward Forbes im Mittel- meere ſehr wichtig. Griechenland wurde von einer unter Leitung von Bory de St. Vincent geſtellten wiſſenſchaftlichen Commiſſion von Frankreich aus naturhiſtoriſch erforſcht (1829-31). Das adriatiſche Meer fand in Stefano Andr. Renier (1759-1830) einen fauniſti- ſchen Bearbeiter. Neapel's Fauna ſchilderten Stefano delle Chiaje und Oronzio Gabriele Coſta (ſpäter in Verbindung mit ſeinem Sohne Achille). Eine italieniſche Fauna bearbeitete Bonaparte. Zur nähern Erforſchung der zoologiſchen Verhältniſſe Spaniens iſt in neuerer Zeit

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/673>, abgerufen am 22.11.2024.